Einar: Als Einar sich umblickt, sieht er zunächst das Wrack der Dirne, nahe einer Felsformation in erreichbarer Nähe: Nur der vordere Teil des Bugs ragt noch aus dem Wasser, irgendwie zwischen den scharfkantigen Felsen verkeilt. Er blickt an sich herab und ihm wird gewahr, dass sich ein Großteil seiner Habe noch immer dort befinden muss. Sein Dolch ist in einer Scheide an seinem Gürtel und er trägt die dick gepolsterten Hosen seiner Kampfmontur, doch die Schuhe fehlen, sein Oberkörper ist nackt und auch der Rest seiner Besitztümer fehlt komplett.
[1]Als sein Blick weiterschweift, erblickt er einen jungen Mann flach auf dem Rücken liegen - unweit seiner eigenen Position. Es ist Malas, ein khoranischer Pirat, der durch die Deals mit irgendeiner Bruderschaft zu Aklats Crew gestoßen ist. Einar erinnert sich, dass er einer der beiden ist, die es mit ihm aus der Dirne geschafft hatten und mit denen er einen Großteil der Nacht nach anderen tauchte. Malas ist nicht bei Bewusstsein...
Yalena: "Ja, ich habe alle mit meinen eigenen Händen herausgeholt", antwortet Balshaam "Als die Dirne den Fluten anheimfiel, schaffte ich es irgendwie hinaus, bevor mein Atem mich verlassen konnte. Da ich schwach war, ließ ich mich von der Strömung leiten und fand diese Felsen hier, auf denen ich mich ermattet dem Schlaf der Erschöpften hingab. Ich erwachte aus einem Traum, gerade als die ersten Ränder der Sonne den Horizont berührten. Als ich mich umsah, erkannte ich unweit dieser Felsen hier den ersten Toten treiben. Also watete ich ins Wasser und brachte ihn hierher. Die Strömung hatte noch andere zu diesem Platz gespült und nach und nach schwamm ich zu ihnen herüber, um sie dem Meer zu entreißen. Als ich dann zu einem hinschwimmen wollte, sah ich, dass er sich bewegte. Groß war meine Freude, doch dann bemerkte ich, dass es nicht seine Bewegungen waren, sondern die eines Haies, der an seinem Körper riss. Schnell schwamm ich zurück und warte eine Weile ab - grübelte und hielt Zwiesprache mit meinem Gott. Irgendwann wagte ich mich wieder hinaus und fand noch drei andere. Du warst die letzte. Das Schicksal trieb dich zu mir - an eine Planke geklammert, das Gesicht halb im Wasser. Ich glaube, du musst lange gekämpft haben, denn hättest du das Wasser in der Nacht geschluckt, wie die anderen, hätte ich dich nicht wieder zurückholen können. Nein, du musst die Strahlen der Sonne gesehen haben, ehe dich die Schwäche darniedergerungen hat..."
Wenn es Yalena versucht, kann sich nicht an derartiges erinnern. Alles zwischen dem Einbruch des Wassers in den Bauch der Dirne und ihrem kürzlichen Erwachen ist wie aus ihrem Kopf gelöscht...
"Ich bin froh, dass es so gekommen ist", setzt Balshaam nach einer Pause des Grübelns wieder an. "Du kamst gestern zu mir, um mein Leben zu retten und ich konnte das deine festhalten, ehe es über die Schwelle davongetragen wurde." Er blickt auf. "Du bist stark - stärker als viele. Du hast die Prüfung überstanden. Doch viele weitere werden uns erwarten an diesem Ort." Er deutet mit der Hand in eine Richtung und Yalena folgt mit dem Blick. Sie starrt auf eine Insel in absehbarer Ferne. Hohe Steilklippen ziehen sich von ihrer Position aus nach links und weit entfernt ergießt sich ein gewaltiger Wasserfall aus mehreren hundert Metern Höhe in das Meer. Von dieser Seite aus das Land zu betreten erscheint unmöglich. Nach rechts wird das Gelände flacher. Die Insel bildet fast in gerader Linie voraus eine Art Spitze, die ins Meer hineinragt und rechts davon sind Strände und dichter Dschungel zu sehen. Yalena schätzt das Festland etwa zwei bis drei Kilometer entfernt. Gepaart mit den unberechenbaren Strömungen würde dies einen riskanten Schwimmausflug bedeuten, aber auf der anderen Seite können sie auch nicht ewig auf diesen kargen Felsen festsitzen. Ein weiteres Problem ist (neben Nahrung) ihre Ausrüstung: Sie hat ihre Kleidung und ihren Schmuck am Leib, ihren Dolch sowie die Schleuder mit dem Sack Steinen, aber alles andere war in einer kleinen Kiste bei ihrer Koje verstaut - und ist es vermutlich noch immer, sofern die Strömungen des Meeres es nicht aus der Dirne gespült haben...
[2]Kiran: Anishas Fell ist klamm, aber nicht klatschnass - Kiran vermutet entsprechend, dass er eine ganze Weile ohne Bewusstsein gewesen sein muss. Er erinnert sich an den heftigen Aufschlag des Schiffes sowie das Wasser, das sofort in großen Massen eingedrungen war. Schnell wurde der gesamte Bauch der Dirne geflutet und scheinbar ausweglos hatte er nach einem Ausgang gesucht, jedoch keinen gefunden. Nach allem was er sich zusammenreimen kann, muss Anisha ihn irgendwie herausgeschafft haben. Kiran weiß, dass Wölfe exzellente Schwimmer sind und Warge - auch wenn sie einer anderen, jedoch artverwandten Spezies angehören - bilden hier keine Ausnahme und verfügen darüber hinaus noch über ungleich mehr Wucht, Kraft und Ausdauer.
Als er sich umblickt, sieht er in etwa zwei Kilometern Entfernung hohe Steilklippen vor sich aufragen. Eine große Anzahl Vögel ist dort zu sehen und viel weiter links ergießt sich ein gewaltiger Wasserfall aus großer Höhe hinab ins Meer. Der Blick nach rechts wird indes von Felsen blockiert: Einige flache Steine bilden den 'Boden', auf dem sich er und Anisha befinden, doch rechts von ihnen ragt ein anderer, mehrere Meter hoher und breiter Brocken aus dem Wasser. Kiran stellt fest, dass sich diese Felsen scheinbar überall befinden, so als würde ein unregelmäßiges Nagelbrett unter Wasser stehen, bei dem nur einige der längeren Nägel herausragen. Er sieht hier keine Toten im Wasser, doch abgerissene Planken, Teile der Ladung sowie andere Dinge aus der Dirne treiben überall umher.
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