In arms not worse, in foresight much advanced,
We may with more successful hope resolve
To wage by force or guile eternal war
Irreconcilable, to our grand Foe,
Who now triúmphs, and in th' excess of joy
Sole reigning holds the tyranny of Heav'n.
Kaum merklich aber doch spürbar war der Frühling in diesem Jahr herangekrochen im Paradiestal. Der Winter hatte die Stämme fest in ihrem Griff gehalten und die mutierten Tiere hatte viel Zeit gehabt, um zu reden und Pläne zu schmieden, während draußen eine weiße Pracht das Tal in einen eisigen Mantel gehüllt hielt. Hier sprach man über alles und jeden, aber hinter vorgehaltener Hand wurde viel gemurmelt, von neuen Entführungen, von der Tyrannei der Wärter, vom Widerstand. Für die meisten war er kaum mehr als ein Gerücht, aber doch schien dieser Widerstand überall präsent. Egal, ob durch das Flüstern eines Fremden in einer dunklen Ecke oder ein kleines Briefchen, das plötzlich im Gepäck aufgetaucht war, auf die ein oder andere Art wurden verschiedene Bewohner des Paradiestals eingeladen, den Dachsstamm aufzusuchen und zwar in der Nacht des "Wilden Tanzes". Die großen Feiertage waren seit jeher Gelegenheit, um alte Bekannte zu besuchen, und so dürfte es weniger verdächtig sein, wenn so viele Fremde beim Außenposten des Dachsstamms auftauchten, auch wenn er fernab der anderen Außenposten gelegen war - und fernab der Augen des Hundestamms und der Wärter.
So kam es, dass sich im Laufe mehrerer Tage vor dem Abend des "Wilden Tanzes" einige Fremde in den baufälligen Betonbauten wiederfanden, die den Eingang zum Außenposten der Dachse verbargen. Hier oben, wo die Dachse selbst nicht lebten, bekamen Besucher für gewöhnlich Unterkunft. Also fanden sich ein Kaninchen, ein Bär, ein Luchs und zwei Echsen hier in den zugigen Hallen wieder, die mit ihren grauen Wänden und von Spalten durchzogenen Fußböden nicht sonderlich einladend wirkten. Die Fremden wurden kritisch beäugt von den Bewohnern des Dachsbaus, insbesondere Garcia 13 und Stind 73. Aber da die alte Schildkröte öfters zu Besuch kam, gab es kaum mehr als misstrauische Blicke. Man ließ sie auch in die offenen Bereiche der Tunnel unter dem Hügel hinein, wenn sie einen guten Grund nennen konnten dort hinunter zu müssen, aber die meiste Zeit verbrachten die Dachse dieser Tage so oder so im Freien.
Die Sonne stand bereits tief am Himmel und in wenigen Stunden würde der wilde Tanz beginnen. Zwei große Scheiterhaufen waren unweit des Hügels, auf dem die zwei Gebäude aufragten, aufgeschichtet worden und es würde nicht mehr allzu viel Zeit vergehen, bis sie in glühenden Flammen aufgingen. Dann würde es keine Worte mehr geben nur noch Fauchen, Brüllen und Heulen, keine Werkzeuge, sondern bloße Krallen und Tatzen, selbst Kleidung würde etwas rarer werden, auch wenn die Kälte noch nicht entschwunden war und nur sehr wilde Welpen die Gelegenheit nutzen würden, den Blicken der Älteren zu entschwinden und sich mit einer anderen Art von Tanz zu befassen, bei dem Kleidung doch eher störend war. Aber noch mussten einige Vorbereitungen getroffen werden und die Fremden beobachteten das Treiben.
Alles geschah mehr oder weniger um sie herum. Wiesel liefen an ihnen vorbei um noch mehr Holz zu holen, Vielfraße und Marder bauten in der Nähe der Scheiterhaufen Tische auf, die später mit Speisen gefüllt sein würden. Zwei von ihnen, ein Veilfraß mit besonders zottigem braunen Fell und ein Marder mit einer neongelben Schirmmütze auf dem Kopf gerieten dabei aneinander und wenig später stürzte einer der Tische um, gemeinsam mit den beiden Streithähnen, die beinahe ineinander verbissen waren. Ein alter Dachs, der sein Fell im Nacken und am Kinn in gewundenen Zöpfe geflochten hatte, stapfte auf die beiden zu und tönte mit donnernder Stimme:
"Hackl! Pechstein! Lasst den Unsinn, es ist noch viel zu erledigen bis heute Abend." Beide rappelten sich hastig auf und ließen sofort voneinander ab, als sie den Dachs auf sich zukommen sahen. Trotz seines Alters war Hannawald 37 eine ehrfurchtgebietende Erscheinung. Sein Fell glänzte nicht mehr wie früher in schwarz und weiß, sondern die Farben hatten an Kraft verloren. Das galt allerdings nicht für den Rest seines Körpers. Beachtliche Muskeln waren dank der ärmellosen Weste aus braunem Leder an seinen Oberarmen zu erkennen. Und nur weil er sich auf den hölzernen Stab des Alphas stütze bedeutete das nicht, dass er ihn wirklich brauchte, um laufen zu können.
Selbst für die Fremden war dieser Dachs ein beeindruckendes Exempel seiner Spezies und sie konnten nicht so recht die Augen von ihm lassen, während sie um sich herum viel Trubel erlebten. Das galt allerdings nicht für Thofelt 42. Zum einen hatte der alte Dachs dafür schon zu viel Zeit mit Hannawald 37 verbracht, zum anderen gab es auch für ihn viel, was ihn ablenken konnte: wichtige Aufgaben, die er zu erledigen hatte und vielleicht die zwei Wiesel, die sich mit einem toten Baumstamm von beachtlicher Größe abmühten. Der Schweiß von der Anstrengung ließ ihr Fell glänzen und der rote Glanz eines dieser Felle hielt Tholfelts Blicke gefangen.