Hatte Freydis nicht irgendwo Akadische Runen gesehen (in ihrer Vorgeschichte) und deren Ähnlichkeit mit Rogars Aufzeichnungen festgestellt? Sie hofft doch, wenn ich mich recht erinnere, von Rogar Dainsche Runen zu lernen, um sie lesen zu können.
Ja. Aber siehste, ich dachte, ich bräuchte bloß die Beschreibung der Runen anpassen. Dass es dazu schon eine Interaktion zwischen Charakteren gab, war mir entfallen. Dann geht das natürlich nicht! Da machen wir es doch lieber so: die akadischen und die dainschen Runen sind sich doch einander ähnlich (mehr als die elbische und die riesische der dainschen ähnelt), aber wer da von wem die Schrift gelernt hat, lässt sich nicht mehr feststellen. Vielmehr gab es seinerzeit offenbar einen (gutmütigen) Streit zwischen Dain und Hakadi (so nennt ihr die Akadier) darüber, wobei beide Seiten behaupteten, dem jeweils andere das Schreiben beigebracht zu haben.
Dann wäre nur die menschliche Schrift gänzlich anders als die dainsche.
Ich stelle es mir so vor, dass die Dain bei ihrem Glauben an die Wahrheit und Absolutheit des Geschriebenen zunächst zögern, jemandem überhaupt etwas beizubringen. Dann konzentrieren sie sich wahrscheinlich erst darauf, anderen nur das Lesen beizubringen, um die geschlossenen Verträge sicherzustellen. Am Ende werden sie, denke ich, nicht unglücklich sein, dass die anderen die Schriftsprache zwar übernommen, aber abgewandelt haben. Dann kann man immer behaupten, nicht-dainisch-Geschriebenes enthalte nicht die absolute Wahrheit wie das der Dain.
Oh. Dann legst Du gar keinen Wert darauf, dass die anderen Völker das Schreiben von euch gelernt haben. Ich dachte, sie täten sich da mächtig was drauf einbilden. Aber na ja, Du hast die Sache ja gut erklärt vonwegen Verträge etc.
Die Begrenzung auf 54 Runen ist nur eine vereinfachte Sprachvariante, oder? Bisher hatte ich es eher chinesisch halten wollen, sodass es auch persönliche (Varianten von) Runen gibt und man zwar mit wenigen Runen viel sagen kann, es aber beliebig vielfältig und kompliziert weiter gehen kann.
Hm. Es könnte natürlich eine vereinfachte Variante geben, oder dass ihr eine Unterscheidung zwischen Alltagsschrift (z.B. für Rogars Notizbuch) und einer zeremoniellen oder "Archivarsschrift".
Aber als chinesische Schrift sehe ich die Dainsche Schrift jetzt nicht. Das ist doch völlig unpraktisch. Uneffizient. Chaotisch. Nur Elben käme auf so eine Idee.
Ich stell's mir auch äußerst unpraktisch vor für das von den Dain bevorzugte Art des Schreibens, also für's in Stein Meißeln.
Ein paar mehr Runen dürfen es gerne sein, aber ich täte da gern unter 100 bleiben. Aber das wären ja noch die
diakritischen Zeichen. Sagen wir 24 verschiedene? Das ergäben dann bei Maximalbelegung (jede Rune mit jedem Zeichen bzw. auch ohne Zeichen möglich) 2400 Kombinationen. Komplex genug? Und die akadische Schrift hatte dann nur eine Handvoll diakritischer Zeichen, also dürfen die Zwerge sich rühmen, die
komplizierteste präziseste Schrift zu besitzen.
Was die angepassten Geschichten sonst angeht da habe ich keine Einwände, selbst wenn die alten Dain mit ihrem "Wir machen die primitiven dienstbar" nicht gut wegkommen - sind halt die einzigen, denen man es zutraut? Die Riesen waren zu wenige und konnten keinen Nutzen ziehen, aber haben die vergangenen Hochkulturen der Elfen und Akadier sich nicht daran beteiligt?
Hm. Also ich sehe da eine dunkle Komponente in der Vergangenheit der Zwerge. Sie waren ein riesiges, mächtiges Imperium, umgeben von (teils extremst) weniger entwickelten Völkern. Außerdem besitzen Zwerge ein großes Bedürfnis danach, Ordnung ins Chaos zu bringen. (Sicherlich wäre es für die ganze Welt besser, wenn nur die Zwerge die Dinge so ordneten, wie es ihnen sinnvoll erscheint.)
Wobei, in Bezug auf das erste Hilfsvolk, die Menschen, war eine positive Komponente dabei. Womöglich hätten die Menschen ohne die Hilfe der Dain in Dalaran gar nicht überlebt, oder allenfalls in kümmerlichster Weise.
Die Kolkar dagegen, das war ja NACH dem Kataklymus. Die ersten zwei, drei Jahrhunderte nach dem Kataklysmus waren in jeder Hinsicht die dunkleste Phase der zwergischen Geschichte, an die man sich erinnern kann. Eine verzweifelte, gesetzlose, barbarische Zeit. Das dainsche Volk hatte unbeschreiblich gelitten. Man hatte so viel verloren. Dreiviertel der Landesfläche und zwei Drittel der Bevölkerung (beides geschätzt). Einen Großteil der Ressourcen, Versorgungsstrukturen und noch schlimmer: der Archive. Äußerst schmerzlich aber auch: der Verlust der verlässlichen Verbündeten, die Hakadi/Akadier. Plötzlich war man allein, wenn sich selbst die ältesten Archive nicht an eine Zeit erinnern konnten, da man nicht mit den Hakadi verbündet war und in bestem Einvernehmen nebeneinander hergelebt hat.
Danach ging es einzig ums Überleben. Zunächst. Doch einige Jahrzehnte später begann man bereits davon zu träumen, zu alter Glorie zurückzufinden. Davon träumen die Zwerge, das ist ihre Obsession. (Man denke an Thorin Oakenshield.)
Wie Rogar dieses Kapitel der zwergischen Geschichte bewertet, bzw. wie die Historiker in seiner Heimatstadt dies festgehalten haben, ist natürlich ganz Dir überlassen.
Die Kolkar jedenfalls sind so etwas wie die Erzfeinde der Dain – und umgekehrt. Wobei Du auch da noch Spielraum hast. Die Kolkar sind kein einheitliches Volk, sondern in eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Stämme zersplittert. Möglich wäre, dass man sich mit dem Stamm in der Nähe Deiner Heimatstadt halbwegs gut versteht oder zumindest in Ruhe lässt. Vielleicht ist man in Deiner Heimat auch allgemein etwas aufgeklärter. Die Dämonen sind unser aller Feind, das sollten doch auch die Kolkar einsehen. Unter Javrud, dem Propheten der Menschen, kam es ja sogar mal zu einer Zusammenarbeit aller Völker, zu einer gemeinsamen Schlacht gegen die Dämonen. Aber das ist drei Jahrhunderte her.
<<<<<<Die Riesen waren zu wenige und konnten keinen Nutzen ziehen, aber haben die vergangenen Hochkulturen der Elfen und Akadier sich nicht daran beteiligt?
Riesen gibt es seit dem Kataklysmus nur noch vereinzelte Familien, und sie sind eher Nomaden. Die Elfen sind in Dalaran etwas weniger "Hochkultur", etwas mehr "Waldelfen". Philosophisch und in den schönen Künsten durchaus sehr weit, aber mit technischem Fortschritt oder auch Staatenbildung haben sie's nicht so. Und die Hakadi, wie gesagt, waren da ja schon spurlos verschwunden. (Zuvor, in Bezug auf das menschliche Hilfsvolk, da mögen sie sich wohl beteiligt haben, wenn die Zwerge dies gern gesehen hätten.)
RELIGION:
Die Ahnen sind für die Dain genau das: ihre Vorfahren, die ersten Zwerge, von denen sie alle abstammen. Die erste Generation waren die Kinder der nullten, die zweite entsprechend deren Enkel. Ihre Lebensgeschichten und Errungenschaften sind das, was das Leben der Dain bis heute definiert.
Na ja, aber woher kam die nullte Generation? Sind ja wohl nicht auf den Bäumen gewachsen. Haben die Zwerge gar keinen Erklärungsversuch dafür parat? Wurden sie erschaffen? Aus Stein geformt? Hatten sie Lehrer? Ohne Lehrer müssen sie ziemlich mächtig gewesen sein, um innerhalb von drei Generationen alle Errungenschaften der zwergischen Kultur hervorzubringen. (Ts, ts. Womit haben die vielen Generationen seither bloß ihre Zeit vergeudet?)
Oder ist die nullte Generation von außen nach Dalaran eingewandert? Und was davor war, weiß man nicht? Und Mutmaßungen darüber anzustellen (die nicht mehr als phantasievolle Geschichten sein könnten), widerspricht dem zwergischen Volkscharakter?
Ihre Geschichten sind in Stein gemeißelt (...)
(...) Was bei denen und deren Ahnen funktioniert hat, muss ja nicht bei uns gelingen.
Das passt soweit alles. Die zwergische Gesellschaft von heute scheint je regelrecht erstarrt. Vor dem Kataklysmus war sie etwas flexibler, etwas offener für Neues, den Blick mehr auf Zukunft und Außenwelt gerichtet (von einigen isolatorischen Phasen abgesehen). Seither aber klammert man sich an das wenige, das die Katastrophe überstanden hat, und zugleich an die Hoffnung, die glorreiche Vergangenheit wiederauferstehen zu lassen, während man in Realität gegen den fortschreitenden Niedergang ankämpft. Man gibt sich zwergischer sein als die Zwerge von damals (d.h. vor dem Kataklysmus) es je waren. Das Zwergenreich von heute ähnelt einer belagerten Feste. Es fehlt das Selbstvertrauen, der Tatendrang, die Neugier, der Entdeckermut...Man schützt, was einem geblieben ist, man riskiert dies nicht in der vagen Hoffnung auf möglichen Gewinn/Entdeckungen/Eroberungen. Man ist zu vorsichtig geworden.
Damit sind die Zwerge im Grunde tragischere Gestalten als die Riesen und die Elben, die mindestens ebensoviel verloren haben, denn die letzteren beiden trauern nicht den längst vergangenen Zeiten nach sondern leben im Hier und Jetzt. Als naturnahe Völker verstehen sie, dass Wachstum und Vergängnis sich periodisch abwechseln. Sie machen sich weniger Sorge um die Zukunft. Der Winter ist überstanden, jetzt geht's doch bestimmt wieder aufwärts! Und selbst wenn dies ein endgültiger Niedergang sein sollte: auch das ist der natürliche Lauf der Dinge und ganz in Gajas Sinne.
Ich hoffe, das gibt einen verständlichen Einblick in die "Schriftreligion" der Dain? Gerne erläutere ich weiter bei Fragen.
Vielen Danke, ja! Mit der Schriftreligion, das ist jetzt klarer geworden. (Wie oben geschrieben ist nur noch die Frage nach dem Beginn der zwergischen Geschichte offen.)
Das Verhältnis zu den Kolkar, ggf. ganz spezifisch: deiner Heimatstadt zu den ihnen am nächsten lebenden Kolkarstämmen, wäre (aus meiner Sicht) das zweitwichtigste Thema.