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Autor Thema: Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont  (Gelesen 61540 mal)

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Kara Stendahl

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #855 am: 19.03.2021, 09:10:46 »
Kara nahm die Münzen an sich und machte sich daran, alles andere verwertbare auf die Seite zu legen. Die Menschen im Dorfe konnten das ein oder andere brauchen. Die Männerleichen mussten verbrannt werden, aus den Pferden könnte man vielleicht noch ein ordentliches Gulasch zaubern. Immerhin sollte man nicht verschwenden.

Zuletzt schnitt Kara eine der Tättowierungen aus dem breitesten Arm. Sie schritt damit zu Kylre und Fiona. "Zhentarim", meinte sie, als sie den blutigen Fetzen vorzeigte. Mit der Wut der Bärin verflog auch die restliche Energie. Kara wurde müde und - wichtiger - durstig. Lasst uns ersteinmal eines der Fässer beschlagnahmen. " Dann würden sie bestimmt leichter beschließen können, was noch zu tun war.

Der Verlust ihres Kampfesbruders schmerzte, doch sie verstand Kylres Sehnsucht. Sie selbst war hier noch nicht fertig. Auf dem Weg zurück zum gut gegrillten Wirtshaus überlegte die Kriegerin, welche der Trophäen Kylre wohl am eindrucksvollsten präsentieren konnte, würde er die heimatlichen Ufer betreten. Sie entschied sich, den Knochen des Riesen mitzugeben. Eine mächtige Requisite zur Unterstreichung von Kylres Saga könnte ein Meister ihm auf Ruathym bestimmt etwas Ansehnliches daraus fertigen. Kara selbst hätte, so die Götter wollten, noch Gelegenheit weitere Beweise ihres Kampfesglücks zu schneiden...

Blutschwinge

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #856 am: 21.03.2021, 11:58:53 »
Nachdem die Feuer vollends gelöscht worden waren, zogen sich die meisten Bewohner erschöpft in ihre Häuser zurück. Die Abenteurer spürten viele dankbare Blicke auf sich, einige klopften ihnen auf die Schulter, aber die meisten hielten Abstand. Es war der Wirt, der ein Fass aus der Taverne holte und mit einigen Männern und Frauen in Richtung der Unterkunft der Gruppe trug.

Dann kam Dora zu ihnen, die Frau, mit der sie auf dem Turm gewesen waren. "Danke, ihr habt es tatsächlich geschafft und die Schergen vertrieben. Jetzt gibt es Bier in eurer Hütte. Kommt, ihr habt euch das Fass redlich verdient. Morgen früh sammeln wir die Habseligkeiten hier auf und dann werden wir sicher noch eine Belohnung für euch zusammen bringen. Aber jetzt müssen wir erst den Durst löschen."

Und so wurde noch einige Stunden getrunken, bevor alle erschöpft auf ihre Schlafplätze sanken.

Als sie am nächsten Morgen erwachten stand die Sonne schon hoch am Himmel. Sie hörten Hämmern und Sägen von drau0en, in der Taverne wurde bereits gearbeitet. Der Wagen war bereits fortgeschafft worden, genauso wie die Leichen und die Kisten. Ein ordentliches Frühstück erwartete sie. Nun war es an der Zeit, den Abschied vorzubereiten, das war allen klar, besonders Kara und Kylre.

Kara Stendahl

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #857 am: 21.03.2021, 20:40:13 »
Kara hatte Kylre eine der Riesentrophäen eingepackt, etwas Gold und eine Flasche mit Schnaps, den sie dem Wirten abschwatzen konnte. Bereits in der Nacht davor hatte Kylre ihr von seinen Plänen berichtet und nachdem sie auf sich angestoßen hatten und auf die Erzfeinde geflucht, hatten sie einen Treffpunkt vereinbart, der sie nach ihren jeweiligen Abenteuer wieder vereinen sollte.

Bevor ihr Waffenbruder nun auf sein verhasstes Ross stieg, standen sie sich am Rande der Siedlung nun einander gegenüber. Mit der Rechten umfassten sie den Unterarm des anderen beinahe bis zum Ellebogen. Die Stirnen legten sie aneinander, verharrten kurz. Beide sprachen ein paar Worte, die nur für sie bestimmt waren. Dann zogen sie die Köpfe auseinander und schlugen dieselben schwungvoll zusammen. Nach dem Kopfstoß, der sie als stolze Krieger der Ruathym auszeichnete, war die Verabschiedung vorüber. Die große Blonde drehte sich um und stackste zurück zur vom Ruß geschwärzten Taverne. Ihr Kopf brummte zwar aus mehreren Gründen, doch sie erinnerte sich, etwas von einer Belohnung gehört zu haben...

Blutschwinge

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #858 am: 07.04.2021, 14:35:38 »
Und so waren sie schließlich nurnoch zu zweit. Den beiden Frauen fiel auf, dass im Dorf niemand näher auf die ungebetenen Gäste eingehen wollte. Schließlich war es Dora, die darüber doch einen Satz fallen ließ. „Es ist schon beschämend. Da haben wir jahrelang dem Moor und all seinen Gefahren getrotzt und sogar den halbherzigen Angriff der Riesen auf das Dorf abgewehrt. Und dann haben wir uns den schwarzen Schergen praktisch unterworfen. Es wird dauern, bis wir diese Schmach verdaut haben.

Schließlich besprachen Dora und der Wirt mit Kara und Fiona den weiteren Weg. Die Dorfbewohner hatten ein kleines Paket für die beiden Frauen geschnürt. Darin befanden sich vier Phiolen[1] und Nahrungsmittel für zwei Wochen. Außerdem konnten sie sich mit Alltagsgegenständen soweit eindecken, wie nötig[2]

Im Dorf wussten sie, wen die beiden suchten und dass der Riese, der so anders war als seine Artgenossen, sich dort irgendwo herumtrieb. Sie hatten also eine Karte vorbereite, mit der sie über wenig bekannte Pfade quer durch das Moor gelangen konnten. Sie enthielt auch wichtige Wegmarken, damit die beiden sich nicht verlaufen würden. Und dann brauchten sie einfach Glück.

Schließlich machten sich Kara und Fiona auf den Weg, bis zum Rand des Moores wurden sie noch begleitet. Dann ließen sie das Dorf hinter sich und zogen hinaus ins Immermoor. Die Landschaft war hügeliger, als sie erwartet hatten. Überall gab es größere Felsplateaus, die sich in der morastigen, von Binsen und kleinen Bäumen bewachsenen Moorlandschaft erhoben. Die Felsen schimmerten in unterschiedlichen Farben. Sie hatten gehört, dass sich hier allerlei Wertvolles im Gestein verstecken soll, aber alle Versuche, es abzubauen, seien bislang gescheitert. Hin und wieder passierten sie auch die Überreste von Gebäuden, meiste waren es kleine Hütte gewesen, aber einmal auch eine größere Anlage. Viel war davon nicht mehr übrig geblieben, die Natur und ihre Bewohner hatten das Land längst wieder erobert. Aber es zeugte von den gescheiteren Versuchen, das Land zu bezwingen.

Am späten Nachmittag hörte Kara etwas, das nach einem Tier klang, das im Moor zappelte. Also kletterte sie auf einen nahegelegenen Felsen, um sich umzusehen. Keine 50 Meter von den beiden Abenteurerinnen entfernt steckte jemand im Moor, aber es war kein Tier, sondern ein Zweibeiner. Viel konnte sie nicht erkennen, die Gestalt war über und über mit dem schwarzen morastigen Wasser bedeckt. Aber es schien kein Ork zu sein und es war sicher kein Troll.
 1. 2x Healing Potion (2d4+2) und 2x Greater Healing Potion (4d4+4)
 2. Bitte einfach Bescheid sagen, wenn ihr noch etwas benötigt

Fiona

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #859 am: 07.04.2021, 15:25:40 »
Fiona war froh und auch ein wenig erleichtert, dass die Dorfbewohner es so sahen. Man hätte ja auch ihnen die Schuld dafür geben können, wie der Abzug der Zhentarim, vor allem die Explosionen und Brände, abgelaufen war. Aber das war nicht der Fall. Sie wussten genau, dass die feigen und hinterhältigen Schergen hierfür allein die Verantwortung trugen. Die Zauberin bedankte sich herzlich für die Unterstützung. Jetzt wo Kylre wieder zur See zurückkehrte, waren Heiltränke auf jeden Fall sehr willkommen. Sie nahm die Hälfte davon an sich und verstaute sie gut. Auch, dass Kara sich entschlossen hatte, hierzubleiben und der Sache weiter auf den Grund zu gehen, war Fiona ausgesprochen willkommen. Mit der wilden Kriegerin an ihrer Seite würde sie so mancher Gefahr trotzen können. Wer wusste schon, was sie im Moor so alles antreffen würden. Es sollte dort ja auch Trolle geben und die waren durchaus gefährlich. Aber sie mussten sich auch Gedanken darüber machen, vielleicht noch Verstärkung für ihre kleine Truppe zu erhalten. Womöglich konnte sie eine Nachricht an die Allianz schicken. Aber jetzt galt es ersteinmal den Riesen zu finden.

Am Morgen sprach sie einen Schutzzauber[1], ehe sie sich zum Frühstück begab[2]. Und nach der Stärkung ging es dann los. Fiona holte Hurricane aus dem Stall und fragte sich, ob das Moor wohl der richtige Ort für ein Pferd war. Die Dorfbewohner konnten ihr dies sicher beantworten. Falls nicht, würde sie den schwarzen Hengst bis zu ihrer Rückkehr in ihrer Obhut belassen.

Mit der Karte der Dorfbewohner hatten sie es einfacher, sich im Moor zurechtzufinden. Als Kara sie dann anhielt, lauschte die Zauberin ebenfalls aufmerksam. Brauchte dort jemand Hilfe? Nach einer Falle sah es jedenfalls nicht aus.

"Was ist denn hier passiert?" rief sie der Gestalt zu, von der man nur wenig erkennen konnte. "Haltet aus, wir helfen euch!" Und zu ihrer Begleiterin gewandt: "Kara, Du hast doch ein Seil!"
 1. Mage Armor
 2. Short Rest

Phekda

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #860 am: 07.04.2021, 18:53:54 »
„Das war es also? Bei der Loregiver.“ Wie lange steckte er wohl hier Fest. Er wusste es nicht, nicht ohne die wärmespendende Sonne die sich hier im Norden viel zu oft hinter den Wolken verbarg. „HILFE! Verflucht nochmal. schrie er in die weite von Seggen, Binsen und wohl halbtoten Bäumen bestimmte Landschaft.
„Komm schon Ast.“[/b] flehte er den fahlen Ast eines toten Baumes an, während er wieder einmal jämmerlich nach dem Ruf versuchte diesen zu greifen. Dabei fehlten ihm gar noch eine halbe Armlänge um den Ast überhaupt mit den Fingerspitzen erreichen zu können. Strecken, ha da gab es nicht mehr viel zum Strecken. Schließlich war er durch seine vergeblichen Befreiungsversuche fast bis zur Brust versunken.
Erschöpft ließ er den Arm sinken und verfluchte sich innerlich sein Seil tief im Rucksack verbuddelt und selbigen auch noch beim Sturz in dieses kaltnasse Grab verloren zu haben. Die Schicksaalsweber meinten es wirklich nicht gut um Ihn.
Nur durch das leichte anspannen und locker lassen seiner Muskeln fühlte er noch den Unterleib. Dabei war ihm so kalt, dass die Lippen blau wären, wenn sie nicht gerade wie alles andere an Ihm bedeckt im Torfschlamm wären. „arrRR HILFE!“ schrie er verzweifelt gen Himmel.

Da erreichte seine Ohren der Ruf einer Frau. Sein Herzschlag beschleunigte sich vor hoffnungsspendender Aufregung. Suchend blickte er sich soweit es ging um, wischte sich das Wasser und den Dreck aus den Augen.
Da waren sie, zwei Gestalten, Frauen auf einer der felsigen Anhöhen. Freudig, nicht dem Wahn anheimgefallen zu sein, küsste er seine rechte Faust bevor er sie gen Himmel reckte und winkte. „Auf der Flucht bin ich hier hinein gefallen und stecke nun fest.“ antwortet die Gestalt, welche nach der Stimmlage ein Mann war, in einem stark gebrochen Version der Händlerzunge auf die Frage von Fiona. Eindeutig war er kein Einheimischer dieser Region. „Bei den Göttern, bitte helft mir.“

Kara Stendahl

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #861 am: 07.04.2021, 21:14:47 »
Dass Fiona sofort und ohne Vorsicht walten zu lassen ihre Hilfe anbot, gar Karas Seil ins Spiel brachte, wunderte die Kriegerin. Das wäre doch eine geschickte Art, unaufmerksame Reisende in die Falle zu locken. Der tat unten so, als stecke er fest und in dem Moment indem man versucht ihn zu retten, wurde man auch schon von seinen Kumpels überfallen. Ganz und gar nicht einfallsreich, sowas.

Kara spähte[1] also zuerst in alle Richtungen, wenngleich sie sich durch den letzten Sieg gestärkt fühlte, und führte Grani dann seelenruhig in Richtung des flehenden Mannes. Sie achtete darauf, am Rand des Moores stehenzubleiben und sah sich nochmals nach Spuren um, die seine Geschichte bestätigen oder entkräften würden[2].

Dann ging sie lässig in die Hocke und betrachtete den Kerl mit einem schiefen Grinsen. "Gefallen bist du also? Auf der Flucht, ja?" Sie entnahm nun tatsächlich das Seil aus ihrem Beutel, legte sich den eingerollten Strick jedoch über die Knie. "Wovor bist du denn geflohen, so ganz allein hier draußen?"
 1. perception: 5
 2. survival: 22

Fiona

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #862 am: 07.04.2021, 22:57:34 »
"Du glaubst doch nicht, dass das hier eine Falle ist, oder? Wer setzt sich denn mitten ins Moor und hofft, dass da zufällig jemand vorbeikommt?" fragte Fiona etwas verwundert. "Nein, wirklich. Das macht doch niemand, oder? Und selbst wenn, wir brauchen uns doch vor ein paar Strauchdieben nicht zu fürchten... oder heißen die hier dann Torfdiebe?"

Dann zauberte sie eine magische Hand herbei[1]. "Damit sollte ich das Seil bis zu ihm bekommen. Halt Du das andere Ende fest, dann schauen wir mal, was das für einer ist," schlug sie vor.
 1. Mage Hand

Phekda

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #863 am: 07.04.2021, 23:49:36 »
So weich und puffernd wie der Moorboden war, so nachtragend war das Torfmoos bei hektischen es verletzenden Bewegungen. Genau dies sahen die Beiden Frauen, als sie dem Sumpfloch näher kamen in welches der Mann gefallen sein wollte. Um ihn herum gab es kaum größere Nester der scharfkantigen, sauren Gräser. Nur aufgewühltes, dunkel-matschig Braunes Wasser mit Moosgeflecht. Die Schlitterspur mitten hinein in den stark durchnässen Bereich war auch noch gut zu sehen.
Genau dort war auch sein gefüllter Rucksack zu erkennen. Deutlich sah Kara, dass ihm ein Gurt gerissen war. Er hatte ihn wohl nur rasch über eine Schulter geworfen und der offensichtlich alte Stoff hatte das Gewicht und die wohl durchgeführte Bewegung einfach nicht mehr ausgehalten. Etwas abseits der Stelle an welche sich Kara hingehockt hatte, konnte sie noch weitere Spuren erkennen, da waren im Boden Fußabdrücke eines Paar Stiefels und eine halb aus dem Boden gerissene Wurzel. Ob er sich dort im Rennen umgesehen hatte und über diese die Wurzel übersah?
Ob dort noch mehr Spuren wahren, das wussten nur die Götter. Zumindest war er sehr wahrscheinlich nicht freiwillig ins Wasser gegangen und schon garnicht vorsichtig. Anzeichen einer Falle konnte Kara auch nicht sehen.

Zum Reden drehte der Mann, mit dem wohl schulterlangen Haaren und spitzen Ohren in eine Position aus welche er die beiden Frauen besser sehen konnte. Prompt sackte er ein weiteres Stückchen ein. Zuerst erwiderte er auf Karas aber im Prinzip auch auf Fionas vorabgestellte Frage ein kaum verständliches Wort und kniff ob selbigen die Augen zusammen. Offensichtlich suchte er nach dem passenden Wort in der Gemeinsprache. „Trolle. Trolle heißen sie.“ fiel es ihm dann wie der Morast von den Augenbrauen. „Sie haben mich kurz nach meinem morgendlichen Aufbruch überrascht. Im nächste Dorf wollte ich mein Schwert anbieten.“ Beim erklären hielt er den beiden Frauen weiter hilfesuchend die Hände entgegen und regte sich so gut es ging um die Entfernung marginal aber deutlich gefühlt zu verringern. „Dann kammen die Trolle und ich bin losgerannt gerannt. Zuerst war der Boden noch fest und gut aber auch zu gut für die Trolle. So musste ich tiefer hinein bis sie sich nicht mehr tiefer wagten. Doch für mich war es damit wohl auch offensichtlich schon zu tief.“ Abgesehen von dem gebrochenen Worten, zitterte seine Stimme auch stark. Wohl war ihm die Kälte schon tief in die Glieder gefahren.
« Letzte Änderung: 07.04.2021, 23:52:58 von Phekda »

Kara Stendahl

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #864 am: 08.04.2021, 13:57:41 »
Kara grinste. Torfdiebe... Aber mal im Ernst. "Glaub mir, Fiona, eine gute Falle ist nicht gleich als solche zu erkennen. Ich hab da Erfahrung. Aber du hast natürlich recht, fürchten braucchen wir sie nicht - die Torfdiebe."

Anstatt das Seil um den Arm zu schlingen, band die große Kriegerin das eine Ende an Granis Sattel fest, das andere überließ sie der magischen Hand. Kara selbst lehnte sich an den phlegmatischen Hengst und nutzte die Gelegenheit, sich einen Schluck zu genehmigen, während sie dem Treiben zusah. Sobald der halb Versunkene das Seil zu fassen bekam und es um sich geschlungen hatte, würde sie Grani ein paar Schritte weit führen und den Mann dadurch herausziehen.

Wiesel

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #865 am: 09.04.2021, 00:03:27 »
"Eine trostlose Gegend ist das, mein kleiner Freund."
Das angesprochene Tier, Wiesels neuer Freund, antwortete natürlich nicht, sondern betrachtete von der Schulter des Elfen aus neugierig die Umgebung.
Was mag im Kopf des Tieres jetzt vorgehen? wunderte sich Wiesel. Wahrscheinlich war es noch damit beschäftigt, damit klarzukommen, jetzt plötzlich zu existieren. Oder wurde das Tier auf magische Weise von einem fremden Ort zu ihm teleportiert? Der alte Mann hätte es ihm vielleicht sagen können, aber Wiesel hatte nie daran gedacht, ihn zu fragen, als das noch möglich gewesen war. Und nun hatte er diesen Beutel von ihm geerbt, ohne eine Ahnung davon zu haben, wie er funktionierte.

"Ich vermute, du verstehst ohnehin kein Wort von dem, was ich sage. Macht aber nichts, weißt du? Manchmal braucht man einfach jemanden, mit dem man reden kann - und manchmal ist es sogar angenehmer, wenn derjenige nichts erwidert oder einen verurteilt für das, was man getan hat. Insofern, denke ich, bist du ein guter Gesprächspartner - besser als die meisten, die ich in meinem Leben getroffen habe.

Wieso ich hier halbnackt und ohne irgendein Hab und Gut durch den Wald laufe, fragst du? Eine exzellente Frage, denn vor ein paar Stunden sah das noch anders aus. Aber da hatte ich Lanica noch nicht getroffen.
Es schien einfach zu sein: Ich hatte Geld, sie schien davon angetan, und ehrlich gesagt wirkte sie nicht so, als würde sie das nicht häufiger machen. Du musst wissen, solche Frauen sehen mich normalerweise nicht einmal mit ihrer entzückenden Pobacke an, und wer hätte da an meiner Stelle schon widerstanden?

Konnte ich etwa ahnen, dass sie die Frau des Schultheiß war? Und war es etwa meine Schuld? Nicht einmal mein Geld hat er mir zurückgegeben ob des unvollendeten Geschäftes. Stattdessen hat er mir einen Haufen Lumpen hingeworfen, die ich mir notdürftig überstreifen durfte, und mich mit Schimpf und Schande aus der Stadt gejagt.

Naja, wahrscheinlich hatte ich noch Glück, mit dem Leben davongekommen zu sein. Und deinen Beutel, den hat er mich mitnehmen lassen, Idiot der er ist. Und einen kleinen Trick habe ich vielleicht auch noch auf Lager."

Lächelnd drehte er den Kopf zu dem Wiesel auf seiner Schulter und zwinkerte diesem verschwörerisch zu.

In diesem Augenblick jedoch hörte er einen Schrei und stand mit einem Mal völlig regungslos und still da - auch das Wiesel spürte wohl, dass Gefahr drohte, und schnupperte mit seiner kleinen Schnauze hin und her.
Es war ein Hilferuf, darin war er sich sicher, und so vorsichtig er auch war; wenn ein unschuldiges Leben in Gefahr war, musste er ihm helfen.

Langsam, um möglichst nicht entdeckt zu werden, näherte er sich dem Ursprungsort des Rufes und hörte nun weitere Stimmen. Endlich hatte er sich soweit genähert, dass er, versteckt hinter einem Baum, die Situation überblicken konnte. Es war offenbar ein Fremder, wenn man die Farbe von Haut und Haaren als Indiz heranzog, und er hatte das getan, was Fremde so tun, wenn sie die Gegebenheiten des Landes nicht kannten - er hatte sich in die Scheiße geritten, oder besser gesagt, war im Morast versunken. Die beiden Frauen, die ihn vor ihm gefunden hatten, schienen ihm allerdings zu helfen, was ihn beruhigte. Es wäre nicht das erste Opfer gewesen, dass noch ausgeraubt wurde, während es im Moor versank.

Als er das Treiben eine Weile beobachtet hatte und sich relativ sicher war, dass keine der drei Reisenden ihm wohl direkt ein Messer in den Rücken rammen würde (was war bei ihm auch zu holen?), trat er hinter dem Baum hervor und erhob seine Stimme, während er sich den Dreien mit nach vorne gestreckten Handflächen näherte.
"Heho, ihr Reisenden! Keine Angst, ich will euch nichts Böses und euch auch nicht berauben, auch wenn ich womöglich nicht den besten Eindruck mache. Mein Name ist Wiesel, und das hier ist mein Freund, das Wiesel, dem ich bisher noch keinen Namen gegeben habe. Ähnlichkeiten sind rein zufällig. Ich war auf der Durchreise und habe Hilferufe gehört. Glücklicherweise konnte ich feststellen, dass Hilfe bereits auf dem Weg ist. Falls ihr jedoch noch weitere Unterstützung benötigt, um euren Freund aus dem Moor zu ziehen, bin ich gerne bereit zu helfen. Wie ihr meiner Kleidung entnehmen könnt, habe ich keine Angst, mich dabei schmutzig zu machen."

Inzwischen, sofern niemand ihn aufgehalten hatte, war er auf wenige Schritte an die beiden Frauen herangetreten. Sie sahen zweifelsfrei einen Elfen, dessen langes, mittelbraunes Haar in einem losen Zopf nach hinten gebunden war. Seine Kleidung machte in der Tat alles andere als einen guten Eindruck; eher wirkte es, als hätte er sie aus dem Karren eines Lumpensammlers geklaubt und hastig übergestreift. Durch die zahlreichen Löcher in der Kleidung war ein schlanker, sehniger Körper zu erahnen, und an einigen Stellen blitzten fremdländische Tätowierungen durch. Außer einem unscheinbaren Beutel schien er nichts bei sich zu haben mit Ausnahme seines Begleiters, der tatsächlich ein Wiesel zu sein schien. Das Tier saß zahm auf der Schulter des Reisenden, musterte seine Umgebung aufmerksam und schnupperte dabei immer wieder in unterschiedliche Richtungen.
« Letzte Änderung: 09.04.2021, 00:07:22 von Wiesel »

Kara Stendahl

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« Antwort #866 am: 09.04.2021, 07:21:10 »
Nur den Moment, den es brauchte um Fiona einen wissenden Blick zuzuwerfen, nahm sich Kara, bevor sie der neuen Situation angemessen ihre schwere Axt zur Hand nahm. Die polierte Schneide glänzte bedrohlich, als die Ruathym sie nach vorne holte. Grani war indessen ein paar Schritte weitergetrottet und hatte den Unbekannten noch näher zum Rand gezogen. Kara schnalzte einmal mit der Zunge und der Hengst blieb stehen, wandte ihr kurz den Kopf mitsamt zuckendem Ohr zu und widmete sich dann an Ort und Stelle dem Ausrupfen der nahegelegenen Halme. Grani stand still.

Kara musterte den ärmlichen Neuankömmling, stellte den Stielknauf der Axt vor sich auf den Boden und lehnte dann auf deren Kopf. Sie grinste den Elfen an, während ihre Augen funkelten. Die Bärin vor ihrem inneren Auge war nicht allzu gespannt, aber durchaus neugierig, was sich daraus ergeben würde. "Seid ihr nur zu zweit? Oder verstecken sich da hinten noch andere? Ihr könnt euch ruhig zeigen, immerhin sind wir ja nur zwei Frauen mitten im Nirgendwo." Sie reckte das Kinn in die Richtung, aus der der Mann mit der überdimensionierten Ratte gekommen war. Dann sah sie wieder zu Phekda, der versuchte die letzte kurze Distanz bis zum Ufer mit eigener Kraft zu überwinden. "Oder wollt ihr uns noch ein wenig unterhalten und behaupten es sei Zufall, der uns hier in der sprichwörtlichen Einsamkeit des Moores zusammengeführt hat? Weit und breit kein Mensch im ganzen Moor, nur hier an diesem Schlammloch eine ganze Versammlung? Ernsthaft?"

Fiona war vieles, aber einfältig war sie nicht. Bestimmt würde sie diese unwahrscheinliche Geschichte genauso wenig glauben. Was auch immer die Männer vorhatten, zufällig war es bestimmt nicht.

Fiona

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« Antwort #867 am: 09.04.2021, 09:46:37 »
Da der Mann im Moor das Ende des Seil mittlerweile um sich geschlungen hatte, trat Fiona ein paar Schritte zurück, schließlich wollte sie ihre schöne Reisekleidung nicht unnötig besudeln. Als dann der zweite Mann, diesmal ein heruntergekommener Elf, auftauchte, wunderte sie sich schon. Ein Zufall schien ihr auch abwegig, aber nach einer Falle sah das nachwievor nicht aus.

"Also ich weiß auch nicht, was hier auf einmal los ist, aber ich bleibe dabei, dass ich keinen Sinn darin sehe, hier Reisenden aufzulauern. Schon garnicht, während man dabei im Torf steckt. Hören wir uns doch ersteinmal an, was sie zu sagen haben."

Das war natürlich an Kara gerichtet.

Fiona selbst versuchte, die beiden Männer einzuschätzen[1]. Waren sie ehrlich ihnen gegenüber, oder war dies alles nur ein verrücktes Spiel? Zwar war das hier schon sehr anders als an den Adelshöfen, aber Menschen und Elfen waren doch überall irgendwie gleich. Jedenfalls das, was sich hinter den Fassaden verbarg.
 1. Insight 18

Kara Stendahl

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« Antwort #868 am: 09.04.2021, 09:54:46 »
Kara zuckte die Schultern. Was passierte, passierte eben. Sie griff mit der Linken nach dem Seil und gab ihm einen ordentlichen Ruck, sodass der Fremde unsanft zum Rand des Morasts gezogen wurde.

Sie war keineswegs so gutgläubig wie ihre Reisegefährtin und vermisste schon jetzt Kylre, der sich bestimmt nützlicher gemacht und zumindest den Rucksack des einen ... überprüft hätte.
"Also?", fragte die muskulöse Kriegerin in Richtung der Männer.

Wiesel

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« Antwort #869 am: 09.04.2021, 10:31:55 »
Wiesel blickte sich verwirrt um.
"Zu zweit? Ach, du meinst Wiesel hier? Ja, wir sind nur zu zweit."

Erst jetzt schien ihm zu dämmern, was die Fremde ausdrücken wollte.
"Ein Zufall? Natürlich ist es ein Zufall; ich kann dir versichern, dass ich diesen Unglücksraben in meinem Leben zuvor noch nie gesehen habe - ebenso wenig wie euch beide. Und wenn es wirklich so wäre, wie dämlich wäre es von uns, einen ins Moor zu stecken und den anderen ohne Waffe zu belassen? Ein perfekter Hinterhalt, tatsächlich. Ich hoffe für euch beide, dass ihr keine Karriere als Räuber anstrebt, ihr wärt das Gespött des Waldes."

Als die im Gesicht tätowierte ihm das Seil hinhielt, ergriff er es und begann, zusammen mit den beiden Frauen seinen "Kompagnon" aus dem Schlamm zu ziehen. Dabei nahm er die vordere Position ein, auf der man Spritzern am ehesten ausgesetzt war.

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