Der Weg zu dem Handelshaus war ebenfalls nicht sonderlich war, da die Familie ihre Niederlassung in unmittelbarer Nähe zum großen Marktplatz bezogen hatte. Vermutlich hatten sie irgendwo in der Stadt noch ein weiteres Lager, denn das Gebäude, vor dem die Waisen wenig später standen, war kaum groß genug, um all die Waren zu enthalten, die die Markens in Niewinter vertrieben. Es hieß schon nach der kurzen Zeit, die sie hier waren: "Wenn du etwas suchst, geh zu den Markens. Und wenn sie es nicht haben, können sie es besorgen." Selbstverständlich täuschte der Satz, denn es gab alles mögliche, was man in Niewinter überhaupt nicht bekommen konnte, auch nicht beim Handelshaus. Die Zeiten, dass viele sich Luxus leisten konnten waren noch nicht wieder angebrochen, aber die Stadt war auf dem Weg dorthin, langsam sicherlich, aber sie war auf dem Weg.
Wie fast alle Häuser in der Enklave des Protektors war auch das Marken-Handelshaus ein renoviertes Stadthaus. Der Dachstuhl sah neu aus, aber die Ziegel und Holzbalken des Erdgeschosses waren verwittert. Über der Tür prangte das Wappen des Handelshauses, zwei Kornähren, die sich um einen Hammer wanden. Auf der anderen Seite erwartete die Waisen ein etwas gewöhnungsbdürftiger Anblick, denn statt eines einzelnen Tresens gab es hier zwei, von denen der eine deutlich niedriger war als der andere. Die Regale hier im Raum waren nicht prall gefüllt, aber einiges an Werkzeugen lag bereit, um direkt verkauft zu werden. Fürs erste blieb den Waisen aber wenig Zeit das ins Auge zu fassen, denn die Gestalten hinter den Verkaufstresen verlangten nach ihrer vollen Aufmerksamkeit. Hinter dem niedrigeren der beiden stand ein Zwerg, der damit befasst war Kupfermünzen zu zählen und mit einer Schreibfeder Eintragungen in ein großes Buch zu machen. Er war einfach gekleidet und sein brauner Bart war fein säuberlich gestutzt. Er blickte zwar auf, als sich die Tür öffnete, die Begrüßung übernahm aber sein Kollege am höheren Tresen.
Dort saß auf einem hohen Hocker ein Mann mittleren Alters, der vor sich ein Brett mit etwas Brot und Käse liegen hatte, das er sofort bei Seite schob. Seine Kleidung war ebenso einfach wie die des Zwergs, nur dass er um den Hals eine eiserne Kette trug, an der ebenfalls das Wappen des Handelshauses, in eine Tonscherbe geritzt, zu sehen war. Dazu kam eine Mütze aus rotem Stoff, die einen merkwürdigen Zipfel hatte, der bis zu seinem rechten Ohr hinunter hing und ein wenig lächerlich aussah. Der Mann nahm noch einen schnellen Schluck aus dem Trinkschlauch, der ebenfalls bereit lag, um den Mund frei zu kriegen und sagte dann: "Willkommen im Handelshaus des Clans Marken. Was ist euer Begehr?"