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« am: 16.11.2010, 19:49:35 »
Auf dem Weg zum machte sich eine immer größer werdende Beklemmung in ihm breit. Er hatte einige Tage Zeit gehabt, das Geschehene zu verstehen. Bisher hatte er sich jedoch mit dem 'Wer?' und dem 'Was danach?' beschäftigt und darüber den Tod verdrängt.
Die Fragen rutschen in den Hintergrund und er bereitet sich darauf vor, seine toten Eltern zu sehen. Spätestens jetzt, da er ihr Grab besucht, hatte es Bestimmtheit und er musste es akzeptieren. Er hat Angst, weiß nicht, was ihn erwartete und wie er sich verhalten würde. Er will sie nicht sehen. Er weiß nicht... . Die Gedanken drehten sich immer schneller. Fragen waren bohrender als Gewissheit.
Die Unfassbarkeit des Todes. Die Sinnlosigkeit der Existenz. Die Frage nach dem 'Warum?' im Angesicht seiner göttlichen Bestimmtheit. Er hatte versucht, Trost in den Worten Pholios zu finden, doch erschienen ihm die Gebete wie kalte, leblose Wort-Hülsen, die für ihn keine Bedeutung hatten. Eine Art gnädige Benommenheit macht sich breit und verdrängte nach und nach seine Gedanken.
Nach einer kleinen Endlichkeit kommt er am Friedhof an und sieht sich um. Der Sonnenschein ist blanker Hohn. Im nächsten Moment wird ihm bewusst, wie er Pholios gefrevelt hatte und murmel Lautlos ein kurzes Gebet. Er streicht sich den kalten Schweiß von der Stirn und fasst den Entschluss, es schnell hinter sich zu bringen. Er streckt seine Hand zum kalten friedhofstor aus.
Da erschallt der krächzende Ruf hinter ihm. Blitzschnell dreht er sich in Richtung der Stimme um und durchsucht die Gassen nahe des Friedhofstors. Seine Finger umfassen stärker den knorrigen Stab. Innerlich flucht er. Töricht hatte er vergessen, einen magischen Bannzauber zu sprechen. Natürlich hatte er ahnen müssen, dass er erwartet wurde.
Da entdeckte er einen Kenku, einen Rabenmenschen. Aasgeier, war sein erster Gedanke, hier, um sich am Unglück zu laben. Nur wenige dieser Wesen hatte El-Azarje bisher zu Gesicht bekommen und keine dieser Begegnungen war angenehm gewesen. Sie schienen ihm Boten des Unglücks zu sein.
"Tritt hervor, Rabenmensch, und sag, was Dein Begehr ist."