Varna verpasst Sariels Ankunft und Gesuch, und wahrscheinlich ist es so besser. Um ihre bionische Hand zucken immer noch Blitze, die sich bis zur Sensenklinge ausbreiten, und der Schaft der als Wanderstab benutzten Waffe donnert bei jedem ihrer Schritte zornig gegen den Metalboden. Als Aylana sie plötzlich anfunkt, ignoriert die Heretek gleich die Worte der Dark Eldar und hält dieser die einzige Frage entgegen, die ihr gerade wichtig ist: "Wo ist Eugenius?!"
Nachdem sie, der erlöschenden Hoffnung entgegen, von der Xenos keine zufriedenstellende Antwort bekommt, unterbricht die Techpriesterin die Verbindung - ohne sich zu verabschieden, aber mit dem Hinweis: "Wenn du ihn siehst, sag mir sofort bescheid!"
Mit der Kapuze tief ins Gesicht gezogen, um ihre miserable Verfassung zu verbergen, durchwandert die Fabrikweltlerin die Zerbrochenen Werften Sektion für Sektion, Dock für Dock, Halle für Halle und löchert unzählige Bewohner und Durchreisende mit immer denselben Fragen. Subtilität erscheint ihr in diesem Moment völlig sinnlos - besser gesagt, verschwendet die Maschinenseherin einfach keinen Gedanken daran. Und der letzte verkümmerte Rest Hoffnung schwindet mit jedem geschüttelten Kopf, jedem 'Nein', das sie zu hören bekommt.
Am Ende zeigt Tzeench doch einen Funken Erbarmen mit der verzagten Heretek, oder auch nur eine weitere Grausamkeit. Im Dock 576 scheint ein Arbeiter den Vermissten gesehen zu haben. "'n Servitor, der sich aber nicht wie'n Servitor benimmt? Ja, glaub schon. 's ist schon 'ne Schicht her, aber da kam einer vorbei, ich dachte, der will die letzte Fracht verladen. Aber dann hab' ich die Wumme gesehen und die Klinge. Dachte, wird 'n Kampfservitor sein, aber der hatte so'n teuflisches Grinsen auf'm Gesicht, das hat keine Drohe! Ich dachte, 'Scheiße, der is' irre!'. Hatte noch 'ne dunkle Brille auf, aber als der mich angeschaut hat, dacht' ich, der kocht mir die Eingeweide. Äh, ja. Is' aufs Schiff hin, mit dem Rest, der noch eingezogen wurde. Äh, das Schiff? Ja, die Brennende Schneise. Is' weg, gen Calixis-Sektor, Freihändlerzeug. Na, vor fünfzehn Glasen oder so. Was? Starrt mich nich' so an, Scheiße, sind hier jetzt alle irre?!"
Varna merkt nicht einmal, wie ihre Augen grün aufglühen und ihr dämonisches Starren den Dockarbeiter erschreckt. Sie dreht den Kopf unvermittelt zu der nun leeren Schleuse - Eugenius ist weg. Weg. In einem Sternensystem würde der wiederhergestellte Zerstörer des Paktes die Brennende Schneise vielleicht noch einholen können, aber im tiefen Weltall würde ein Schiff keine Tage, sondern nur einige Stunden brauchen, bis es in den Warp eintauchen kann - und das bedeutet eins: Er ist weg.
"Er ist weg!," blafft die Techpriesterin den armen Dockarbeiter an, als wäre dieser an ihrer Misere schuld. "Wohin im Calixis-Sektor? Welcher Freihändler? Was weißt du? Du musst es mir sagen!," bedrängt sie den ahnungslosen Mann, der die Hände hebt und mit einem Blick auf die zuckenden chirurgischen Werkzeuge und die patinaüberzogene Sensenklinge langsam zurückweicht. "Äh, keine Ahnung, echt, jetzt kommt mal runter! Ich weiß das doch nicht! Werd' nicht für Fragenstellen bezahlt. Freihändler war irgendwas mit 'De-', die Schneise 'ne 'olle Schwertfregatte mit irgendnem Viehwappen, mehr weiß ich nicht! Glaubt mir doch, verdammt!"
Die Ketzerin braucht lange, bis sie einsieht, dass sie aus dem einfachen Arbeiter nicht mehr herausgequetscht bekommt. "Ja, kümmer' dich um deinen eigenen Dreck," winkt sie gereizt mit der organischen Hand ab und zieht von dannen. Wohin sie läuft, ist der Techpriesterin erst einmal egal, mit den wenigen Hinweisen, die sie hat, kann sie ihre Herumfragerei von vorne beginnen. Ihr geht Eugenius' Beschreibung des Dockburschen durch den Kopf - wahnsinniges Grinsen, diabolisches Starren. Hatte ihr Verlobter also eine Fassade vorgegaukelt? Sie gar nicht wirklich geliebt? Oder wurde ihm seine Menschlichkeit so endgültig amputiert, dass es nie eine Rettung hätte geben können? Hatte der Mechanicus in seiner Perfidität womöglich eine interne Korruptionsquelle installiert, um die Wiederherstellung der Persönlichkeit im Keim zu ersticken? Varna weiß nicht, ob ihre Gedanken zu abwegig sind oder doch nahe an der Wahrheit. Sie kann bloß nicht aufhören, sich zu erinnern und zu hinterfragen, und das schmerzhafte Stechen des zerbrochenen Herzen immer wieder aufs Neue zu spüren.