Der plötzliche Schmerz reißt die Goth für eine Sekunde aus dem Hier und Jetzt; sie schreit auf und presst die linke Hand instinktiv auf die Wunde, während ihr ganzer Körper von einer Schockwelle durchströmt wird. Die junge Frau ist für einen Moment hin- und hergerissen zwischen dem Drang, sich schnell außer Reichweite zu bringen und dem Ansporn, dem liegenden Schützen kräftig in die Weichteile zu treten.
Die Entscheidung wird ihr von Jess' Unbewußtsein schnell abgenommen, als ein weiterer Schuss durch die panikgeladene Luft kracht.
Die Schwedin schluckt schwer und vergisst für einen Herzschlag den sengenden Schmerz. Ihr Tag ist nicht der schönste gewesen, aber mit einem solchen Abschluss hatte sie wirklich nicht gerechnet, auch wenn sie heimlich noch schlimmeres befürchtet hat.
"Jess?," bringt sie fast stimmlos hervor, mit der Situaiton überfordert. Leichen hat die ehemalige Medizinstudentin zwar bereits zur Genüge gesehen, aber nie dabei gewesen oder gar daran teilgenommen, wie man welche "herstellt". Einerseits bekommt sie Angst vor dem neulich befreiten jungen Mann, andererseits merkt sie nur zu gut, dass er kein kaltblütiger Mörder ist.
Eher aus Ratlosigkeit, als aus Hoffnung, hinkt Yuki zum leblosen Körper und kniet sich ebenfalls vor ihm hin, immer noch die Wunde festhaltend, und schaut, ob der Fremde wirklich tot ist - als ob die Diagnose nach dem direkten Kopfschuss noch nötig wäre.
Während ihre Gedanken wirr kreisen, löst sich in ihrem Verstand pure Rationalität heraus, mit der die Goth nun handelt, eine unsichere, aber rettende Fassade. "Jess? Bring mir bitte den Verbandkasten aus dem Wagen," kommandiert sie den verzweifelten Mann zum Truck ab, mit erstaunlich gefasster Stimme, über die sie sich selbst wundert.
Damit will die Europäerin drei Fliegen auf einen Streich töten - zum Einen, Jess von der Leiche wegschaffen, zum Anderen, ihre Verletzung behandeln, bevor sie sich Wundbrand oder etwas Schlimmeres holt und zum Dritten, dass endlich jemand nach der im Wagen gefangenen Person schaut. Sie erschaudert, als sie merkt, was sie selbst gerade tut - nämlich mit dem Jackensaum des Toten gründlich die Pistole abwischen, um Fingerabdrücke zu vernichten.
"Es wird immer schlimmer.... Oh Gott, jetzt sind wir auch noch *richtg* kriminell geworden..."