Matsukuras Augen huschten hin und her, er versuchte mit kurzen, aber fokussierten Blicken die Umgebung, die Gefahren und Bewegungen wahrzunehmen. Seine Erinnerung sagte ihm, dass Lord Konos Männer nicht mit einem Angriff rechneten und dementsprechend wenig wachsam waren. Die Struktur, der Aufbau glich den Schalen einer Zwiebel. Je weiter man von Schicht zu Schicht kam, desto gefährlicher und ungewisser war, was den Lord selbst umgab. Und je mehr Gegner man lebend hinter sich ließ, desto mehr Feinde hatte man im Rücken, wenn ihr Plan schief ging.
Matsukuras Augenbrauen zuckten kurz, wie immer Anzeichen eines heftigen Gedanken, der an seiner Fassung rührte. Sollten sie alle umbringen? Nicht nur, um keine Feinde im Rücken zu haben, sondern auch...wenn Kono auch Gefolgsleute hatte, die der Sache und der Rache so loyal ergeben waren wie Tadakatsu, Mai und Dokai, war dieses Rad aus Gewalt zu beenden?
"Wir sind die Letzten unseres Hauses. Nach uns kann es keine Rache geben.", murmelte der Samurai mehrdeutig, mehr um sich selbst Mut zuzusprechen. Um sich anzulügen. Er erinnerte sich zu gut an die Worte Frau Kikkawas. Er wusste, dass ein Scheitern auch seine Familie bedrohte. Aber durfte er, nur weil sich jemand potenziell rächen konnte, allen das Leben nehmen? Was mit jenen, die sich die Dienerschaft unter Kono nicht aussuchen konnten und nur darauf warteten, frei zu sein von dessen manipulativen Hand. Hatten sie den Tod verdient, nur weil sie Feinde seiner Familie werden könnten.
Der Samurai schluckte schwer. Die Konsequenzen ihrer Tat war schwer abzumessen, unmöglich abschließend zu bewerten. Er flüchtete sich in seinen Schwur und seine Untergebenheit seinem gefallenen Herren gegenüber. Kraftvoll umschloss er das rote Steinchen in seiner Hand.
"Wir sollten so lange wie möglich unentdeckt bleiben. Mir gefällt es nicht, dass es aufhört zu schneien. Unsere Spuren werden vom weißen Zauber nicht mehr verdeckt, unsere Schritte sind bei klarer Nacht im Schnee schneller zu sehen. Es ist weniger Licht nötig, um uns auf weiter Flur zu entdecken. Wir werden nicht lange unbemerkt bleiben. Aber dieses Fenster sollten wir trotzdem nutzen und mit voller Kraft angreifen. Wie ein Keil müssen wir durch die Deckung des Feindes kommen. Ein Zurück gibt es nicht mehr."
Matsukura Tadakatsu versucht wieder einmal seine Furcht und seine schweren Gedanken in der Flut von Taten zu ertränken. Also zeigte er auf die Mauer. Aus seinem Überblick glaubte er sich an einen Ort zu erinnern, an dem die Wachen gering und die Patrouillen nicht so genau waren. Das war der kurze Moment für einen unentdeckten Zugriff. Auch wenn es wohl nicht der beste Weg war. Es war Matsukuras Weg.
"Blut ist die Farbe. Der Schnee unsere Leinwand.", flüsterte er, während er auf die Mauer zuschlich.