"ACHTUNG!", schreit Elora erschrocken, als die gewaltige Bestie brachial aus dem Wald bricht. Sie hatte das monströse Tier nicht kommen sehen! Hektisch stolpert sie einige Schritte zurück, als sich das Adrenalin, befeuert von ihrem rasenden Herzen, in ihrem Körper ausbreitet. Sie riskiert einen knappen Blick zur Seite zu ihren Gefährten, aber wagt es nicht, die sechs geifernden Köpfe vollständig aus den Augen zu lassen.
Keinen anderen Ausweg sehend gräbt sie ihre Stiefel mit der Ferse tiefer in den weichen Waldboden, um einen sicheren Stand zu haben. Sie zieht mit einer wendigen Bewegung, die mehr Reflexen als bewusstem Handeln geschuldet sind, einen weißen, glatten Langbogen aus poliertem Horn ihrem eigentlich leeren Köcher. Die Waffe taucht aus dem Nichts auf und ist so groß, dass er fast an die Frau selbst heranreicht. Gleichzeitig zieht sie auf dieselbe Weise zwei braun gefiederte Pfeile aus dem Behältnis. Mit einer Kraft, die man ihr auf den ersten Blick kaum zutrauen würde, spannt sie die Sehne, an der beide Pfeile gleichzeitig liegen, und zieht sie zurück bis an ihre Wange. Für einen Augenblick hält sie inne, um ihr Ziel zu fixieren, dann zischen die Projektile nach vorne.
Der Glücksritter fährt kurz zusammen als er die Bestie erblickt. Dann grinst er. Wäre ja auch zu einfach gewesen sonst, die ganze Reise. "Zeit unser Geld zu verdienen" sagt er kalt, während er sich im Laufschritt zu dem Druiden begibt und seine beiden kurzen Klingen zieht und probehalber wirbeln lässt. "Na komm schon, Kleines!"
Dem Varisianer ist die Gefahr wohl bewusst, die von der Bestie ausgeht, dennoch zeigt er sich fröhlich, um sich und den anderen Mut zu machen.
Vento, der schon die ganze Zeit nicht so recht dem Frieden getraut hatte, erschreckt zwar auch vor der Bestie, reagierte aber ziemlich schnell. Er läßt sich sich von Ventras nach oben tragen. Der Halbling ruft nebenbei eine Anrufung "Ohh großer Herrscher der Lüfte, eile herbei und unterstütze uns im Kampf gegen diese Bestie." Kurz danach dröhnt ein gewaltiger Schrei eines Adlers über den Köpfen der Reisegesellschaft.
Nachdem das Ungetüm aus dem Wald hervorgebrochen ist, gewinnt Hythorus relativ schnell seine Fassung zurück. "Das wird gefährlich", denkt er während seine Reisegefährten nach vorne stürmen. Dann schließt der Magier die Augen und beginnt einige unverständliche Worte zu murmeln. Seine Hände beginnen umeinander zu kreisen bis sich zwischen ihnen eine schwarze Kugel bildet, die von roten Blitzen durchzuckt wird. Die Bewegungen des Beschwörers werden immer schneller, doch dann hält er plötzlich inne, um sofort darauf die Arme auseinanderzureißen und die dunkle Sphäre freizugeben. Diese dehnt sich augenblicklich aus und fällt anschließend mit einem Knall in sich zusammen. Dort, wo eben noch die schwarz-rot wabbernde Kugel war, steht nun ein grauenerregendes Geschöpf. Das Wesen erinnert an einen Gorilla, sieht aber um ein Vielfaches bösartiger aus. Das Fell an Brust und Rücken ist dunkelrot, die Augen glühen und zwei kleine Hörner springen aus dem Kopf hervor. Die Kreatur stellt sich auf die Hinterbeine und trommelt mit ihren großen Fäusten gegen ihren Oberkörper. Dabei stößt sie einen markerschütternden Schrei aus.
Eloras Pfeile reißen tiefe Wunden in die schuppige Haut der Hydra, doch zeigt sich diese davon unbeeindruckt. Fast instantan schließt sich ein Großteil der Wunden wieder. Quälend langsam stampft die riesige Kreatur vorwärts, auf Camlo und Vento zu.
Unterdessen ist im Rest der Karawane heilloses Chaos ausgebrochen. Panisch rennen die Händler zwischen den Karren umher, und nur mühsam gelingt es Immbar, etwas Ordnung in den Haufen zu bekommen.
"Kümmert ihr euch um die Hydra, ich bringe die Karren in Sicherheit!", ruft er den Abenteurern zu. Kurz darauf drehen die Karren um und verschwinden aus der unmittelbaren Gefahrenzone.
Plötzlich schnellen zwei der sechs sich um den Körper windenden Köpfe der Hydra hervor und spucken zwei Flammenstrahlen los, einen auf Camlo und einen auf Vento und Ventras. Camlo kann aufgrund seiner Reflexe dem Strahl problemlos ausweichen, so dass nur Gras und Büsche versengt werden, doch der Halbling und sein Elementargefährte werden getroffen.
Von dem Flammenstrahl der Hydra völlig aus dem Konzept gebracht, muss Vento den Zauber abbrechen. Der Schrei des Adlers, der eben noch zu hören war, verstummt urplötzlich.