Noch immer ist der Ronin noch nicht im Reinen mit sich: Soll er die bittere Wahrheit akzeptieren, weiterziehen und sich einen neuen Herrn suchen, der Bedarf für ihn und seine Kampfkünste hat? Oder soll er in dem kleinen Dorf bleiben, um... was zu tun? Sich den Räubern entgegenzustellen? Er, ein einzelner Mann, gegen eine ganze Horde von Banditen, ohne einen Auftrag, ohne einen Herrn, der ihm seine Reisschale füllt?! Oder soll er sich selbst zum Herrn und Meister aufschwingen – über eine Ansammlung von Hütten, Kinder, Weiber und ein paar Greise? Die Karikatur eines Grundherrn? Die Alternativen scheinen alle wenig attraktiv, und so ist der junge Mann nach seinen ersten Begegnungen mit den Bewohnerinnen Yukami Muras missmutig und mit sich selbst unzufrieden. Nicht zum ersten Mal hadert er mit dem unfairen Schicksal, das ihn zum Wellenmann gemacht hat, zum herrenlosen Samurai. ohne dass er sich das geringste Vergehen hätte zuschulden kommen lassen.
Was fordert denn ein Mann wie er, der dem niederen, verarmten Schwertadel angehört, viel vom Leben? Ein Haus, ein Dorf mit einigen Bauern, Frau, Kinder – darunter natürlich Söhne, die in seine Fußstapfen treten können, ebenso wie Töchter, die man geschickt verheiraten kann – und ein Einkommen von wenigen Koku im Jahr. Genug eben, um in bescheidenem Wohlstand leben zu können, ohne seinen Stolz durch Bettelei oder Anbiedern bei hohen Herren verleugnen zu müssen. Das ist nichts, was ein Mann mit seinen Schwertern in diesen Zeiten nicht erreichen könnte. Im Gegenteil: Wer mutig und stark ist, kann dank des ständig wechselnden Schlachtenglücks binnen eines Jahrs wohlhabend sein, zu hohen Ehren aufsteigen, womöglich gar bis zum Hatamoto, zum bevorzugten Vertrauten eines Kriegsherrn. Doch er..? Wo sind seine Chancen?! Tief in seine düsteren Gedanken versunken, bemerkt er erst sehr spät, dass ihn ein Mädchen beobachtet. Dicht bei ihr kniet eine Frau am Wasser, offenbar eine Wäscherin. Aber... hat er diese Frau nicht schon einmal gesehen..?
Ohne selbst zu wissen, was er vorhat, marschiert der Ronin mit stolzem Gesichtsausdruck weiter bis zum Ufer des Baches, bleibt unweit der Frau und des Mädchens stehen, mustert sie kurz und gibt dann vor, an etwas ganz anderes zu denken, während er mit verschränkten Armen finsteren Blickes auf das Wasser starrt. Allerdings wandert sein Blick immer wieder in ihre Richtung. Die Haltung, in der sie da kniet, erinnert ihn an seine Mutter, die immer ganz genauso wusch: über das Wasser gebeugt, die Wäschestapel neben sich... nur dass anstelle des Mädchens er neben ihr im Gras saß und spielte, als ganz kleiner Junge. Ein Stock und ein Ball waren seine Spielzeuge, später kleine hölzerne Soldaten, die er in Duellen gegeneinander antreten ließ. Wie alt die Dörflerin wohl sein mag? Er schabt sich über sein nur notdürftig rasiertes Kinn. Schließlich geht er auf die beiden zu, bleibt kurz vor ihnen stehen, schaut auf sie hinunter.