Das Anknüfen an den ausformulierten Vorschlag von Charis:Ausformulierter Vorschlag (Anzeigen)Dann kam endlich der lang ersehnte Tag. Die dummen Griechen hatten aufgegeben. Endlich eingesehen, dass sie die stolzen Mauern von Troja nicht einnehmen konnten. Als Eingeständnis ihres Versagens hatten sie sogar ein Opfer dar gelassen. Ein riesiges hölzernes Pferd. Ach wie blind die Trojaner waren, als wir das Pferd in ihre Mauern gezogen hatten. So sehr hatten sie sich das Ende des Krieges gewünscht. Als die Nacht sich über die Stadt legte, begannen überall große Freudenfeste. So fanden sich auch Trios und Charis im Kreise ihrer Kammerarden in einer Taverne ein. Es wurde getrunken, geschmaust und derbe über die Griechen her gezogen. Spät abends hatten sogar einige andere Trojaner die Gewänder der Griechen angezogen. Was für ein Spaß.
Bis sich eine erdrückende Stille ausbreitete. Sie dauerte nur einen Augenblick aber erschütterte den freudigen Abend in seinen Grundfesten. Einer der feiernden Trojaner, welcher sich zu den vermeintlich Verkleideten gesellt hatte, brach blutend zusammen. Während der Mann langsam an seinem Blut erstickte, metzelten die Griechen die nächsten feiernden Männer um. Es war einer der Kammerarden von Trios und Charis, welcher als erster realisierte, was da geschah. Die Griechen waren in der Stadt. Doch bevor er seinen Speer, der neben dem Tisch an der Wand lehnte, greifen konnte hatte er gute einen Pfeil im Kopf. Alle die nahe genug an den Wänden saßen, griffen nach ihren Waffen, so auch Trios und Charis. Doch der Wein, auch wenn ihr Kopf klarer als je zuvor schien, zeigte noch immer seine Wirkung. Sie konnten kaum kämpfen. So verzog Charis mit seiner bevorzugten Waffe dermaßen, dass er einem Trojaner in den Rücken schoss. Fluchend musste der Bogenschütze zum Speer des gefallenen Kameraden greifen.
Mitgrößter Mühe schafften es die angetrunkenen Trojaner die Griechen zu töten. Nur um vor der Taverne festzustellen, dass ihre geliebte Heimatstadt im Chaos versank. Der Geruch von Feuer lag in der Luft, das Geschrei von Menschen schien aus allen Richtungen zu kommen und schon die nächsten feindlichen Griechen waren in Sicht. Um zu überleben hieß es kämpfen. Für Trios und Charis in ihrem angetrunkenen Zustand kein leichtes aber, den Göttern sei Dank, sie schafften es verletzt aber lebend in das Handwerksviertel. Hier waren weniger Griechen unterwegs und die beiden schafften es dank Charis Wissen über die hiesigen Wege größeren Reiberrein aus dem Weg zu gehen. Viele der Griechen bemerkten im Halbdunkeln nicht, dass gerade Trojaner an ihnen vorbei eilten, so sehr waren sie mit dem Plündern der Häuser beschäftigt.
In einer breiten Gasse blieb Charis abrupt stehen. Das Haus am Ende der Gasse war die Schmiede seiner Familie. Sie stand vollkommen in Flammen. Der junge Bogenschütze flehte im Rennen die Götter an, dass seine Familie nicht im brennenden Haus war. Als sie näher kamen, entdeckten sie eine kleinere Person, die neben etwas am Boden hockte. Charis erkannte in dieser Person seinen jüngeren Bruder Thémis, welcher schluchzend neben dem toten Leib seines älteren Bruders hockte. Geschockt überwand Charis die letzten Schritte zu den beiden. Er fragte den Zwölfjährigen nach seiner Schwester und dem Vater, denn außer den leblosen Körpern von zwei Griechen war nichts zu sehen. Der Junge blickte auf, fing sogar noch mehr an zu weinen und zeigte mit zitternder Hand in Richtung Haus. Charis, blind vor Sorge und Angst, lässt seinen Speer fallen und rennt zum Eingang. Doch weiter kommt er nicht. Der Eingang steht lichter loh in Flammen. Einen Moment zögert er, wartet auf den rechten Moment, dann stürmt er los.
Der feste Griff von Trios hält ihn zurück. Überrascht und wütend blickt er in die Augen seines Freundes. Er fragt ihn was das solle, will sich losreißen. Kann es aber nicht und wird stattdessen nach hinten gerissen. Während er fluchend aufsteht, baut sich Trios vor ihm auf und sagt. „Sei nicht dumm, Trios [Anm. T: Charis]. Das Haus brennt. Sicher sind schon alle tot und auch du würdest in den Flammen umkommen. Was wird dann aus deinem Bruder?“ Diese Worte reichen aus, dass Trios [Anm. T: hier müsste Charis stehen] inne hält bis er sich seinem Frust in einer lauten Ausatmung Luft macht. Wütend über die Machtlosigkeit stabt er zu seinem Bruder hinüber und schnappt sich dabei seinen Speer. Dem jungen Thémis hilft er auf die Beine zu kommen, streicht über seinen Kopf und sagt er solle nicht loslassen.
Zum Glück war der Junge nicht zu verletzt und konnte gut Schritt halten. Auch trafen sie kaum mehr auf plünderne Griechen und Trios, der nach dem Handwerkerviertel die Führung übernommen hatte, eilte rasend schnell voran. Denn wenn die Griechen schon das Handwerkerviertel plünderten, wo es eher Waffen als wirklich wertvolle Dinge gab, wie mochte es dann in Trios Wohnviertel aussehen?
Triophthalmos verlor das Gespür für den Wein, seine Sinne schärften sich als er auf Charis und Thémis schaute. Es war ein Bewusstwerden, dieses schreckliche Bewusstwerden, welches sich einer Speerspitze gleich in die Brust drückte. Während Charis seinen Bruder schützte, drangen noch immer hohe, verzerrte Schreie aus dem Haus. Im ganzen Schlachten, im Ausweichen, in der Flucht hatte er die Schreie der Sterbenden nicht wahrgenommen, ausgeblendet, beim Hören bereits wieder vergessen, sie mit Gedanken oder Gedankenlosigkeit verscheucht, sie nicht festgehalten, nur auf seinem Atem gehört, mit den Augen zwischen Feind und Nichtfeind (Freunde gab es auf der Flucht keine mehr, nur Charis) unterschieden bis sie an diesem Ort waren. Charis' Sorge um seinen Bruder machte Trios aufmerksam, auf die verklingende, furchterregende Schreie aus dem Haus. Sein Freund rettete seinen Bruder, während seine Familie verbrannte, qualvoll sengte und kohlte. Trios spürte einem Klumpen in seinem Hals. Wenn Charis Familie verbrannte, dann...
"Wir müssen!", bellte Trios und zog Charis und seinen Bruder auf die Beine und die ersten Schritte hinter sich her. Nicht nur war Charis Familie nicht mehr zu helfen, Trios Familie war noch in Gefahr. Seine Frau, seine drei Kinder. In der Ferne noch immer plündernde Griechen, welche sie vor Charis Haus entdecken konnten. Es gab genügend Gründe zu fliehen, und hätte Trios genügend Verstand gehabt, hätte er gewusst, dass seine Familie nicht überlebt haben konnte, waren sie doch viel näher an dem Pferd, an diesem unheilvollen Pferd gewesen. Sie rannten los, sie sprinteten an Feuern vorüber, wurden wieder taub für die Schreie der Sterbenden, der Leidenden, missachteten den Tod, den Feind, die Angst für nur mehr noch einen kurzen Moment, während sie in den Kern der Stadt liefen zu Trios Haus. Trios kannte keine Rast mehr, und Charis sah, wie sein Freund die Fassung über seine Angst verlor. Und er sah, wie Trios seine Menschlichkeit verlor...
Ein Mann, er war schwer verwundet und schrie vor Schmerz. Es waren nur noch wenige Meter zum Platz, an dem Trios Haus stand. Er schrie aufgrund seiner Wunden, er war ein Trojaner. Man hatte ihn übel zugerichtet, auf ihn eingetreten, ihn zum Sterben zurückgelassen. Er weinte und schrie. Es waren keine Griechen an diesem Ort in Sicht. Charis hätte ihn versorgen können, während Trios nach seinem Hause schaute. Charis stoppte, um dem Mann zu helfen. Es waren nur wenige Meter. Der Mann griff mit blutiger Hand nach Trios Schienbein, klammerte sich fest, bat herzzerreißend um Hilfe und Hilfe für seine Familie, die in einem schmorenden Haus gegen den Tod kämpfte. Charis beugte sich nieder, und Trios verlor den Kopf. Er sah das Haus, welches langsam Feuer fing. Er hörte wieder die Schreie von Charis Familie, er sah wie dessen Vater in Flammen geriet und stürzte und schrie und wand, bis das Leben aus ihm gebrannt war. Er stellte sich vor, wie seine Familie brannte. Charis suchte nach Verbandszeug und blickte gerade wieder zu dem Mann, als Trios Speer vorzuckte, und dem Mann das Leben nahm. Trios schrie jetzt selbst wie wild, riss Thémis mit sich, um Charis an sich zu binden und rannte weiter zu seinem Haus. Er rannte nur noch.
Es war zu spät gewesen. Es war einfach zu spät gewesen. Sein Haus brannte nicht, doch es war geplündert. Sie durchsuchten es, dann fanden sie auf den Stufen zum Schlafgemach Trios ältesten Sohn, Damianos, gerade vier, enthauptet. Trios sah nur noch rot, vor Blut, vor Wut, rannte die Treppen hoch, nur um seinen zweiten Sohn, Anaximenes, noch ein Säugling, zu sehen. Man hatte seinen Leib einfach an einer Wand zerschmettert. Trios war heiser vor Entsetzen und seine Schreie wurden immer stummer, wie benommen torkelte er in das Schlafgemach, wo auch seine Tochter, ein Zwilling zu Anaximenes, Astamatia, ebenso erschlagen nahe des Einganges lag. Auf dem Bett lag seine Frau, sie atmete noch schwach, in ihrem eigenen Blut, vergewaltigt, geschändet und sterbend. Charis eilte zu ihr, während Trios nach Spuren suchte, einen Nachttisch zertrat und weinend über seinen Kindern lag. Doch Charis konnte nichts mehr tun. Ein Schwertstich hatte sie zu schwer verwundet, sie zu viel Blut verloren. Es gab kein Zurück mehr, keinen Sinn...Dann setzte Trios Erinnerung aus.
Die restliche Geschichte dieses Tages kennt Trios nur aus der Erzählung seines besten Freundes.
Warum er eine Speernarbe am Hals hat beispielsweise, weil er sich schämte wegen des Todes seiner Kinder und seiner Frau, weil er sie nicht beschützte, sondern zechte, weil er einen sterbenden Mann erschlug, weil er dachte damit seine Familie retten zu können, weil er immer ein schlechter Vater und nur mäßiger Krieger gewesen war. All das hatte er sich gedankenlos vorgeworfen, während Charis noch versuchte seine Frau zu retten. Und als sie schließlich tot war, verlor Trios es ganz, setzte den Speer auf und versuchte sich in ihn zu stürzen, entehrt und seiner Freude beraubt. Charis stieß ihm um, doch Trios verwundete sich, wenn auch nicht tödlich.
Wie er den Tod suchte, und Thémis damit fast in den Tod riss, weil er anfangs sich aus Wut und Zorn jedem Griechen stellen wollte, den er sah, weil er sich an jedem rächen wollte.
Wie er sogar Trojaner tötete, wenn sie wie Griechen aussahen und er Freund und Feind nicht mehr unterscheiden konnte, oder wollte.
Wie er aufgrund des Blutverlustes endlich zusammenbrach, er doch aber auch Charis und Thémis rettete, und die beiden ihn aus den kohlenden Überresten der Stadt trugen.
Und dann war da noch die Geschichte, von der Trios auch so tat, als würde er sich nicht an die entsinnen. Eine Geschichte, von der auch Charis nie sprach. Von der auch Thémis seit jeher schwieg, und die wie der größte Schatten über das Band ihrer Freundschaft liegt, das zwar fest und ehern ist, doch ein für das Schicksal leicht zu öffnendes Schloss enthält, zu dem es seit diesem Tage auch noch den Schlüssel hat. Müde von all den Kämpfen und schockiert vom Schicksal, was ihre Familien befiel, kämpften sie sich durch, nur um kurz vor der Flucht auf einen gemeinsamen Freund zu treffen. Fédon, der im Alter von Trios gewesen war und zusammen mit diesem unter anderem Charis im Kampf ausgebildet hatte. Er kam auf sie zu, um Hilfe flehend, dass Männer in sein Haus eingedrungen waren und seine Frau und Tochter bedrängten, die sich im Zimmer eingeschlossen hatten. Sie mussten sofort handeln. Fédon flehte sie an, denn er kam nicht alleine. Zwei der Männer hatten ihn entdeckt, zwei Griechen, die ihn zu stellen versuchten, war Fédon doch ungerüstet. Charis und Trios, wie Griechen inzwischen gewandet, um den Feinden zu entgehen, sahen wie die Griechen weitere Männer fanden, und auf sie eindrängten. Und so standen sie vor der entscheidenden Frage: Müde gegen fünf Griechen kämpfen, um Fédon zu retten und dann gegen noch mehr kämpfen, damit Fédon nicht dasselbe Schicksal erlitt wie Charis und Trios, sodass seine Familie nicht in Flammen und Blut starb? Oder fliehen? Feigheit walten lassen?
Die Griechen waren nahe gekommen, nah genug, dass sie nun sehen könnten, wenn sie sich weiter mit Fédon unterhielten. Ein kurzer Blick zwischen Charis und Trios, und ihre Speere durchbohrten des Fédon Hals und Brust, sodass niemand an ihrer Verkleidung zweifelten konnte. Da Charis Fédons Hals durchbohrte, konnte er nicht mehr schreien, und doch, den Blick Fédons wird Trios seinen Lebtag nicht vergessen. Die Angst, der Vorwurf, der Verrat. Und so überließen Charis und Trios Fédon dem Tode, seine Familie der Willkür der plündernden Griechen, obwohl sie genau denselben Verlust ertragen hatten, und Troja seinem Schicksal. Wann würden sie sich ihrem Schicksal überlassen? Wann?
Edit: Verzeihe, Merope. Das mit unserer Verknüpfung muss wahrscheinlich noch warten. Ich habe heute schon ein paar tausend Worte für meine Runde, diesen Vorschlag und einige Ideen für das Tischrollenspiel produziert und habe seit heute morgen um 5 an diesen Sachen gearbeitet. Ich fühle mich also trotz des gerade angefangenen Tages etwas ausgebrannt und bitte um Nachsicht, dass ich mich wahrscheinlich erst am morgigen Tag mit der Verbindung von Merope und Trophthalmos beschäftigen werde. Vielleicht wird es nachher nach einem Mittagsstündchen noch was, aber ich will es nicht versprechen.