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Autor Thema: Kapitel 2: Morgensonne  (Gelesen 134962 mal)

Beschreibung: Die Geschichte geht weiter...

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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1380 am: 30.01.2011, 15:49:29 »
Ajur sah Arue überrascht an. "Schneller? Ich kenne niemanden, der so etwas so schnell herausfinden könnte."

Dennoch dachte sie noch einen Moment über das Thema nach. "Vielleicht jemand, der sich mit der Geisterwelt auskennt. Ein Priester oder so. Wenn es tatsächlich mit einem früheren Leben zu tun hat, würde ich wohl einen Sonnenpriester fragen."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1381 am: 30.01.2011, 23:21:24 »
Nachdem Eretria dem Plan Tashas zugestimmt hatte, machte sich Lémars Schwester gemeinsam mit Rymual auf zu ihrem Haus. Lémar und die Priesterin warteten noch einige Minuten. Dann bezahlte Lémar den Wirt - den er offenbar recht gut kannte -, und führte Eretria zurück zu dem Haus, das direkt gegenüber dem Anwesen der Tirkessons lag.

Rymual und Tasha hatten die Zeit genutzt und einiges vorbereitet: Sie hatten das Wohnzimmer ausgeräumt, die Möbel in die Nachbarräume gebracht, und die Vorhänge zugezogen. Außer einem einzelnen, silbernen Kerzenständer in der Mitte war der Raum leer. Tasha lächelte Eretria schief an. "Wir wussten nicht genau, was du brauchst, deshalb dachte ich, viel Freiraum und möglichst wenig Störung sind wohl ein guter Anfang."

Eretria, die selbst noch nie einen solch mächtigen Zauber gewirkt hatte, wusste im Grunde nicht viel mehr darüber als die Freunde. So setzte sie sich vor dem Kerzenständer auf den Boden, und bemühte sich darum, ihren Geist durch Gebete zu leeren. Die Nervosität zu vertreiben, gelang ihr nicht ganz, aber sie wurde doch ruhig genug, um es zu versuchen.

Und so holte sie eine der Mondsucher-Kugeln hervor, die man ihr in Himmelstor geschenkt hatte. Es kam ihr wie eine kleine Ewigkeit vor, dabei war es gerade mal einige Tage her, dass sie die Stadt verlassen hatten. Und dass sie Milan getroffen hatte, den Mann, der jetzt ihr Verlobter war.

Getragen von diesem Gefühl tiefer Liebe, konzentrierte sie sich auf das heilige Artefakt, und bat die Geister, die der Sonne und den beiden Monden dienten, um Hilfe und Führung. Sie machte alles genau so, wie man es sie in ihrer Ausbildung gelehrt hatte - auch wenn es in ihrer Ausbildung nicht um solch mächtige Wunder gegangen war. So war es auch nicht überraschend, dass die Dinge anders verliefen, als sie vermutet hätte. Was aber passierte, war dann doch mehr als eine Überraschung für sie.

Ein einzelner Sonnenstrahl fiel durch die Vorhänge, und schien genau auf den Kerzenständer vor ihr. Etwas war seltsam, irritierend - dann fiel es ihr auf. Die Kerzenflamme bewegte sich nicht mehr. Sie sah sich um. Rymual, Tasha und Lémar standen an ihren Plätzen, kreisförmig um sie herum an der Wand. Aber auch sie bewegten sich nicht, atmeten nicht einmal mehr.

Der kleine Sonnenstrahl hingegen bewegte sich. Direkt über dem Boden war das Licht in Bewegung geraten, wie eine Welle, dann erkannte Eretria eine Silhouette, kaum größer als ihre eigene Hand.

"Die Geister der Sonne und der Monde sind mit dir, Geweihte Eretria. Wie lautet deine Frage?"
« Letzte Änderung: 30.01.2011, 23:23:11 von Sternenblut »
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Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1382 am: 01.02.2011, 23:14:34 »
Nachdem Arue offenbar nichts weiter zu entgegnen wusste und seit geraumer Zeit schwieg, übernahm Mika wieder das Gespräch, darauf aus, wieder dort anzuknüpfen, wo sie aufgehört hatte, als Ajur in die Küche verschwand.
"Wenn ihr gerade nichts vor habt, hätte ich, glaube ich, doch noch ein paar Fragen." Begann der vorsichtige Vorstoß von Mika. "Meine erste Frage wäre: Träumt ihr in der letzten Zeit regelmäßig von einer euch eigentlich unbekannten Person? Die weiteren Fragen würden sich dann wieder um Gazriel drehen. Der Grund dafür liegt daran begründet, dass die Vergangenheit EInfluss auf das Hier und Heute nimmt. DIe Vergangenheit verursacht Probleme. Angeblich, weil Gazriel einige Seelenlieder erweckt hat. Unter anderem das Seelenlied eines kaltblütigen Mörders, der einige Personen in der Stadt auf dem Gewissen hat und am liebsten Milan noch draufladen würde. Meine Frage wäre: Hat Gazriel irgendwas über euer Seelenlied angedeutet? Hat er euch verraten, wer ihr seid und was das bedeuten könnte? Ich würde gern wissen, worüber er mit euch gesprochen hat. Das Ganze interessiert mich, weil ich in meinen Träumen das Leben meines Seelenliedes beobachten kann und Gazriel hatte mir, selbst als ich einige Minuten mit ihm allein war, nicht angeboten mein Seelenlied hervorzuholen. Ich würde gern etwas über das Muster erfahren, nach dem er sein Angebot ausgibt.
Lemar, einem Freund von Milan, hatte Gazriel zum Beispiel gesagt, dass er ein interessantes Seelenlied hätte, hat aber nicht das Angebot gemacht, dieses Seelenlied zu erwecken."
Danach schaute Mika die Elfe hoffnungsvoll an.
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1383 am: 01.02.2011, 23:24:23 »
Ajur hörte Mika aufmerksam zu, und nickte dann nachdenklich. "Ich hatte schon solche Vermutungen, was den Mörder angeht. Man hört so einige Gerüchte. Leider weiß ich nicht allzu viel über Gazriel. Ihr werdet ihn wahrscheinlich selbst fragen müssen. Ich glaube, er wollte nach Himmelstor."

Dann lächelte sie, und schien einige Sekunden in Gedanken versunken. "Was meine Träume angeht... ich studiere seit einigen Jahrzehnten alchemistische Wege der Bewusstseinserweiterung. Ich träume seit langer Zeit von mir unbekannten Personen. Das hat aber nichts mit Gazriel zu tun."

Sie schnippte mit den Fingern, rieb sich über das Kinn, und nickte dann. "Aber wenn du sagst, dass du in deinen Träumen wichtige Informationen erhältst, dann hätte ich vielleicht die eine oder andere Mixtur, die dir einen klareren Blick erlauben könnte."
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Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1384 am: 01.02.2011, 23:57:36 »
Für einen kurzen Moment dachte Mika darn, was so manche Tränke wohl diesem Haus angetan haben mögen und dachte danach daran, was manche Tränke mit ihrem Kopf anfangen konnten. Doch kurz darauf meldete sich wieder unbändige Neugier, die seit dem Aufkommen der Träume bei Mika ausgebrochen war.
"Was genau macht diese Mixtur?" Fragte Mika mit einer gehörigen Portion Vorsicht die seltsame Elfe. "Ist das irgendwie gefährlich?" Die Bardin hatte keine recht Ahnung, was dieser Trank genau machen würde, doch hoffte sie, dass sie mit dem Trank vielleicht länger träumen könnte. Mika wollte so viel wie möglich über Shemiya erfahren, denn sie fand diese Frau in ihren Träumen fantastisch und wäre für ihr Leben gern, wie diese Figur längst vergangener Tage. 
Kurz kam bei Mika die Hoffnung auf, dass sie möglicherweise endlich so viel über Shemiya erfahren könnte, dass sie sich den ein oder anderen Trick abgucken könnte,
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1385 am: 02.02.2011, 00:04:14 »
Ajurs Augen leuchteten auf, als Mika Interesse an ihren Tränken zeigte. "Nichts, was das Bewusstsein verändert, ist ungefährlich, nicht einmal die Träume, die du hast - und damit meine ich die ganz normalen, die jeder hat, ob er sich erinnert oder nicht. Ich kann dir nicht sagen, ob du bereit dafür bist, dich den Tiefen deines eigenen Geistes zu stellen, oder ob du stark genug bist, dich den Strömungen der mentalen Dimension zu widersetzen. Alles, was ich dir anbieten kann ist, dir eine Tür zu öffnen."

Sie zögerte, und zählte dann etwas an den Fingern ab. "Vier, um genau zu sein. Nein, drei. Ich habe gerade keine Lumion-Beeren da."
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Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1386 am: 02.02.2011, 00:46:45 »
"Gibt es das auch mit einer einfacheren Umschreibung? Ich konnte euch nicht ganz folgen. Ich weiß nämlich nicht, wie stark mein Kopf sein soll." Sagte Mika, deren Interesse stark genug war, um hier nicht aufzugeben, die jedoch einen kleinen Schritt Abstand von der Sache nahm, so lange sie so obskur klang. Um alle Befremdlichkeiten auszuräumen, fragte Mika: "Wie wirken sich die Tränke denn auf meinen Kopf aus? Ich würde mich gern darauf vorbereiten können. Denn ich wäre schon daran interessiert mehr über die Träume zu erfahren. Ihr müsst wissen, sie interessieren mich sehr." Die Bardin hoffte, dass Ajur das Ganze ein wenig erklären kann, damit die Zweifel ein baldiges Ende finden würden.
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1387 am: 02.02.2011, 01:01:00 »
Ajur nickte. "Also, ich habe zum einen eine Essenz aus Shoar-Öl, gewonnen aus den grünen Blättern der Shoar-Sträucher tief im Süden. Die Essenz lässt dich in einen besonders tiefen und intensiven Schlaf fallen und verlängert die Traumphasen. Es ist nahezu unmöglich, jemanden zu wecken, der Shoar-Essenz genommen hat."

"Dann gibt es Phinaronblätter. Die müssen gekaut werden. Sie bringen, vereinfacht gesagt, das Innere nach Außen. Du erfährst tiefgehende Halluzinationen, die zwar nicht direkt real sind, dir aber etwas reales über dein Selbst zeigen. Anders gesagt, dein eigener Geist erschafft Halluzinationen, um dir etwas über dich selbst zu zeigen. Nimmt man die Blätter vor dem Schlafen, so fließen die Halluzinationen in die eigenen Träume ein, verbinden sich mit ihnen und führen dich tief in dein innerstes Selbst."

"Und zu guter Letzt kann ich dir noch Liberansaft anbieten. Gewonnen aus dem Harz des Liberisbaumes, der nur in den Hügeln in der Nähe von Brandkeller wächst, zerschmettert dieses Wundermittel die Barrieren des Geistes, all die vielen kleinen Lügen und Einschränkungen, die wir uns einreden, um bloß nicht an die Dinge glauben zu müssen, die wir nicht glauben wollen. Man könnte sagen, Liberansaft reißt den Vorhang vor unseren Augen weg, und zeigt uns die Dinge, wie sie wirklich sind - ob es uns gefällt oder nicht."

Die Elfe hatte sich in völlige Begeisterung geredet, und schwärmte regelrecht von den Tränken. "Man kann diese Mittel sogar in Kombination nehmen, ich habe damit ganz außergewöhnliche Effekte erzielt und kann es nur empfehlen. Obwohl ich gestehen muss..."

Sie schwieg, lange genug, dass Mika gerade schon nachfragen wollte, was die Elfe zu gestehen hatte. "Ich habe mich noch nicht getraut, alle drei gleichzeitig zu nehmen. Ich glaube, das wäre... intensiv."
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Mika

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« Antwort #1388 am: 02.02.2011, 12:15:09 »
"Ich glaube, ich würde nie auf die Idee kommen alle drei Tränke gleichzeitig zu nehmen. Ich weiß auch nicht, ob ich diese Blätter essen würde, weil in den Träumen meines Seelenliedes ich nichts zu tun habe. Ich glaube, dass das abfärben könnte und die Träume verändern. Auch wenn das nicht wirklich sein kann, wenn ich es recht überlege." Sagte Mika, die sich vor allem für das Öl und den Saft interessierte.
Das Öl, so hoffte die Bardin, würde ihr die Möglichkeit geben Shemiya länger zu beobachten und der Libransaft die Möglichkeit geben, herauszufinden wer sie selbst ist und was sie will - zumindest klang es so. Aus diesem Grund waren ihre Bedenken bezüglich dieser beiden Substanzen auf ein Minimum zusammengeschrumpft.
"Kennt ihr euch eigentlich gut mit Geschichte aus? Habt ihr schon mal etwas von einem Sonnenvolk gehört?" Fragte Mika auf einmal ganz unvermittelt. Für Mika war der Gedankensprung sehr klar, für den Rest der Anwesenden wahrscheinlich nicht. "Es geht unter anderem um das Sonnenvolk in der Geschichte in den Träumen von Eretria, einer Freundin, die gerade nicht hier ist, Milan und mir.
Achso, was würden diese Substanzen eigentlich kosten?"
Fragte Mika danach und zeigte sich damit wieder sehr sprunghaft, wie fast gesamten Tag über. In ihrem Kopf schien es ziemlich rund zu gehen, angesichts dessen, dass sie nur wenige Sekunden lang bei nur einem Thema bleiben konnte.
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Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1389 am: 02.02.2011, 19:37:32 »
Eretria stellte immer mehr fest, dass sie die Freunde von Milan mochte. Tasha war nach ihrem Geschmack. Sie nahm eine Sache in die Hand. Lémar wirkte ruhiger und fast konnte sie sich die beiden zusammen mit Milan gut vorstellen, als sie als Kinder Streiche spielten und ihre Eltern zur Verzweiflung brachten. Ihr gefiel dieses Bild und so verging die Zeit schneller, die Lémar und sie länger brauchten, um zu dem Haus zu kommen.
Als sie den Raum in Augenschein nahm, nickte sie zu Rymual und Tasha. "Das ist sehr gut. Ich denke besser werden wir es nicht vorbereiten können." Die Geweihte holte die Kugel fast ehrfürchtig hervor und begab sich in die Mitte des Raumes. Während sie ihr Heiliges Symbol hervorholte und vor sich auf den Boden legte, sprach sie ein paar Worte der Erklärung zu den drei anderen Personen im Raum.
"Ich bin mir nicht sicher, was passieren wird, wenn ich die Frage stelle. Es darf eigentlich nichts Gefährliches für mich oder euch geschehen, wenn alles normal läuft. Trotzdem seit auf der Hut und beobachtet genau, was passiert." Noch einmal lächelte sie die anderen an.
Dann konzentrierte sie sich auf das Artefakt und den Geist, der erschien, als sie die Mondsucher-Kugel einsetzte. Sie senkte vor Dankbarkeit und auch Ehrfurcht den Kopf als der Geist erschien.
"Ich danke Mutter Sonne und den Zwei Monden für diese Gunst, die sie mir, einer ihrer Dienerinnen gewähren. So hört meine Frage: Was müssen wir tun, um den Attentäter dingfest zu machen, der in der Großen Feste Anschläge verübt?"

Sternenblut

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« Antwort #1390 am: 03.02.2011, 15:30:07 »
Ganz kurz flackerte so etwas wie Enttäuschung in Ajurs Blick auf, als Mika meinte, sie würde die drei Mixturen auf keinen Fall gleichzeitig einnehmen. Dann aber nickte sie schon wieder zustimmend. "Das kann durchaus sein, dass die Phinaron-Halluzinationen deine Träume überlagern würden. Das hatte ich nicht bedacht, ein guter Einwand."

Mikas Gedankensprünge machten der Elfe offenbar nichts aus. "Von einem Sonnenvolk habe ich noch nie gehört, obwohl ich meine, mich zu erinnern, dass die Halblinge von der Zwillingswacht einen starken Bezug zur Sonne haben. Es gibt glaube ich einen eigenen Sonnentempel dort. Aber was zu erzählst, klingt nicht danach, als würde es dabei um die Halblinge gehen. Liberan kostet pro Dosis sechzig Goldmünzen, die Essenz aus Shoar-Öl fünfunddreißig."
« Letzte Änderung: 03.02.2011, 22:25:28 von Sternenblut »
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« Antwort #1391 am: 03.02.2011, 22:20:17 »
Einen Moment flackerte das Licht, in dem der Sonnengeist zu sehen war, und Eretria befürchtete schon, sie hätte etwas falsch gemacht und der Zauber würde enden. Doch dann teilte sich der Lichtstrahl, spaltete sich in zwei Hälften, und in jeder erkannte die Priesterin eine kleine humanoide Silhouette.

Dann sprachen die Geister wieder zu ihr. Gleichzeitig begannen sie zu sprechen, doch ihre Worte waren versetzt; die eine Stimme machte eine Pause, wo die andere weiter sprach; dann wurde einer der Geister schneller, und überholte den anderen in seinen Worten. Es war verwirrend, und nur mit größter Konzentration schaffte es Eretria, alles zu erfassen, was die Geister ihr sagten.

"Geweihte! Du fragst nach einem Leben, wo zwei sind.
Er, der wie ein bleicher Wolf den Tod bringt
Den Treueschwur erfüllt, den du ihm abgenommen,
Bevor dein erstes Licht verglommen.

Dann der Beschützer, der schwache Geist,
Erfüllt von einer Seele, die sich selbst kasteit,
Getrieben von Sehnsucht nach Vergeben und Vergessen,
Von unerklärlicher Schuld zerfressen.

Den Jäger erreichst du nur in seiner eigenen Welt!
Er folgt der Spur auf dem ewigen Schlachtfeld.
Das Herz der Schuld spürt die Liebe nicht mehr,
Denn es glaubt, es ist ihrer nicht wert.

Den bleichen Wolf zu jagen wird nicht gelingen!
Doch kannst du ihn vielleicht zu dir bringen."


Kaum hatten die Geister das letzte Wort gesprochen - erst in den letzten beiden Versen waren sie wieder im Einklang -, flackerte ihr Licht wieder auf, sie vereinten sich, und dann erschrak Eretria durch ein zischendes Geräusch direkt vor ihr.

Sie sah auf ihre Hand, in der sie die Mondsucher-Kugel hielt. Von dem Artefakt war nichts übrig als ein Häufchen Asche.

Die Kerzenflamme vor ihr flackerte wieder, ganz so, wie eine Flamme es tun sollte. Rymual sah sie enttäuscht an. "Es hat nicht geklappt? Was ist schief gegangen? Hätten wir nicht dabei sein dürfen?"

Eretrias Blick fiel zur Seite. Noch immer sah sie dort den Lichtstrahl, in dem ihr der Geist erschienen war. Oder war der Lichtstrahl selbst der Geist?
« Letzte Änderung: 03.02.2011, 22:24:26 von Sternenblut »
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Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1392 am: 04.02.2011, 00:07:25 »
"Ich fürchte, dass diese Tränke außerhalb meiner Reichweite liegen." Sagte Mika und wirkte sehr enttäuscht darüber und ließ ihren Kopf sinken.
Die junge Bardin war sich zwar bewusst, dass ihre finanziellen Mittel dazu ausreichen würden, um selbst eine Dosis Liberan zu bezahlen, aber sie war sich bewusst, dass sie danach fast kein Geld mehr hätte. Angesichts dessen, wie schwer auf ehrliche Art und Weise Geld verdient werden konnte, war es einfach zu teuer und das Geld, welche übrig bleiben würde, einfach zu wenig.
Kurz dachte Mika abermals an Acqueas und sein Angebot, welches sicherlich auch nicht ganz nach den Maßstäben des Gesetzes ablaufen würde. Sie dachte daran, dass das dort angebotene Geld ihr es ermöglichen würde, sich dutzende Dosen von den Mittelchen kaufen zu können. Doch eine Stimme der Vernunft erinnerte sie daran, dass sie zuvor ganz wenig Geld auf vollkommen ehrliche Art und Weise verdienen musste, denn sie hatte einen Teil der Belohnung schon eingesteckt.
"Könnte ich vielleicht auch einfach das Geld an Milan geben und mich damit aus dem Auftrag zurückziehen?" Fragte sich Mika und spielte einige Sekunden mit dem Gedanken herum, bevor sie entschied, sich später damit zu beschäftigen.
Die wenig hilfreiche Antwort von Ajur auf ihre Frage zum Sonnenvolk war angesichts der großen Enttäuschung über die Preise der Essenzen von keiner Bedeutung. Mika hatte sowieso nicht erwartet, dass Ajur eine Antwort parat hätte, selbst wenn sie wahrscheinlich älter war, als alle anderen Anwesenden im Raum.
Nachdem ihr kleiner Traum ihre Träume genauer zu erkunden zerplatzt war und Ajur keine wirklichen Antworten zu Gazriel liefern konnte, hatte die Bardin keine weiteren Fragen an die magische begabte Elfe.
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Lucanor

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1393 am: 05.02.2011, 10:50:18 »
Eine Priesterin könnte also in der Lage sein ihr zu helfen. Sofort dachte Arue an Eretria, doch war sie sich nicht sicher ob die Geweihte wirklich dazu in der Lage war.
Bevor sie aber Ajur fragen konnte ob sie sich dessen sicher sei, lenkte Mika das Gespräch in eine andere Richtung. Ihre Träume mit diesen Tränken zu erforschen klang interessant und vielleicht hätte man so auch mehr über diese dunkle Präsenz herausfinden können. Aber als sie schließlich den Preis der Mixturen erfuhr, musste sie Schlucken. Sie hatte nicht annähernd das Geld um sich auch nur einen der Tränke leisten zu können und so musste sie diese Idee wohl leider wieder verwerfen.

Nach einer kurzen Zeit des schweigens kam der Schneiderin schließlich noch eine Frage in den Sinn die sie jetzt beantwortet haben musste. "Sagt, gibt es etwas was ich auf meiner Reise tun kann um mehr über den Ursprung dieser dunklen Präsenz herauszufinden? Oder um mich auf eine genauere Untersuchung eben dieser vorzubereiten?"

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1394 am: 05.02.2011, 23:07:51 »
"Schwer zu sagen", erwiderte die Elfe. "Achte auf deine Träume, aber auch auf alles, was du an sonstigen Hinweisen hast. Fähigkeiten, mysteriöse Ereignisse, die direkt mit dir zusammen hängen, solche Dinge. Am besten legst du dir wissenschaftliche Notizen an, um im Nachhinein nichts zu übersehen. Versuche, Verbindungen zu erkennen. Und wenn deine Freunde auch solche Sachen träumen, solltet ihr all diese Informationen zusammen tragen."
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