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« am: 18.01.2018, 18:04:27 »
Auch Ultor hatte das dringende Bedürfnis seine Kleidung zu wechseln und seine Stiefel fort zu werfen, leider hatte er im Moment kein anderes Paar und daher reinigte er sie ordentlich. Als er erkannt hatte, dass der Mann insgeheim ein Anhänger Iomedaes war musste er ein Schmunzeln unterdrücken. Wer hätte gedacht dass er so schnell einen kleinen Sieg gegen die verhassten Gläubigen erringen konnte. Während er aber in seinem Zimmer saß und die Stiefel reinigte wurde ihm klar, wie albern seine Freude gewesen war. Es war nun wirklich keine Heldentat gegen die Armee der Ketzergöttin. Letztlich waren sie doch einfach Diebe gewesen. Ihm machte das nichts aus, auch Diebe waren wichtig und kleine Nadelstiche gegen den Feind konnten auch nicht schaden. Es wurde Zeit, dass deutlich wurde, dass dies nicht Iomedaes Land war. Und ein Zeichen hatte der Höllenanwärter hinterlassen, deutlich sichtbar und mahnend. Ultor hätte den Hund auf die Türschwelle gelegt und nicht im Becken versenkt, aber auch das war ihm letztlich egal. Er hatte noch kurz geruht und dann waren sie auch schon wieder losgezogen.
Als sie dann zu der Ruine zogen wunderte sich Ultor ein wenig, warum um dieses Nest so viel Aufhebens gemacht wurde. Sollten sie es doch niederreißen, es wirkte eher wie ein Beleg des Niedergangs des Hauses Thrune. Er dachte schon wieder an größere Dinge und das sollte er nicht. Sein Volk sollte sich nicht für die großen Fragen interessieren, außer sie wurden als Kanonenfutter in eine Schlacht geschickt, für die große Sache, die große Sache der Menschen. "Pah", er spuckte aus. Aber er blieb stumm und folgte den anderen.
Beim Betreten des Hauses sah er sich nur kurz den Klopfer an, aber er sagte ihm nichts. Er war noch nicht lange genug in diesem Land um sich mit solchen Dingen auszukennen. Er wunderte sich ein wenig, dass Cimri so offen erzählte, dass sie hier manchmal schlief – oder auch häufiger. War sie stolz darauf, in diesem Loch zu leben, oder hoffte sie, dass etwas vom Glanz des Auftraggebers auf sie abstrahlte, wenn sie zeigen konnte, wie nah sie bei ihm geduldet wurde? Wahrscheinlich war das Untergeschoss nur Tarnung, oben erwartete Ultor elegant ausgestattete und prunkvolle Zimmer – er sollte sich irren. Was er oben vorfand verwirrte ihn vollends. Diese Kreatur, was auch immer es war, machte ihm Angst. Und dann erst die Silhouette. Es dauerte einen Moment bis er die beiden Stimmen sortiert hatte und ihm klar wurde, dass nicht alles zu hören war. Was war das für ein Geschöpf. Und was war das für ein Ort. Er fühlte sich unwohl hier, sehr unwohl. Die säuselnde Stimme, irgendwie wurde das Gefühl immer stärker, dass sie hier mit schmeichelnden Worten geködert wurden und sich in treue Köter verwandeln sollten, so wie die beiden Hunde des Gerbers. Und vielleicht würden sie auch so enden. Andererseits, er war es gewohnt, das man ihm zu brüllte, was er tun sollte und es nicht mit süßen Worten einflüsterte. Und er merkte, wie er sich geschmeichelt fühlte. Er, der Tiefling, der noch nicht mal sein ganzes Leben lang für das Land und das Haus Thrune geschuftet hatte. Ultor war sicher, dass der Mann alles über sie wusste. Aber vielleicht war das ja genau der Grund, warum sie ausgesucht worden waren.
Hatte er Fragen? Wollte er etwas wissen. Ein zweiter Auftrag, und dann noch ein dritter, wie lange konnte man sie mit der Wurst vor der Nase hinhalten. Er musste wieder an den toten Hund denken. "Hoffentlich kann er meine Gedanken nicht hören", schoss es ihm da durch den Kopf und er versuchte, an etwas anderes zu denken: "Nun konnte er sich neue Stiefel kaufen." Sollten doch die anderen Fragen haben, er nicht. Er dachte an seine neuen Stiefel.