28
« am: 05.04.2009, 11:32:39 »
''Dann müssen wir alles mitnehmen, aber wir sollten sowieso weiter, denn falls wir verfolgt werden, denke ich, daß wir nach der Begrüßung unsere Position verraten haben.''
Stumm packte Thotham seine Habe und wartete auf die anderen und dann wanderte er mit Natalie an der Hand und Norna an seiner Seite durch den Wald, bis er tatsächlich eine Stelle fand, an der wohl ein Erdrutsch einen Hang geschaffen hatte, dessen Kante hart durch den Wald schnitt.
Er sah noch frisch aus, vielleicht verursacht durch das Unwetter, in dem auch Thotham vor 8 Tagen überlebte.
Der Ausblick war phantatstisch. Der Wald war noch von morgenlichen nebel überzogen und man sah auf ein Meer aus dunklem Grün hinab, das bis an den Fuß der riesigen Berge reichte.
Die Berge wurden von den Strahlen der Sonne beleuchtet, allerdings waren die Massive aus Stein und Erz zu hoch, sodaß dieser Teil des Waldes in ihren gewaltigen Schatten lag und es hier noch dämmerig war, wo andernorts schon der Tag angebrochen sein mochte.
Jedoch sah man das Sonnenlicht an ihren Kanten, durch den Schnee, der sich auf den riesigen Gipfeln und Graten gebildet hatte, wirkte es, als ob jemand einen glühenden Faden aus Feuer gelegt hatte, der stetig breiter und heller wurde.
Thotham atmete tief ein und besann sich auf das Ritual.
''Ich bin kein Morgenrufer und so muß ich mich auf meinen Teil des Rituals beschränken. Natalie, atmete tief ein und fühle die Reinheit der Morgenluft.
Siehst du die Gipfel glühen? Das ist der Pfad von Kavaki, ihn ist er gegangen, als die Gol-Kaa ihren Platz suchten und auf ihm leuchtete die große Mutter mit ihrem Licht, auf das die Gol-Kaa niemals fehlgingen. Doch war es nicht allen bestimmt, diesen Pfad zu gehen, die Alten Gol-Kaa konnten nicht folgen, sie waren schwach und zerbrechlich, so bannten sie sich selbst ins Exil und für sie ging Kavaki einen anderen Pfad, für jeden Alten einen einzelnen, unbekannt für die Jungen, denn sie sollen nicht zurücksehen sondern sich am Licht von der großen Mutter erfreuen.
Diesen Pfad und Kavaki ehren wir, die große Mutter darf nur von den Morgenrufern begrüßt werden.
So höre jetzt gut zu, ich bete zuerst zur großen Mutter und danach rufe ich Kavaki.''
Thotham setzte sich und entledigte sich all seiner Kleidung und seinem Beutel. Er kniete und beugte sich vorn über, leise vor sich hinflüsternd. Irgendwann verstummte er und verharrte in dieser Position, ohne einen Laut von sich zu geben oder sich zu regen.
Ein vorüberziehender Wanderer hätte ihn vermutlich mit einem Fels verwechselt. Nach einer kleinen Ewigkeit, wie es schien, richtete er sich wieder auf holte 3mal tief Luft. Dann brach ein Ton aus seiner Kehle, der laut wirkte, war vorher doch nichts anderes als die Geräusche von leise raschelnden Blättern zu hören.
Zuerst mochte sein Ruf wie ein Schrei wirken, doch es war eine Melodie aus Tönen, die sich mit der Erde mit der Erde zu vereinen schienen und man sie eher spürte denn hörte. Eine Melodie, die einen Berg zeichnete, kraftvoll und gewaltig.
Für die Untenländer und Norna musste es befremdlich wirken. Für die Tiere mit Sicherheit, einige Vögel flogen erschrocken aus den Baumwipfeln unter ihnen auf und irgendwo in der Nähe, hörte man ein hektisches Rascheln im Unterholz, als entferne sich etwas mit schnellen Sprüngen. Mit einem Male meldeten sich auch verschiedene Vogelstimmen, um den Ruhestörer zu beschimpfen.
''Jeder Gol-Kaa hat das gleiche Fundament. Jeder Gol-kaa hat seine eigenen Ruf und eigene Melodie aber im Fundament gleicht jeder jedem. Und so können sich die Rufe jedes Gol-Kaas mit seinesgleichen vereinen und das Licht der großen Mutter rufen und Kavakis Pfade erneuern, auf das jeder Gol-Kaa den Weg finden möge.
Suche dein Fundament, Natalie, wenn du es gefunden hast, kannst auch deinen Weg finden und vielleicht sogar rufst auch du irgendwann das Licht oder an was ihr hier unten so glauben mögt.
Und für den Rest des Rituals...genießt das Licht.''
Thotham kramte ein bißchen getrocknetes Fleisch und Nüsse hervor und kaute mit zufriedener Miene, den Blick auf Kavakis Pfad gerichtet.