Basilios Turneinlage erwischt die Männer auf dem falschen Fuß - bevor sie reagieren können, ist der Koraker bereits an den beiden Vordermännern vorbei und in der Nähe des Mannes, den er als Anführer ausgemacht hat. Hinter ihm eröffnen derweil Tarqetik und Flannait den Kampf.
Der Fackelträger öffnet die Rechte, als Tarqetiks Klinge auf ihn niederfährt, durch die grobe Lederrüstung schneidet, als wäre sie Pergament, und eine blutige Schneise quer über den Brustkorb reißt. Die Fackel segelt gen Boden, schlägt dumpf auf und der Gang wird in tiefere Dunkelheit getaucht. Flannaits Schwert verfehlt die Luftröhre des Söldners nur um wenige Fingerbreit, ritzt den Hals, doch das tut nichts mehr zu Sache. Der Mann presst seine Hände auf die riesige Wunde auf seiner Brust, gurgelt, hustet Blut und bricht schließlich zusammen.
Der zweite Söldner - eben noch geschwind sein Schwert aus der Scheide gezogen - wirft es bei diesem Anblick wieder weg. Die Klinge landet klirrend auf dem Steinboden, während der Mann die Hände hebt. "
ICH GEBE AUF!", schreit er und macht einige Schritte zurück, um sich mit dem Rücken an der Wand zu befinden.
"
Gļēvulis stulba!"
[1] Es ist der dritte Kämpfer - anscheinend der Anführer der Gruppe - der diesen Fluch von sich gibt, als er seinen Mann die Waffe wegwerfen sieht. Für einen Augenblick verharrt er mit der Rechten auf dem Schwertknauf. Sein Blick wandert von seinem Kameraden an der Wand zu Basilio, der ihm eben die Frage gestellt hat, und wieder zurück.
Schließlich entspannt er sich, lässt den Schwertknauf los und richtet sich auf - ein hochgewachsener, drahtiger Mann mit scharfen Gesichtzügen und hellbraunem Haar. "
Ja", antwortet er mit fester Stimme. "
Und wer seid ihr? Wie gakelitische Soldaten seht ihr mir nicht aus."
* * *
Als Manik den großen Raum betritt, richten sich alle Blicke auf den Neuankömmling. Er umrundet problemlos den Söldner vor sich und hält Helga den Dolch hin, während er spricht. Niemand unterbricht ihn, alle sind zu überrascht und zu erschöpft.
Die Fhokki starrt Manik von ersten Augenblick an, als er durch die Tür geht. Auch als er geendet hat, antwortet sie nicht und greift auch nicht nach dem angebotenen Dolch. Als Manik sich für einen Augenblick vom Söldner abwendet und zu ihr blickt, erkennt er, dass sie den Arm ihres Begleiters los- und die Hände sinken gelassen hat. Über die ihre Wangen laufen Tränen, graben helle Furchen in den Ruß.
Für einen Lidschlag schauen sich die beiden an. Dann schluchzt Helga auf und wirft sich auf den Waldläufer, umschlingt seinen Hals mit beiden Händen und beginnt an seiner Schulter zu weinen. Sein ausgestreckter Arm mit dem Dolch ragt weiterhin unbeachtet in die Luft.
"
Det er deg! Det er virkelig deg!", ruft sie zwischen zwei Schluchzern. "
Jeg trodde jeg ville noen av dere, ingen kan se ut av livet mitt igjen."
[2]Dann hebt Sie den Kopf von seiner Schulter, macht einen Schritt zurück und schaut ihm in die Augen. "
Freya er død, Manik", sagt Sie mit belegter Stimme. "
Jeg kunne ikke gjøre noe. Jeg ønsket å hjelpe, men jeg kunne ikke. Jeg beklager, Manik. Jeg er så lei!"
[3]Der Waldläufer blickt in die blauen Augen und sieht darin unendliche Trauer. Er sucht nach Worten, da reißt ein neuerlicher Knall an den Metallstreben des Käfigs ihn aus den Gedanken. Das Pferd wiehert und stellt sich auf die Hinterbeine. Noch ein Schlag - genau gegen die Metalltür. Die Angeln quitschen - hält die Konstruktion stand?
Der Hengst bäumt sich auf - das schwarze Fell ist von Schweiß und Schaum bedeckt, glitzert wie Öl im Schein der Fackeln. Die Hufe stehen für einen Augenblick in der Luft. Malcus' Augen fokussieren sich auf Sie. Ungewöhnlich, dass ihm genau in diesem Augenblick so ein unwichtiges Detail ins Auge fällt, doch er bemerkt, dass das Pferd nicht beschlagen ist.
Dann ist der Augenblick vorbei. Der vorderkörper des Hengstes senkt sich wieder, die Hufe knallen mit der unglaublichen Kraft wild gewordener Natur auf die Streben und reißen sie aus den Angeln. Ein schwarzes Überkreuzgeflecht. Und es kommt näher, wird größer - und trifft ihn und den Priester mit der Wucht eines Hammerschlags.
Ein Dröhnen in den Ohren, Nebel vor den Augen. Dann kämpfen sich Seh- und Hörsinn wieder in die Gegenwart zurück. Malcus sieht, wie das Pferd wiehernd aus dem Käfig hinausgallopiert. Helga hält sich am Neuankömmling fest. Sie hat den dargebotenen Dolch nun angenommen - endlich! Schritte - der Häscher zu seiner Rechten, der zwischen den beiden Greisen gekniet hatte, macht sich davon. Malcus erhascht noch einen Blick auf seinen Rücken, dann verschwindet der Svimohzer durch die Tür, durch die sie noch wenige Minuten zuvor hereingekommen waren.
Ruhush? Wo ist der Priester? Malcus hebt den Kopf, schaut sich um. Da - auch den Svimohzer hat es wohl erwischt. Er sitzt auf dem Boden, schüttelt sein Haupt - aber seine Hände sind wieder frei! Der zweite Häscher hilft ihm gerade auf. Ruhush schaut zu Malcus hinüber und die Blicke der beiden Männer treffen sich. Der Priester zeigt wieder sein eisiges Lächeln. "
War wohl nichts, großer Held", ruft er.
Dann hebt er die Hände und kreuzt die Finger in einem komplizierten Muster. Der Mann murmelt etwas - unverständliche Worte, aber es ist auch nicht seine Muttersprache, so viel hat Malcus inzwischen verstanden. Plötzlich bemerkt er, dass die Fingerkuppen des Mannes zu rauchen anfangen.
"
Er will Zaubern!" ruft Helga laut. Doch es ist zu spät. Ruhush tippt mit den Fingerkuppen gegeneinander und breitet die Arme aus. Grauer, undurchsichtiger Nebel füllt die Luft um den Priester herum. Breitet sich mehrere Schritt weit aus. Ruhush und sein Diener sind nicht mehr zu sehen - ebensowenig die Tür, durch die Manik den Raum betreten hat, oder der schwarze Hengst, der ebenfalls im Einzugsbereich des Nebels ist.
Ein kaltes, kehliges Lachen ist zu hören. "
IHR ALLE SEID SO GUT WIE TOT! TOT!", schreit der Priester aus dem Neben heraus. Dann ein Wiehern - die Sillhoutte des Hengstes taucht undeutlich im Nebel auf, schält sich immer mehr heraus. Dann gallopiert das aufgestachelte Tier aus dem Dunst - direkt auf Manik und Helga zu.