Verloren in der Zeit - Ewiger Tag
Und dann begann das Flackern wieder. Während einer nach dem anderen sich opferte, begann das Flackern wieder.
"Was tut ihr? Was tut ihr? Ihr solltet doch mich zur Schlachtbank führen! Ich solltet doch mich zur Schlachtbank führen? Wie könnt ihr gegen den Willen des Ouroboros handeln? Wie..." Shǎzi gewann für einen Moment die Überhand und zeigte mit dem Finger auf den Kaisersohn.
"Ihr seid der Letzte! Seid nicht das Letzte, Chuang Diyan! Seid nicht das Letzte! Nehm diesen Knüppel und richtet mich!"Des Kaisersohnes Hand zitterte, welche Last er trug. Er stand auf, blickte sich im Garten um und atmete tief durch. Er ging an Mako vorüber und betastete die Rinde jener Bäume, welche zu Toren der Selbstaufopferung wurden, blickte dann wieder auf den verfallenden Garten.
"Ich weiß nicht viel, vielleicht weiß ich nichts. Dieser Garten hat mir vor Augen geführt, dass ich gar nichts weiß. Vielleicht hat es mir gar gezeigt, dass all mein Wissen um Krieg und mein Reich mir nichts nützte, denn es war ein Wissen in Ketten. Aber ich erkenne, dass ihr vergiftet seid, Narr, und dass Chuangs Herrschaft enden wird, wenn ich euch erschlage, obgleich ich es nach euren Taten fast so sehr ersehne, wie ihr es tut."Shǎzi sprang auf, stürmte zu dem Knüppeln und warf einen je Mako und Chuang Diyan zu.
"Palavert nicht über Wissen und Erkenntnis, schlagt den Schädel mir ein!"Doch der Kaisersohn schüttelte entschieden mit dem Kopf und warf den Knüppel heraus in die bewaldete Landschaft, wo er sich in ein paar Ästen verfing und hängen blieb. "Ich kann nicht zurückgehen nach Chuang und ich kann die Dinge nicht mehr ändern. Zu viele haben sich geopfert für eine bessere Welt. Und wer sagt, dass ein Garten für alle und eine weise Herrschaft Chuangs sich ausschließen? Und wer sagt, selbst wenn sich das ausschließt, dass die Welt der weisen Chuangs bedarf? Vielleicht ist Weisheit nichts außer eine räudige Floskel für jene Ideale, die wir anstreben und doch nicht verstehen. Was interessiert mit jetzt noch Reichsräson, wenn die Wahrheit mein Reich transzendiert? So will ich auch transzendieren, auch wenn die Furcht mein Herz zu zerreißen droht." Er zeigte mit dem Finger auf den Narren, welcher auf den Knien um seinen Tod bettelte.
"Seht ihr, Narr! Auch ich bin voll der Furcht, obgleich ich 10.000[1] Männer in der Schlacht geschlagen habe. Ich habe dem Tod auf dem Schlachtfeld so oft in die Augen geblickt und dennoch ist die Furcht immer geblieben und die Angst. Beides hat sich nicht vertreiben lassen. Wenn ich die Furcht auf dem Schlachtfeld so verlieren drohte, gewann ich die Furcht tatenlos im Bett an einer Krankheit zu sterben. Und ich habe diese Furcht noch immer, die Furcht umsonst zu sterben, und die Angst, was mir geschieht, wenn ich transzendiere. Aber es geht nicht mehr um mich, das habe ich jetzt verstanden, da selbst ein unschuldiges Mädchen sich opfert."Dann wandte der Kaisersohn sich um, ohne einen Blick auf den Narren zu werfen und durchschritt das Tor.
Der Narr sprang auf und warf selbst den letzten Knüppel in den Wald.
"Niemand will sich meiner erbarmen. Verdammtes Pack! Aber so ist der Menschen Wille. Sie kümmern sich nur um das Gesunde, um das Reine. Alles andere verachten sie, alles andere verdammen sie. Ihre Gnade ist das...."Mako sah, wie der Narr mit einem Mal verschwand und Bu Cao vor ihm stand, mit glasigen, alkoholisierten Blick, zusätzlich berauscht von der Schönheit des Gartens. Er berührte Mako an der Schulter, er weinte vor Freude.
Die Gärten der Erlösung findet nur,
Wen stete Sehnsucht nach Erlösung leitet.
Der Kindheit Unschuld weist die leise Spur,
Doch klarer Glaube sichere Schwingen breitet.
Die Rosen leuchten dort in ruhigem Rot,
Sie spiegeln alle der Erlöser Wunden.
Von ihrem Glanz wird bleicher selbst der Tod -:
Doch, die Versöhnung suchen, werden all gesunden.[2]Dann trat auch Bu Cao durch das Tor, in seine Erlösung.