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Autor Thema: Die sieben Steine  (Gelesen 15182 mal)

Beschreibung: Kapitel 02

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Einar

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Die sieben Steine
« Antwort #45 am: 21.02.2020, 21:56:43 »
Einar trinkt von dem was er angeboten bekommt. Wenn sie ihn vergiften wollen, könnten sie dies auch einfacher tun. Er glaubt zudem den Namen Batutu gehört zu haben - das versteht er auch ohne Djaka zu sprechen. Also hat Yalena schon Recht - das sind vermutlich Tikus Leute. Und sie sind noch nicht in Fesseln oder Bewusstlos - ein recht guter Start. Er reicht die hohle Frucht zurück und steht langsam auf.

Cerebro

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Die sieben Steine
« Antwort #46 am: 21.02.2020, 22:56:48 »
Einar nimmt einen großen Schluck und schmeckt eine faulige, ranzige Flüssigkeit in seinem Mund, die seine Geschmacksknospen an fermentierte Pisse erinnert - auch wenn er vermutlich noch nie fermentierte Pisse zu sich genommen hat...

Statt zu spucken und zu husten, verzieht er nur kurz die Mundwinkel und schluckt herunter. Der Djaka nickt und nimmt das Gefäß wieder an sich - und tatsächlich: So widerwärtig das Gebräu auch schmeckt, es entflammt einen winzigen Funken Lebensgeist in seinem Körper - vielleicht auch nur, weil dieser sich gegen das unbekannte Gemisch zu sträuben beginnt.

Kurze Zeit später setzt sich die nun deutlich angewachsene Gruppe in Bewegung. Recht schnell entfernen sich mehrere Eingeborene nach links und rechts in den Dschungel und sind irgendwann weder zu sehen noch zu hören. Schatten, die sie begleiten und vermutlich im Auge behalten. Andere Djaka wandern voraus, um zu führen - ihre Schritte trotz kurzer Beine schnell, sicher, unermüdlich und nahezu lautlos - während andere das Schlusslicht bilden und hin und wieder mit unbekannten Worten zu mehr Eile anstacheln. Doch der allgemeine Zustand von Einar und Yalena hat sich nicht auf wundersame Weise gebessert, so dass es nach wie vor nur langsam vorangeht. Sie wandern noch eins, zwei Stunden bis in die einbrechende Dunkelheit hinein und rasten dann an einer geeigneten Stelle. Nur einer der davongewanderten Späher kehrt zum Lager zurück, während die anderen wohl abseits kampieren oder noch eine Weile weitermarschieren, um den Weg abzusichern. Unabhängig davon, ob Einar, Yalena und Kiran eine Nachtwache bestimmen, sind zu jeder Zeit stets zwei Djaka auf der Hut. Manchmal wandern sie ein kurzes Stück in den Dschungel, ahmen erstaunlich glaubhaft Tierlaute nach oder lauschen in die unaufhörliche Kakophonie des nächtlichen Urwalds. So geht es mehrere Tage weiter. Es ist den Kriegern anzumerken, dass sie ungeduldig werden und sehr viel schneller vorankämen, wenn sie die Gruppe nicht am Hals hätten, doch jedes laute Meckern und Anstacheln in ihrer Sprache hilft nicht weiter und zuletzt geben sie Ruhe und ertragen die nicht zu ändernde Situation.

Yalenas Zustand scheint sich nach den ersten durchgeschlafenen Nächten sowie unter der Fürsorge Kirans etwas zu bessern, Einar dagegen fühlt sich kraftlos wie eh und je, auch wenn er um die Last seiner Waffen 'befreit' ist und der übelschmeckende Trunk der Eingeborenen in kurzen Schüben ein inneres Feuer zu entfachen vermag, welches jedoch binnen Minuten wieder zu glimmenden Kohlen verkommt und zuletzt endgültig erlischt. Beide verlieren im labyrinthartigen Grün bald das Zeitgefühl. Die Tage sind von Monotonie und steigendem Mühsal geprägt - hin und wieder unterbrochen von kurzen aber heftigen Regengüssen, die zwar ihre Trinkschläuche füllen, das Wandern und Rasten allerdings nicht gerade erträglicher gestalten. Irgendwann lassen sich dann so etwas wie Pfade erkennen, die durch den Dschungel geschlagen sind - noch am gleichen Tag lichtet sich endlich der Urwald und die Küste kommt in Sicht. Die untertunnelten Hügel, primitiven Hütten und simplen Felder Baranas sind weder schön noch eindrucksvoll, doch nach allen durchlebten Qualen ein herbeigesehnter Segen. Es dürfte Mittag sein, als sie das Dorf erreichen - Einar fast auf den Knien, trotz viel Flüssigkeitszufuhr ausgetrocknet, sichtlich ausgemergelt und mit verschwommener Sicht. Der Tod flüstert in sein Ohr und er weiß: seine Sanduhr klammert sich an die letzten rieselnden Körner. Yalena und Kiran müssen ihn zu beiden Seiten stützen. Im Dorf herrscht derweil reges Treiben. Erwachsene bestellen Felder von Süßkartoffeln, fischen nahe den Ufern der Küste oder gehen anderem Tagewerk nach, während einige Kinder herumtollen und ihre letzten Jahre der Unbeschwertheit genießen. Ein paar Neugierige kommen heran, um die Ankömmlinge zu begutachten. Nicht alle Djaka-Krieger, die sie im Dschungel getroffen haben, sind aktuell bei der Gruppe - einige müssen vorausgeeilt sein, um von ihrem Fund und der baldigen Ankunft der anderen zu berichten...
« Letzte Änderung: 21.02.2020, 23:53:01 von Cerebro »

Yalena

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Die sieben Steine
« Antwort #47 am: 21.02.2020, 23:41:17 »
Yalena spricht sich während der Rast für eine Nachtwache aus. Weniger, um den Djaka unter die Arme zu greifen und vielmehr um sie im Auge zu behalten. Das Gewusel der Djaka um sie herum und das Gezeter fällt ihr in den nächsten Tagen zunehmend auf den Geist. Für den Moment lässt sich das nicht ändern und sie ignoriert jegliche Anstachelungsversuche. Sie hätten sie ja nicht aufsammeln und mitschleifen müssen. So müssen sie nun eben mit ihrem Tempo leben.

Kiran tut während der Rastzeiten sein Möglichstes, um seine Gefährten bei Kräften zu halten. Er ist erleichtert, dass wenigstens Yalena langsam aber sicher zu genesen scheint. Doch je näher sie dem Dorf kommen, desto stärker breitet sich eine Art der inneren Unruhe in ihm aus. Ob Tiku so verständig ist wie Batutu glaubt? Er hofft für ihn, dass er wegen ihnen - und auch Anisha ein Einsehen hat.

Wie auch für die Rothaarige ist für ihn darüber hinaus Einars Zustand eine große Sorge. Das Leben scheint regelrecht aus ihm zu weichen. Und trotzdem kriechen die Tage wie in Zeitlupe schier endlos dahin.

Von links stützt Yalena den Nordmann, der ihr wie ein siechender Greis in seinen letzten Zügen erscheint. Ein übler Fluch. Erreichen sie das Dorf überhaupt noch rechtzeitig? Allmählich kommen ihr Zweifel. Nicht einmal der Anblick des Dorfes kann sie sonderlich freuen. Einar braucht Hilfe...und zwar bald.

 

Cerebro

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Die sieben Steine
« Antwort #48 am: 22.02.2020, 00:26:09 »
Einar, Yalena und Kiran werden von den Djaka-Kriegern durch das Dorf geführt, begleitet von einer kleinen Schar Schaulustiger. Der Weg führt in Richtung des Königshügels, doch noch ehe sie diesen erreichen, kommt ihnen ein anderer Zug Krieger entgegen - mit Ugar und König Tiku an ihrer Spitze. Jene Krieger, welche die Gruppe geleiten, senken den Blick und zeigen ihre Ehrerbietung; die Schaulustigen um sie herum tun es ihnen gleich und sinken zudem auf den Boden. Der König, von großer Statur im Durchschnitt seines Volkes, watschelt ungehalten heran und meckert ein paar Worte auf Djaka. Als er vor der Gruppe zum Stehen kommt, wechselt er auf Zadjitisch. "Weib! Ich dachte schon, du und deine Gefährten wären gefallen, wie all die anderen zuvor. Doch dann plappert mein Schamane von Visionen und Träumen und sagt eure Ankunft voraus... Berichte! Was habt ihr so lange getrieben? Sagte ich nicht zu dir, dass ihr es bereuen werdet, wenn ihr herumtrödelt und meine Geduld herausfordert?! Meine Krieger erzählen, dass ihr die Steine nicht habt. Erkläre dich!"
« Letzte Änderung: 22.02.2020, 09:08:51 von Cerebro »

Yalena

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Die sieben Steine
« Antwort #49 am: 22.02.2020, 09:55:30 »
Die Khoranerin ignoriert die Traube von Schaulustigen, die sich um sie herum bildet. Dieses Mal empfängt sie Tiku offenbar draußen, was ihr ganz recht ist. Auch Ugar ist wieder da. Aber ihr Blick bleibt auf den König fixiert. Mit verschränkten Armen bleibt sie stehen. Zum Glück haben die letzten Nächte sie einigermaßen wieder hergestellt. Halbtot hätte sie sich unmöglich mit diesem Giftzwerg herumschlagen können.

"Sei gegrüßt, König Tiku. Wir haben deine Warnung beherzigt und sind ohne geplante Umwege in Richtung Sümpfe aufgebrochen. Allein auf uns zu dritt gestellt war unser Weg alles andere als einfach. Unsere Reise wurde immer wieder von wilden Tieren und den Tücken eures Dschungels aufgehalten. Noch schlimmer haben sich die Sümpfe herausgestellt und nachdem wir irgendwie den Krokodilen entgangen sind, sind wir auf einem Fluss auf Sumpf-Djaka gestoßen. Wir konnten sie zurückschlagen und unseren Weg fortsetzen. Aber als wir die Insel der Götterschnecken erreicht haben, muss uns unser Glück verlassen haben."

Tiku legt keinen Wert auf lange Geschichten. Und genau darauf setzt die Khoranerin vorerst. Nahe bei der Wahrheit zu bleiben und langatmig zu erzählen scheint ihr die beste Methode zu sein um nicht zu viele Fragen aufzuwerfen. Einars Verletzung lässt sich schnell feststellen. Das wird sie also mit in ihre Geschichte einbauen müssen.

"Mein Gefährte ist im Inneren einer Höhle auf eine Falle getreten. Dabei wurde sein Bein verletzt. Aus einer der Statuen kam eine Art Säure hervorgeschossen. Wir drangen tiefer in die Höhle ein und schon bald hörten wir Stimmen. Eine Wahl hatten wir nicht - wir mussten den Kampf aufnehmen. Aber wir waren verwundet und in der Unterzahl. Wir sind ihnen aufgelauert und konnten sie zunächst überraschen. Aber der Zustand unseres Gefährten verschlechterte sich. Schließlich mussten wir den Tatsachen ins Auge sehen. Als weitere Sumpf-Djaka auftauchen, haben wir Töpfe mit Säure auf den Boden geworfen und uns  damit etwas Zeit erkauft. Wir schafften es zurück zu den Booten.  Nachdem wir ununterbrochen gerudert sind, haben wir es mit letzter Kraft zurück an Land geschafft. Es vergingen Tage, bis wir uns von unseren Verletzungen weit genug erholt haben, um weiterreisen zu können. Unser Gefährte leidet seit der Insel an einer rätselhaften Schwäche und Fieber. Zum Glück haben uns dann deine Krieger gefunden. Sie können dir bestätigen, wie schlecht es um unseren Rückweg bestellt war. In unserer Situation hätten wir uns es nicht erlauben können zu trödeln."

Frustriert schüttelt die Rothaarige ihren Kopf und lässt die Arme sinken.

"Wir haben es versucht und dass wir es lebendig zurück geschafft haben um davon zu berichten, spricht für uns.  Aber das ist wohl kaum, was du von uns hören wolltest. Wir stehen weiterhin in deiner Schuld. Es muss einen anderen Weg geben, um uns deine Gastfreundschaft zu verdienen. "

 

Cerebro

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Die sieben Steine
« Antwort #50 am: 22.02.2020, 10:43:55 »
Der König verzieht das Gesicht. In der Unterhaltung mit Yalena muss er zu ihr hinaufblicken, was ihm offensichtlich nicht besonders gefällt. "Wenn du oder einer der deinen das Wort an mich richtet, dann geht gefälligst auf die Knie. Du sprichst mit einem König, Weib! Hast du mich verstanden?![1] ... Dass ihr zurückgekrochen kommt und mit leeren Händen meine Gastfreundschaft fordert, spricht vielleicht für tollkühne Dummheit, aber nicht für eure Fähigkeiten! Du sagst, ihr wart auf der Insel der Sumpfgötter? So wisst ihr also, dass die Steine dort versteckt gehalten werden und nicht im Dorf des Sumpfstammes sind, in den Händen von Y'xatu, der verdammten Hexe, die sie anführt?" Er macht eine abfällige Bewegung mit der Hand. "Vermutlich ist es nicht von Bedeutung. Euer tollpatschiger Versuch war ohne Zweifel ein Stich ins Nest schlafender Hornissen. Viel Zeit wird vergehen müssen, bis wir einen weiteren Versuch wagen können und vielleicht hat man die Steine dann an einen anderen Ort gebracht. Derweil werden unsere erzürnten Feinde kühner und überschreiten unsere Grenzen, um Vergeltung zu üben. All das für nichts, weil ihr UNFÄHIG seid!" Tiku schreit das Wort geradezu heraus, die kleinen Hände und Finger zu Fäusten geballt.

Ugar macht einen Schritt nach vorne. "Mein König, vielleicht..." - "Still!" Tikus gebellter Befehl und hinaufschnellender Arm schneiden seinem Berater sofort das Wort ab. Sein giftig funkelnder Blick wandert zu Einar, der nur deswegen nicht auf Knien ist, weil Kiran ihn an der Seite stützt. Egal wie viel Wut der Nordmann im Moment empfinden mag, jedes Kind könnte ihm derzeit den Todesstoß versetzen. Tiku schüttelt verdrossen den Kopf und nimmt einen tiefen Atemzug, der ihn wieder etwas zu beruhigen scheint. Seine Untertanen um ihn herum wagen keine Bewegung und verharren in stummer Erwartung.

"Ihr werdet mir diese Steine beschaffen oder sterben!" spricht der König schließlich weiter. "ALLE Steine! Es gibt noch andere, an einem anderen Ort... Ihr werdet es zunächst dort versuchen, denn nun einen aufgescheuchten und vorbereiteten Feind aufzusuchen wäre töricht. Wie ich sehe, ist euer Zustand erbärmlich. Ich sollte andere schicken, aber das Leben eines Djaka wiegt mehr als das eines Ausländers. Ich erlaube euch zu genesen. Der Schamane hat die Krankheit eures... Riesen vorhergesehen und mit meiner Erlaubnis ein Ritual vorbereitet. Sucht ihn auf. Heilt eure Wunden... Ich werde regelmäßig nach euch sehen lassen und ihr werdet ohne Verzug aufbrechen, wenn ich es wünsche. Solltet ihr fliehen oder eine Heimtücke planen, werdet ihr sterben - langsam und qualvoll - genauso wie die anderen, die ihr vermutlich noch zu retten gedenkt. Wir werden uns noch sprechen, aber für den Augenblick ist meine Geduld euch gegenüber aufgebraucht. Aus meinen Augen. Fort mit euch!"
 1. Bitte im Folgepost klar machen, ob ihr auf die Aufforderung hin auf die Knie geht oder stehen bleibt. (Gilt für alle.)
« Letzte Änderung: 22.02.2020, 11:42:36 von Cerebro »

Yalena

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Die sieben Steine
« Antwort #51 am: 22.02.2020, 11:11:36 »
"Natürlich..." Yalena bedeutet Kiran mit einem hastigen Wink, dass sie sich hinknien sollen. Sie selbst macht den Anfang und kniet sich auf den Boden. Auf seine Frage, ob sie den exakten Standort der Steine herausgefunden haben, gibt sie keine Antwort. Er zieht bereits seine eigenen Schlüsse. Das kommt ihr ganz gelegen. Stattdessen versucht sie zerknirscht dreinzuschauen und nickt sachte, als er die nächste Vorgehensweise der Sumpfdjaka vermutet. Ugar scheint einlenken zu wollen. Ist er wirklich eine Schlange, die den König mit seinen Worten vergiftet? Tatsächlich scheint ihr Tiku weitaus reizbarer als bei ihrer ersten Begegnung. Was hat er erwartet, wenn er drei Fremdlinge in ein unbekanntes Gebiet voller Feinde entsendet? Seine Drohungen sind ihr recht egal, aber es ist gut zu wissen, dass sie vorerst hier bleiben und genesen können. Einar hätte keinen Tag länger durchgehalten.

"Wir werden nicht aufgeben, König Tiku." Erklärt die Rothaarige bestimmt und senkt dankbar den Kopf. Dann richtet sie sich auf und hilft Kiran dabei, ihren Begleiter zu Batutu zu bringen.

"König Tiku gibt uns noch eine weitere Gelegenheit. Wir dürfen dich zum Schamanen bringen...schnell jetzt!" Erklärt sie den beiden knapp und spart sich vorerst weitere Worte. Auf Anisha wird sie ihn ein anderes Mal ansprechen. Erst einmal muss der kleine Hitzkopf wieder abkühlen.
« Letzte Änderung: 22.02.2020, 11:12:27 von Yalena »

Einar

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Die sieben Steine
« Antwort #52 am: 22.02.2020, 11:38:13 »
Da Einar nicht versteht was ihnen Tiku da alles vorwirft, muss er sich gar nicht erst darüber aufregen. Ein grosser Vorteil, denn selbst wenn er ihm im Moment kaum einen Schlag verpassen könnte, so würde ihm vielleicht doch das ein oder andere falsche Wort rausrutschen. Ob König oder nicht.
So bekommt er jedoch nur das Fazit mit: Batutus Plan funktioniert bisher ganz gut und sie werden sich nun erholen können und dann die restlichen Steine suchen. „Gut“ antwortet er nur knapp. Wenn er erstmal wieder bei Kräften ist, wird dann schon alles besser.

Cerebro

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Die sieben Steine
« Antwort #53 am: 22.02.2020, 11:41:13 »
Tiku schnaubt, aber sein zerknirschter Ausdruck scheint sich etwas zu lockern, als er sieht, wie Yalena auf die Knie geht und ihren Gefährten hastig bedeutet, es ihr gleichzutun. Am Ende der Unterhaltung bellt er noch einige Befehle auf Djaka, dann dreht er sich um und tritt gemeinsam mit Ugar und seinem Tross den Rückweg zum Königshügel an. Die Dorfbewohner zerstreuen sich schnell, um nicht doch noch irgendwie der Wut ihres Herrschers anheimzufallen. Die im Dschungel getroffenen Krieger bleiben bei der Gruppe und achten darauf, dass sie sofort zu Batutu aufbrechen, anstatt zu türmen oder sonstiges zu versuchen.

Der Hügel des Schamanen ist nicht weit. Während die Dschungelkrieger am Eingang zurückbleiben, lässt man die Gruppe ohne weiteres eintreten und erneut gilt es, sich durch die unbequem engen und niedrigen Gänge zu quetschen. Da oft kein Platz für zwei nebeneinander ist, muss sich Einar zeitweise allein vorankämpfen. Die von mehreren Feuerstellen aufgeheizte und dicke Luft in Batutus Kammer macht ihm dann besonders schwer schaffen. Dicke Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn, doch ihm fröstelt innerlich und sein Mund ist eine Wüste, die alles Wasser der Welt nicht zu befeuchten vermag. Batutu watschelt krummbuckelig zu ihm hinüber und schickt seine eigenen Männer hinaus, so dass die vier nun alleine sind. Kritisch beäugt er den Nordmann. "Ihr spät. Sehr spät!" teilt er Yalena mit fuchtelnden Gesten mit. "Haben gedacht wenige Tage nach mir kommen! Nicht dass so lange brauchen..."

Yalena

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Die sieben Steine
« Antwort #54 am: 22.02.2020, 11:51:11 »
Bisher scheinen die Dinge gut zu laufen. An Flucht denkt von ihnen wohl gerade niemand. Stattdessen führen Kiran und Yalena den Hünen mit vereinten Kräften zum Hügel des Schamanen. Als Batutu sie begrüßt, spricht er aus was sie schon befürchtet hat. Die Rothaarige nickt missmutig.

"Seine Schwäche hat unser Vorankommen stark erschwert. Wir haben uns beeilt, so gut es ging..."

Die Steine wird sie innerhalb des Dorfes besser nicht ansprechen. Batutu weiß schließlich selbst, was sie obendrein noch aufgehalten haben wird. 

Cerebro

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Die sieben Steine
« Antwort #55 am: 22.02.2020, 11:59:33 »
Batutu besieht sich Einar noch immer, betastet ihn, riecht an ihm... Schließlich schüttelt er den Kopf. "Beeilt zu wenig, ich glaube. Tod mächtiger als Leben jetzt. Große Wunder, dass nicht schon früher gegangen. Gefährte sehr stark. Große Wille, aber..." Er vergräbt die Hände in seinem schlohweißen, verfilzten Haar und kratzt sich mit verzogener Miene am Kopf. "Leben gehen fort", sagt er schließlich. "Nicht mehr können aufhalten. Leben raubt Tod den Schlaf, also Tod raubt Leben zur Strafe. Fluch gebrochen, wenn Strafe gesühnt. Zu stark geworden, um jetzt noch zu verhindern. Muss Sühne tun. Muss sterben."
« Letzte Änderung: 22.02.2020, 12:37:02 von Cerebro »

Einar

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Die sieben Steine
« Antwort #56 am: 22.02.2020, 13:26:22 »
„Was sagt er?!“ fragt Einar ungläubig nach, als Yalena den Schamanen übersetzt. „Tot nutzt mir seine Zauberei auch nichts mehr! Kann doch nicht sein Ernst sein.“ Wäre er noch bei Kräften, würde er jetzt wohl umkehren und dem Kerl einfach davonlaufen. Irgendwie einen anderen Weg suchen - oder wenigstens den Rest seines Lebens geniessen. Doch so bleibt ihm nicht viel übrig, als abzuwarten.

Yalena

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Die sieben Steine
« Antwort #57 am: 22.02.2020, 13:34:25 »
Yalena bleibt zunächst sprachlos. Sie haben sich ohne Rast vorangekämpft, alles wegen diesen unseligen Steinen...Und das soll es jetzt für Einar gewesen sein? Irgendetwas müssen sie doch tun können...

Nachdem sie übersetzt hat, fährt sie sich über die Stirn. Die Strafe sühnen...sterben...Wie soll man das umgehen? So ein banaler Fluch kann doch nicht so eine endgültige Wirkung nach sich ziehen.

"...Und was sollen wir jetzt tun? Wenn er stirbt, hat er von einem gebrochenen Fluch auch nichts mehr."

Kann man davon überhaupt sprechen, wenn man hinterher ohnehin nicht mehr ist?

Cerebro

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Die sieben Steine
« Antwort #58 am: 22.02.2020, 13:53:53 »
Der Schamane zupft sich den buschigen Bart und knurrt, verärgert über die Situation. "Was tun, was tun... Nichts tun! Batutu wollen helfen, aber Batutu nicht Meister von Leben und Tod! Niemand ist das... Gefährte muss hinübergehen auf andere Seite. Ich kann machen, dass schlafen. Erbitten Schutz der Ahnen. Bitten Geister um Hilfe. Wenn Gefährtenseele wollen, dann vielleicht zurückkehren auf diese Seite. Oder gehen fort, zu Ahnen. Ich nicht bestimmen. Was immer, machen schnell. Mond nicht voll - nicht gut. Aber wir nicht können warten, denn bis soweit dann zu spät. Machen Ritual heute Nacht. Werden sterben, freiwillig, nicht durch Fluch! Dann Fluch gebrochen - Seele frei. Danach ich nicht wissen..."

Er blickt in die Augen der Gruppe und erwartet eine Entscheidung...
« Letzte Änderung: 22.02.2020, 13:55:06 von Cerebro »

Einar

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Die sieben Steine
« Antwort #59 am: 22.02.2020, 14:23:16 »
„Also lieber freiwillig sterben, als durch den Fluch...“ Das ist doch beschissen. Er hat sich seinen Tod immer ganz anders vorgestellt. Ehrenvoll im Kampf, überströmt mit dem Blut derer, die sich ihm entgegenstellen. Und jetzt soll er sich hinlegen und einfach aus dem Leben scheiden. Er ringt schwer mit der Entscheidung, doch inzwischen kann er ja selbst kaum mehr laufen. Er hätte seine letzte Kraft besser dazu aufgehoben Tiku den Kopf abzureissen... Doch das alles ist ihm wohl nicht mehr vergönnt.
„Hab ich denn eine Wahl? Es selber in die Hand zu nehmen ist wohl immer noch besser, als an Schwäche einzugehen. Sehen wir das einfach als Teil des Kampfes an - ich will mir nicht nachsagen lassen müssen ich hätte aufgegeben ohne bis zum letzten Atemzug gekämpft zu haben.“
Er ist sich selbst überhaupt nicht sicher, aber was bleibt ihm schon übrig. Er atmet resignierend durch. „Und wenn es auf dieser Insel nur irgendwo noch etwas anständiges zu trinken gibt, findet dies jetzt besser schnell den Weg zu mir.“

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