Archiv > Chronik des Ewigen Blutes

3. Akt - Hagen, der Jäger

(1/14) > >>

Navun'Ylahc Vytharia:
Wochen und Monate streifen durchs Land, etwas, das die Sterblichen wohl "Zeit" zu nennen pflegen, die jedoch keine Besserung zu bringen scheint.
Ganz im Gegenteil, alles scheint sich zum Schlechteren zu wenden. Die Sperrstunde wird nun mit aller Gewalt duchgesetzt und ein jeder, der nach Einbruch der Dunkelheit noch auf den Straßen oder in den Gassen Prags aufgegriffen wird, dem blühen Kerker und Folter, sollte er in den Augen der Inquisitoren ein Mal des Teufels tragen.
Immer mehr drängt die Inquisition die Vampire in den Schatten und bedroht das Unleben aller Kainiten in Prag und sogar darüber hinaus.
Das jedoch ist nicht die einzige Sorge. All die Sterblichen, die noch als Verbündete oder zumindest Marionetten zählten, jedoch nicht durch das Blutsband oder die unheiligen Kräfte der Kainiten gefesselt waren, entziehen sich dem untoten Einfluss. Und es wäre mehr als töricht, diesen Kontakt wiederherzustellen, denn die Scheiterhaufen der Inquisition lecken begierig nach dem Blut unheiliger Kreaturen.
Für wen dies bereits schlimme Nachrichten sind, der soll erfahren, dass es noch schlimmer kommen kann. Die letzte Botschaft, die Vater Johannes den anderen Kainiten überbrachte, wohl in einem seiner seltenen Momente geistiger Klarheit, verspricht das Ende der Kainiten in Prag.

Der Großinquisitor hat nach Hagen, dem Jäger gerufen. Dieser, selbst in Kreisen der Kainiten, berüchtigten Geißel aller Untoten und anderer Wesen des Übernatürlichen. Er, der er mit unfehlbarem Gespür die Nachfahren Kains aufzuspüren vermag und sie mit seinen Mannen schrecklicher Folter und letztendlich dem Endgültigen Tod überantwortet.

_____________________________________________


Eines dunklen Abends, es ist der März des Jahres 1263, klopft es dumpf aber nachdringlich an den Türen der Zufluchten von Bruder William, Larciel, Octavian und Stefan. Beim Öffnen der Türe muss man selbst als Vampir die Nase vor dem unglaublichen Gestank rümpfen. Bernhard, nur schwer in seiner Verkleidung als Leprakranker zu erkennen, steht nur in Kumpen gehüllt vor der Türschwelle. Mit rauher, leicht krächzender Stimme beginnt er sofort an, im Flüsterton auf jeden einzureden.

"Ich überbringe eine Nachricht von Severus. Briefe sind zu unsicher geworden..."
Unheilvoll und fast schon paranoid blickt sich der Nosferatu um, doch nur ein Windstoß hatte ein paar frühe Blätter zum Rauschen gebracht...
"Ihr solltet euch zur mitternächtlichen Stunde bei seiner Zuflucht einfinden. Nicht beim Saal, sondern beim Kellergewölbe daneben. Er zwingt niemanden, auch wirklich zu erscheinen, doch die Nachrichten, die er zu verkünden hat, scheinen wohl für alle von äußerstem Interesse zu sein. Wer fehlt, bestraft sich nur selbst. Das ist alles."

Verstohlend um sich blickend, wartet Bernhard nur kurz auf eine Reaktion...

Bruder William:
Mit einem Nicken bestätigt William das Gesagte. "Ich werde versuchen zu kommen" nach einem Moment fügt er noch etwas hinzu "wenn die Wachen heute Nacht nicht zu dicht patroulieren." da die Zeiten momentan es sehr schwierig machen öfter in der Nacht unterwegs zu sein. So hat er die letzten Wochen jedoch endlich wieder viel Zeit gehabt im heiligen Buch zu lesen.

Larciel:
"Deine Erscheinung ist lächerlich. Wie glaubst du so jemanden beeindrucken zu können?" fragte Larciel. Der getrocknete Grashalm in seiner Hand gab keine Antwort, er bog sich nur leicht und liess den Kopf hängen. Tatsächlich fühlte sich der Vampir nicht viel besser. Er wollte rausgehen, mal wieder eine andere Stimme als seine eigene hören. Er wollte wenigstens etwas essen. Aber er hatte Angst. Jetzt versteckte er sich schon vor den Menschen, beobachtete sie, wenn er nicht gerade jemanden beissen musste, nur noch von weitem und dachte sich aus was sie wohl sagen würden wenn er sie ansprechen könnte. In letzter Zeit hatte er sogar das Gefühl ihre Gedanken erraten zu können und sah kleine, bunte Lichter... kurz gesagt, er war dabei den Verstand zu verlieren.
Als ein plötzliches Klopfen sein Selbstgespräch unterbrach zuckte er zusammen, schlich lautlos zur Tür und öffnete sie einen winzigen Spalt...
Er kannte diesen Geruch. Er dankte Gott und allen seinen Engeln dafür dass er ihm keinen Inquisitor geschickt hatte und öffnete die Tür ganz. "Okay." antwortet er auf Bernhards Nachricht. "Ich werde da sein."
Er sieht dem Nosferatu noch nach bis er aus seinem Sichtfeld verschwunden ist, dann schliesst er die Tür wieder, lässt den Grashalm fallen und muss, trotz der schlechten Neuigkeiten die er sicher in dieser Nacht hören wird, leise lächeln.

Stefan:
Stefan war es nicht leicht gefallen seinen einstigen Begleiter Konstantin derart vor den Kopf zu stossen, und dennoch sah er sich gezwungen das Blutsband zu seinem Ghul zu lößen um sich selbst und Konstantin zu schützen. Auch wenn es Konstantin einen baldigen Tod bescheren würde, so hatte Stefan ihm Monate lang nichts mehr von seiner Vitae gegeben, worauf der ehmalige Ghul sehr schnell begann zu altern und nach einem halben Jahr bereits wie ein über 50 jähriger Mann aussah. Stefan manipulierte Konstantins Gedächnis und versuchte ihm jede Erinnerung an seine wahre Natur zu nehmen, wobei die langen Jahre seines Darseins als Ghul und damit sein hohes Alter sein Übriges dazu beitrug. Jedoch gab Stefan auch einige neue Erinnerungen an Konstantin, welche ihm ein vergangenes Leben mit Frau und Kindern zeigten, was Stefan zwar einiges an Zeit abverlangte, Konstantin jedoch noch ein paar schöne Gedanken bescherte, bevor er einige Wochen später starb.

Stefan war ernsthaft betrübt über den Umstand das einer der wenigen Sterblichen mit dem er einen kleinen Teil seines Geheimnisses teilen gekonnt hatte, nun für immer fort war, jedoch war ihm die schwelende Gefahr bewusst die von der Inquisition für ihn und seine Art ausging und so bewegt er sich nur noch selten in der Öffentlichkeit.

Als Bernhard in dieser Nacht vor der Tür von Stefan steht, ist er überrascht das es Severus tatsächlich wagt eine Versammlung einzuberufen und dennoch interessiert es ihn was der Herrscher von Prag ihnen zu sagen hat.

"Ich werde da sein."


Octavian:
Die letzten Monate waren schwer gewesen, selbst dem sonst so genügsamen Octavian wurde es bald zuviel jede Nacht in seinem Haus zu verbringen, ganz zu schweigen von den erbärmlichen Jagdausflügen. Mehr als einmal hatte er daran gezweifelt, dass die Vampire die stärkeren Wesen im Vergleich zu den Menschen waren und viele Nächte hatte er daran gedacht weiter in den Osten zu gehen, je weiter man in die Gebiete der Slawen eindrang desto weniger Inquisitoren gab es, aber genauso nahm die Anzahl der Katholiken ab und das würde die Nahrungsbeschaffung deutlich erschweren.

Auf die Einladung des Nosferatu nickt Octavian nur und schließt die Tür erneut. Es würde schwer genug werden der Einladung zu folgen. Aber Octavian würde es nichts desto trotz tuen....

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln