Bernadette, Barry Gamble & Siegfried Stauffer
Die filigrane Zange vibrierte sichtlich in den Händen des Koboldes Barry Gamble, als sich diese langsam dem hauchdünnen Strang näherte, welcher das Fass mit der darunter liegenden Falltür verband. Die Stille innerhalb jener Lagerhalle wurde von der nervösen Atmung des kleinen Downtown Gentlemans immer wieder unterbrochen, als ihm vor Anspannung Schweiß in die Augenhöhlen tropfte. Unwissend, was die Durchtrennung des Fadens für Folgen haben würde, legte er in jener Rettungsaktion all seine Trümpfe auf diese eine Karte und drückte zu.
Sein Lawbringer brüllte auf vollstem Getriebe durch die Nacht, während die untersten Ebenen Kromdales zu einem undeutlichen Schimmer an den Seiten seiner Wahrnehmung verschwammen. Der Comissioner hatte Recht behalten. Die gigantische Säule, welche jene Kilometer-breiten Bodenflächen übereinander stützte und gleichzeitig miteinander verband, war von den größten Explosionen verschont geblieben. Tausende Bewohner versuchten mit dem aller Nötigsten ihres verbliebenen Besitzes darin nach oben zu gelangen, um der schwindenden Luft und jenen verheerenden Flammen zu entgehen. Innerhalb der Ebenensäule verlief spiralförmig ein sog. 'Downway' von der höchsten Stufe bis zur untersten. Sobald Siegfried Stauffer mitsamt seines Gefährtes den 'DW' erreicht hatte, verschwanden auch die Hindernisse und anderen Fahrzeuge, welche seinen Weg bislang blockiert und somit die Unterstützung seiner Kollegen aufgehalten hatte. Die rechte Fahrbahn war wie leer gefegt; ganz im Gegensatz zu den sich stauenden Wagen, Kutschen und Bevölkerungsmassen, welche die linke Spur nahezu komplett ausfüllten. Außer jenem abkommandierten Downtown Gentleman wollte wohl niemand mehr hinab in den rauchenden, Flammen-speienden Schlot, zu welchem die unteren Ebenen des Viertels verkommen waren.
So dauerte es kaum mehr als nur eine halbe Stunde, bis Siegfried das Epizentrum der Katastrophe, die Ebene MinusDrei, passiert hatte und schließlich in die Finsternis der untersten Erdplatte Kromdales eingetaucht war. Verrottete Häuserfassaden, verziert mit hässlichem, uraltem Graffiti und undeutbaren Symbolen wechselten sich mit der alles umfassenden Dunkelheit ab; sofern aus purem Glück heraus, eine der wenigen Gaslaternen sich unregelmäßig flackernd mit einem öligem, dunkel-gelben Schein blitzend zu Wort meldete. Siegfried wusste genau, wie gefährlich es hier unten für jemanden wie ihn war. Hinter jeder Ecke lauerte der Tod. Der Justiz Palast hatte diese Gegend vor Jahrzehnten bereits aufgegeben; nur die tapfersten Soldaten und Gentlemen wagten sich noch nach hier unten... Und nun, zu allem Überfluss, war einer der Ihren von diesem Chaos verschlungen worden.
Als er schließlich besagte Ecke Mayflower-Powerry befuhr und jenen schicksalhaften Hinterhof, samt der drei abgestellten Lawbringer und dem bewusstlosen, festgeketteten Kriminellen entdeckte, wurde ihm bewusst, wie lächerlich es doch eigentlich anmutete... Dass alles, was man zur Unterstützung bei der Aufklärung jener Entführung Jenkins schickte,
der angeschlagene Zylinder Siegfried Stauffer war.
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Mit einem leisen *zipp* entspannten sich die beiden Enden des Fadens, als die beiden Klingen seiner Zange zubissen. Es dauerte noch einige weitere Lidschläge, bis Barry Gamble auch wirklich realisierte, dass die vermeidliche Explosion der Fässer ausgeblieben war und er sich somit noch an einem Stück, bäuchlings liegend-auf dem Boden der Lagerhalle befand.