Auch der klein gewachsene Erenländer mag die Anstrengung nicht vollkommen zu verbergen. Langsam stapft er durch den tiefen Schnee, im gleichen Tempo, wie der Zug selbst auch, jedoch macht er ab und an einen kleinen Abstecher zur Seite, um besser lauschen zu können und ständig ist er damit beschäftigt, die Gegend im Auge zu behalten. Das Wetter mag sich ein wenig gebessert haben, denn der Sturm hat mittlerweile ein wenig nachgelassen und es fällt auch nicht mehr so viel Schnee, wie noch zuvor. Doch die Witterungsbedingungen reichen noch bei weitem aus, um zur Erschöpfung aller beizutragen. Mittlerweile meidet Tharon auch den hohen Schnee und versucht den einfachsten Weg zu finden. Es scheint ihm klar zu sein, dass er sich schonen muss, wenn er für den restlichen Weg genug Energie haben will. Die dicke Wollkleidung scheint als Schutz gegen die Kälte auszureichen, die Beine sind aber bis weit über die Knie mit dicken Klumpen von Schnee besetzt, was eine zusätzliche Belastung bei diesem Marsch bedeuten muss. Sein Gesicht ist unter der großzügig geschnittenen Kapuze nicht zu sehen, da er den Stoff auch vor sein Gesicht gezogen hat, so dass er gerade noch darunter hervorblicken kann. Er hebt den Kopf nur an, um sich umzuschauen und immer seltener öffnet er die Kapuze, um besser hören zu können. Bei diesem Wetter scheint es eh unmöglich, zwischen dem Heulen des Windes, der seinen frostigen Weg über das Land sucht, dem Rauschen des nahen Waldes und den restlichen Behinderungen etwas herauszuhören, wie vielleicht sich anschleichende Gefahren.
Wo die Strasse letztendlich wirklich verläuft, lässt sich nur erahnen, an manchen Stellen ist das Ufer, welches Strasse und Wald trennt, zu flach, um unter der dichten Decke dieses weißen Pulvers noch zu sehen zu sein. Bemerkbar macht sich ein solcher Fehltritt dann in einem Stolpern oder Einknicken der Marschierenden, ab und an ist ein leises Fluchen zu hören. Sicher birgt dies auch die Gefahr, sich zu verletzen. So nutzt er seinen Stab um den Untergrund vor sich zu ertasten, wohl in der Hoffnung, einer Unebenheit zu entgehen. Ein verstauchter Knöchel hätte unweigerlich fatale Folgen.
Als er wieder einmal seinen Blick über den Zug schweifen lässt, macht er sich ein Bild vom Zustand seiner Begleiter und der Flüchtlinge. Auch sie haben ganz offensichtlich mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Als er den noch relativ jungen Atavar sieht, der Mühe hat, sein Gespann durch dieses unwegsame Gelände zu bringen, bleibt er abrupt stehen und lässt den Flüchtlingszug an sich vorbei ziehen. Teilweise werfen ihm die Menschen verwunderte oder auch ein wenig mit Angst erfüllte Blicke zu, lässt seine Handlung doch die Vermutung zu, das etwas nicht stimmt. Tharon zieht seine Kapuze ein Stück zurück, so dass sein Gesicht zum Vorschein kommt, es zeigt ein gezwungen wirkendes, jedoch beruhigendes Lächeln. Als der Muli auf seiner Höhe angekommen ist, geht er langsam weiter, um schließlich direkt neben dem jungen Mann gehen zu können.
Soweit er kann, macht er sich ein kurzes Bild vom Zustand des Wagens und des Tieres, doch auch Atavar entkommt seinem Blick nicht.
Kein Gutes Wetter um zu reisen
Bemerkt er beiläufig und beginnt somit das Gespräch.
Denkt ihr, euer Gefährte wird es bis ins Dorf durchhalten? Er sieht schon ein wenig erschöpft aus.
Gerade als er ausgesprochen hat, gerät das Tier ins stocken, unter der Schneedecke ist bestimmt ein Hindernis, vielleicht ein Stein, vielleicht vom Regen der letzen Monate ausgewaschene Wagenspuren. Tharon zögert nicht lange und legt seinen Stab, den er zuweilen als Stütze gebraucht hat, zu den geschwächten Flüchtlingen auf den Wagen und erleichtert zusammen mit Atavar Vlad seine harte Arbeit. Es bedarf einiger Anstrengung den Wagen weiter fort zu bewegen und der Junge ruft seinem Zugtier aufmunternd zu. Eine kurze aber starke Windböe weht Tharon die Kapuze vom Kopf, doch kann er nichts weiter tun, als den Kopf zu senken und so hinter dem Wagen ein wenig Schutz vor dem Wind zu finden. Schließlich scheint das Hindernis überwunden und mit einem leichten Ruck bewegt sich der Wagen normal weiter. Die Anstrengung und die warme Kleidung haben ihr Möglichstes getan, so dass Tharon jetzt der Schweiß auf der Stirn steht. Seine Augen hat er zu kleinen Schlitzen zusammengekniffen, auf seiner Stirn zeigen sich deswegen Falten. Die bittere Kälte scheint trotz des Schutzes durch den Stoff ihren Weg gefunden zu haben, denn seine Lippen wirken spröde und rissig. Fast Instinktiv wischt er sich mit einem Ärmel durchs Gesicht und lässt dann keine Zeit vergehen, bis er wieder die schützende Kapuze überstreift.
Ich muss gestehen, ihr besitzt Mut, euch in eine solche Gefahr zu begeben, junger Atavar
Kurz widmet er sich seinen Gedanken, dann fährt er fort.
Seit ihr schon weit gereist mit eurem, wie es mir scheint, treuen Gefährten?
Dringt seine unauffällige Stimme unter der Kleidung hervor. Weiter bahnt er sich seinen Weg durch den Schnee.