Die Worte des Hochmagiers beunruhigen Arvilar zusehends und auch nachdem Fürst Immesfor bereits verschwunden ist bleibt Arvilar noch beinahe eine Minuten in dem Sessel sitzen, während derer er einfach geradeaus starrt und über das nachdenkt, was er soeben gehört hat. Er kann sich nur schwer vorstellen, wie seine Brüder zu einer solchen Entscheidung gelangt sein könnten, aber er sieht auch keinen wirklichen Grund warum Gevras Immesfor ihn anlügen sollte. Seine Stimme hatte genug Gewicht im Rat um seinen Willen auch so durchzusetzen, also hatte er es nicht nötig Arvilar eine Lüge zu erzählen damit dieser nicht bei der Versammlung erschien. Außerdem würde er niemals den Elfenvater als Instrument seines Willens verwenden und Unwahrheiten über seine Worte zu verbreiten. Selbst für einen Mann wie Gevras Immesfor war dies ein zu großes Vergehen.
Arvilar überlegt lange, was er würde tun können, zieht sogar in Betracht sich von den Schwertern gefangen setzen zu lassen, wenn es dem Wohl seines Volkes diente, aber schließlich gelangt er zu der Überzeugung, dass er Immereska besser dienen würde, wenn er seine Heimat hinter sich ließ und seinen Gefährten in Halruaa half.
Also legt er seine Rüstung an, greift sich seine gereinigte Ausrüstung und setzt sich schließlich an seinen Schreibpult um einen Brief an seine Familie und den Rat der Ältesten zu verfassen:
“Mein Weg liegt klar vor mir und ich habe erkannt, dass meine Abreise keinen Aufschub mehr duldet. Auch wenn ich bedaure so übereilt aufbrechen zu müssen, so habe ich doch keine andere Wahl. Zeit ist ein zu entscheidender Faktor, als dass ich warten könnte um mit dem Rat zu sprechen. Ich habe meine Sache vor Fürst Duirsar vollständig dargelegt und bin sicher, dass der Rat auch ohne meine Anwesenheit zu der richtigen Entscheidung kommen wird und genau das tun wird, was für Immereska am besten ist.
Ich jedoch muss ebenfalls das tun, was am Besten ist und deshalb werde ich die Heimat aufs Neue wieder verlassen um zu tun was getan werden muss.
Ich habe mein Versprechen nicht vergessen, kleine Schwester, und ich werde es einhalten. Möge der Elfenvater über euch alle Wachen.“
Arvilar legt die Feder aus der Hand und faltet den Brief zusammen. Er legt ihn offen auf seinen Tisch, sicher, dass er gefunden werden würde. Anschließend zeiht er die Avarielklinge aus ihrer Scheide und stimmt den leisen Gesang an, der ihn auf den Fäden des Gewebes würde reiten lassen und ihn erneut von seiner Heimat fortführen würde.
Binnen Sekunden verblasst der Klingensänger und seine Essenz wird für einige Momente eins mit dem Gewebe. Dank des Windeklanturmringes, der an einem Lederband um seinen Hals hängt, nimmt Arvilar in diesem Zustand sein Ziel wie ein Leuchtfeuer war. Auf den Schwingen der Magie reist er quer durch die Reiche in Richtung jenes Magierkönigreiches, in dem er seine Gefährten wieder treffen würde.
In Halruaa herrscht schon Finsternis, doch das Licht der Sterne reicht dem Elfen um seine Umgebung wahrzunehmen. Der Windeklangturmring scheint seine Schritte geleitet zu haben, denn unweit seiner derzeitigen Position kann er eine kleine Gruppe Humanoider erkennen, die sich wie es scheint auf das hoch aufragenden Gebäude zu bewegt, bei dem es sich um den Tempel der Mystra handeln musste. Der Sonnenelf bewegt sich schnelle Schrittes auf sie zu und begrüßt sie mit einer Verneigung, sobald er sie erreicht hat: „Aaye mellonae`amin! Ich sehe mit Freude, dass ihr auch noch nicht allzu lange hier zu sein scheint. Verzeiht meine lange Abwesenheit, doch es gab Dinge in meiner Heimat zu klären. Jetzt da wir alle wieder beisammen sind, sollten wir sehen, dass wir unserem Ziel näher kommen. Ich bitte euch mir die wichtigsten Erkenntnisse zu nennen, sofern ihr denn wagt sie an diesem Ort auszusprechen.“
Jetzt, da er so nah heran ist fällt ihm jedoch auf, dass ein neues Gesicht zu der Gruppe gestoßen ist und er verneigt sich leicht vor dem für ihn Fremden: "Latamin ivae'a edlle. Meine Name Arvilar und ich vermute mal, dass ihr euch unserer Suche angeschlossen habt, während ich nicht bei meinen Gefährten weilte. Verzeiht meine Unhöflichkeit, doch ich bin eurer leider erst auf den zweiten Blick gewahr geworden."
Denen, die schon seid längerem Gefährten des Klingensängers sind fällt auf, dass dieser zum ersten Mal nur seinen Vornamen genannt hat, als er sich vorstellte und weder den Namen seines Hauses noch den seiner Heimat offenbarte.