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Autor Thema: Kapitel 2: Morgensonne  (Gelesen 137443 mal)

Beschreibung: Die Geschichte geht weiter...

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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1785 am: 13.07.2011, 20:09:33 »
Aimerelle schien glücklich zu sein, dass Eretria sie nun verstanden hatte. Aber als die Priesterin auf den Zwiespalt zu sprechen kam, schüttelte sie den Kopf. "Was denkt ihr, von welchen Leuten ihr zu hören bekommt? Es sind nicht die, die im Frieden mit sich sind, die dadurch in den Wahnsinn getrieben werden oder andere ins Leid ziehen. Vielleicht habt ihr Leute getroffen, die von ihrer Vergangenheit wussten, aber einfach nicht darüber gesprochen haben."

Sie lächelte und sah zu Gamael und Elvaril. "Auch wir Narashi haben schon einmal gelebt. Jeder einzelne von uns. Und nicht jeder von uns war einst ein Geistwesen. Doch wir fünf sind im Reinen mit dem, was wir einst waren."

Als Eretria dann von ihrem Trick mit dem Attentäter erzählte, lachte Aimerelle glockenhell auf. "Ein schöner Trick, meine liebe Priesterin! Ihr seid wirklich kreativ." Sie schüttelte belustigt den Kopf, bevor sie lächelnd weiter sprach. "Macht euch deshalb keine Gedanken. Gazriel weiß schon, was der richtige Weg für ihn ist. Und wer weiß, wenn der Mann ihn findet, wird es Gazriel vielleicht gelingen, ihn noch einmal zum Nachdenken zu bewegen."

Als sie schließlich von den Skorpionen erzählte, lauschten alle drei Narashi auf. "Ein untotes Mädchen? Also sind die Gerüchte wahr. Wir haben davon gehört, dass ein solches Wesen einige Leute ermordet hat." So belustigt sie gerade noch über Eretrias Trick war, so ernst wurde sie nun. "Würdet ihr uns mehr über diese Träume und das Mädchen erzählen? Vielleicht können wir euch auch ein wenig bei dieser Sache helfen."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Rex Macallan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1786 am: 13.07.2011, 21:09:06 »
Kurzzeitig war Moandor abgelenkt als von der Straße Musik in das Zelt hineindrang. Die melodie und den Text kannte er nicht, aber es gefiehl ihm, am liebsten hätte er das Zelt verlassen um der Darbietung bewohnen zu können.
Aber noch war seine Arbeit hier nicht getan. Die Narashi auf ihre Seite zu ziehen, zumindest was die Sache mit dem Mädchen anging, schien ihm eine mehr als bloß vernünftige Idee. Deutlich erinnerte er sich noch an Vokials Warnung, die er sehr ernst nahm. Jede Hilfe war ihm willkommen. Aber bestimmen konnte er nicht einfach so, also begnügte er sich mit einer Empfehlung.

Er sah seine Gefährten an und meinte: "Ich denke wir sollten unser Wissen teilen. Zum Einen weil Aimerelle, Elvaril und Gamael so offen zu uns allen und so hilfsbereit zu Arue waren. Zm Anderen, weil es in dieser Situation ein dreister Luxus wäre eine mögliche Hilfe von vornherein  auszuschlagen."

Moandor hielt inne und fragte sich ob man Mika nicht wieder dazu holen sollte, aber es würde wohl so oder so ein großes Theater geben, wenn die Bardin sich vor vollendete Tatsachen gesetzt fühlen sollte. Ein ruhiges Gespräch mit einer Entscheidung war wohl vorzuziehen entschied er und schwieg.

Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1787 am: 14.07.2011, 10:48:15 »
Eretria blickte etwas verblüfft, als Aimerelle lachte. Sie blickte nachdenklich. "Es entspricht nicht meinem Wesen, ein Problem mit Gewalt zu lösen. Dies ist einer der Gründe, warum ich - wie ihr sie nennt - meinen 'Erinnerungen' nicht im Reinen bin. Die Sonnenpriesterin hat durch Gewalt ihre Probleme zu lösen versucht, auch wenn sie durch andere dazu überredet wurde. Dies ist nicht mein Weg."
Dann lächelte die Geweihte und es wurde klar, dass ihre Worte keinen Vorwurf enthalten sollten. "Moandor hat recht gesprochen, also erzähle ich euch von meinem Skorpionträumen. Vielleicht ist es besser von Visionen zu sprechen. Die erste überfiel mich in einem Gasthaus in Himmelstor ..."

"Glaubst du wirklich, ihr könntet IHN aufhalten, Tochter der Sonne?"
Der Stachel des Skorpions hatte sie ganz unvorbereitet getroffen, und Eretria spürte, wie sich das Gift vom Nacken rasend schnell wie brennende Säure in ihrem Körper ausbreitete.
"ER ist hier, um euch zu holen, so wie es vorgesehen war! Alles fügt sich..."
Die Stimme, die entfernt an ein kleines Kind erinnerte, war grausam verzerrt, und hätte das Gift nicht ihren gesamten Körper gelähmt, hätte alleine die Unmenschlichkeit dieser Stimme ausgereicht, ein Schütteln durch den Körper der Priesterin zu jagen, ganz zu schweigen von dem schnellen, rhytmischen Klackern der Skorpione, die auf sie zukrabbelten...
"Gebt euch in SEINE gütigen Hände, und er wird alle belohnen, die stark genug sind... ihr müsst nur den Tod willkommen heißen..."
Die Welt wurde schwarz, und Eretria spürte, wie das Leben ihren Körper allmählich verließ.
"Ihr werdet die Stadt nicht verlassen!" hörte sie die Stimme wie aus weiter Ferne hysterisch schreien. "Wenn ihr die Stadt verlasst, erwarte ich euch schon. Und dann werdet ihr nicht SEINE Gnade erfahren!"


" ... Ich denke, dass diese Vision von dem 'Mädchen' geschickt worden ist, die damals vor der Stadt Himmelstor war," beendete Eretria ihren Bericht.

"Dann gab es noch eine weitere Vision, als wir ein Wesen besiegt hatten, was sich Träumer nannte ..."

Mitten in einer Wüste. Um sie herum krabbelten Skorpione, Dutzende, Hunderte. Sie vergruben sich im Sand, flüchteten.
"Das werdet ihr büßen! Ihr macht alles kaputt! Ich werde euch bestrafen!"
Es war die gleiche schrille Stimme, die sie schon in ihrer ersten Vision gehört hatte.


"Dies war noch unverständlicher für uns. Aber ich dachte damals, dass auch hier dieses Wesen der Auslöser war. Warum es mich kontaktieren kann, weiß ich nicht."
« Letzte Änderung: 14.07.2011, 11:12:46 von Eretria »

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1788 am: 15.07.2011, 08:24:16 »
Aimerelle schüttelte beharrlich den Kopf, als Eretria von ihren Problemen mit ihren Erinnerungen erzählte. Doch sie wartete die ganze Erzählung ab, bevor sie sich dazu äußerte. "Das Handeln dieser Frau ist nicht alleine der Grund, weshalb ihr damit nicht im Reinen seid. Eine Erinnerung, die euch belastet, egal aus welchem Leben, ist eine, mit der ihr noch nicht wirklich abgeschlossen habt. Habt ihr in eurem Leben jemals einen Fehler gemacht, den ihr lange Zeit bereut habt, den ihr aber nicht ohne weiteres in Ordnung bringen konntet?"

Sie deutete auf sich selbst. "Ich habe solche Fehler gemacht. Die schwersten dieser Fehler können einen innerlich auffressen oder zerreißen. Es mag sein, dass man diese Gefühle von sich drängt, dass man so tut, als hätte das alles gar nichts mit einem selbst zu tun, aber das ändert nichts daran, dass sie da sind und Einfluss auf einen nehmen. Eine Erinnerung, die man verdrängt, die man nicht als einen Teil von sich selbst annimmt, wird man nie wirklich los. Wenn eure Erinnerungen an die Priesterin, die ihr einst wart, euch so belasten, dann vermute ich, ihr kämpft gegen sie an. Ihr verurteilt, was diese Frau getan hat. Ihr habt ihr das, was sie getan hat, nicht verziehen. Und deshalb habt ihr Angst, etwas von dem, was sie war, könnte auch ein Teil von euch werden. Dabei ist das längst der Fall. Eure Geschichte, die Entwicklung eures Wesens und eurer Persönlichkeit, geht weit über den Zeitpunkt hinaus, in dem eure heutigen Eltern euch gezeugt haben. Ihr seid nicht im Frieden mit euch selbst, weil ihr euch selbst bekämpft."

Dann wandte sie sich der Beschreibung von Eretrias Visionen zu. "Wenn ich es richtig deute, scheint dieses untote Mädchen zu wissen, wer ihr einst wart. Sie nannte euch nicht Tochter der Sonne und der zwei Monde, sondern Tochter der Sonne. War die Frau der Vergangenheit eine reine Sonnenpriesterin? Dann solltet ihr darüber nachdenken, ob diese Frau ein kleines Mädchen kannte, das einen Grund hatte, sie zu hassen. Vielleicht findet ihr heraus, wer dieses Mädchen war, bevor sie untot wurde. Falls sie es nicht damals schon war."

Nachdem sie geendet hatte, trat Gamael erneut einen Schritt auf Eretria zu. "Noch etwas. Ihr sagtet, ihr habt ein Wesen besiegt, das sich Träumer nannte? Ich nehme an, das war mehr als ein reiner Rufname und sagt etwas über die Natur des Wesens aus, richtig? Ein Wesen, das mystische Kräfte hatte, die mit Träumen zu tun hatten? Wenn ich richtig rate, könnte es sein, dass euer Kontakt mit dem Wesen, vielleicht sogar die Tatsache, dass ihr es getötet hat, die Ursache dafür ist, dass ihr von euren vergangenen Leben träumt."

Er zögerte, und sah sich dann unsicher in der Runde um. "Es sei denn natürlich, diese Erinnerungen waren bereits vorher da."
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Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1789 am: 15.07.2011, 15:51:53 »
Eretria schaute traurig, als sie die Erklärungen der beiden Narashi hörte.
"Du hast recht, Aimerelle. Es fällt mir schwer zu verstehen und zu akzeptieren, dass diese Frau ein Teil von mir sein soll. Wenn ich dies akzeptieren muss, um mit mir selbst ins Reine zu kommen, erklärt dies sehr viel meiner Probleme, Denn trotz all dieser Erklärungen fällt es mir schwer ..." Die Geweihte sah hilflos zu den beiden Narashi. Eine Träne kullerte der Frau die Wange herunter, was deutlich machte, wie kompliziert das Ganze für sie war und dass sie einen Punkt erreicht hatte, der ihre Beherrschung vollends verbrauchte. "Ich habe bisher immer in dem Verständnis gelebt nur ein Leben zu haben."
Die Frau bemerkte die Träne und wischte sie sich aus dem Gesicht. "Ich bin der Priesterin nicht böse. Ich habe ihr nichts zu vergeben. Ich bedauere das Kind, welches beeinflusst worden ist und mir bricht es fast das Herz, wenn ich höre welches große Missgeschick ihr Leben war, in dem sie nur Gutes tun wollte und dabei ihr Volk vernichtete." Wieder schüttelte sie den Kopf und fast war es so als versuchte sie diese Erinnerungen abzuschütteln.
"Die Priesterin war eine reine Sonnenpriesterin. Dies haben bisher alle gesagt, die aus dieser Zeit Erinnerungen hatten und auch meine Erinnerungen sind so. Ich bin nun sicher, dass dieses Mädchen aus der Zeit der Sonnenpriesterin ist. Dies würde viel erklären. Sie erkennt ihre alten Gefährten und Feinde, wie dies auch der Attentäter kann. Die Sonnenpriesterin hatte anscheinend viele Feinde, aber meine Erinnerungen haben dies nie wirklich gezeigt. Erst durch Milans und Mikas Erinnerungen wurde dies deutlich. Vielleicht können diese beiden beantworten, ob dies für die Sonnenpriesterin so war. Ich weiß aber nicht, ob Mika überhaupt darüber mit mir reden will. Ich scheine ihr gegenüber immer falsche Worte zu wählen." Eretria klang sichtlich zerknirscht. Dies alles schien ihr ziemlich nahe zu gehen.
Dann nickte sie, als Gamael seine Vermutungen aussprach. "Ja, das Wesen konnte die Träume beeinflussen und es war, wenn ich mich recht erinnere tatsächlich so, dass die Träume erst mit dem Sieg über den Träumer bzw. nach dem ersten Kontakt mit diesem Wesen begannen, nicht wahr, Milan?"

Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1790 am: 15.07.2011, 20:25:32 »
Milan runzelte kurz die Stirn, als müsste er erst wieder zur Besinnung kommen. Aimerelles Worte bezüglich einer Schuld, die erst den Hass des Mädchens herauf beschworen hatte, verwirrten ihn. Bisher hatte er stets geglaubt, dass sich ein bisher unbekannter Drahtzieher des Mädchens bemächtigt hatte und dass sie nicht viel mit der ganzen Geschichte zu tun hatte...bisher war sie ihm in gewisser Hinsicht, auch wenn sie der Grund ihrer Reise war, irgendwie unwichtig erschienen, als sei sie kein Teil der Erzählung, in die sie hinein geraten waren.

Er räusperte sich leicht, bevor er recht verschnupft antwortete: "Stimmt. Ich glaube, der erste Traum war auf jeden Fall nachdem wir...ihr...was auch immer mit dem Träumer getan haben." Er erinnerte sich noch zu gut daran, dass er es nicht fertig gebracht hatte, dieses keineswegs aggressiv auftretende Wesen zu zerstören. Er hatte daneben gestanden und war auf Mika gestoßen. "Und es stimmt auch, dass die Priesterin der Sonne, deren menschliche Hülle einst die Seele meiner Verlobten barg, nicht sonderlich...naja, nennen wir es, beliebt war. Nachdem, was wir bisher rekonstruieren konnten" - er hustete trocken - "scheint es, als habe sie die besten Absichten gehabt, aber damit viele Menschen ins Unglück gestürzt. Allerdings darf ich von meinem früheren Ich nichts Besseres behaupten. Was Marushan damals getan hat, würde ich heute vermutlich nicht mehr über mich bringen." Einen Menschen abstechen, einfach so...von Hass erfüllt. Wieder drangen Erinnerungen auf ihn ein - von dem jungen Mann in der Zelle, von dem brennenden Schmerz, den der Zirkusmensch ihm zugefügt hatte.

"Allerdings weiß ich nichts von einem kleinen Mädchen. Nur hatte Marushan damals recht wenig mit Priesterin Aliya zutun. Soweit ich das in meinen Träumen gesehen habe...ich glaube beinahe, dass er sie vorher vermutlich nie richtig gesehen oder erlebt hat." Er warf Eretria einen traurigen Blick zu. "Und was aus ihm geworden ist, zeigt nur, dass auch er die besten Absichten hatte und nichts Gutes daraus erwachsen ist. Und ich glaube, so sehr ich eure Worte verstehe und eure Absichten schätze, werte Narashi, so glaube ich, dass jede gute Absicht irgendwann ins Schlechte verkehrt werden muss. So sehr man sich auch bemüht." Er versuchte es mit einem schiefen Lächeln. "Wobei, vielleicht trifft es nur auf Menschen zu, dass sie immer zuviel versuchen und zuviel wollen. Vielleicht ist das mit fleischgewordenen Geistwesen anders."

Wieder hustete er, bevor er sich ein wenig zurück lehnte und in seinen Erinnerungen und Gedanken verloren Eretria betrachtete, wobei es schien, als würde er jemand anderen in ihr sehen.
Wenn der Glaube vorhanden ist, kann man selbst einen Heringskopf anbeten.

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1791 am: 15.07.2011, 21:12:15 »
Aimerelle nickte verständnisvoll. "Es ist auch nicht einfach zu begreifen, Geweihte Eretria. Im Grunde ist es nicht so kompliziert, wie es erscheint, aber man muss eine Perspektive auf sich selbst einnehmen, die nicht... intuitiv ist. Es ist wie..."

Sie überlegte, dann hob sie ihre Hand hoch und ballte sie zur Faust. "Seht meine Hand. Im Moment hat sie die Form einer Faust. Sie kann aber auch die Form einer" - sie machte die entsprechende Bewegung - "flachen Hand annehmen. Egal ob Faust oder geöffnet, es ist in beiden Fällen meine Hand. Und doch sind beide Formen ganz unterschiedlich. Ist die Faust wirklich verschwunden, wenn ich die Hand öffne? Oder ist sie, gewissermaßen, immer noch als Möglichkeit in der geöffneten Hand verborgen? Versteht ihr, was ich meine? So ist es, vereinfacht gesagt, mit Eretria und Aliya. Eine Seele, und doch zwei völlig verschiedene Formen."

Als die Priesterin dann über das Mädchen erzählte, runzelte die Narashi die Stirn. "Es kann sein, dass sie euch wieder erkennt. Aber wenn sie untot ist, mag es auch sein, dass sie diese Fähigkeit nicht hat. Sie wurde vermutlich nie wiedergeboren. Ihre Erinnerungen an die Vergangenheit entspringen keiner mystischen Seelenverbindung, sondern sind die Erinnerungen ihres jetzigen Daseins. Es besteht die Möglichkeit, dass sie nur deshalb weiß, wer ihr seid, weil es ihr jemand gesagt hat. Und in dem Fall könnte es sein, dass es kein Zufall ist, dass ihr auf das Mädchen getroffen seid."

Dann wandte sie sich wieder an Milan. "Und was eure weise Schlussfolgerung angeht... ihr habt damit gar nicht so unrecht. Es kommt darauf an, im richtigen Moment los zu lassen. Deshalb wollen wir Narashi Dinge in Bewegung bringen, aber wir wollen niemandem unseren Willen aufzwingen. Wir werden nicht um jeden Preis versuchen, unsere Ziele zu erreichen."
« Letzte Änderung: 15.07.2011, 21:13:48 von Sternenblut »
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Rex Macallan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1792 am: 15.07.2011, 21:16:58 »
Moandor hörte gebannt zu und hoffte inständig, dass ihm ein Schicksal wie das Eretrias erspart bleiben möge. Er hatte hart daran gearbeitet sein Leben wieder in den Griff zu bekommen und alle ungelösten Probleme zumindest irgendwo verstaut, so dass sie ihn nicht alltäglich stören konnten. Doch nun wo er daran dachte schweiften seine Gedanken nach und nach von der Unterhaltung ab und Moandor begann nachzudenken.

Er dachte zurück an unbeschwertere Tage. Als er noch eine beinahe vollständige Familie hatte. Ein zu Hause. Und was für ein zu Hause, selbst für die Verhältnisse von Nachtsang war es exotisch. Er wäre vielleicht ein richtiger Magier geworden, wäre sein Vater nicht gestorben... Oder hätte er mehr Stärke besessen. Er hatte gespürt, dass es nur noch wenig Übung bedarft hätte um die grundlegenden arkanen Mysterien endlich zu durchdringen. Er hatte damals schon fühlen können wir wunderbar komplex und doch subtil diese Welt sein musste, doch nun... Mit viel Aufwand hatte er es geschafft wieder etwas wirken zu können, dass man mit viel Wohlwollen Magie nennen konnte, obwohl es nur wenig mit dieser gemein hatte. Es war keine feinsinnige Manipulation astraler Kraftströme sondern eher ein zerreißen derselben, getrieben von einem Missmut, den Moandor für gewöhnlich so tief in sich vergrub, dass er ihn manchmal sogar vergessen konnte. Aber ein latentes wenn auch schwaches Gefühl von Niedergeschlagenheit begleitete ihn auf Schritt und Tritt und auch wenn es wohl niemand merken konnte war so manches Lachen Moandors, so herzerwärmend es auch sein konnte, doch von einer gewissen sardonischen Natur geprägt.

Jäh schreckte er aus seiner Tristesse auf als er Milan sprechen hörte und er verscheuchte die unnötigen Gedanken geschwind aus seinem Bewusstsein. Eine Sache war da noch, die er Aimerelle fragen wollte:

"Ich... Verzeiht... Moandor musste sich räuspern, er hatte gar nicht gemerkt, wie trocken sein Mund geworden war "Nun was ich sagen wollte, ich habe Hinweise erhalten, dass das Mädchen vielleicht nicht ganz selbsttätig handelt, sondern irgendwie mit einem finsteren Kaufmann namens Aaron Jacques zu tun hat. Besteht die Möglichkeit, dass sie gesteuert wird? Oder ist es anders herum und sie hat sterbliche Diener?"

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1793 am: 15.07.2011, 21:26:27 »
Gamael nickte auf Moandors Hinweis. "Ich persönlich gehe davon aus, dass das Mädchen jemandem dient. Leider wissen wir noch nicht viel über sie... dieses Gespräch hat uns schon einiges an neuem Wissen eröffnet. Allerdings ist uns der Name Acqueas nicht ganz unbekannt. Die alten Schutzgeister der Großen Feste haben sich in einer Meditation mit uns beraten. Sie wollen Acqueas aus der Stadt haben. Nicht einfach, weil er gefährlich ist, sondern... weil er ebenfalls ein wandelnder Toter ist. Die Geister der Großen Feste sehen in ihm eine Widernatürlichkeit, die sie nicht in ihrer Stadt haben wollen."

Interessiert wandte sich Aimerelle an Moandor. "Was für Hinweise habt ihr denn erhalten? Und von wem? Nun, wenn ich fragen darf."
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Rex Macallan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1794 am: 15.07.2011, 22:41:12 »
Moandor lächelte Aimerelle freundlich zu "Ihr dürft alles fragen Aimerelle, wieso auch nicht, dies ist schließlich Euer Heim." er zwinkerte ihr zu und fuhr fort "Ich habe keine weiteren Hinweise erhalten, nur diesen einen, vielleicht auch kein Hinweis sondern eher eine Überlegung oder Mutmaßung, wenn Ihr so wollt."

Der Spion vollführte eine erklärende Geste mit seiner linken Hand und strich sich mit der Rechte die Haare aus der Stirn. "Seht meine Aufgabe ist es Dinge herauszufinden, davon lebe ich. Ihr möchtet die Wirtschaft einer Stadt verstehen um dort ein Geschäft zu eröffnen? Ihr sucht Geschäftspartner? Sucht Ihr ein seltenes Buch oder eine antike Kostbarkeit? Ich bin im Stande solcherlei Dinge in die Wege zu leiten."

Sein Lächeln gewann eine gewisse Geschäftsmäßigkeit, blieb aber trotzdem aufrichtig. Warum sollte er auch nicht auslooten ob die Narashi die Dienste der Elsharin gebrauchen konnten, eine Strategie die keine Gefahr für ihn bedeutete aber Profit und Wissen versprach...

"Gerne versuche ich Euch zu helfen, wenn ich es kann, denn ich glaube Eure Sache ist gerecht. Aber meine Methoden sind nunmal ein Geschäftsgeheimnis." er zwinkerte noch einmal vergnüglich und grinste wieder etwas breiter als zuvor.[1]
 1.  Falls du einen Bluffenwurf benötigst: 17

Mika

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« Antwort #1795 am: 16.07.2011, 00:30:32 »
Mit einem breiten Lächeln nahm Mika den Erfolg von Isabelle zur Kenntnis. Zwar hatte auch die junge Tischlerstochter ihren Anteil an der guten Laune von Ikiro, doch war dieser verschwindend gering, wie Mika ehrlicherweise feststellen musste.
"Ihr macht das schon lange, oder?" Fragte Mika, obwohl sie genau wusste, welche Antwort sie von ihrer Kollegin bekommen würde, denn die Anfängerin war sich sicher, dass Isabelle schon von Kindesbeinen an bei Auftritten ihrer Eltern und ihres Großvaters mitgewirkt hatte.
Kurz dachte Mika daran, was sie in ihrer Kindheit und Jugend getrieben hatte und wie sich im Vergleich die kleine Ikiro herumschlug. Das kleine Mädchen hatte ein wirklich schweres Schicksal, im Gegensatz zu der behütet aufgewachsenen Mika, und trotzdem verdiente sie auf ehrliche Art und Weise ihren Lebensunterhalt. Auch Isabelle schaffte es mit ehrlicher Kunst sich zu verdingen. Und was konnte Mika?
Schnell wischte die junge Bardin die Gedanken weg, denn sie waren nicht schön und würden nie schön werden. Sie bereute viel davon, was sie in ihrem Leben getan hatte.
Nachdem Mika ihre Gedanken abgestreift hatte, erwartete sie trotzdem eine Antwort von Isabelle, vor allem weil sie dann doch gerne Details hören wollte. Außerdem konnte dabei vielleicht sogar der ein oder andere Tip abfallen.
Mehr als du glaubst.

Sternenblut

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« Antwort #1796 am: 16.07.2011, 11:13:17 »
Auch Aimerelle setzte ein gewinnendes Lächeln auf, als Moandor sein Angebot unterbreitete. "Nun, das ist ein verlockendes Angebot, und eines, das danach klingt, als würdet ihr nicht alleine arbeiten? Damit haben wir zwei Probleme. Erstens arbeiten wir nur mit Leuten zusammen, die wir kennen. Solange wir also nicht wissen, wen wir da im Hintergrund beauftragen würden, käme das nicht in Frage. Zweitens... sind wir Narashi nicht gerade für unseren Reichtum bekannt. Wir haben gewisse Mittel und Möglichkeiten, aber die sind nicht unbedingt finanzieller Natur."

Dann sah sie sich in der Gruppe um. "Zudem hoffe ich, dass wir aus anderem als geschäftlichem Antrieb zu einer Zusammenarbeit finden, und sei es nur für ausgewählte Ziele."
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Rex Macallan

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« Antwort #1797 am: 16.07.2011, 11:41:59 »
Moandors Lächeln blieb unverändert freundlich und vielversprechend.

"Es spricht auch niemand hier von Geld, es gibt andere, bessere Methoden um sich erkenntlich zu zeigen, ich bin mir sicher dass sich da Möglichkeiten finden würden, wenn Ihr dies wünschen solltet.
Übrigens ist Euer Schluss, dass ich nicht alleine arbeite nicht zwingend. Ich könnte ja schließlich auch alleine arbeiten und durch nicht-finanzielle Vergütung meiner Dienste eine Menge Leute kennen, die mir noch etwas schulden oder nicht?"
Sein Gesicht behielt einen freundlichen Ausdruck, blieb aber von jeglicher Mimik unberührt die darauf deuten lassen könnte, was denn nun der Wahrheit entspräche.

"Und wer sagt denn dass ich keine Leute auftreiben kann, die Ihr nicht kennenlernen könnt, die dann für Euch arbeiten? Was ich Euch nicht offenbaren kann ist, wie ich das schaffe. Aber ich denke das kann nun wirklich von niemandes Interesse sein."

Er machte eine Kunstpause, legte die Hände ineinander und blickte sich zu seinen Gefährten um. "Wenn ich mal so kühn sein darf für meine Gefährten zu sprechen. Über eine definitive Zusammenarbeit können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht verhandeln, so denke ich. Das Gespräch mit Euch hat uns viele Neuigkeiten offenbart, die auch erstmal wirken wollen. Einige meiner Gefährten sind emotional betroffener von diesen Dingen als ich es bin und wir werden unter anderem deshalb zunächst ein wenig Bedenkzeit für uns benötigen, um einen gemeinsamen Kurs festlegen zu können.

Darüber hinaus ist ein Fünftel unserer Gruppe nicht hier und auch wenn es sich dabei vielleicht um das impulsivste und vielleicht auch anspruchsvollste Fünftel handelt hat es doch auch ein Mitspracherecht an unseren Entscheidungen. Vielleicht wäre es am günstigsten wenn Ihr uns sagtet welche ausgewählten Ziele es da gäbe, bei denen Ihr Euch eine Zusammenarbeit mit uns vorstellen könntet. Dann können wir konkret darüber entscheiden, liebe Aimerelle."


Wenn gleich Moandor wie immer freundlich und gut gelaunt wirkte, wurde hier doch offensichtlich, dass er eine besondere Routine in solchen Verhandlungen besaß und eine gewisse Selbstverständlichkeit an den Tag legte. Aufmerksam beobachtete er nun Aimerelle, um ihre Antwort zu vernehmen.


Sternenblut

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« Antwort #1798 am: 16.07.2011, 12:17:51 »
"Das war toll, danke für eure Unterstützung", bedankte sich Isabelle bei Mika, bevor sie auf deren Frage antwortete. "Ihr seid wirklich gut!"

Immer noch lächelnd setzte sie sich neben Mika hin. "Ich hatte meinen ersten Auftritt, als ich fünf war. Meine Eltern wollten das eigentlich gar nicht, aber ich wollte unbedingt auch auf die Bühne. Zuerst war es eine Katastrophe, weil ich viel zu nervös war. Dann hab ich die Leute einfach zum Lachen gebracht, anstatt sie durch meine tolle Musik zu begeistern. Und so wurde aus der Katastrophe noch ein voller Erfolg."

"Aber wo wir beim Thema Erfolg sind... ich brauche eure Hilfe. Wir, also die kleine Truppe, mit der ich unterwegs bin, haben heute abend einen Auftritt. Nur hat unser Lautenspieler heute morgen eine Prügelei angefangen... und sich dabei die Hand gebrochen. Wir brauchen jemanden, der für ihn einspringt, weil seine Musik den Rahmen für das ganze Stück bildet. Ich weiß, ich überfalle euch damit, aber würdet ihr seine Position einnehmen? Ich weiß, ihr könntet das, und ihr würdet anteilig am Gewinn beteiligt werden wie alle anderen auch."

Sie sah Mika mit großen, bittenden Augen an. "Wenn wir keinen Ersatz haben, muss die Vorstellung ausfallen, und unser Erspartes wird allmählich knapp."
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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1799 am: 16.07.2011, 12:20:45 »
Wieder war es Gamael, der an Aimerelles Stelle antwortete. "Ich sagte es ja schon. Es geht erstens darum, das Versteck des Großen Jägers zu finden, zweitens, herauszufinden, ob er noch Verbündete hat - hier scheint dieses Mädchen ein guter Ansatzpunkt zu sein -, und drittens, die Überlebenden zu finden und zu warnen, wer auch immer sie ein mögen."

Er sah Moandor eindringlich an, bevor er weiter sprach. "Natürlich haben wir noch weitere Ziele, etwa gegen die Siddhai vorzugehen, aber ich habe nicht den Eindruck, dass ihr diese Ziele unbedingt mit uns teilt."
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