Niemand widersprach dem Wunsch des Richters, nach oben zu gehen und so raffte er sich auf und ging langsam heraus aus der Zelle in die Richtung, die man ihm wies. Auch wenn seine Schritte zunächst etwas wackelig schienen und er bei den ersten Schritten die stützende Hand eines der Abenteurer kurz nutze, wurde bald klar, dass er weniger gebrechlich war, als es zunächst schien. Eher eingerostet, denn seine Schritte wurden zusehends sicherer, sein Gang aufrechter. Als er in der kleinen Halle bei den beiden Wachen ankam, stürmte Derk auf ihn zu.
"Herr Richter, was machen Sie denn in diesem Keller?" Es dauerte offenbar einen Moment, bis er verstand, was hier vor sich ging. Bestürzt sah er den alten Mann und dann die beiden Söldner an. Und Derk war es auch, der die Frage aussprach, die alle hatten: wohin mit den beiden Gefangenen?
"Sperrt sie doch erstmal hier ein, ich würde gerne etwas Essen und ein bisschen schlafen. Danach können wir uns mit ihnen beschäftigen."Also landeten die beiden Söldner in ihrer Zelle, der Tote wurde nach oben geschafft und von den beiden Wachen begraben. Der Richter wurde nach oben geführt und erhielt erstmal einen Krug Bier. Als Derk sich daran machen wollte, ein ordentliches Essen für ihn zuzubereiten, winkte er ab.
"Es ist ja mitten in der Nacht. Lass mich etwas schlafen, morgen früh freue ich mich dann umso mehr über ein ordentliches Frühstück und Tageslicht."Der Richter wehrte auch alle Versuche auf ein geordnetes Gespräch ab und legte sich im Wachraum schlafen. Alle anderen blieben wach, keiner wollte den Richter stören. Und so vertrieben sich alle die Zeit, die Wachen gingen nach draußen, nur Derk blieb zurück. Er bot den Abenteurern einen Platz im Raum mit den Vorräten an, auch sie waren ja ziemlich müde und der eine oder andere nahm das Angebot an und rollte seine Schlafmatte aus.
Der nächste Morgen begann mit strahlendem Sonnenschein und als die Gruppe und der Richter schließlich erwachten hatte die Sonne auch den Nebel rund um das Schloss schon weitgehend aufgelöst. Nur auf den Wiesen rund herum hatte sich der Nebel noch gehalten. Es würde bis zum Mittag dauern, bis er vollends verschwunden war.
Der erste Richter war bereits angekleidet und wartete an der Frühstückstafel, die in dem Raum aus mehreren Tischen zusammengestellt worden war. Es waren auch Plätze für die Gruppe hergerichtet worden und Derk zog sich zurück, nachdem alle am Tisch saßen.
Zunächst aßen sie schweigend, irgendwann aber sprach er Richter Eronomion an.
"Ich danke euch, dass ihr mich gefunden habt. Aber wer seid ihr und warum habt ihr mich überhaupt gesucht? Fremde kommen kaum noch in unser Land und diejenigen, die kommen, führen meist nichts Gutes im Schilde. Und nun seid ihr da, Fremde, die mich in einem vergessenen Verließ unter dem nahezu verwaisten Jagdschloss des lange verstorbenen Königs gefunden haben. Ihr werdet meine Verwunderung verstehen und ich möchte euch bitten, Sie nicht als Misstrauen oder gar Undankbarkeit zu verstehen." Und so entspann sich ein Gespräch an dessen Ende man sich einigte, dass nun die Gefangenen befragt werden könnten.
[1]Der Richter wollte aber nicht noch einmal in den Keller hinunter klettern, also sollten die Männer herauf gebracht werden. Das übernahmen Kyras und Kivan, zusammen mit zwei der Wachen es Guts. Der Richter ließ Bänke und einen Tisch im Freien aufstellen, das Wetter war sehr angenehm du es schien, als hätte er das dringende Bedürfnis, die Wärme der Sonne zu spüren.
Der Richter übernahm die Befragung, aber er hatte keine Einwände dagegen, dass auch andere Fragen stellten. Insgesamt blieb die Befragung aber ähnlich unbefriedigend wie die Kurzbefragung im Keller. Ein Offizier der Wache habe die beiden Männer auf der Straße des Nachts angesprochen, nachdem sie in der Taverne (in der die Gruppe genächtigt hatte) nach Arbeit gefragt hatten. Sie konnten den Mann gut Beschreiben, einen Namen hatten Sie aber nicht. Er trug die Uniform eines Wachoffiziers, denn auch die konnten sie genau beschreiben. Ihnen wurde gesagt, wie sie in den Keller kommen würden und sie bekamen einigen Kisten mit haltbaren Lebensmitteln mit. Wasser gab es dort unten. Zwar wunderten sie sich schon darüber, dass es ein geheimes Gefängnis gab, aber man hatte so einiges über dieses Land gehört, daher kümmerten sie sich nicht weiter darum. Sie sollten auch dort nur aufpassen. Die Bezahlung war nicht üppig, aber auch nicht schlecht für eine leichte Arbeit. Also nahmen sie an.
Sie wurden mit einem Wagen gebracht, der irgendwelche Waren aus dem Osten in die Hauptstadt transportieren sollte und auf der Fahrt dorthin noch leer war. Der Wagen machte im Jagdschloss halt und sie stiegen nachts nach unten und blieben dort. Die Tunnel mussten erstmal gefegt und vom Schutt befreit werden, aber sie waren froh über etwas Beschäftigung. Einige Wochen später wurde dann der Richter gebracht, in einem dieser Wagen, zusammen mit neuen Kisten mit Vorräten. Und so saßen sie da unten, bis er wieder abgeholt werden sollte, wann das sein würde, wussten sie aber nicht. Auch wussten sie nicht, wann der nächste Wagen kommen sollte.
Der Richter schien zunächst erstmal zufrieden und die Gruppe konnte weitere Fragen stellen. Und dann wurden die Männer wieder nach unten gebracht. Nun war zu überlegen, was mit ihnen geschehen sollte und der Richter war neugierig, wie die Gruppe mit ihnen verfahren würde.