Während seine Kameradin Servina weiter vorrückte, machte Shin sich an die Verteilung der angeblichen Heiltränke. Er selbst hatte keine Lust, unter eigenem Risiko ausprobieren zu müssen, ob es wirklich Heiltränke waren und vertraute eher auf die Macht Pyremius, doch es war bestimmt besser, in einer Notsituation einen solchen Trank zur Verfügung zu haben, als auf ihn verzichten zu müssen. Bei ihm waren die Phiolen allerdings denkbar unnütz, weshalb er von Nathan angefangen jedem eine dieser magischen Flüssigkeiten anbot.
Als er bei Daos angelangte, zögerte er kurz und starrte in die Augen hinter der Maske. Es mochte sein, dass sein Elfisch mittlerweile etwas eingerostet war, doch in seiner Jugend hatte er die Sprache wie eine zweite Muttersprache gelernt und war sich sicher, was er gehört hatte. Wenn dieser Barde tatsächlich ein "Dunkler", also ein Dunkelelf war, so war er tatsächlich ein Exot. Shin empfand tiefsten Respekt vor diesem dunklen, skrupellosen Volk und hatte sich im Rahmen seiner Klerikerausbildung auch mit vielen düsteren Legenden beschäftigt, in denen Dunkelelfen meist als gnadenlose und perfekte Mörder aufgetreten waren. Doch dieser hier schien anders zu sein, vielleicht genauso ein Außenseiter in seinem Volk wie Shin ein Außenseiter in seinem war. Wenn ihre Geburt vertauscht gewesen wäre, so wären sie sicherlich zu Ruhm gelangt, doch so waren sie zu einem Leben außerhalb der Gesellschaft verdammt und dazu, niemals ihre wahre Identität preiszugeben. Einen Moment lang war Shin versucht, Daos auf Elfisch anzusprechen, doch dann entschied er, dass es besser wäre, sich die Offenbarung seines Wissens für den geeigneten Moment aufzuheben und dem Barden damit in den Rücken zu fallen. Nach nur einem Augenblick des Zögerns übergab Shin den Trank an seinen Kameraden und wandte sich dann ab, um den Rest der Gruppe zu versorgen.