Ganz allmählich fällt die eigenartige Wirkung des Tanzes und der fremden Musik von den Gefährten ab, und sie können wieder klarer denken. Die Erinnerung jedoch bleibt, bunter und lebendiger als an jedes Erlebnis in ihrem bisherigen Leben. Ganz so, als sei auf unerklärliche Weise wirklicher, was ihnen hier widerfährt... Die alte Frau lässt sich von einer jüngeren zu Ayleen führen, wo sie mit ihrer Hilfe ächzend in den Schneidersitz sinkt. Aufmerksam beobachtet sie das Mädchen, dem man ohne weiteres das gewünschte Aststück gebracht hat. Während Ayleen an ihre Pfeife bastelt, nickt die runzlige Greisin mehrmals und kichert heiser vor sich hin. Die jüngere Frau, die respektvoll schräg hinter ihr kniet, sagt: "Die Männer werden bald zurück sein – sieh: Vater Sonne dringt schon mit seinem Speer in den Schoß von Mutter Erde ein." Sie weist zum Horizont, wo das Tagesgestirn in einem satten Rot abzutauchen beginnt.
"Vielleicht erfahren wir ja dann etwas über Tiffys Verbleib" hofft Laura Ann, nachdem Ayleen übersetzt hat. Sie hockt noch neben Ricky, die kräftigen Ziegenbeine untergeschlagen, seine Hand haltend, die sie, unbewusst oder nicht, auf ihren Schoß gezogen hat. "Ich mache mir echt Sorgen um sie" murmelt das Satyrmädchen und wirft dann das Haar in einer anmutigen Geste zurück, die ihr etwas sehr feminines verleiht, was die anderen Schüler so nicht von ihr kennen – aber auch etwas wildes. Eddy schnaubt und nickt. "Hoffen wir es! Wenn wir von irgendwelchen Wesen oder Orten hören, kann uns das Buch bestimmt weiterhelfen." Der Blick, den er auf den dicken Folianten wirft, ist allerdings nicht ganz so überzeugt, wie seine Worte klingen. Man hat eher den Eindruck, dass der Troll es sich wünscht.
Auf Ayleens Frage wiegt er seinen gehörnten Kopf. "Ich bin mir nicht sicher" sagt der Blauhäutige leise. "Da waren so viele Bilder und Erinnerungen... ich weiß nicht mehr recht, ob ich träume oder wach bin" gibt er zu. Laura Ann dagegen nickt. "Ich fühle mich gut!" sagt sie und schenkt Ayleen ein Lächeln, aus dem der Schalk ebenso wie etwas anderes blitzt, das gewiss nicht bösartig ist, aber irgendwie beunruhigend für das Mädchen. "Wenn es nach mir geht, müssten wir nur noch Tiffy finden, dann wäre alles in Butter." Sie wirft Ricky einen Seitenblick zu und kichert. "He – sie hat dich was gefragt, schöner Junge!" Dabei gibt sie ihm einen freundschaftlichen Rempler in die Seite.
In diesem Moment ertönt ein Ruf, und die Bewohner der kleinen Siedlung deuten zum Fluss. Auf dem Wasser sieht man mehrere längliche, flache Schemen, die sich im Schein der untergehenden Sonne nähern. Getrieben werden sie von einfachen Paddeln in den Händen von menschenähnlichen Gestalten, die auf diese Entfernung in dem schwächer werdenden Licht schwer zu erkennen sind. Das gelegentliche Schillern von Fischschuppen scheint jedoch darauf hinzuweisen, dass es die heimkehrenden yunwi amai'yine'hi sind. Die freudigen Rufe aus vielen Frauen- und Kindermündern würden jedenfalls dazu passen. Auf dem vordersten Boot sieht man eine einzelne Gestalt, die aufrecht steht, auf einen langen Fischspeer gestützt.