Der Mann nickte Ponzio nach dessen Vorstellung zu. "Kein Problem, es ist spät und wir sind alle müde. Dorn ist mein Name, Maruk Dorn. Gute Nacht."
Dann ritt die Gruppe langsam in die geheißene Richtung. Es war dunkel in den Gassen Wildwassers. Hin und wieder konnten sie durch eine der großen Straßen einen Blick in Richtung der Mitte werfen und dort sahen sie vereinzelt Laternen brennen, aber hier am äußeren Rand war es dunkel. In den Häusern brannte kaum ein Licht und Laternen gab es keine, auch nicht an der Straße. So nutzen sie eigene Lichtquellen, damit die Pferde genug sehen konnten. Es war still, nur der Klang der Hufe hallte durch die Straße.
Es war mehr als offensichtlich, dass die Gebäude nahe der Stadtmauer in einem weit erbärmlichen Zustand waren als die Stadtmauer, die immerhin keine Löcher aufwies. Allerdings konnte man auch bei der Mauer erkennen, dass der Zustand sich verschlechterte, je weiter man sich von dem Tor entfernte. Und wie Kivan erwartet hatte kamen sie auch durch einen sehr armen Teil der Stadt, indem es furchtbar stank und einige Gebäude so baufällig aussahen, dass die Gruppe hoffte, dass darin niemand mehr wohnte.
Eine Stadtwache war ihnen während des Ritts nicht begegnet. Der ein oder andere Kopf war hinter ihnen aufgetaucht, neugierig schauend, wer da so spät mit Pferden durch die Gegend ritt. Aber immer mit ausreichend Abstand, um kaum entdeckt und schon gar nicht angesprochen zu werden.
Als sie sich dann den kleinen Platz mit dem Brunnen näherten, verbesserte sich der Zustand der Häuser zusehens und am am Brunnen angekommen erhellte sogar eine Laterne den Platz. In der Mitte des Platzes stand ein gemauerter Brunnen, in dessen Mitte auf einem kleinen Podest eine Steinfigur eines Mannes stand. Das Gesicht kam keinem aus der Gruppe bekannt vor, aber die Statue war in einem guten Zustand und wurde offensichtlich gepflegt.
Schnell fanden sie nun den restlichen Weg und standen kurz darauf vor der gesuchten Taverne. Diese war in einem alten, aber gut gepflegten Haus untergebracht, lag aber wahrlich abseits. Das besondere an dem Haus waren zwei Türme, die sich nach hinten erhoben. Sie waren ein ganzes Stück höher als die Umliegenden Gebäude und würden sicher einen guten Überblick erlauben. Die Türe war geschlossen, aber im Innern waren noch Stimmen zu hören, die nach späten Gästen klangen. Die Häuser waren hier zwar, wie üblich, aneinander gebaut, an der rechten Seite gab es aber einen schmalen Gang nach hinten.
Und kurz darauf betraten sie die Schankstube. Der Raum war kleiner als sie erwartet, vielleicht acht einfache runde Tische standen hier und ein großer langer Tisch mit einfachen Bänken. Und dort saßen noch fünf Männer mit Bierkrügen vor sich. Am Ende des Tisches stand der Wirt, ein Mann mit einem langen hellen Bart. Auch er hatte einen Bierkrug vor sich stehen, ein Besen lehnte neben ihm an der Wand. Natürlich beendete das Eintreten der Gruppe das Gespräch sofort, die Blicke der Männer wirkten neugierig und freundlich.
Der Wirt kam ihnen ein Stück entgegen. "Oh, späte Gäste. Willkommen in meinem Haus, ich bin Karl, die meisten nennen mich aber der Hering. Das dürft ihr auch gerne machen, ich nehme es nicht krumm. Ihr sehr müde und hungrig aus. Sucht ihr Unterkunft oder eine Abendspeise?"