Als Skip an einem ihm unbekannten Ort erwachte ohne die leiseste Ahnung, wie er dorthin gekommen war, machte er sich zunächst keine Sorgen. Das passierte ihm öfters. Normalerweise aber ließen sich durch einen Rundblick verstreute Hinweise (zumeist in Form von Damenwäsche) entdecken – diesmal nicht. Außerdem war es schrecklich kalt, was weiterhin auf die Abwesenheit eines ihn umsorgenden Menschen deutete. Ungutes verhieß auch das dröhnende Schädelweh: wann immer er sich derart zulaufen ließ, wollte er etwas vergessen. (Das immerhin schien ihm gelungen zu sein.) Als erste Ahnung, um welcherart Kummer es sich handeln mochte, überkam ihn ein Gefühl der Verlassenheit. Das war nur seltsam, da er es ja eigentlich gewohnt war, und sogar vorzog, allein zu arbeiten und sich auch außerhalb der Arbeit in keine komplizierten Beziehungsgeflechte verwickeln zu lassen. Ebenso unerklärlich war die Empörung, welche als nächstes in ihm aufstieg. Worüber empörte er sich hier? Das herauszufinden bedurfte längere Überlegungen. Derweil gelang es ihm, sich anzukleiden (das ein oder andere Gewand mochte auf links sein, die ein oder andere Vorderseite nach hinten verkehrt) und zur Zimmertür herauszulugen. Ja, er fand sogar den Weg in den Schankraum, wo eine ganze Menge Leute über den Resten ihres Frühmahl saßen oder bereits, unter empfindlichem Lärm, aufbrachen.
Eine Pranke krachte mehlsackschwer auf seine Schulter; fast wären ihm die Knie eingeknickt. Jemand brüllte ihm direkt ins Ohr. Der Zwerg war's, der, der sonst nie den Mund aufmachte, wie hieß der doch gleich? Aus Mirabar? Was musste der so schreien? Ausgerechnet jetzt? Sollte das kameradschaftlich sein, so von Zwerg zu ... äh, na ja, jemandem, der dem Feuerbrand auf zwergische Art tapfer zu Leibe gerückt war? Oder Hohn, nach dem Motto: so schnell liegst du bartlose Schmalbrust unterm Tisch? Skip erwiderte nichts. Außerdem fiel da gerade sein Blick auf Gaston und er wusste wieder, worüber er sich so empörte. Ausgenutzt hatte der Kerl ihn. Über Jahre hinweg. Ihm alles mögliche vorgegaukelt, nur um an seine Kontakte zu kommen. Vertrauen? Verständnis für die Kunst des anderen und dessen Leidenschaft dafür? Hatte es nie gegeben. Um seine kostbaren Zutaten war es dem Halbling bloß gegangen.
Skip trank nur ein dünnes Bier zum Frühstück und packte sich einen Kanten Brot für später ein.
Auch beim Sheriff hält Skip sich still im Hintergrund. Warum müssen die alle so laut reden? Und so wirr durcheinander? Besonders Gaston redete mal wieder Unsinn. Und verriet dazu noch ihren Auftraggeber! Hatte er denn gar keine Anweisungen erhalten, wie man sich als Agent der Fürstenallianz aufzuführen hatte? Skip hatte sich eine Litanei an Ermahnungen und Verhaltensvorschriften anhören müssen. Na ja, so richtig zugehört hatte er nicht und sich noch weniger davon gemerkt, aber er war sich sicher, dass Geheimhaltung dabei vorkam, was er sich nun auch ohne diesen Hinweis gedacht hätte, so von wegen sich selbst den eigenen Leuten nur in Maske zeigen... Halt, wovon sprachen die anderen gerade? Hatte er das richtig verstanden? Freie Unterkunft und Verpflegung, Ausrüstung nach Wunsch—der Sheriff wollte sie auch noch einmal bezahlen, für denselben Auftrag? Dieses Angebot zauberte ein wonniges Grinsen auf Skips Gesicht. So ließ er sich die Sache gefallen! (Ein Fehlschluss, der seinem noch nicht ganz nüchternen Zustand geschuldet war, sonst hätte er wohl erkannt, schließlich war er nicht dümmer als Dolgrim, dass der Sheriff ihnen, wäre Gaston kein solches Plappermaul, natürlich Geld angeboten hätte, um sie anzuheuern.)
Aber diese verpasste Gelegenheit übersah er völlig. Und so entwich ein zustimmender, wenn auch noch nicht ganz artikulierter Laut, seiner Kehle. Dies sollte sein einziger Gesprächsbeitrag bleiben.