Archiv > Dunkle Schwingen über Freihafen

Prolog: Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann...

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Tex:
Spoiler (Anzeigen)Zehn Tage waren sie nun schon auf See. Zehn lange Tage die Eintönigkeit des Meeres. Unten die raue See, hohe, schaumgekrönte Wellen, die gegen das Schiff schlagen, als läge ihr einziges Ziel darin, den großen Frachtsegler zum Kentern zu bringen. Oben die dunklen Wolken, aus denen noch mehr Wasser kommt, wie um auch den letzten Matrosen bis auf die Knochen zu durchnässen. Zehn Tage war es nun her, dass die "Ariadne" aus den Elfenbein-Häfen - genauer gesagt aus Thalburg - in See gestochen war, mit gemischter Ladung und dem Ziel Freihafen - und zwei Passagieren an Bord, zwei Elfen, die ihr Glück in Freihafen versuchen wollten. Die Reise verlief zum größten Teil ereignislos, abgesehen von den heftigen Herbststürmen, die das Schiff zuweilen gewaltig durchgeschüttelt haben, jedoch mit ihrem starken Wind auch für ein rasches Vorankommen auf See gesorgt haben. Selbst durch die piratenverseuchten Gewässer rund um die Schlangenzähne - jene Inselgruppe, auf deren größter Insel Freihafen liegt - kam die "Ariadne" unbehelligt, was eine Seltenheit darstellt, wie Kapitän Tiefbruck selbst erstaunt feststellt. Und so sind es nur noch wenige Stunden, bis das Schiff in Freihafen anlegt, dort seine Ladung löscht, neue Ladung aufnimmt und wieder ablegt - ohne die beiden Passagiere....

Tex:
Spoiler (Anzeigen)Das ewige Geschaukel konnte einem auf die Nerven gehen, einen geradezu verrückt machen. Das und das allgegenwärtige Wasser. Es drang durch die wurmstichigen Planken, tropfte von oben herab, bildete große Pfützen im fauligen Stroh, das den Boden der engen Zellen bedeckte. Aber warum sollte man sich darüber beschweren? Wer würde diesen Beschwerden überhaupt zuhören und nicht gleich die Zellentüre wieder mit einem hämischen, dreckigen Lachen wieder zuschlagen? Schließlich waren sie hier auf den Holks, jenen berüchtigten Gefängnisschiffen, die weit draußen vor dem Hafen von Freihafen an ein paar hoch aufragenden, zerklüfteten Felsen festgemacht sind. Manövrierunfähig, ohne Ruder, ohne Segel lagen die ehemaligen Frachtsegler, deren Frachtdecks in viele, kleine Zellen unterteilt waren, dort, den Launen der Seegötter ausgeliefert. Auf diesen Schiffen fand sich nur der Abschaum der Freihafener Gesellschaft wieder. Mörder, Betrüger, gewalttätige Diebe - und auch ab und zu ein paar unglückliche, die nur zur falschen Zeit am falschen Ort waren und an einen grausamen Richter gerieten, der für kleinere Vergehen nicht ein paar Tage Haft im Justizpalast in der Altstadt verhängte, wie es üblich war, sondern gleich eine der grausameren und übleren Strafen verhängte, nämlich die Verbannung auf eines der Gefängnisschiffe. Zu jenen unglücklichen gehört auch Gharkan Steinspalter, der bei einem kleineren Einbruch erwischt wurde, an einen solchen Richter geriet und nun sein Dasein in einer kalten, nassen, fauligen, dunklen Zelle fristet. Ebenso wie Sutekh Kratos, dessen Anwesenheit auf den Holks wohl keiner bestreiten würde, hatte der Zauberdieb doch schon eine ganze Reihe von heimtückischen Morden auf dem Gewissen.

Die Eintönigkeit in den Zellen war wohl das, was am ärgsten an den Gefangenen zehrte. Den ganzen Tag da zu sitzen, nichts zu tun, nur auf die Wärter zu warten, die einmal am Tag bis an die Zähne bewaffnet mit einem kleinen Boot zu den Gefängnisschiffen aufbrechen, um den Gefangenen ihre tägliche Ration einer undefinierbaren Pampe ohne Geschmack zu servieren....

Gharkan:
Spoiler (Anzeigen)Mit einem Schiff nach Freihafen zu fahren, das war sicherlich schon etwas beklemmend, weil ungewohnt, gewesen für Gharkan. Aber auf einem manövrierunfähigen Schiff eingesperrt zu sein, das ist für ihn die Hölle. Schmerzlich macht sich Gharkan bewusst, dass seine Abneigung gegen Wasserfahrzeuge nur allzu zwergisch ist, aber sie ist nunmal da und nicht zu besiegen. Oder ist die Beraubung seiner geliebten individuellen Freiheit das schlimmere Übel? So richtig weiß der stämmige, frustriert dreinblickende Zwerg nicht mehr, welches Gefühl überwiegt - Trauer, Hass, Zorn, Selbstmitleid... Es war ja schon schlimm genug gewesen zunächst einige Tage im Justizpalast eingesperrt gewesen zu sein. Aber wegen einer Lappalie nun zu all dem Abschaum auf diesem stinkenden, schwankenden Kahn gesperrt worden zu sein, war der Gipfel der Frechheit. Waren die Gefängniszellen etwa noch nicht ausgelastet bei all den Gaunern, die sich in Freihafens Gassen herumtreiben, dass man ihn wie einen Schwerstverbrecher behandeln musste? Wut steigt in Gharkan auf beim Gedanken an die wichtigtuerischen Gesichter der Wachen, die ihn abgeführt hatten. Doch es ist ohnmächtige Wut, die er nirgendwo auslassen kann, außer durch einen kräftigen Schlag an die Bordwand, welche auch schon einige Male zu diesem Zweck herhalten musste. "Hoffentlich verliere ich nicht schon bald den Verstand in diesem dreckigen Loch." murmelt der Krieger in sich hinein.

Sutekh Kratos:
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Kaum zu glauben das man IHN! Sutekh Kratos! Eine Falle gestellt hat! Immernoch fassungslos darüber sitzt der Mann an die Zellenwand gelehnt und grummelt vor sich hin. "Im Nachbar
Zimmer ist eine Wütende Bestie eingesperrt und ich sitze hier und warte auf mein Ende Doch so schnell gibt sich Sukra nicht geschlagen. Er will leben, doch zu welchem Preis? Wird man ihn wieder jagen und auch fangen wenn er hier ausbrechen könnte? Er bezweifelt ja schon, dass er es bis zum Land hin schaffen würde. Doch vielleicht ergibt sich eine Möglichkeit...

So-Kehur:
Spoiler (Anzeigen)Allzu lange hielten der Kapitän und So-Kehur den Blickkontakt nicht aufrecht, bis diieser sich wieder seiner Mannschaft zuwendet. Schließlich wendet So-Kehur auch seinen Blick wieder ab und läßt ihn über das Schiff gleiten. Nun, hier hatte er die letzten zehn Tage verbracht. Auch wenn ihm der wankende und schaukelnde Untergrund weniger ausgemacht hat, so freut er sich doch wieder auf festen Boden. In Gedanken geht er noch durch, mit welchen Akrobatikkunststücken er diesen Tag abschließen soll und welche Artistik bei dieser Bevölkerung wohl ankommen würde. Schließlich wurde das Gold doch langsam ein wenig knapp, aber diesen Gedanken schiebt er anschließend beiseite und schaute gedankenverloren den Seeleuten noch ein paar Augenblicke zu.  

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