Hinter der zweiten Tür bietet sich ein ähnlicher Anblick, außer dass der Raum etwas kleiner ist, kein Fenster besitzt und nur fünf Bettlager an den Wänden. Allerdings wirken von diesen lediglich drei unberührt und auch das nicht völlig, denn von den beiden offensichtlich kürzlich noch benutzten breitet sich eine gewisse Unordnung über die restlichen drei und sogar über den Boden aus. Decken liegen hier achtlos im Dreck, angeknabberte Brotkanten auf den Bänken, ein umgekippter Würfelbecher, der einen Teil seines Inhalts über die Steinfliesen ergossen hat, einem Kartendeck ergeht es nicht besser.
Dazwischen verstreut findet sich Gerät, dass auf eine gewisse Wehrhaftigkeit schließen ließ. So hängen zwei Bögen an der Wand, ein Wetzstein liegt zwischen den Würfeln, ein Messer steckt in einem Astloch in der Holzwand, umringt von vielen Kerben, was vermuten lässt, dass sich jemand dort im Zielwerfen geübt hat.
Über die Schulter des Zwergen in den zweiten Raum blickend, zählt Abdo unwillkürlich die Anzahl der Betten und kommt auf elf, davon neun unbenutzt. Das erinnert ihn an etwas. Was hat Uther bei ihrer ersten Begegnung erwähnt? (Es kommt dem Ya'Keheter elendig lang her, dabei sind es erst... zwei Tage her.)
"Drittens sind zehn der zwölf Gefolgsleute meines Vaters bereits seit fünf Wochen unterwegs, um die Räuberbande zu jagen, die hier ihr Unwesen treibt. Vor acht Tagen kam Rapport, man sei endlich dem Lager auf die Spur gekommen, von dem aus die Angriffe gestartet würden—seither nichts mehr. Und dabei ist es nur eine Tagesreise dorthin. Also wenn Fürst Ayrin euch tatsächlich damit beauftragt hat, nach verschwundenen Karawanen zu fahnden—endlich jemanden, es wurde auch Zeit!—dann tut doch bitte genau dies, statt nach den Ursachen der 'Dämonenseuche' zu suchen, welche nur in den Köpfen der Leute existiert. Ich kann euch alle Information mitgeben, die mich bisher erreicht hat, und einen Mann, der die Gegend kennt und euch zum vermuteten Räuberversteck führen kann."[1] Auch Freydis erinnert sich an diese Worte.
Die Elbin, von Abdo und nun auch von Rogar angewiesen, doch bitte auf das Ergebnis von deren Erkundung zu warten, drückt sich derweil unauffällig in der Eingangshalle herum, bis sie Position an der Mauer zwischen den beiden schmalen Gängen bezieht, um den bestmöglichen Blick (ohne den Eingangsbereich zu verlassen) in den großen Nebenraum zu erhaschen, aus welchem noch immer vereinzeltes Wimmern ertönt. Gleich hinter dem verlassenen Hundelager entdeckt sie eine (steinerne) Treppe, die offenbar in einen Keller hinab führt. Dahinter befindet sich ein weiterer, mit Holzwand abgetrennter Raum (nebst Tür). An der Rückwand des großen Raumes stehen zwei mannshohe Webrahmen, darauf ein halbfertiges Tuch gespannt ist. Das Wimmern scheint ihr von hinter oder aus den Garnkörben zu kommen, die dort bei den Webrahmen stehen.
[2]Kjartan steht plötzlich hinter Abdo und zupft ihm am Ärmel.
"Mir ist da gerade noch was eingefallen. Schau, was ich hier habe!"Sichtlich begeistert, hält er Abdo ein kleines Glasfläschen unter die Nase. Auch dieses erinnert den Ya'Keheter dunkel an etwas. Wo hat er solche Fläschchen schon mal gesehen? Im Zimmer des Abtes? Rogar hat sich zwei solcher Phiolen eingesteckt, wenn er sich richtig erinnert.