Als Basilio Barkas so herzlich begrüßt, strahlt der Hirogul über beide Ohren und nickt ihm zu. "
Danke, Basilio, sagt er schließlich kehlig. Die anderen Kargi sind deutlich reservierter, doch der Koraker bemerkt, dass auch über Marus Lippen ein kurzes Lächeln huscht. Und selbst Hauptmann Lugano kann nicht anders, als mit einem - wenn auch sichtlich widerwilligen - nicken auf seine Worte zu reagieren. Es scheint, als konnte der Koraker die Spannung mit seinen Worten ein wenig weiter senken - eine Aufgabe, die der
Serogul und die Kommandantin bereits begonnen hatten.
Mago begrüßt derweil Sanjan mit einem herzlichen Handschlag auf Kargi-Art. Die beiden umfasst den Unterarm des anderen knapp unterhalb des Ellenbogens. Flannait und Basilio kommt plötzlich der Gedanke, dass dies auch der traditionelle Gruß des kalamarischen Adels und der kalamarischen Armee ist. Der legändere König der Krangi, Kruk-Ma-Kali, hatte diese Geste in einer Hommage an die militärische Stärke des alten kalamarischen Imperiums für seine Mannen übernommen. Und nun - hunderte von Jahren später - vereint sie die Kargi der jungen Königreiche mit dem Adel des kalamarischen Keiserreichs? Eine Ironie der Geschichte.
"
Hab' Dank für deine Worte, Sohn der Bahir. Ich kann es auch nicht erwarten, den walang diyos[1] gegenüber zu treten und gerechte Rache einzufordern", antwortet Mago mit seiner gewohnt tiefen und kehligen, aber auch hörbar freudigen Stimme auf Sanjans Worte. Dann geht der Blick des Kargi nacheinander zu den anderen Gefährten. Er nickt Manik, Basilio und Tarqetik zu, während er spricht. "
Habt vielen Dank, ihr alle. Mein Bruder hat mir erzählt, wie eure Reise weiterging. Ihr habt zusammen mit ihm und gegen unsere Feinde Blut vergossen und ihr habt in Dorwida für die Ukhtark die Wahrheit gesprochen. Ihr habt Wort gehalten." Beim letzten Satz fixieren Magos Augen Basilio. "
Ihr alle. Die Ukhtark stehen in Eurer Schuld. Ihr seid stets Willkommen in Kezhdal."
Während er weiterspricht, streift der Blick des Serogul die beiden Hauptmänner, sowie die zwei Gefährten, die er noch nicht kennt. Als er bei Flannait ankommt, verharrt er. Die Blicke der beiden Treffen sich, für einige Sekunden haben sie Augenkontakt. Für Flannait scheint in diesem Augenblick die Zeit still zu stehen. Da ist er - der Mörder ihres Vaters - Auge in Auge. Die roten Pupillen mustern sie genau, als würden Sie etwas erkennen, etwas erahnen. Ist sie wirklich so sehr die Tochter ihres Vaters? So sehr, dass sein Mörder, ihn nach so vielen Jahren immer noch in ihren Augen erkennen kann? Oder bildet sie sich das alles nur ein?
Dann ist der Augenblick vorbei, der Ukhtark wendet seinen Blick ab. Für einen kurzen Moment scheint er aus dem Konzept. Dann nimmt er den Faden - Basilios Faden - wieder auf. "
Es ist ein guter Vorschlag, Koraker, das Bündnis formell zu besiegeln", antwortet Mago schließlich. Er betont dabei jedes Wort einzeln. Man sieht, dass der
Serogul darum weiß, hier wohl in der wichtigsten diplomatischen Mission seines Stammes seit Jahren unterwergs zu sein.
Er schaut noch einmal über die Schulter auf die Schlachtreihe der Ukhtark. "
Doch es gibt viele Männer, die noch mit Argwohl auf dieses Bündnis schauen. Die dem Frieden noch nicht trauen." Sein Blick geht zu Ejdarn. "
Genauso doch auch bei Euch, Kammandantin?"
Ejdarn, kreuzt die Arme vor der Brust und schürzt die Lippen. "
Ja", sagt sie schließlich. "
So ist es, Serogul."
"
Dann sollten wir nichts überstürzen", sagt er. "
Meine Erfahrung - und auch unsere Erfahrung der letzten Tage - zeigt, dass nichts Männer so sehr zusammenschweißt, wie eine zusammen gefochtene Schlacht. Lasst uns das Bündnis besiegeln, indem wir uns für alle Sichtbar in einem besprechungszelt auf neutralen Boden, gleich hier, wo wir stehen, treffen. In einer Stunde. Und alles für den bevorstehenden Angriff besprechen. Was sagt ihr?"
"
Weise Worte, Herr der Ukhtark" - es ist Hrajr Kortika, der sich unerwartet in die Diskussion einschaltet, offensichtlich beeindruckt vom bisherigen Verlauf des Treffens. Sein Einwurf kommt etwas überraschend und so wenden sich alle Anwesenden kurzzeitig dem Hauptmann zu. Naja - fasl alle Anwesenden. Basilio hat nur Augen für Maru und versucht sein pferd zu beruhigen. Die Dariba lächelt. "
Sei gegrüßt, Basilio." Mehr sagt sie nicht, aber ist das nicht schon ein Anfang?
Ejdarn nickt zu Kortikas Worten und hat wieder die Aufmerksamkeit der Anwesenden. "
Mein Stellvertreter hat recht. Lasst es uns so machen, Serogul." Sie schaut kurz zu Barkas und Maru, dann zu den Gefährten. "
Es ist gut zu sehen, wie sich zwischen einzelnen in den beiden Lagern bereits Vertrauen aufgebaut hat. Nichts ist so schwer aufzubauen und so leicht wieder zu verspielen, wie Vertrauen. Ich hoffe, dass das für uns alle ein Beispiel sein kann, wie es gehen kann. Und dass wir es nicht verspielen, wenn wir es einmal haben." Ihr Blick geht wieder zum Serogul. "
Wir sehen uns dann wieder hier. In einer Stunde."
Damit trennen sich die beiden Prozessionen und reiten zurück.
* * *
Eine Stunde später versammelt sich die Gesellschaft erneut. Die Kommandantin hat das Besprechungszelt zwischen den beiden Lagern neu aufbauen lassen. Neben Ejdrn nehmen wieder Lugano und Kortika an der Besprechung Teil, von den Kargi erscheinen Mago, Barkas und Hanno - Khenus Vater und ein altgedienter Hauptmann der Ukhtark. Und Maru.
Die Dariba betritt das Zelt nicht, während die anderen Ukhtark im selbigen einkehren. Sie begrüßt die Gefährten, als diese sich auf den Weg zur Besprechung machen. Kurz verharren ihre Augen auf Flannait und auch hier kreuzen sich die Blicke. Wieder hat die Adair das Gefühl, ihr gegenüber durchschaue oder erkenne sie. Aber unmöglich - die
Dariba kann Semias nie begegnet sein.
Dann wendet sich Maru an Basilio, der als letzter der Prozession ins Zelt marschiert. "
Basilio - hast du einen Moment?"
[2]Drinnen angekommen, begrüßt die Kommandantin alle Teilnehmer der Besprechung noch einmal und umreißt den Plan zum Angriff auf Gulasado. "
Die Festung ist in der ganzen zeit ihres Bestehens noch nie im Kampf genommen worden. Daher haben wir uns für eine Infiltration entschieden." Sie spricht von der Vergiftung des Brunnens, sowie dem geplanten Einfall der Gefährten über die nordöstliche Seite, sowie vom Plan, die Wegelagerer gegen Sildan aufzuwiegeln und das Tor zu sabotieren. "
Um das zu ermöglichen, wollen wir gleichzeitig im Süden am Tor einen Scheinangriff starten. Wir hoffen, dass das die Wachen auf den Wehrgängen ablenkt und so der Gruppe mehr Möglichkeiten gibt. Wobei ich hier eine kleine Änderung ankündigen muss. Zwei unserer Feldärzte sind erkrankt, wie mir Obekiki, unser Feldscher, eben mitteilte. Daher musste ich Jamir von der Gruppe abziehen. Er wird bei der Hauptstreitmacht gebraucht. Ich schlage daher vor, dass wir unseren Plan ein wenig abändern."
Der Blick der Kommandantin geht zur wieder auf fünf Mitglieder geschrumpften Gruppe. "
Wir schicken zwei Gruppen. Eure Aufgabe wird es sein, in die Festung zu kommen und die Besatzung augzuwiegeln. Danach solltet ihr versuchen, die Tore des Bergfrieds zu sabotieren. Wahrcheinlich versucht Sildan, sich dort zu verschanzen, wenn wir in die Festung eindringen können. Um das Haupttor kümmert sich eine andere Gruppe unserer Männer."
"
Das klingt gut", bekräftigt Mago die Aussagen der Kommandantin. "
Beide Gruppen sollten gleichzeitig einzudringen versuchen. Was uns angeht: unsere Plänker werden den Scheinangriff unterstützen und der Hauptteil unserer Hopliten wird für die Erstürmung bereitstehen, sobald das Tor gefallen ist. Wir haben auch einen Rammbock dabei, für alle Fälle. Auch wenn ich - nachdem, was Ihr über die Festung sagtet - hoffe, dass wir ihn nicht einsetzen müssen."
Der Serogul macht eine kleine Pause und schaut nacheinander in die Gesichter der Anwesenden. "
Hanno, Sohn des Motul wird das Kommando über unsere Hopliten führen. Barkas, Sohn des Hulad wird ihn vertreten. Was mich angeht - ich werde unsere Katarphraken führen - die schwere Kavallerie. Die Männer werden aber diesmal absteigen. Zeitgleich mit den beiden anderen Gruppen, werden auch wir versuchen in die Festung zu kommen. Aber wir nehmen den schwierigen und wahrscheinlich am wenigsten bewachten Weg."
Mago legt den Finger auf den aufder Karte eingezeichneten Rechteck des Bergfrieds. "
Wir klettern am Bergfried über die Mauer und versuchen über die Fenster in den oberen Etagen oder über das Dach in das Gebäude einzudringen. So können wir diejenigen, die sich drinnen verschanzt haben, überraschen. Was sagt ihr?"