Scarlett und Vorbis machten also den Umweg über das Anwesen des Protektos am westlichen Ende der Enklave, wo mehrere Söldner an der niedrigen Mauer Wache standen, die das beeindruckende Gebäude umringte. Gewiss, es war nicht so beeindruckend wie die Halle der Gerechtigkeit mit ihrer großen Kuppel, aber doch ein großer Bau, der in dem Glanz erstrahlte, der die Stadt einst ausgezeichnet hatte. Ohne Schwierigkeiten ließ man die beiden passieren und auch wenn sie Salonius selbst nicht antrafen, da er auf Patrouille war, sprachen sie mit Ormund von Donnerbaum, einem der anderen Ritter, und mit gewandten Worten, rang Scarlett ihm das Versprechen ab, 200 Goldmünzen zu zahlen, wenn sie die Straße wieder sicher machten. Mehr Infromationen konnte er ihnen allerdings auch nicht geben.
Als die beiden schließlich am Lagerhaus der Markens ankamen, hatten die anderen bereits die Pferde vorbereitet und wenig später waren sie alle unterwegs - oder besser gesagt nicht alle. Denn Alicia konnte sich mit dem Gedanken statt feuchter Planken den Leib eines Tieres unter sich zu haben nicht so recht anfreunden und noch dazu schrie ihr ganzer Körper schon wieder nach dem nächsten Rum, sodass sie sich von ihren anderen Geschwistern verabschiedete und sich stattdessen zu einer Taverne aufmachte.
Für einige von ihnen war es sehr ungewohnt auf dem Rücken der Pferde zu sitzen, die das Handelshaus ihnen bereit gestellt hatte, aber sie gewöhnten sich mehr oder weniger daran, auch wenn einigen am Abend wohl das Gesäß schmerzen würde. Die ersten Stunden auf der Straße waren wenig ereignisreich. Es kamen einige andere Reisende ihnen entgegen, die auf dem Weg nach Niewinter waren, aber es gab nichts, was darauf hindeutete, dass hier die Karwanen verschwunden waren. Tatsächlich gab es hier einfach nur eine weite Ebene, in der wohl kaum jemand Karawanen hätte überfallen oder von ihrem Weg abbringen können. Dies änderte sich erst, als die Sonne bereits hoch am Himmel stand und die Mittagsstunde überwunden war. Denn jetzt gab es immer mehr Büsche und kleinere Wäldlein, die die Straße säumten. Irgendwann hielten die Waisen inne, weil die Umgebung ihnen merkwürdig vorkam. Es war mehr ein Gefühl, als Gewissheit aber irgendetwas schien nicht zu stimmen. Mehrere Gebüsche befanden sich an der Ostseite der Straße und an ihre Ohren drangen die Schreie von Vögeln aus diesen Büschen. Irgendetwas an diesem Ort weckte das Misstrauen der Waisen.