Seitdem sich
die strahlende Zukunft in die Lüfte erhoben und auf den Weg nach Neu-Thron gemacht hatte, wandert Aegis unablässig über das Deck des Luftschiffes. So wie sein Körper in Bewegung ist und die nicht sonderlich verborgenen Mechanismen und Zahnräder arbeiten, so ist auch sein Geist stetig in Bewegegung. Seine Gedanken wandern immer wieder zu dem Buch, welches er in den Tiefen des Dschungels von Q'barra finden möchte und auch an seine Reisegefährtin Clarisse. Hätte er es sich aussuchen können, dann wäre er alleine unterwegs aber so wie es aussieht, hat ihn die Frau fest im Griff. Er weiß wo sich die zweite Kartenhälfte befindet aber was wäre er für ein Mensch - in Gedanken bezeichnet er sich immer noch als solchen, obwohl sein menschlicher Körper schon lange in die Krypten des Hauses Cannith gebracht worden war - wenn er einfach so, ohne Scham, zugreifen würde. Nein, momentan bleibt ihm nichts ander übrig, als Clarisses Gesellschaft zu dulden.
So stampft der fast zwei Meter große Kriegsgeschmiedete weiter über das Deck. Bei jedem Schritt sind die Zahnräder und magischen Mechanismen, die ihn antreiben, deutlich zu sehen. Victor d'Cannith hatte leider nicht mehr genug Zeit gehabt, um diesen Prototypen zu vollenden und so sind nur etwa 80 Prozent seines neuen Körpers mit dicken Stahlplatten bedeckt. Diese haben ihn aber bisher nicht enttäuscht und ihre Funktion voll erfüllt. So erinnert der Kriegsgeschmiedete am ehesten an eine laufende Plattenrüstung. Dieser Vergleich ist dabei nicht nur naheliegend, sondern zum Großteil sogar richtig.
Mit einer Fingerfertigkeit, die man Aegis aufgrund seines Körperbaus vermutlich nicht zutrauen würde, greift er in seinen dicken Lederrucksack und holt eine zerrissene Karte daraus hervor. Er beugt sich nach unten und betrachtet das alte Pergament mit seinem einzelnen Okular, dass seine menschlichen Augen ersetzt. Schon hunderte male hat er versucht, sich einen Reim darauf zu machen und immer war er gescheitert. Auch dieses mal läuft es darauf hinaus, das er das andere Kartenstück definitiv benötigt.
Anstatt sich weiter mit der Karte zu beschäftigen, bleibt er in der Nähe von Clarisse stehen - damit er sie nicht aus den Augen verliert - und sieht sich die anderen Passagiere etwas genauer an. An den Menschen bleibt sein Blick nicht lange hängen. Einfache Reisende oder Abenteurer, die man überall sieht. Nichts besonderes.
Lediglich die Kapitänin und die kleine Sturmwolke über ihrer Schulter betrachtet Aegis etwas länger. Sie erinnert ihn an vergangene Zeiten, als er sein eigenes Drachenmal für hunderte verschiedene Arbeiten genutzt hat. Der Höhepunkt seiner Arbeit ist er selbst aber der Körpertausch hat ihn auch seine Drachenmalfähigkeiten gekostet.
Den Wandler und den kleinen Dinosaurier betrachtet Aegis mit deutlichem Interesse. Wäre er einer Mimik fähig, so würde man keine Abscheu oder Kritik in seinem Gesicht erkennen können. Die vielen Jahre bei den Wegfindern haben ihm gezeigt, dass man nichts aufgrund seiner Rasse oder seines Körpers kritisieren oder verabscheuen sollte.
Schließlich bleibt Aegis Blick bei dem Hobgoblin hängen. Ein wirklich seltener Anblick aber dennoch ein bekannter. Der Mann versucht anscheinend das Image seiner Rasse etwas aufzupolieren. Gedanklich geht Aegis alle bekannten Fakten durch, die er über Mungolo weiß und geht einen Schritt auf den Hobgoblin zu.
[1]Am Ende entscheidet er sich dann doch dafür, sich in das Gespräch einzumischen. Die Gelegenheit, den Hobgoblin kennen zu lernen, will er sich nicht entgehen lassen. Aegis tritt noch zwei, drei Schritte nach vorne und verbeugt sich vor Mungolo.
"Ihr fürchtet euch doch wohl nicht vor etwas kameradschaftlicher Konkurrenz?" bringt sich Aegis schließlich mit metallisch und etwas abgehakt klingender Stimme in das Gespräch ein.
"Doch ich muss euch leider enttäuschen - wir sind nicht im Namen der Wegfinder-Stiftung unterwegs. Von welcher Expedition sprecht ihr denn?" Auch wenn die Stimme des Kriegsgeschmiedeten sehr mechanisch klingt, so ist ein Unterton von Neugierde deutlich daraus herauszuhören.