Xanthor nickte sich innerlich selbst zu.
'Der Elf ist also doch mehr durch Blutlust getrieben, als durch Freiheit. Unglaublich, die Elfen haben so lange Leid gesehen, dass sie nicht mehr ertragen, sondern nur noch rächen wollen...
Der Glanz, von dem mir meine Eltern in meiner Kindheit erzählten, ist längst vergangen...Der Elf wirkt mehr wie ein tollwütiger Eber, denn ein weiser Vertreter eines alten Volkes...'
Xanthor legte sich seine Schlafstätte zurecht, ließ die Stiefel aber an, der Dolch würde neben ihn ruhen, solange er Wache hielt sogar sein Zweihänder auf seinem Schoß liegen, langsam fuhr er über die Konturen seines Schwertes, über die Gravur, die ihn daran erinnerte, woher er kam, die Gravur, die ihn an den Tod seiner Eltern und die Motive seiner Reise erinnerten.
"Doch, Malethiel, ich sehe nun, ich sehe es glaube ich klar, wie ihr und eure Verbündeten sich geben, vielleicht auch geben müssen, denn ihr habt es dargelegt. Eure Klingen tragen schon lange nicht mehr die sanften Klänge von Frieden und Eintracht mit sich, wenn sie es denn getan haben, sondern nur noch die wilden Schreie der Vergeltung und der Rache. Für euch, die Vergeltung üben, kann die Waffe natürlich nicht mehr als ein Todeswerkzeug sein, denn ihr selbst seid für den Drang nach Rache und Vergeltung nur ein Werkzeug dafür, auch wenn ihr Geistsschärfe zeigt, habt ihr einen Blutschleier vor Augen.
Denn nichts birgt mehr Freude, als gerettet zu haben."
"Wenn ihr nicht feiern könnt, solange noch ein Dunkelelf lebt, dann sei es so, aber ich hab fröhlichere Elfen kennengelernt.
Aber in einem Punkt habt ihr recht, ich habe genau so wenig Ahnung von dem täglichen Leben eures Volkes, so wie ihr wenig Ahnung über das tägliche Leben eines Menschen habt. Ihr habt zwar von höfischer Dekadenz gesprochen, doch das Sessellehnen der Großen gibt es in fast jedem Volk, selbst bei den Goblins...und auch schließlich bei den Elfen, da bin ich mir sicher. Euch anzuraten, vielleicht die Menschen zu studieren, um sie etwas besser einschätzen zu können, damit schlüge ich wohl auf Granit. Aber vielleicht solltet ihr über den Tellerrand blicken, mehr Menschen, als die vom Mondsee, erblicken und kennenlernen. Es ist nicht jeder Mensch so ein Dreckstück, wie die Bastarde der Zentarim. Es gibt auch Menschen, mit Mut haben, die freiheitsliebend sind, die weise und gerecht sind. Und die Abstand nehmen von Rache und Vergeltung im blutigsten und einfachsten Sinne."
'Und ich hätte den Elfen mehr Kreativität in ihrer Kriegsführung zugetraut, kunstlos möchte man meinen...'
Xanthor nahm etwas Wasser aus seinem Wasserschlauch zu sich, ehe er sich bequem an einen Baum setzte und begann an einem Stück Holz zu schlitzen. Er würde nun einen Adler beginnen, ein Symbol für Freiheit und Würde. Er würde diesen Adlern vielleicht sogar dem Elfen schenken, damit er die Menschen besser verstand, denn er unterschätzte sie scheinbar deutlich, obwohl sie das am meisten vertretene Volk auf dieser Welt waren. Er dachte noch ein wenig über die restlichen Worte Malethiels dar, denn eben waren Kunst und Gewalt noch nahe beieinander, doch nun standen sie sich gegenüber, wie Götter von entgegenstellter Gesinnung? Es wollte ihm einfach nicht einleuchten, wie das eine zum anderen kam und er wusste, er würde es nicht verstehen, ebenso wie der Elf nicht verstehen wollen wird, weil sein Glauben darauf zu fußen schien. "Man konnte keinen Fanatiker überzeugen, egal wie viel Wahrheit die Worte auch tragen mochten.", sagte sein Vater immer und Xanthor würde es auch gar nicht erst versuchen. Er würde weiterhin im Schutz und im Helfen die höchste Tugend sehen und nicht in Blutdurst gegen dunkle Brüder und Rachegelüsten. So fügte Xanthor noch an.
"Bevor ich euch eine geruhsame Nacht wünsche, muss ich noch was loswerden.
Wenn ihr so viel von den Göttern versteht und so viele von ihnen nennt, dann müsstet ihr meine Bewegunggründe und meine Ansichteb bestens verstehen, wenn ich Ilmater folge.
Und nun ruht euch aus."
Dann schnitze Xanthor weiter.
Als der Mond die Stelle erreicht hatte, die Malethiel ihm gezeigt hatte, tippte er dem Elfen gegen das Knie und legte sich dann wortlos in seine Schlafstätte.