Varna kommentiert die mehr oder weniger hilfreiche Auskunft nicht, und unter der triefenden Robe sieht man von ihr auch keine Regung. "Vier Monate? Wie lange waren wir unterwegs?," macht ihr dieses Wissen nicht gerade Hoffnung. Die Spur, so denn es überhaupt eine gewesen ist, ist inzwischen erkaltet. Aber es ist eben der einzige Hinweis, mit dem die Heretek im Moment arbeiten kann. Auch wenn sie sich inzwischen fragt, ob sie diese Suche überhaupt wirklich zu Ende bringen will, kann sie nicht einfach aufhören. Zu sehr ist Eugenius Teil ihres Lebens gewesen, zu viel hat er ihr bedeutet - oder tut er das etwa immer noch? Die Maschinenseherin weiß, dass sie Antworten will. Dass sie eine Konfrontation suchen muss.
Die Gefühle der Fabrikweltlerin für Lamira bleiben davon jedenfalls ungetrübt. "Du hast wohl den richtigen Nerv getroffen, Kätzchen," lobt sie das Schauspiel der Scharfschützin, nachdem die Sicherheitskräfte abgezogen sind. "Oder sollte ich sagen, 'Einheit Jackie'?" Im trüben Licht ist das gelbzähnige Grinsen unter der Kapuze gerade so erkennbar. Mit beschwichtigend gehobenen Händen sieht Varna dann zu Tal'Ygramus. "Nimm es dir nicht zu Herzen. Gerade beim Erstkontakt ist es wichtig, den richtigen Ton anzuschlagen. Und Lamira und ich sind im Imperium aufgewachsen," versucht sie den noch stummen Unmut des Hexers zu kontern.
Als Emilia schließlich nach dem weiteren Vorgehensplan fragt, lässt die Rotberobte einen Blick über die gesamte Gruppe schweifen. "Wir haben erst einmal acht Stunden Zeit. Ich tendiere immer noch dazu, die eigentliche Infiltration in Karib zu beginnen. Hier sollten wir uns bloß über die allgemeine Lage informieren und uns mit der Tarnidentität konform blicken lassen. Und am besten nicht zu weit auseinanderlaufen. Hier haben wir noch keine Verbündeten, und wir wissen zu wenig über die Makropole," macht die Abtrünnige ihren Standpunkt klar. So wild der eine oder andere Ketzer darauf versessen sein mag, die fremde Stadt auf eigene Faust zu erkunden, dem Pakt fehlen noch schlichtweg die Ressourcen, gescheiterte Einzelgänger sicher aus der Patsche zu ziehen.
"Ich habe jedenfalls vor, die Hafenverwaltung aufzusuchen," kündigt Varna ihr erstes Ziel an. "Wenn es absehbar wird, dass acht Stunden dafür nicht reichen, werde ich es auf einen anderen Tag verschieben. Heute halte ich es für ratsamer, zusammenzubleiben."
Die Heretek hält die Gruppe allerdings nicht mit einer Diskussion mitten im Regen auf. Sie setzt sich bereits in Bewegung und lädt ihre Mitketzer mit einer Geste ein, ihr zu folgen. Festen Planetenboden unter den Füßen zu spüren, ist ein Erlebnis, das sie schon halb vergessen hat. Ob das vom Himmel strömmende Wasser sie stört, kann die Techpriesterin noch nicht entscheiden. Aber sie fühlt sich versucht, einen tiefen Zug der planetaren Luft zu nehmen - auch wenn diese mit den Ausstößen der Makropolen verseucht ist - und tief durch die zischenden Filterventile auszuatmen. "Ein bescheidener Anfang - aber so viel Potential!"