Aeryn, obwohl das seltsame Verhalten der Magd ihr nicht weniger zu grübeln gibt als den Gefährten, reagiert statt mit Kommentaren lieber mit Tatkraft, indem sie dieser spontan nachschleicht. Dies gestaltet sich leider schwieriger als erwartet. Man befindet sich auf einer windigen Hügelkuppe, an einem Fischteich, der Tag ist sonnig, und Deckung bietet nur hier und da ein zerzaustes, kaum mehr als schenkelhohes Büschlein. Und dann tritt Aeryn auch noch auf eine Kinderrassel, die versunken zwischen zwei Grasbüscheln liegt. Falls die Magd die Verfolgerin jedoch bemerkt, so gibt sie davon keinerlei Anzeichen. Sie wendet nicht den Kopf noch hält sie in ihrer Rede mit dem Kind inne, um zu lauschen.
Die anderen Kinder aber bemerken Aeryn sofort und sind begeistert. Was für ein schönes Spiel! Sofort beginnen auch sie, durch die Gegend zu schleichen. Siggi etwa legt den Finger auf den Mund und duckt sich hinter einen Busch (für ihn schulterhoch), ein zweiter Junge wirft sich auf den Bauch und robbt so schnell er kann über den Boden. Das eine Mädchen kichert bloß und klappst sich dann gleich schuldbewusst die Hand vor den Mund im Versuch, still zu sein, während das zweite Mädchen gebückt auf den Zehenspitzen hinter der Magd herschleicht. Sie haben einen Riesenspaß dabei. Doch auch das Spiel der Kinder lässt die Magd nicht aufblicken noch umherschauen, was es ausgelöst haben mochte. (Das ist das einzige Merkwürdige, was Aeryn auffällt, aber sie ist auch arg von dem Ganzen abgelenkt.)
Lîf blickt derweil ebenfalls umher, ob sie das friedliche Bild anhand verräterischer Anzeichen entlarven könne. Doch so recht will ihr nichts auffallen. Wohl entdeckt sie weit draußen auf dem Meer dunkle Wolken, die einen aufziehenden Sturm ankündigen mochten, doch schlimmeres entdeckt sie nicht. Kein Anzeichen von Verderbnis in nächster Nähe. Der Brunnen, den sie vor dem Haupthaus entdeckt, zeigt ja auch, dass hier niemand vom Bach abhängig ist. Zu sehen ist kaum jemand. Zwei Knechte reparieren dort drüben einen Zaun. Da vorn picken ein paar Hühner eifrig umher. Eine Möwe vom nahen Meer schaut, ob sie hier etwas ergattern kann. Am Haupthaus steht die Tür offen.
Kjartan, der zuvor den Gefährten zwar voller Eifer in allem, was sie zur Magd zu sagen hatten, zustimmte, blickt nun verwundert von einem zum anderen. "Was ist los? Was habt ihr?" Ihre plötzliche Sorge schien er nicht zu verstehen.
"Hm. Vielleicht ist das Weib einfach so dumm?" antwortet Tristan auf die Frage seines eigenen, wenn auch in nicht ganz überzeugtem Ton. Anders als Lîf blickt er nicht umher, sondern lässt die Kinder nicht aus den Augen. Besorgt und hungrig zugleich scheint ihr sein Blick.