Hrothgar hörte Ravok aufmerksam zu und nickte hin und wieder. Als der Kundschafter von der Begegnung mit Assadra zu berichten begann war dem Kapitän deutlich anzusehen, dass es ihm nicht leicht fiel diese Neuigkeiten als solche anzunehmen. Er setzte sich wieder an seinen Tisch und machte nun eine ernstere Miene.
Als Ravok geendet hatte herrschte eine Weile bedächtiges Schweigen. Der Kapitän schien über das gesagte nachzudenken und Ravok wartete gebannt auf dessen Reaktion. Doch zu der erwarteten Standpauke kam es nicht, zumindest nicht sofort:
"Von solchen Wesen habe ich schon mal gehört - Untote, es ist kein Leben mehr in ihnen und dennoch wandeln sie auf der Erde und quälen die Lebenden." Fang sah Ravok an wie jemanden der etwas vollbracht hatte, das man ihm eigentlich nicht zugetraut hätte "Niemand hat erwartet, dass solche Wesen auf dieser Insel auf uns warten würden. Ich bin sehr froh, dass Euer Trupp sich so gut zu verteidigen wusste, die Sache wäre wohl nicht für jeden so glimpflich verlaufen. Endra wird sicher mehr zu über eure Gegnern zu erzählen wissen. Auch in der Sache mit diesem Wesen, dass Euch begleitet hat würde ich gerne ihre Meinung hören...
Und Ihr traut dieser... Frau nicht, Ravok? Hat sie Euch einen Grund dazu gegeben oder ist es nur Euer misstrauisches Gemüt? Auch wenn ihre Geschichte schwer nachprüfbar ist, bedeutet es ja nicht dass sie nicht der Wahrheit entsprechen kann..." überlegte Wulfson laut.
"Bisher schien sie Euch ja freundlich gesonnen zu sein... Dennoch halte ich es für besser wenn wir ihr an Land begegnen. Ich werde einen Boten zum Lager schicken um Kunde zu geben. Und nach der Magistra werde ich auch schicken lassen, inzwischen sollte sie sich wieder eingekriegt haben und es wäre gut wenn sie später dann dabei sein wird. Augenblick, Ravok."
Der Kapitän stand auf und verließ die Kabine um vor der Tür ein paar Worte mit einem Matrosen zu wechseln. Kurz darauf er schien er wieder, setzte sich aber nicht sondern begab sich zu einer Truhe und begann darin herumzukramen. Eine dunkle Glasflasche und zwei Becher wurden zu Tage befördert. Letztere stellte Hrothgar jeweils vor sich und Ravok auf und die Flasche mit dem Gebrannten platzierte er dazwischen.
"Wir haben noch einen Augenblick, um die Förmlichkeiten sein zu lassen und ein kurzes Gespräch zu führen. Von Mann zu Mann, wenn du so willst." Beinahe unbemerkt hatte Hrothgar in die vertrautere Anredeform gewechselt und öffnete nun die Flasche und goss sich selbst ein. Immer noch geöffnet stellte er sie zurück an ihren Platz und nickte seinem Gegenüber zu. "Bedien dich ruhig. Nichts Besonderes aber gerade deshalb umso mehr Heimat."
Einen Moment lang schwieg er und überlegte wie er ansetzen sollte, dann blickte er Ravok fest in die Augen und begann: "Dieser Zusatzauftrag betreffs dem Mädchen. Ich merke dass er dir zuwider ist. Ich weiß dass sie kein waschechter Soldat ist, aber von dem was ich mitbekomme möchte ich meinen, dass es sicherlich Prinzessinen gäbe die anstrengender sind, wenn man sie beschützen soll. Woher kommt also dein Unwille?"
-------------------
Es klopfte. Magistra Endra unterbrach sich in ihrer gerade angesetzten Antwort an Gelirion und öffnete die Kabinentür. Ein Matrose kam zum Vorschein. "Magistra, der Kapitän möchte mit Ihnen zum Lager übersetzen, um einen Gast zu begrüßen, den ein Spähtrupp aufgelesen hat."
Endra bedankte sich und bestätigte die Nachricht, woraufhin der Matrose wieder verschwand. Nachdem die Magistra die Tür wieder geschlossen hatte wandte sie sich Gelirion zu. Die Vorfreude war nun aus ihrem Gesicht gewichen und Zweifel machten sich nun dort breit.
"Dieser Gast wird sicherlich die von Euch erwähnte Assadra sein. Ich kenne Fang gut genug um zu erkennen, dass er Gefahr befürchtet. Ansonsten würde er sich nicht wieder an Land begeben. Sagt Gelirion, glaubt Ihr, dass Gefahr von Assadra ausgehen könnte?"
--------------
Roekia machte sich auf den Weg und da er von hier aus das Lager schon sehen konnte dauerte es auch nicht lange bis er dort war und Esquel seine Nachricht überbracht hatte. Der Südländer nahm die Kunde einigermaßen erfreut zur Kenntnis und ließ den Boten dann einfach stehen, während er sich wieder daran machte Schrecken unter der Besatzung zu verbreiten.
------------
Rogav ließ den wunderlichen Reiter namens Roekia weiter ziehen um dann unschlüssig mal Richtung Lager, mal Richtung Wald zu schlendern. Es war ihm ein wenig als hinge er in der Luft, und wenn es einen Ort gab an dem er noch weniger zu suchen hatte als auf dem Wasser, dann war es in der Luft hängend. Eine Weile stromerte er so durch die Gegend seinen melancholischen Gedanken nachhängend, bis ihm klar wurde, das Miriel ihm die ganze Zeit schweigend gefolgt war, dies aber nun nicht mehr tat.
Er wandte sich zu ihr um. Sie stand etwa zehn Schritt hinter ihm, die Arme vor der Brust verschränkt und den Kopf leicht zur Seite geneigt, sie schüttelte ihn leicht hin und her. "Was ist den los mit dir? Du bist schon seit einiger Zeit so komisch."
------------
Die beiden Frauen machten sich in Begleitung von Assadra auf den Weg zurück zum Lager. Es herrschte Stille, denn sowohl Araki als auch Asha mussten die jüngsten Ereignisse erst einmal einordnen. Bei Assadra vergaß man leicht, dass sie anders war. Natürlich unterschied sich ihr Aussehen von dem eines Menschen oder eines Orks, aber im Grunde sah sie aus, wie eine Angehörige einer exotischen humanoiden Rasse. Doch die Begegnung mit Istil hatte dieses Bild eindeutig erschüttert. Er musste mit Assadra logischer Weise näher verwandt sein, als mit der Feuergeist mit Araki oder Asha. Konnte dieses Wesen denn so fremdartig sein?
So ging es eine Weile weiter bis sie über die letzte Anhöhe vor dem Lager kamen, welches sich unter ihnen ausbreitete. Es war nun schon ein ganzes Stück weiter abgerissen und eine große Menge Kisten und Fässer stapelte sich nun am Strand.
Als sie das Lager erreichten kam ein Matrose auf das Trio zu.
"Sehr geehrte Hoheit, Frau Araki, geehrter Gast. Kapitän Wulfsson bittet sie hier an Land zu bleiben, er wird in Kürze mit Magistra Endra herkommen um sie zu begrüßen."