Als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster eindringen, wird auch Reya wach. Es war immer beruhigend, auf diese Weise wachzuwerden, aber sie hatte auch schon andere Momente erlebt. Sturm und hohe Wellen, die gegen das Schiff peitschten, oder Schreie der Mannschaft, als sie von Piraten angegriffen wurden. Doch dieser Morgen war ruhig und zudem standen die Zeichen gut, dass es ein sonniger Tag werden würde. Eine kleine Insel mit Palmen und einem hübschen Sandstrand könnte ihre Laune sicherlich noch weiter heben, aber ihr Ziel war noch ein bis zwei Wochen entfernt, so es denn mehr als nur ein Gerücht war.
Natürlich war die ganze Sache ein abenteuerliches Unterfangen und auch ein großes Risiko, naja, zumindest riskierten sie mit der Fahrt ihre Vorräte aufzuwenden. Jedenfalls, wenn sie nicht fündig werden sollten. Wenn sie die Insel aber finden sollten, so konnten sie dort hoffentlich auch noch mehr finden. Neue Vorräte, alte Schätze, einen Ort, um eine erste Siedlung zu errichten, es gab viele Möglichkeiten und die Gelegenheit mussten sie einfach nutzen, auch wenn es ein Risiko war.
Zwar hatten sie mit der Black Crow ein Schiff, das schon so einige Fahrten und Krisen überstanden hat, aber sie hatten auch Pläne für die Zukunft geschmiedet und um diese in die Tat umzusetzen, benötigten sie ersteinmal etwas Land, welches sie ihr Eigen nennen konnten. Oder zumindest mehr Kapital. Der Großteil dessen, was sie noch in der Schiffskasse hatten, ging für Reparatur und Vorräte drauf.
Wie dem auch sei, der Tag machte einen guten ersten Eindruck und so warf sich Reya in ihre Kleider und machte sich auf den Weg an Deck, um zu sehen, ob alles in Ordnung war. Meirdra war sicherlich bereits seit einigen Stunden auf den Beinen, die Elfin, die sie erst vor Kurzem aus den Fängen der Handelsgilde befreit hatten, liebte die frühen Morgenstunden und man fand sie eigentlich immer schon an Deck, wo sie den Sternenhimmel beobachtete oder ihren Bogen pflegte. Und auch Hayley flatterte schon aufgeregt umher, für das kleine Feenwesen (eigentlich war sie garkeine Fee, aber wer konnte den Unterschied schon bestimmen) war einfach alles interessant und ihre Neugierde war grenzenlos. Außerdem liebte sie es auf einer winzigen Fiedel zu spielen und so die Moral der Mannschaft anzuheben und ihnen die Müdigkeit aus den Knochen zu treiben. Tatsächlich besaß die Externarin magische Kräfte, die sie mit ihrer Musik verbreiten konnte, um ihre Zuhörer von Erschöpfung zu befreien und dadurch zu neuen Taten anzuspornen.