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« am: 08.10.2007, 00:03:15 »
Der Traumsicht-Wander hatte diese Nacht mehr als unruhig verbracht. Als er aufwachte, hatte er immer noch den kleinen Lederbeutel mit der Asche von Ak'riss fest in seiner Krallenhand. In dieser Nacht wollte er versuchen ein geistiges Band zwischen ihm und seinen mächtigen Freunden zu knüpfen. Der Wandler brauchte Rat. Auch wenn der Körper der Koboldin vollkommen vernichtet war gab es die Möglichkeit ihre Seele in einen neuen Körper zu pflanzen und dort wachsen zu lassen.
...leben zu lassen.
Die Koboldin war die einzige im Rudel gewesen zu der sich Farsay freundschaftlich hingezogen fühlte. Er hatte versucht auf das Rudel zu achten und sie zu schützen, doch die Ereignisse entglitten seinen Zügeln. Vielleicht war es dennoch nicht zu spät die Seele der Koboldin, die noch eine kurze Zeit an die Überreste ihres Körpers gebunden sein würde, hier bei ihm zu halten. Der Druide besaß nicht die Macht die Monde um eine Wiedergeburt zu bitten. Aber Hoffnung keimte in ihm jemanden mit der Macht der Monde zu finden.
An diesem Morgen erwachte der Traumsichter aus einem seltsamen Traum, dessen Absicht er nicht richtig zu deuten vermochte. Ein Traum von Drachen, Visionen die sich um den Auserwählten seines Volkes drehten. Lobpreisungen an ihn. Eine Spur von Blut und Tod hinter ihm. Die Ereignisse waren verschwommen, zeitlich verworren und die Erinnerung an diesen Traum nur schwer zugänglich. Doch da war noch etwas. Dieses Ding in seiner verbrannten Haut. Und der Wandler spürte die Macht die von ihm ausging.
Erschrocken zuckt Farsay zurück als er mit den Klauen über das brennend heiße Mal fährt. Erinnerungen an seinen letzten Traum zucken schmerzend schnell durch sein Bewusstsein. Dann hört er aus der Nähe eine ihm bekannte drohende männliche Stimme.
Mit einem Satz ist der Wandler auf den Beinen. Gefahr! Doch er erkennt schnell, dass die einzige Gefahr erneut ein Zwist innerhalb der Auserwählten ist. Was hatte das alles zu bedeuten. Einen kurzen Moment zögert der Druide - dann lässt er los und öffnet sich einem Geist den der wilde Druide nur selten sprechen lässt.
"Cauniarma." spricht er leise.
"Cauniarma." noch einmal und noch einmal.
"Lass deinen Zorn fallen, auch allen anderen lassen Zorn fallen." Die Stimme des Wandlers klingt seltsam ausgeglichen und ruhig.
"Wenn ihr nur gewillt seid die Stimme meines Lehrers zu vernehmen und sie aufzunehmen. Dies ist wichtig für uns. Lange Zeit ist es her und doch brannten sich die Worte diese Nacht in meinen Geist."
Die anderen zum Stillschweigen auffordernd hebt der Wandler die Hand. "Wir haben Zorn, Wut und Gewalt gebracht. Die Erde hat viele Leben genommen die sie gegeben hat und wir sind nur ein Blatt im Wind in diesem Spiel. Nennt es wie ihr wollt - sündigen ist vielleicht das treffendste Wort. Und das haben wir alle getan. Das Gleichgewicht gestört. Dafür müssen wir jetzt die Konsequenzen tragen, ob zum Guten oder zum Bösen. Wer kann das schon sagen? Die Antwort liegt in den Monden, in deinen Ahnen, in den Drachengöttern selbst. Viele sind gestorben und wir sind der Grund dafür. Beendet Euren Streit sofort, gedenkt den Toten. Dieser Tag ist der Ihre, das ist das mindeste was wir für Sie tun können. Unsere Taten an dem gestrigen Tag sollen nicht vergessen bleiben, dafür haben wir eine Erinnerung, ein Geschwür, einen Segen. Wer kann das schon sagen. Auch ich verfüge seit dieser Nacht über ein brennendes, mahnendes Mal. Und wir haben keine andere Wahl als es zu akzeptieren - für jetzt."
In der Hoffnung die Situation nicht noch mehr anzufeuern sinkt der Wandler in sich zusammen, zeigt dann aber noch einmal mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die Gruppe. In seiner Hand krallt er einen Lederbeutel und um seinen Arm bewegt sich diesmal träge sein transparenter Geist.
"Gedenkt an diesem Tag, kein Streit..." den Rest des Satzes lässt er unausgesprochen, aber betet zu den Monden bei Mißachtung nicht die Konsequenzen einleiten zu müssen.