Siegfried Stauffer & Victor I. McWybrandt
Klirrend brachen die Überreste zerstörter Glasflaschen unter den schweren Infanterie-Stiefeln des gepanzerten Downtown Gentlemans, während Siegfried sich seinen Weg durch den völlig verwüsteten Wohnraum bahnte. Immer wieder wanderten seine Augen über die eigenartigen Farbflecken und gekrümmten Zeichen; zweifelnd auf der Suche nach einem bekanntem Muster in seinem Gedächtnis, dem er diese Symbole zuordnen konnte.
[1] Die fremde Stimme ertönte erneut. Flehend verfiel ihr Tonfall von anfänglicher, zögerlicher Angst zu offenkundig, erschreckender Besorgnis.
"Bitte... Ich - Ich habe doch nichts Unrechtes getan! Ich... - Bitte Mister Gentleman. Ich möchte sie einfach nur darum bitten, mich für den Augenblick in Ruhe zu lassen! Um Ihres stählernen Willen, ich ersuche sie- K... K... Kommen sie nicht näher!"Langsam umrundete Siegfried den Haufen Unrat, zu welchem die einst so stattlich beschlagene Couch inmitten des Zimmers verkommen war. Die Augen starr nach vorne gerichtet, bog der Constable seiner Königin schließlich um die Ecke und sein Blick fiel in den offenen Durchgang.
"Uhhhhhh I knew your secret interests ~ Wobei ich gestehen muss, ich hätte gehofft, ihr wackerer Kollege hätte sich auch mehr für ma'self' interessiert. Anyways ~ Miss W-A-L-B-U-R-G-A L-E-B-E-R-Z-I-P-F..." Die wulstige Frau begann jeden Buchstaben ihrer Personalien so zu betonen, als würde sie die gesamte Tonleiter des Werkes 'Laszive Melodien' von Burghardt Hüftenfreud Stück für Stück besingen. Ihr Hals wölbte sich bei jedem Laut, während sie offenkundig dabei auch noch Wert darauf legte, ihre Lippen jedes Mal so zu verformen, wie das Modell auf dem Flangfhese Eiskrem-Poster an der Hauswand der Schneiderei gegenüber.
[2]Geduldig musterte die Frau Victor, während er den letzten Stichpunkt notierte und schließlich kurz von seinem Block aufsah. Zwinkernd erwiderte Miss Leberzipf diesen Blick und sprach:
"Und jetzt, ma' lovely dear...? Wie vertreiben wir zwei uns nun die Zeit?"
Der Gang, welcher sich vor Siegfried offenbarte, führte lediglich eine weitere Tür breit nach vorne. Zur Linken sah der Gentleman durch eine geöffnete Türe den schlecht beleuchteten Umriss einer gekachelten Wand - offenbar ein Badezimmer. Doch er kam nicht dazu, diese Erkenntnis weiter zu studieren.
Am Ende des kleinen Flures blickte er direkt in die Küche der Wohnung. Genauer gesagt blieben seine Augen auf der Person auf dem Stuhl direkt davor hängen. Ein kahl rasierter, in ein Farb-beflecktes Unterhemd und völlig zerschlissene Stoffhosen gekleideter Mann kauerte dort an der Kante eines kleinen Esstisches, direkt vor einem großen, ausladenden Giebelfenster mit Blick nach Norden. Das Antlitz des Kerls war von Entsetzen und Wahn völlig zerfurcht. Dessen Haut gebleicht vor Panik, wanderten Siegfrieds Beobachtungen von den bläulich, pulsierenden Adern an seiner Stirn, langsam zu der entsicherten Flock'n'Bolter Handfeuerwaffe an seiner Schläfe.
Die Linke presste er gegen die Unterarmmuskeln seines Waffenarmes. Sehnen traten vor Anstrengung an beiden Handrücken hervor und er zitterte deutlich, wobei die Temperatur in diesen Räumlichkeiten äußerste Behaglichkeit aufwies und der Mann andererseits deutlich schwitzte. Alles in allem war seine Körperhaltung völlig eigenartig.
Während Siegfried zu allem Überfluss aus dem Augenwinkel am Rande seines Sichtfeldes weitere Symbole und Zeichen in selbiger Farbe entdeckte... Wurde er das Gefühl nicht los, dass dieser Kerl irgendwie mit sich selbst rang.
"B... B... B... Bitte!! Verdammt nochmal... Lassen sie mich doch einfach zufrieden! Ich... Ich FLEHE SIE AN! GEHEN SIE!!"