Auch Melandro stimmte in den schwörenden Chor mit ein und die fünf Waisen vollendeten gemeinsam den heiligen Schwur der Ritter vom Orden des Kelchs. Der Elfengeist, der in dieser Traumwelt ihnen gegenüber stand antwortete auf ihren Schwur mit einfachen Worten: “Ich höre euren Schwur im Namen des Engels und erkennen euren Dienst an.“ Die Waisen waren sich unsicher, ob die Wärme die sie spürten, als die Worte ausgesprochen wurden, reine Einbildung war oder ob dies schon die Macht der Ritter war, die der Elfengeist ihnen versprochen hatte.
Dessen Antlitz verblasste zusehends und er sprach jetzt schnell und hastig: “Dies ist der Moment. Ihr verfügt jetzt über die Macht der Ritter und wenn ihr die Schwüre von Knappen hört, die das Blut des Engels aus dem Kelch getrunken haben, werden sie zu Ritter werden, so wie ihr. Aber seid gewarnt. Die Siegel sind jetzt zerbrochen, die Nebel steigen schon auf und sie werden nicht nur die Stadt erfüllen, sondern auch die Köpfe ihrer Bewohner. Ein langsames Siechtum aber selbst der stärkste Wille erliegt ihnen, wenn er nicht das Blut des Engels hat, um den Einfluss abzuwehren. Es ist an euch das Böse zurückzutreiben. Jeder Sieg schwächt es und wenn ihr nur stark genug kämpft mögt ihr es zurücktreiben durch die Spalten, durch die es in diese Welt sickert. Findet den Kelch! Nutzt seine Macht! Sammelt Verbündete! Lasst nicht zu, dass die Finsternis den Kelch oder die Menschen korrumpiert! Und so ihr wankt, sucht Hilfe bei…“
Doch die letzten Worte des Elfen gingen verloren in der verblassenden Traumwelt und wen auch immer er ihnen als Ratgeber hatte empfehlen wollen, blieb ungewiss. Die Waisen fanden sich nun wieder in seine leeren Gruft und wussten instinktiv, dass auch ihr Blut den Wächter jetzt nicht mehr würde rufen können, er war verschwunden. Das was von Alvarian noch in dieser Welt verblieben war, hatte nun endlich Ruhe gefunden. Doch die Aufgabe, die vor ihnen lag, machte das nicht kleiner. Ein Blick aus der Tür zeigte ihnen, dass die Zeit der Dämmerung noch nicht gekommen war. Die Siegel waren also gebrochen, aber was bedeutete das für Niewinter? Würden jetzt Schattendämonen in Horden durch die Straße ziehen? Oder war es nur dieser Nebel, der unbekanntes Unheil über das glanzlose Juwel des Nordens bringen würde?