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Autor Thema: Akt I - 28 Tage überfällig  (Gelesen 48521 mal)

Beschreibung: Episode 1.1

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Kemwer

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #75 am: 01.12.2015, 14:34:43 »
Statt des Purgers nickte Kemwer dem Sippling zu.

"Nem, schnell weiterziehen ist eine gute Idee. Hier sind zwar momentan keine Ghuray mehr in der Nähe, aber das kann sich schnell ändern...und kalt wie in Apophis Rachen ist es obendrein auch."

Er schenkte Mose ein kurzes, entwaffnendes Lächeln, um ihm zu zeigen, dass er keinen Streit mit ihm suchte, danach machte er sich ebenfalls auf die Suche nach brennbarem Material für den Scheiterhaufen.
« Letzte Änderung: 01.12.2015, 14:34:57 von Kemwer »

Mose

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #76 am: 01.12.2015, 17:15:21 »
Der schmale Roma hatte ihn einfach stehen lassen. Mose würde sich das für später merken. Nun aber ging es erst einmal darum, den Trupp schnell wieder in Bewegung zu setzen. Mose hielt es nicht nötig, die Leichen zu verbrennen, aber er wusste, dass die anderen vorher nicht weiterziehen würden.

Er nickte dem Africaner zu. "Gut, lass uns schnell gehen.", sagte er. Innerlich mahnte er sich allerdings, wachsam zu bleiben. Man konnte die Motive der Schwarzen nicht lesen. Womöglich würde er ihn in einen Hinterhalt locken und später behaupten, ein Leperos hätte ihn getötet.

Mose setzte sich in Richtung der Bäume in Bewegung[1].
 1. Er würde ggf. auch einen Baum mit der Axt fällen.
Am Tag des HERRN wird der Spross Israels in Herrlichkeit strahlen über den Entkommenen. Und wer in Zion übrig geblieben ist, wird heilig heißen, jeder, der zum Leben aufgeschrieben ist. - nach Jes 4

Khenubaal

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #77 am: 01.12.2015, 19:41:21 »
Dans Worte schienen zunächst nicht zu Altena durchzudringen. Die Hellvetikerin schraubte mechanisch eine Schraube der Brustabdeckung nach der anderen auf und warf die befreiten in den unscheinbaren Kasten, aus dem Sie den Schraubenschlüssel eben herausgeholt hatte. Der Blick war geradeaus auf das Metall des Harnischs gerichtet; sie vermied es, dem toten Kameraden noch einmal ins Gesicht zu schauen.

Einige Strähnen des bronzefarbenen Haares hatten sich aus dem strengen Zopf gelöst, hingen unter der Haube hervor, umrahmten das sanfte Gesicht und verdeckten zum Teil den Blick darauf. Zum ersten Mal fiel Dan die Weiblichkeit der Hellvetikerin richtig auf; sie hatte sie gut hinter der zurückaltenden und gestrengten Art versteckt, doch in diesem Augenblick des Trauer war der Schleier angehoben worden.

Ein Paar tiefe Atemzüge gingen in die kalte Luft, dann gesellte sich plötzlich eine dritte Gestalt zu ihnen. Dan sah auf und erblickte einen schlanken Purger; dunkle Augen, dunkle Haut, dunkles Haar, von dem nur einige kinnlange Strähnen der Mütze entkommen waren - und über die Hälfte des Gesichts hinter einem dicken Schal verborgen. Sein Borcisch war von Fehlern durchzogen, doch der Mann sprach wohl trotzdem die richtigen Worte, denn während er auf Altena einredete, hob diese langsam den Kopf und löste den Blick von Darios Brustplatte. Die grünen Augen - ein ungewöhnlicher Kontrast zum dunklen Teint - fixierten den Neuankömmling, der sich als Cesare vorgestellt hatte.

Als dieser endete, blieb es einige Lidschläge lang still. Schließlich nickte Altena Cesare zu. "Ja", sagte sie leise. Dann wurde die Stimme fester, gefasster, wenn auch nicht spürbar lauter. "Ja - das wäre gut. Dario soll bei dem Volk von Hellvetika liegen. Es ist unser Auftrag, das Volk zu beschützen. Und das hat er ja wohl getan?"

Sie schaute hinüber zu den anderen, erkannte wie die Leichen der Leperos und die der gefallenen Zivilisten zusammengetragen und getrennt aufgeschichtet wurden. "Es tut mir Leid, dass nicht alle überlebt haben", sagte sie zu Cesare. "Aber zumindest haben es einige geschafft. Dario ist also nicht umsonst gestorben."

Plötzlich - als würde sie sich durch einen Geistesblitz an Dans Frage erinnern; vielleicht war dem auch so? - wandte sie den Kopf zum Schrotter. "Wir haben Funkmasten hier. Ich könnte mit der Komenheit im Anzug die Alpenfestung noch erreichen." Sie hielt kurz inne und ihr Blick verhärtete sich. "Aber das werde ich nicht tun. Wenn ich den Überfall hier und Darios Tod melde, dann werde ich zurückbeordert und es dauert mindestens drei Wochen bis dieser Vorfall hinreichend aufgeklärt ist und eine neue S- und R-Mission nach Tal entsandt wird. Das ist Zeit, die Sarina und Schilz nicht haben. Und wer weiß, was sich da sonst noch ungestört zusammenbraut. Nein - wir verstecken den Harnisch und gehen nach Tal. Und wenn wir zurückkommen, hole ich Techniker aus der Festung, die Darios Rüstung bergen sollen."

Mit diesen Worten und ohne auf eine Antwort zu warten hob die Hellvetikerin die inzwischen freigeschraubte Brustplatte ab und begann schnell weitere Einzelteile auseinander zu klinken. Sie blickte kurz auf und schaute wieder zu Cesare:  "Das hier muss ich mit dem Mitglied meines Teams tun, tut mir Leid. Aber du hast recht - sobald das gemacht ist, sollten wir Dario zusammen mit euren Toten verbrennen."

* * *

Als Cesare sich davonschlich, schaute Sigmar ihm kurz hinterher. Der Richter verzog den Mund und schüttelte den Kopf. "Typisch Aasgeier", sagte er. "Kann nichts zu Ende bringen, was er angefangen hat." Die Replik war wohl an Leon gerichtet - die beiden Männer hatten in dem wild zusammengewürfelten Haufen am ehesten noch miteinander gesprochen - aber Kemwer, Mose und Aeb hörten den Kommentar auch.

Ein Paar Minuten später hatten die Männer das Aufschichten der Leichen beendet. Sigmar nickte dem Spitalier noch einmal zu. "Ja, Brennmaterial wird nützlich sein. Mal sehen, wie es dann für uns lebende weitergehen wird. Franz war ein verdammter Bastard, aber er kannte sich in der Gegend aus." Er schaute zu Mose und Kemwer, die sich bereits zum Wald aufgemacht hatten und tippte sich an den Hut, als die beiden Männer seinen Blick erwiderten. "Na also - es gibt also noch Männer, die ohne viel Aufhebens das machen, was zu tun ist", murmelte er. "Da ist es mir dann auch egal, ob sie zu weltlichen, oder himmlischen Götzen beten."

Bei dem letzten Satz hatte der Protektor den Blick auf den schweigsamen Mann gerichtet, der zuvor noch Kathrins Leiche durchsucht hatte und nun ruhig und etwas abseits stand. "Oder? Wie siehst du das, Aeb?"

Kemwer und Mose waren derweil beim Wald angelangt - die Zweige und Äste auf dem Boden waren alle völlig durchfeuchtet, so dass Mose recht schnell zu seiner neu erbeuteten Axt greifen musste, um einigermaßen trockenes Holz von den Stämmen zu schlagen. Kemwer dagegen verlegte sich schnell auf das Aufsammeln von Eicheln. Auch wenn es im Land des Löwen keine Nadelhölzer gab, war er schon lang genug bei den Krähen, um zu wissen, dass diese Baumfrucht das beste Brennmaterial war, das man im Winter haben konnte.

Von der Seite sah es belustigend aus, wie fast zwei Meter reinste Muskeln im dunklen Oliv einem Kind gleich im Schnee nach Eicheln suchten, doch man tat eben, was zu tun war.

* * *

Es vergingen nur zwei Stunden[1], und die beiden Männer hatten genug Brennmaterial gesammelt, um beide Scheiterhaufen herrichten zu können.

Altena und Dan hatten Darios Körper - nun nur noch mit der Unterschicht bekleidet; den Harnisch hatte Altena an insgesamt sieben verschiedenen Stellen im nahegelegenen Wald versteckt und verscharrt, und dabei darauf geachtet, dass Dan sich nichts aneignete - zu den anderen Toten aus der Reisegruppe getragen.

Nun standen die Überlebenden vor den beiden Scheiterhaufen. Der Wind schien wieder stärker zu werden. Er pfiff, drang durch die Umhänge und Mäntel, riss an den Knochen und schmerzte trotz der Stiefel und Handschuhe an Zehen und Fingerkuppen. Auch der Schneefall schien wieder zuzunehmen.

Sigmar schaute zu Leon und nickte dem Spitalier zu. Dann sah er in die Runde und rief laut, um den Wind zu übertönen. "Also - will jemand noch was sagen? Wenn nicht, dann wird es Zeit für das Petro und eine Fackel, die es mit dem Wind aufnehmen kann."
 1. Wer will, kann hier noch kleinere Konversationen mit den anderen oder auch kleinere Handlungen einbauen
« Letzte Änderung: 01.12.2015, 21:50:23 von Khenubaal »

Aeb

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #78 am: 01.12.2015, 22:11:13 »
Als der Mann der sich kurz darauf als Cesare vorgestellt hatte, eine Antwort auf seine Frage lieferte, ließ Aeb sich nichts anmerken, doch verwirrte ihn die Antwort. Es schien als würde er Rache an einem Toten üben. Die Sinnhaftigkeit des Ganzen machte dem Bleicher Schwierigkeiten und so stand er weiter an Ort und Stelle und verhielt sich Unauffällig. Das war eindeutig nicht der richtige Zeitpunkt, etwaige Ahnungslosigkeit zur Schau zu stellen. Hier und dort nickte er sporadisch zu den Worten seiner Mitreisenden, ohne sich jedoch irgendwo einzumischen.
Vielmehr gab er sich seinen Gedanken hin. Gedanken ob es nicht besser war, sich wieder von der Gruppe zu entfernen und alleine weiterzureisen, in den Schatten, unauffällig, ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen. Dann konnte er tun und lassen was er wollte, doch kannte er sich hier in der Gegend absolut nicht aus. Einen Weg grob zu finden, war nicht schwer, doch wenn es dann an die Feinheiten ging, konnte ein wenig Ortskenntnis nicht schaden.

Aeb merkte gar nicht, dass die beiden großen Männer losgingen um Holz zu sammeln, erst als Sigmar in ansprach, schreckte er aus den Gedanken auf und zuckte unmerklich zusammen. Mit großen Augen schaute er den Richter an und versuchte krampfhaft sich daran zu erinnern, was der gesagt oder gefragt hatte. Nicken um Zeit zu schinden, war immer gut. „Ja“, antwortete Aeb daher eifrig nickend, während er weiter darüber nachdachte und sich an die Worte Sigmars Stück für Stück zurückerinnerte. „Verbrennen muss man die Kreaturen.“ Es klang halb wie eine Feststellung, halb wie eine Frage. Es gab Dinge, um die man sich nicht allzuviele Gedanken machte, wenn man in einem Bunker lebte. Trotz der inzwischen schon recht langen Reise, die er hinter sich hatte, wusste er noch viel zu wenig.

Moment. War das eine Aufforderung, mitzuhelfen Brennmaterial zu sammeln? Was soll ich da schon sammeln? Womit vor allem? Holz aus dem Schnee aufheben? Um im Wald vielleicht weiteren Gefahren ausgesetzt zu sein? Nein, Danke!

Verlegen schaute Aeb Sigmar an. „Ich gehe mal nach den anderen gucken.“ Und so schlurfte er rüber zu der anderen Gruppe und stellte sich dort hinzu um zuzuhören und möglichst viele Informationen aufzusaugen.

Als nach einiger Zeit genug Holz vorhnaden war, stellte sich Aeb, abermals Still, zum Scheiterhaufen.
Auf die Frage des Richters schüttelte er nur den Kopf.

Leon Kowalski

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #79 am: 02.12.2015, 18:52:51 »
Der Spitalier erledigte die anstehenden Arbeiten mit einer stoischen Ruhe und der Sorgfalt, die dieser Aufgabe angemessen war. In diesen zwei Stunden blieb er stets angespannt, denn seine Worte waren keine Vermutung gewesen. Es bestand tatsächlich die Gefahr, dass sich weitere Leperos in der Umgegend aufhielten und nun Jagd auf sie machen würden. Doch zum Glück überstanden sie jene zwei Stunden ohne weiteren Zwischenfall und standen schließlich schweigend vor den beiden Scheiterhaufen.

Niemand schien die gespenstische Stille nach den Worten des Richters durchbrechen zu wollen. Also übernahm der Spitalier diese Aufgabe und sprach einmal mehr in feinstem Borcisch.

"Die Fäulnis hat ihre Klauen in diese Lande geschlagen." Leon deutete auf den Scheiterhaufen der Leperos. "Da das nächste Sporenfeld etliche Tagesreisen von hier entfernt liegt, können diese Leperos nur durch den Konsum von Burn entstanden sein. - Schaut sie euch genau an und vergesst nie, was diese Psychonauten mit ein paar primitiven Waffen und ihrer Muskelkraft heute alles angerichtet haben. Und seid euch einer Sache gewiss: Das ist erst der Anfang. Die wirkliche Gefahr der Leperos hat sich heute nicht einmal offenbart. Diese Träger der Fäulnis atmen mit jedem Atemzug weitere Sporen aus, die jeden infizieren, der sich nicht ausreichend gegen sie geschützt hat. Selbst der Boden auf den sie sich betten und auf dem sie wandeln wird von der Fäulnis erobert, die sie aussondern. Und schneller als ihr glaubt, entsteht ein neues Sporenfeld direkt in eurer Nachbarschaft."

Leons Worte wurden mit der Überzeugung hervorgebracht, dass nicht weniger als die Apokalypse für die Territorialregion bevorstand. Der eine oder andere unter den Zuhörern mag dies vielleicht für halten, doch die Worte wurden schön gespenstisch untermalt als Leon die beiden Scheiterhaufen mithilfe zweier Fackeln und seines Desinfektionsmittels in Brand steckte.

Er wandte sich daraufhin hauptsächlich dem Richter zu, sprach aber bewusst so laut, dass auch die Hellvetikerin die Worte hören konnte.

"Die Alpenfestung muss hiervon umgehend informiert werden. Der Kampf muss aufgenommen werden, bevor sich die Fäulnis ausbreiten kann und befestigte Siedlungen bedroht. - Das ist jetzt das Wichtigste."
« Letzte Änderung: 02.12.2015, 18:54:06 von Leon Kowalski »
"Unschuld beweist gar nichts."

Cesare Serafino

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #80 am: 03.12.2015, 12:33:26 »
Cesare war erleichtert zu hören, dass die Hellvetikerin ebenfalls Tal zum Ziel hatte. Sie würde die Begleitung der Anwesenden wohl kaum ausschlagen. Man würde sie trotzdem fragen müssen, der Höflichkeit halber, aber das hatte Zeit bis nach der Bestattung. Was Cesare dagegen etwas Sorge machte: dass sie in Tal offenbar etwas aufzuklären hatte. Hoffentlich kam sie seinen eigenen Plänen nicht dazwischen. Dennoch: besser nur eine Hellvetikerin, die er kannte, als dass sie Verstärkung in der Alpenfeste holen würde. Aber was war eigentlich eine S- und R-Mission? Obwohl sie wesentlich deutlicher sprach als die anderen Einheimischen, die er bislang getroffen hatte, verstand er eben doch nicht alles, was sie sagte.

In den beiden Stunden, während Feuerholz gesammelt wurde, blieb Cesare nicht untätig, sondern half, so bescheiden und unaufdringlich wie möglich, der Hellvetikerin dabei, die Harnischteile im Schnee und Unterholz zu verbuddeln. Vielleicht traf er in Tal auf Schrotter, die ihm für diese Information einige Wechsel abdrücken würden—wenn Cesare dort in finanzielle Verlegenheit geraten sollte. Ansonsten wäre es das Risiko nicht wert.

Von dem riesigen Balkhaner mit den vielen Vorurteilen—Wiedertäufer schien er ja bloß zu verachten, Apokalyptiker dagegen waren ihm gänzlich zuwider!—hielt Cesare sich lieber fern. Irgendwann würde der schon spitz kriegen, dass Cesare einer war, zumal Richter Mehler ja Bescheid wusste, und dann würde dieser religiös verwirrte Hinterwäldler Cesare auch gleich noch für einen Heuchler halten, obwohl dieser nie bestritten hatte, ein Apokalyptiker zu sein, oder gar behauptet, den Wiedertäufern anzugehören. Das konnte ja schon von demher nicht sein, da sich auf seiner Stirn nicht die symbolische Drei tättowiert fand, die für jeden Wiedertäufer Pflicht wurde, sobald er sich ernsthaft zu seinem Glauben bekannte.[1]

Also hielt er sich an die Hellvetikerin und ihren Schrotter-Schatten Dan. Hier wurde seine stumm-beflissene Hilfe immerhin soweit geschätzt, dass die Hellvetikerin sich schließlich als Altena Wagner vorstellte. Auch die Namen der anderen bekam er so nach und nach mit, durch stilles Lauschen.

Schließlich stand man gemeinsam um die aufgeschichteten Scheiterhaufen herum und lauschte der Rede des Spitaliers. Cesare stand unbeachtet in hinterster Reihe, daher konnte er es sich leisten, die Augen zu verdrehen. Wie der Kalkschädel das alles verdramatisierte! Die ewige Stadt wäre ein einziges Sporenfeld, würde ein solches wirklich gleich jedesmal durch eine Handvoll Leperos entstehen! Und diese aufgeladene Redeweise! Klauen! Träger der Fäulnis! Psychonauten! Der Boden, auf dem sie wandeln! Der Kampf muss aufgenommen werden!

Die Welt ist dem Untergang geweiht, ja, das wissen wir ja alles. Umso wichtiger ist es, die letzten Tage, die der Menschheit verbleiben, auszukosten! Überhaupt, wie kann man nach einem Kampf gegen Leperos nicht die Freiheit des menschlichen Willens hochhalten? Es ist die Entscheidung eines jeden einzelnen, wie er mit dem Weltenende umgehen will. Und wenn er dabei zu Burn greift, so ist das sein gutes Recht. Ja, sogar—so sehr ich selbst eine solche Schwäche verachten mag—dem Sang des Primers nachzugeben und sich mit dem Urganzen zu vereinen, den eigenen Willen aufzugeben und gegen Sorgenfreiheit einzutauschen! Kein Richter, Spitalier oder Prediger hat das Recht uns vorzuenthalten, diese privateste aller Entscheidungen für uns selbst zu treffen.
 1. Klarstellung für die Mitspieler: Cesare hat KEINE Tattoos auf der Stirn. Sein Wiedertäufer-Leben endete mit elf Jahren, als er von Apokalyptikern geraubt wurde.
« Letzte Änderung: 03.12.2015, 12:49:09 von Cesare Serafino »
È caduta, è caduta Roma eterna. Ed è diventata covo di demòni,
santuario di ogni spirito immondo, nido d'ogni uccello impuro e aborrito.

Mose

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #81 am: 05.12.2015, 15:40:44 »
Der Sippling hatte der 'Entsorgung' der Leichen, den nichts anderes war es schließlich, schweigend aber ungeduldig beigewohnt. Als der Spitalier jedoch die Gelegenheit nutzte, um seine Lehre zu unterbreiten, konnte Mose nicht weiter still bleiben. "Das ist alles, was Du zu sagen hast? Man erzählt sich eine Menge von den Spitaliern, insbesondere von der großen Abschottung, aber nun höre ich es mit eigenen Ohren. Euer Kampf gegen die Seuche ist zu würdigen. Aber ich kann trotzdem kein Verständnis für Eure Sicht aufbringen. Im Ernst, schert ihr euch eigentlich auch nur um einen Menschen, den ihr rettet? Seht Ihr noch in Gesichter oder nur im potentielle Krankheitsherde? Letzten Endes, seid ihr tatsächlich so abgebrüht, dass ihr alles mit technsicher Genauigkeit ausmerzt, was infiziert wäre, im Zweifelsfall sogar Euch selbst? Erklär es mir, denn ich begreife das nicht."
Am Tag des HERRN wird der Spross Israels in Herrlichkeit strahlen über den Entkommenen. Und wer in Zion übrig geblieben ist, wird heilig heißen, jeder, der zum Leben aufgeschrieben ist. - nach Jes 4

Khenubaal

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #82 am: 06.12.2015, 21:12:52 »
Cesare behielt seinen Protest stumm für sich, während sich der Hühne nicht zu scheu war, diesen laut zu äußern. Mose schrie den Spitalier beinahe schon an, während der Wind immer weiter aufzog. Anscheinend war wieder ein Sturm im Anmarsch - es war keine Zeit mehr zu verlieren.

Als der Balkhaner endete, kehrte Stille unter den Männern und Frauen ein. Das Knistern der Scheiterhaufen glich Stickschlägen auf Blech, die durch das Trompetengeheul des Windes drangen. Der beißende Geruch von verkohltem Fleisch mischte sich in die eisige Luft, Rauch vermengte sich mit dem dichter werdenden Schneegestöber.

Schließlich wendete sich Mehler an Leon und überging dabei demonstrativ Moses Einwand. "Ja - du hast recht. Die Ordnungsmacht muss informiert werden. Aber das ist Sache der Hellvetiker - es ist ihr Land." Mit diesen Worten schaute der Richter zu Altena Wagner.

Die Balkhanerin erwiderte den Blick, schaute dann nacheinander Leon, Dan und wieder die brennenden Scheiterhaufen an. Sie trauerte immer noch um ihren Kameraden. "Ich werde die Alpenfestung informieren - zu gegebener Zeit", rief sie schließlich laut, um den Wind zu übertönen. Dabei richtete sich der Blick der Hellvetikerin in die Runde. Die Augen suchten Dan und Cesare, die ihr bei der Arbeit mit Kyburgs Harnisch geholfen hatten. "Ich habe gehört, dass eure Gruppe nach Tal unterwegs war. Das war auch unser Ziel. Euer Führer scheint tot zu sein, wie mir Cesare erzählt hat. Ich kann euch führen und zusammen können wir sicherer reisen."

Stille - es folgte zunächst keine Antwort auf diese Worte. Schließlich fuhr Wagner fort. "Der Sturm wird stärker. Wir werden eine Nacht im freien verbringen." - Dan horchte auf; anscheinend kürzte Altena gerade die S- und R-Mission ab und schlug den direkten Weg nach Tal ein, ohne Umwege - "Wir sollten uns beeilen, damit wir rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit einen Unterschlupf finden können. Wenn alles gut geht, sind wir dann morgen Nachmittag in Tal."

Die Hellvetikerin schaute noch einmal in die Gesichter der anderen. "Ich habe heute einen Kameraden verloren - einen guten Mann. Und zwei weitere Mitglieder aus unserem Trupp sind verschollen. Ich werde meine Aufgabe trotzdem weiterführen. Ich gehe nach Tal. Ich biete an, dass ihr mich begleitet - zusammen sind wir sicherer. Erst einmal in Tal, kann sich dann jeder seiner Sache widmen. Was sagt ihr?"

Wieder wurde es für ein paar Lidschläge still. Das hieß - so still es eben bei dem heulenden Wind werden konnte. Dann trat Mehler vor. Der sehnige Borcer schlug den Kragen seiner schweren, gefütterten Wintermantel hoch - offensichtlich eine Geste, die er in langen Jahren mit seinem Richtermantel eingeübt hatte und die ihm unbewusst sicherheit verlieh. Der breitkrempige Hut saß auf seinem Kopf und wirkte seltsam deplatziert, Ein Schal bedeckte inzwischen Mund und Nase, um die Kälte so gut es ging abzuwehren. Er nickte - unbewusst, denn die Geste konnte unmöglich überlegt vorgebracht sein; bei dem Wetter und dieser Kleidung war sie nicht wahrnehmbar. "Wir gehen mit", rief er. Dann sah er Kemwer und Leon an, die neben ihm standen. "Tun wir doch, oder?", fragte er offensichtlich rhetorisch.

* * *

Eine halbe Stunde später war die Gruppe wieder unterwegs. Hinter ihnen rauchten noch die beiden Scheiterhaufen. Die schwarzen Rauchsäulen waren noch erstaunlich lange gegen das Weiß des Schneefalls auszumachen. Doch die Gruppe entfernte sich vom Schlachtfeld - langsam und beständig.

Altena - vore unterwegs - bedeutete Dan mit einem Handzeichen zu ihr aufzuschließen. Als der Schrotter sich zu ihr gesellte, flüsterte sie ihm leise zu. "Contini meinte, du wärst ortskundig. Ich will direkt nach Tal, ohne Umwege nach Galle oder in die größeren Ortschaften hier. Kennst du auf dem Weg etwas? Einen Weiler, eine alte Schrotterhöhle - irgendetwas beheizbares mit einem Dach über dem Kopf? Ich versuche mich auch an etwas hier zu erinnern. Ich würde ungerne die Nacht im Freien verbringen."[1]

Hinter den beiden gingen Cesare, Aeb, Mose und Kemwer lang - den Schluss bildeten Leon und Sigmar. Der Richter beugte sich zu Leon hinüber und sprach ebenfalls leise. "Das hier geht wirklich ziemlich den Bach runter bis jetzt. Du und die Hellvetikerin seid die einzigen, die wisst, wie ein Verband funktioniert. Der Rest - das sind Einzelgänger. Wenn noch einmal was passiert, müssen wir schauen, dass wir die Leute besser koordinieren - sonst sind wir alle tot." Er hielt kurz inne und lächelte; Leon erkannte es an den Grübchen um die Augen, denn der Schal verdeckte immer noch seinen Mund. "Und übrigens - Danke. Hast gut gekämpft heute."

Dann zerschnitt Wagners helle Stimme die Luft. "Also - da wir hier schon durch Schnee und Tannenwälder marschieren für die nächsten Stunden, können wir uns genauso gut ein wenig die Zeit vertreiben", rief sie laut. "Was führt euch nach Tal? War jemand von euch in den letzten drei Monaten schon mal da, oder hat was neues aus der Stadt gehört? Kommt schon Leute - wir haben sonst nichts zu tun und ich bin neugierig."
 1. Dan - ich bitte um einen Wurf auf INS+Überleben, Schwierigkeitsstufe 2

Kemwer

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #83 am: 07.12.2015, 00:41:34 »
Kemwer nickte dem Richter auf dessen Frage mit einem leicht fragenden Gesichtsausdruck zu.

"Natürlich. Mal abgesehen davon, dass wir den Weg hier alleine nicht finden würden, ohne gegenseitige Unterstützung überstehen wir noch so einen Angriff nicht. In wenigstens einem unterscheiden sich Löwe und Krähe nicht - beide sind keine Einzelgänger."

* * *

Insgesamt war Kemwer eher ein schweigsamer Marschierer. Scheinbar unermüdlich, und die Kälte schien ihm auch nicht so viel auszumachen, wenn man bedachte, aus welchem warmen Land der Africaner eigentlich stammte. Einen sandfarbenen Fellumhang um sich geschlungen - vermutlich ein Löwenfell, auch wenn so weit im Norden wohl noch niemand ein solches Tier jemals zu Gesicht bekommen hatte - stapfte er vor sich hin, blickte aber auf, als Altena ihre Frage stellte. Er lief etwas schneller, bis er einigermaßen gleichauf mit ihr war - gegen den Sturm anschreien war dann doch zu viel verlangt.

"Nein, ich war noch nicht in Tal. Oder sonst irgendwo so weit nördlich, was das angeht. An sich interessiert mich das Dorf auch nicht wirklich, aber wenn ich eure Grenzkontrolleure richtig verstanden habe, empfiehlt es sich wohl, dort zu überwintern - ich will noch weiter in den Norden, in das Land, das ihr Krähen Pollen nennt."

Dirty Dan

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #84 am: 07.12.2015, 08:57:24 »
So schloss Dan zu Altena auf. Er war sehr gut an die rauhe Umgebung und Witterung angepasst. Unter seinem Ledermantel trug er einen Overall, den er normalerweise zum Schrauben anzog. Und genau der brachte ihm noch etwas zusätzliche Wärme ein. Als das Schneetreiben wieder stärker wurde, hatte er sich die alte Skibrille über die Augen gezogen. Zuletzt zog er ein schmieriges Halstuch über Nase und Mund. Fertig war das Anti-Kälte-Paket.

Bevor ein anderes Gruppenmitglied hinzukam sprach er mit leisen Worten zu ihr: „Na klar kenn ich mich hier aus.[1] Ein paar Stunden von hier entfernt gibt es eine alte Werkstatt. Zumindest war es mal eine. Gut sie ist nicht beheizt und besteht nur aus Blech, aber sie hat ein Dach und ist ein guter Schutz gegen Wind und Wetter. Und natürlich kenn ich sogar eine Abkürzung. Die spart uns eine Stunde Fußmarsch. Klingt das gut oder klingt das gut?“
 1. INS+Überleben = Erfolg mit 3 Triggern

Cesare Serafino

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #85 am: 09.12.2015, 14:04:23 »
Cesare bedauerte es sehr, das wärmende Feuer verlassen zu müssen. Der Gestank hatte ihm nichts ausgemacht, aber die verfluchte Kälte! Und jetzt fing es auch schon wieder an zu stürmen. Trotz der Handschuhe waren seine Finger bald taub. Er klemmte sich die Hände links und rechts unter die Achseln, auch wenn sein Stapfen durch den Schnee dadurch schwerfälliger wurde.

Vor ihm steckten Altena und ihr Schrotter-Schatten die Köpfe zusammen, hinter ihm besprachen sich Richter und Spitalier, ohne dass Cesare verstehen konnte, was gesagt wurde. Neben ihm dagegen blieb es eine ganze Weile lang still. Über was hätte man auch reden sollen, über das Wetter? Oder doch lieber, warum Balkhaner niemanden außer sich selbst mochten: keine Fremden, die ihnen im Kampf halfen, keine Wiedertäufer, keine Apokalyptiker, keine Hellvetiker, keine Spitalier... die Liste wurde immer länger. Gerne hätte Cesare dem Kerl vorgeschlagen, doch besser in die Heimat zurückzukehren, wenn hier alles so unerträglich sei, aber damit liefe er ihm ja geradewegs ins gezückte Messer: offensichtlich wollte der Mann einen Streit provozieren, egal mit wem. Da lobte Cesare sich den bleichen Kerl—Aeb, wie der Richter ihn genannt hatte—und den Africaner, die beide offenbar bloß, wie er selbst, ihre Ruhe haben wollten.

Bis Tal muss ich es noch aushalten in der Gesellschaft hier...

Und dann eröffnete Altena die Fragerunde. Cesare schnaubte. Auch mit geschlossenem Mund, und trotz des darum gewickelten Schales, hatte er Zahnschmerzen vor Kälte. Seine Zähne in diesem Wetter zu entblößen, nur um aus seinem Leben zu plaudern, käme ihm nicht in den Sinn. (Abgesehen davon hatte er sich, um den Richter von seiner Geschichte zu überzeugen, halbnackt ausziehen müssen. Bei dem Gedanken daran klapperten ihm schon die Zähne.)

Andererseits schien das eigentliche Interesse der Hellvetikerin eh in der Frage zu liegen, ob man in letzter Zeit schon einmal in Tal gewesen sei—als rechnete sie dort mit Schwierigkeiten, in die sie ungern ohne weitere Detailkenntnis hineinlaufen wollte.

"Du glaubst dass in den letzten drei Monaten etwas schlimmes ist passiert dort?" fragte Cesare sie also. "Nicht du uns kannst sagen was? In was wir laufen hinein da?"
« Letzte Änderung: 09.12.2015, 14:08:36 von Cesare Serafino »
È caduta, è caduta Roma eterna. Ed è diventata covo di demòni,
santuario di ogni spirito immondo, nido d'ogni uccello impuro e aborrito.

Mose

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« Antwort #86 am: 11.12.2015, 20:12:51 »
Mose nickte nur auf die Frage Mehlers. Er würde mit den anderen reisen, denn das Land war ihm unbekannt. Die Toten und Verschollenen zeigten es offensichtlich, dass es hier selbst schon in einer Gruppe zu reisen zu gefährlich war. Um wie viel mehr wäre es gefährlich, wäre er alleine?

Doch die Sache ließ ihn nicht los und schließlich schloss er zu Altena auf und fragte sie direkt: "Man erzählt sich von der Stärke der Hellvetiker, welche auf blinden Gehorsam und technische Überlegenheit beruht. Doch die Bergfeste ist nicht weit. Ich frage mich, wie die Leperoi bis hierher vordringen konnten. Überwacht Ihr das Land nicht?" Die letzte Frage ließ er unausgesprochen: oder werden die Hellvetiker allgemeinhin überschätzt? Moses Ton ließ erkennen, dass dies weder als Vorwurf noch als Spott gemeint war.

"Es werden immer mehr Versporte. Das Auftauchen der Male spricht von einem Anwachsen der Bedrohung. Auf meiner Reise habe ich immer wieder diesselben Gespräche gehört. Die Menschen wissen von der Gefahr - oder spüren sie instinktiv. Angst macht sich breit."

"Und wenn Ihr es wissen möchtet, ich bin auf dem Weg nach Norden. Ich will mit dem Stamm Manasse verhandeln und ein Bündnis schließen. Wir sind vom selben Blut und haben denselben Gott. Oder wir hatten denselben Gott, bevor er sich von uns abwandte. Jedenfalls will ich nach Pollen, so wie der Africaner dort." Mose drehte sich um und schrie dem Africaner zu: "Du da, Africaner, warum willst Du nach Pollen? Was ist Dein Begehr dort?"
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Cesare Serafino

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #87 am: 12.12.2015, 11:35:30 »
Eigentlich wollte Cesare sich ja heraushalten, aber kaum hatte er der Hellvetikerin seine Frage gestellt, da quatschte der Balkhaner wieder dazwischen. Allmählich wurde es Cesare zuviel. Überhaupt wäre es nicht schlecht, ein paar Punkte bei der Hellvetikerin zu machen, das konnte seinen eigenen Geschäften in Tal eigentlich nur zugute kommen. Außerdem war sie eine Frau. Die einzige Frau weit und breit. Ob sie attraktiv war oder nicht ließ sich, zugegeben, in ihrem jetzigen vermummten Zustand schwer einschätzen, aber zumindest einen durchtrainierten Körper durfte man erwarten. Und nach dem heutigen Tag brauchte sie vielleicht Trost.

Also trat er zwischen Altena und den Balkhaner und fuhr letzteren an, zähnefletschend trotz der Kälte: "Sie uns hat geholfen und du ihr machst Vorwürfe? Sie hat verloren Kameraden in Kampf gegen die leperi und du fragst frech, ob sie überwachen die Land auch? Und den Africaner du fragst nach seinem Begehr, als ob du hättest das Recht zu sagen, wer darf reisen nach Pollen und wer nicht? Wie kann man schicken jemanden wie dich um zu suchen ein Bündnis, wenn du kannst suchen nur Streit? Richter du hast vergessen noch und ihn da!" Er gestikulierte in Aebs Richtung. "Muss sein gewesen ein großer Löffel, mit dem du hast gefressen die Wahrheit. Und wir alle hier, natürlich wir sind zu dumm zu sehen, was geht vor um uns herum!"

Verflixt, er war vom Thema abgekommen. Es ging ihm doch eigentlich um Altena.

"Nichts du weißt über Hellvetiker oder über Altena hier. Wie du es kannst wagen zu nennen ihren Gehorsam blind? Weil alle sind blind außer dir? Weißt du, was ich sehe? Sie hat heute beschützt uns Fremde, du aber schwingst Reden nur!"

Seine Empörung über den verbalen Angriff auf Altena gelang Cesare sehr überzeugend, aber leider war seine Rede zu wirr, und seine Körpersprache... Körpersprache? Wie sollte das überhaupt möglich sein, bei dem Wetter und der Ganzkörpervermummung? Jedenfalls war dies definitiv nicht sein bester Versuch, sich bei einer Frau einzuschmeicheln. Bei weitem nicht sein bester.[1]
 1. Kombiwurf: 1: Psyche+Täuschung = 4E, 3T; 2. Charisma+Ausdruck = 1E
È caduta, è caduta Roma eterna. Ed è diventata covo di demòni,
santuario di ogni spirito immondo, nido d'ogni uccello impuro e aborrito.

Leon Kowalski

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #88 am: 12.12.2015, 22:55:15 »
Der Spitalier konnte nicht anders als bei den Worten von Moses zusammenzuzucken. Er nickte zu Mehlers Worten ohne jeden Einwand, der Spitalier würde den Richter weiterhin begleiten, daran schien kein Zweifel zu bestehen. Einen Moment verarbeitete Leon still die Fragen des Sipplings, bevor er in kontrollierter Stimme auf borcisch antwortete.

"Durch Pandora versporte Menschen, sie müssen nicht einmal zu Leperos degeneriert sein, bringen Zeckenkinder zur Welt. Und Zeckenkinder wachsen zu Biokineten heran. Ein einzelner ausgewachsener Biokinet ist mächtig genug, eine eingespielte Kampftruppe, die doppelt so groß ist wie unsere Runde hier, aufzureiben. Was glaubst du also, würde eine ganze Generation Biokineten eines auch nur fünfzigköpfigen von der Fäulnis überrannten Dorfes mit dieser gesamten Region hier anstellen?

Du glaubst mir nicht? Dann geh' nach Pollen. Schau dir die Sporenwand an und bete zu deinen Göttern, dass du die Reise überlebst. Schau dir an, was die Fäulnis mit unserer Welt anrichtet, wenn sie nicht in Schach gehalten wird und du wirst zu derselben Erkenntnis gelangen wie das Spital: Der Lohn für Nachlässigkeit ist die völlige Vernichtung der Menschheit.

Ich kämpfe nicht für dich oder mich oder die anderen. Ich kämpfe dafür, dass es unsere Kinder und Kindeskinder einmal besser haben werden als wir. Und für dieses Ziel ist kein Opfer zu groß.
"

Der Spitalier wirkte als habe er sein Wissen nicht nur aus Erzählungen sondern als hätte er diese schwer vorstellbaren Dinge selbst gesehen und erlebt. Und er schien gar kein Interesse daran zu haben, Moses von seiner Sicht auf die Welt zu überzeugen.

Daraufhin wandte Leon sich der Hellvetikerin zu und musterte sie ruhig bevor er das Wort ergriff. Und sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass er nicht ihrer Meinung war und nur noch wenig Respekt für die Frau übrig hatte.

"Also ist dir das Wohl von Wenigen wichtiger als das Wohl von Vielen."

Kopfschüttelnd sammelte der Spitalier seine Habe ein und reihte sich zusammen mit dem Richter als Nachhut des Trosses ein.

                                                                                                 * * *

Leon antwortete dem Richter so, wie er es immer tat: "Du musst mir nicht dafür danken, dass ich meine Pflicht getan habe." Der eine oder andere mochte diese Worte als pseudobescheiden und damit als arrogant auffassen. Doch Mehler kannte den Spitalier nun schon eine kleine Weile und wusste, dass Leon das ernst meinte. "Mein militärischer Rat an dich ist: Wir sollten jedwedem Kampf aus dem Weg gehen. Wir sind zu unterschiedlich bewaffnet, um eine vernünftige Kampflinie zu bilden und ich glaube auch nicht, dass diese Leute hier diszipliniert genug sind, sie zu halten. Sofern sich ein Kampf nicht vermeiden lässt, sollten wir diesen keinesfalls auf offener Fläche austragen. Wir sollten uns an die Baumreihen halten, die gewähren uns Schutz und Deckung."

Auf Altenas Frage reagierte der Spitalier nicht, er schien nicht in der Stimmung zu sein, mit ihr ein Gespräch anzufangen.
"Unschuld beweist gar nichts."

Aeb

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #89 am: 13.12.2015, 13:45:12 »
Stumm hatte Aeb Altena zugenickt und sich dem Tross weiter angeschlossen.
Als sie vorne was mit Dan besprach, hoben sich die Munkwinkel des Bleichers fast unmerklich an. Darum war er noch dabei, er brauchte Führer. Leute die sich auskannten. Aber das musste hier keiner Wissen.

Gut gekämpft eben!“ murmelte er den Leuten die mit ihm liefen zu. Irgendwer hatte ihm mal gesagt, dass Oberweltler es liebten, gelobt zu werden, angebracht oder nicht. „Ich verhalte mich ja lieber ruhig und gehe solchen… Situationen aus dem Weg, aber wenn man es nicht vermeiden kann, ist es gut, in einer Gruppe wie dieser unterwegs zu sein.“

Altenas Frage bezüglich Tal ignorierte Aeb allerdings. Genug Antworten bekam sie ja. Doch die Diskussionen dort weiter vorne interessierten ihn doch und so folgte er dem Africaner auf dem Fuße, als dieser nach vorne stieß, doch das Verhalten der Oberwelter dort verwirrte ihn.

Nicht jede Feststellung ist gleich ein Vorwurf.“, erwiderte er zu Cesare und meinte damit sowohl Moses Worte an Altena als auch an Kenwer. „Man sollte nicht so schnell Urteilen, wenn man die Leute nicht kennt, nicht?“. Fragend blickte er Cesare an.
Und mich würde auch interessieren, was den guten Africaner hier in die Gegend treibt. Ihr seid wohl nicht über Hybrispania her gereist, nehme ich an?

Nachdem Aeb seine Fragen losgeworden war, zog er den Umhang etwas fester um sich und versuchte sich möglichst winddicht einzupacken. Die Kälte machte ihm doch mehr zu schaffen, als er es selbst gerne hätte. Trotzdem wollte er das nicht eingestehen und der Rest sollte das auch nicht bekommen. Er würde sich davor hüten, mit den Zähnen zu klappern oder sich gar lauthals über das Wetter zu beschweren.

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