"Lamur?"
Die Augen Gretchyns weiten sich überrascht, als sie sich plötzlich des Halbelfs gewahr wird. Dann überzieht ein strahlendes Lächeln ihr kleines Gesicht, während sie zu ihm hineilt und ihm eine kurze, aber heftige Umarmung zuteil werden lässt. Schnell aber ziehen sich wieder Sorgenfalten auf ihrer Stirn zusammen.
"Junge, Du kommst gerade recht. Es ist schrecklich, irgendein Verbrecher hat mitten in der Nacht vier Kinder entführt und es gibt nicht den geringsten Hinweis darauf, wer das getan haben könnte."
An einem anderen Ort zur selben Zeit sitzt Lorgalis missmutig hinter dem Tresen und wartet darauf, ob heute vielleicht ein Kunde seine Aufwartung macht. In den letzten Tagen war nicht besonders viel los, und da Keygan es inzwischen zunehmend vorzieht, sich nebenan in seiner Werkstatt zu verkriechen, bleibt es seinem Assistenten überlassen, vorne im Laden die Stellung zu halten. Nur dass niemand kommt. Es scheint, als habe der Umstand, dass die Entführungen der letzten Wochen scheinbar von keinem noch so gut verriegelten Tor verhindert werden konnten, die Lust der Einwohner Kessels auf sicher versperrbare Türen merklich gesenkt. Was natürlich äußerst kurzsichtig ist, aber vor normalen Einbrechern scheint man sich im Moment nicht groß zu kümmern.
Wenn er wenigstens eine Auslieferung machen könnte, aber stattdessen bleibt ihm nichts übrig, als hier seine Zeit totzuschlagen.
Lorgalis will gerade aufstehen, um wieder alle Hoffnung den Versuch zu starten, ein Gespräch mit Keygan Ghelve zu beginnen, als sich die Türe öffnet und ein recht seltsames Duo den Raum betritt: Ein Zwerg, der trotz seines grimmigen Wesens einen für sein Volk ungewohnt kultivierten Eindruck macht, sowie ein Elf, unschwer als Magier zu erkennen.