Die Gruppe schaufelt der Zarfari einige Meter abseits des Lagers ein behelfsmäßiges Grab, danach wird die junge Frau ohne besonderen Ritus beigesetzt. Sie hat all die Qualen und Mühen seit Beginn der verfluchten Expedition wacker überstanden, nur um hier mit durchgeschnittener Kehle zu enden... Ob innerlich aufgewühlt über diesen Gedanken oder die harte Realität stoisch akzeptierend - im Anschluss kehren die Vier zum Lagerplatz zurück, wo Kallian und Tiani alles für die Abreise vorbereitet haben. Kallians Gefährtin wirkt entgegen ihrer bisherigen Art still und abweisend, so als wäre sie mehr mit sich selbst als mit ihrer Umwelt beschäftigt. Sie redet mit Kallian, geht dem Rest der Gruppe jedoch bewusst aus dem Weg, was sich auch in den folgenden Tagen nicht ändert. Jene Tage darauf bieten abseits von Tianis gewandeltem Verhalten keine besonderen Überraschungen: Die Landschaft bleibt karg und heiß, das Wetter hält sich dankenswerterweise und sie kommen halbwegs gut voran. Ohne Tigara haben sie für eins, zwei Tage Trinkwasser hinzugewonnen und da weder Stürme noch andere Unannehmlichkeiten ihre Reise behindern, keimt ein Funke Hoffnung in dem einen oder anderen Herzen...
Tagein tagaus erleben sie die gleiche Routine: Früh aufstehen, den Tag nur von wenigen kurzen Rasten unterbrochen durchmarschieren und dann gegen Sonnenuntergang ein Lager zur Nachtruhe aufschlagen. Ihre Wunden heilen, doch die harten Bedingungen sowie unzureichende Erholungsmöglichkeiten machen eine tatsächliche Stärkung sehr schwierig.
[1] Als das Schutzzeichen auf ihren Armen zu verblassen beginnt, besteht Kallian darauf, es mit scharfer Klinge zu erneuern. Nach wie vor verlässt sie der mysteriöse Mann stets bei Einbruch der Dunkelheit, um für sich allein zu sein. Wenn er später wiederkehrt, ist er für gewöhnlich sehr müde und begibt sich ohne Umwege in sein Zelt. Eventuelle Gesprächsversuche mit Tiani werden freundlich aber bestimmt auf später verschoben, da sie sich 'nicht wohl fühle'. Die Gruppe leistet sich daher überwiegend untereinander Gesellschaft. Sie kennen einander nun schon seit Wochen - seit Beginn der Expedition - und all das Erlebte hat sie einander näher gebracht, so wie es der Krieg mit Kameraden tut. Es ist nicht zwingend Freundschaft oder tiefes Vertrauen, doch sie teilen ein gemeinsames Schicksal und tragen diese Last am besten als Einheit.
Tag 10Es ist der achte Tag ihres Rückwegs - fünf Tage nach Tigaras Tot - als die heimtückische Monotonie der Knochenwüste endlich durchbrochen wird. Ihr Wasser ist trotz Tigaras Dahinscheiden nun gefährlich weit aufgebraucht, doch mit jedem verschwundenen Liter hat Kallian die Kamele in den letzten paar Tagen harscher vorangetrieben, so dass sie gefühlt mehr Wegstrecke zurückgelegt haben. Die Türme und Wälle Makkâds schmücken noch immer nicht den Horizont, doch wie Kallian ihnen versichert, sind sie nun schon sehr nahe. Es ist heißer Mittag, als die Reisenden nacheinander eine hohe Düne überqueren und dahinter etwas erblicken, dass nach all der Zeit im ewigen Sand beinahe unwirklich erscheint: Grün. Eine Oase! Silbern spiegelt sich die Sonne auf der kleinen Wasserstelle, welche umgeben ist von Gräsern und einigen Palmen. Dazwischen mischen sich ein paar bunte Zelte - es handelt sich vermutlich um einen Rastplatz für Karawanen. Kallian hebt die Hand und alle halten an...