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Nachrichten - Jask Derindi

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Jask war enttäuscht, als Halas es nicht vermochte, seine Ketten zu durchtrennen, doch der Garundi zeigte seine Enttäuschung keineswegs. Er wollte dem Mann sogar für den Versuch danken, als der Priester des Abadar sich ihm mit einer Axt näherte. Jask schreckte innerlich zurück, aber körperlich blieb er fest stehen und schaute dem Halb-Ork in die Augen. Tolkwy wusste nicht, was den Mann in Ketten gebracht hatte, aber er wusste zumindest beim Anblick dieser Augen, dass der Mann nichts Böses im Schilde führte und dass seine Worte aus Überzeugung gesprochen waren und er wirklich helfen wollte.

Als Tolkwy schließlich die Axt hob, hob auch Jask wieder seine Arme, auf dass die Fesseln zertrennt werden könnten. 'Du musst Vertrauen haben, Jask. Er wird seine Axt dazu nutzen, die Ketten zu spalten, nicht deinen Schädel. Weich nicht zurück. Schlimmer als jetzt kann es ohnehin nicht mehr werden.' Als der erste Schlag erfolgte, riss es Jask beinahe um und ein wenig erstaunt blickte er den Halb-Ork ob dessen Kraft an, doch beim zweiten Schlag war er vorbereitet und als die Kette durchtrennt wurde, konnte er sein Glück kaum fassen. Er lächelte Tolkwy glücklich an. 'Kein Gefangener mehr, zumindest nicht von Ketten...'

"Ich danke Euch, Tolkwy, vielen Dank." Jask beugte sein Haupt kurz vor dem Halb-Ork. "Nun will ich Euch gern behilflich sein, bei welcher Aufgabe auch immer."

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Jask zögerte einen kurzen Moment, doch schienen Halas' Worte in ihm weitere Erleichterung auszulösen. So nickte der Garundi und streckte seine Arme weit aus, wobei er die Kette zwischen seinen Gelenken möglichst stramm zog. Zwar hatte er kaum Hoffnung, dass der Mann seine Fesseln einfach so würde zerschlagen können, aber er wollte auch nichts unversucht lassen.

'Aber was wird mit den anderen sein? Die verängstigte Frau wird mir wohl helfen, aber die anderen? Zehn Jahre hatte ich meine Ruhe, zehn Jahre habe ich in Frieden gelebt und nun lande ich mit so seltsamen Wesen an einem götterverlassenen Strand.' Jask atmete resignierend durch, doch schließlich spannte er die Kette wieder an und wartete auf den möglicherweise befreienden Schlag.

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Jask beobachtete mit zunehmender Besorgnis das Verhalten der anderen Gestrandeten. Einige, wie Simue und Aerys, schienen völlig mitgenommen von den Ereignissen und auch der Priester des Abadar hatte bisher kaum etwas zu sagen gewusst. Dagegen brachte es Halas anscheinend nicht fertig, ohne einen gewissen Spott mit den anderen zu kommunizieren, und da schien er wunderbar zu dem Gnom zu passen. Leider ließen sich andere wie Tascha von diesem Verhalten anstecken. Er hoffte nur, dass Kwazeel und Dan vernünftiger waren und sich auch der Halb-Ork nicht dazu verleiten ließ, mit spöttischen Bemerkungen die Runde aufzumischen. Er schüttelte den Kopf, bevor er Simue noch einmal die Hände auf die Schulter legte. Schließlich stand er auf und streckte seine Arme vor.

"Das Lächelnde, Herr Martain, wenngleich mein Schicksal beide Seiten kennt. Warum ich ein Gefangener war, darüber spreche ich genauso ungern wie Ihr über Eure Blindheit. Nur kann ich Euch garantieren, dass ich kein Mörder bin und dass ich mich nicht mit dem Gedanken trage, jemandem hier Schaden zuzufügen. Lieber würde ich helfen, doch ich verstehe, wenn Ihr einem Gefangenen nicht vertrauen könnt, bin Euch aber dankbar dafür, dass Ihr mich nicht verurteilen wollt." Jask brachte ein schwaches Lächeln zustande, bevor er alle mit einem ruhigen Blick bedachte.

"Wir sollten ruhiger werden, gegenseitige Beschuldigungen zunächst einmal aussen vorlassen und versuchen, einen Plan zu entwickeln, ganz gleich wo wir uns befinden. Dabei bin ich auch gerne gefesselt behilflich."

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'Überleben, das wäre schön gewesen. Doch ich glaube, dass ich in Eleder mehr Chancen gehabt hätte, zu überleben, als hier, wo auch immer wir uns hier...Hm, was ist denn bloß mit diesem Mädchen los?' Jask beugte sich zu Simue hinüber und versuchte mit seinen gefesselten Händen ihre Schulter zu berühren. "Alles in Ordnung mit dir? Du bist sicher durcheinander." Obwohl ihm nicht danach war und er gerade Gegenteiliges gedacht und nicht zuletzt zu ihr gesagt hatte, begann der Garundi zu lächeln und ihr Mut zuzusprechen. "Sorg dich nicht. Wir kommen schon wieder von hier weg. Ich bin sicher, wir sind irgendwo am Festland gelandet und keine zwei Meilen von ihr finden wir eine Stadt, womöglich sogar Eleder, wer weiß?"

Schließlich wandte er sich an die ganze Gruppe, wobei er insbesondere Kwazeel zu nickte. "Mein Name ist Jask Derindi. Ich war Gefangener an Bord der Jenivere und ich bin es wohl auch jetzt, doch vielleicht ist meine Meinung dennoch von Bedeutung. Ich bin ein Priester des Nethys, ich könnte euch behilflich sein, indem ich Wasser hervorbringe, was mir allerdings erst beim nächsten Morgengrauen möglich wäre, oder euch vor der Hitze schütze. Nur bin ich gefesselt und in diesem Zustand kaum von Nutzen. Außerdem ist meine ganze Ausrüstung entweder an Bord der Jenivere oder auf dem Meeresgrund. Trotzdem halte ich Herrn Zethukas Worte für die Vernünftigsten. Vielleicht kann ich wenigstens bei der Errichtung des Lagers ein wenig helfen." Dann blickte er zum Strand hinüber. "Seid ihr im Übrigen sicher, dass ihr wirklich noch einmal zur Jenivere schwimmen wollt? Die Klippen sehen nicht sonderlich vertrauenerweckend aus."

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Jask tat sich schwer, sich zu erheben und der Aufforderung des Mannes nachzukommen. Er wusste Halas nicht einzuschätzen, aber im Moment war es ihm ohnehin viel wichtiger, dass er am Leben war, auch wenn das Gefühl noch immer gefesselt und gestrandet zu sein, langsam völlig die Oberhand übernahm und den Garundi dazu veranlasste, keine Freudensprünge mehr zu machen. Langsam, die Hitze wahrscheinlich mehr gewohnt als andere, trottete er in den Schatten der Bäume des beginnenden Dschungels, wobei sein Blick manchmal sehnsüchtig in die andere Richtung glitt und auf der Jenivere ruhte.

'Wäre vielleicht doch besser gewesen, in Sargava hingerichtet zu werden als mit diesen Menschen und...' Sein Blick glitt zu Aerys und Tolkwy. '...Halbblütern hier gelandet zu sein. Wir werden alle sterben...' Immer düsterer wurden die Gedanken des Garundi, nur der Anblick der entweder äußerst optimistischen oder einfach nur schrecklich naiven Simue ließ ihn milde lächeln und natürlich der des Mwangi, den er besser kennen gelernt hatte und dem gegenüber er seltsamerweise Vertrauen empfand. 'Nur besser nicht zuviel. In extremen Situationen ist jeder auf sich selbst gestellt.'

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Jask kicherte leise vor sich hin, doch als Simue ihn ansprach, wandelte sich das Bild des Garundi und er war wieder der Mann, den Kwazeel bereits kennen gelernt hatte. "Ich? Aber Mädchen, ich bin froh, hier zu sein, wieso sollte ich weiterkommen wollen? Bleiben wir doch einfach hier." Kurz zeigte sich ein Grinsen auf seinen Lippen, doch es begann bereits wieder zu verblassen, bevor Simue es als solches erkannt hatte. "Nein, ich weiß nicht, wie wir hier wegkommen. Ich weiß ja nicht mal, wo wir sind. Wir könnten überall im Arkadischen Ozean gelandet sein."

Schließlich blickte er auf seine Fesseln, die in sein Fleisch schnitten, und es schien, als würde ihm jetzt erst bewusst werden, dass er sie wirklich trug und dass er sie nun, wo es von seinem Wächter auf der Jenivere, dem Kapitän, keine Spur gab, vermutlich für immer oder zumindest für die Zeit auf dieser Insel würde tragen müssen. Dies schien seine vorherige Begeisterung nun endgültig zu zerstören. "Ja, es ist unbequem, aber der Schlüssel ist wohl auch irgendwo im Arkadischen Ozean gelandet oder..." Er deutete mit einer Kopfbewegung zur Jenivere hinüber. "...noch dort an Bord."

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Als Jask zu sich kam, fühlte er sich benommen und kam kaum auf die Beine. Die Fesseln, die ihn gefangen hielten, hatten tief in sein Fleisch geschnitten und die leichten Schürfwunden brannten unangenehm. Außerdem fiel ihm die schreckliche Hitze auf, die ihn heftig zum Schwitzen brachte, doch als er die Augen aufschlug und sich umsah, konnte er sein Glück kaum fassen. Er war nicht mehr auf der Jenivere, vom Kapitän und der Mannschaft war nichts zu sehen, er war gestrandet.

Mit einem Sprung war der Garundi auf den Beinen und dann begann er - wahrscheinlich zum Erstaunen aller um ihn herum - mit einem kleinen Freudentanz! "Frei, frei, ich bin frei!" rief der Garundi, unabhängig davon, ob er noch gefesselt war. Dann ließ er sich glücklich grinsend in den Sand des Strandes fallen und reckte seinen Kopf in die Luft, um die frische Meeresbrise einzuatmen, die Hitze ignorierte er dabei völlig, auch wenn sie unermüdlich war und es ihm ohnehin nicht sonderlich gut ging. So war es kein Wunder, dass Jask sich zwei Sekunden später übergeben musste, wobei nicht mehr als Wasser und Magensäure den Sand neben ihm benetzten. Dennoch grinste der Garundi so glücklich wie ein kleines Kind.

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"Nur einmal..." Jask wandte sich ab und ließ eine geraume Zeit vergehen, in der er, wie Kwazeel fand, in lange zurück liegenden und schmerzenden Erinnerungen gefangen war, zu denen er sich aber nicht äußerte, als er sein Gesicht, das nun noch älter und trauriger wirkte, wieder dem jungen Mwangi-Druiden zuwandte. "Es war nie mein Begehr wieder nach Sargava zurück zu kehren, schon gar nicht auf einem Schiff. Ich mag das Meer nicht sonderlich und viel weniger mag ich es, mich auf ihm zu befinden und seiner Willkür ausgesetzt zu sein."

Jask wollte nach diesen Worten, die für ihn verhältnismäßig reichlich waren, schon wieder verstummen, doch dann brachte es fertig, Kwazeel ein wenig anzulächeln, auch wenn es sehr gezwungen wirkte. "Ich kenne einige Freibeuter, Mwangi, doch ich hoffe, dass Ihr keinen von denen sucht. Ich müsste befürchten, ich hätte mich sehr in Euch getäuscht." Er schüttelte sanft und kaum merklich den Kopf und sprach mit wahrem Bedauern weiter: "Es tut mir Leid, aber von einem Zethuka habe ich noch nie gehört. Doch das sollte für Euch eher ein gutes Zeichen sein."

In diesem Moment wurde die Tür zum improvisierten Gefängnis des Garundi geöffnet und einer der raubeinigen Matrosen kam herein mit einer Schüssel, deren Inhalt dampfte, nach Kwazeels Geschmack aber nicht besonders gut roch: "Hey, was wird'n das? Der Käpt'n hat gesagt, dass keiner hier rein darf! Schon gar kein Passagier!" bläffte der Matrose Kwazeel an.

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Der Garundi nickte, als Kwazeel ihn fragte, ob ihm seine Freiheit gewaltsam genommen worden war, doch anders als der junge Druide es sich erhofft hatte, war der Garundi weiterhin wenig gesprächig und schien vor allen Dingen nicht über sich selbst sprechen zu wollen. Er wandte sich wieder seiner Arbeit zu und Kwazeel glaubte das Gespräch erneut abgebrochen, aber dann meinte der Garundi: "Einen Teil von Euch verloren? Meint ihr die Person, die Ihr sucht und in Sargava zu finden hofft?" Die Augen des Garundi waren müde auf ihn gerichtet, aber Kwazeel konnte dennoch das Interesse spüren und als der alternde Mann sein "Spielzeug" zur Seite legte, schien es, als habe der Mwangi doch einen Zugang zu ihm gefunden.

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