Aimerelle schüttelte beharrlich den Kopf, als Eretria von ihren Problemen mit ihren Erinnerungen erzählte. Doch sie wartete die ganze Erzählung ab, bevor sie sich dazu äußerte. "Das Handeln dieser Frau ist nicht alleine der Grund, weshalb ihr damit nicht im Reinen seid. Eine Erinnerung, die euch belastet, egal aus welchem Leben, ist eine, mit der ihr noch nicht wirklich abgeschlossen habt. Habt ihr in eurem Leben jemals einen Fehler gemacht, den ihr lange Zeit bereut habt, den ihr aber nicht ohne weiteres in Ordnung bringen konntet?"
Sie deutete auf sich selbst. "Ich habe solche Fehler gemacht. Die schwersten dieser Fehler können einen innerlich auffressen oder zerreißen. Es mag sein, dass man diese Gefühle von sich drängt, dass man so tut, als hätte das alles gar nichts mit einem selbst zu tun, aber das ändert nichts daran, dass sie da sind und Einfluss auf einen nehmen. Eine Erinnerung, die man verdrängt, die man nicht als einen Teil von sich selbst annimmt, wird man nie wirklich los. Wenn eure Erinnerungen an die Priesterin, die ihr einst wart, euch so belasten, dann vermute ich, ihr kämpft gegen sie an. Ihr verurteilt, was diese Frau getan hat. Ihr habt ihr das, was sie getan hat, nicht verziehen. Und deshalb habt ihr Angst, etwas von dem, was sie war, könnte auch ein Teil von euch werden. Dabei ist das längst der Fall. Eure Geschichte, die Entwicklung eures Wesens und eurer Persönlichkeit, geht weit über den Zeitpunkt hinaus, in dem eure heutigen Eltern euch gezeugt haben. Ihr seid nicht im Frieden mit euch selbst, weil ihr euch selbst bekämpft."
Dann wandte sie sich der Beschreibung von Eretrias Visionen zu. "Wenn ich es richtig deute, scheint dieses untote Mädchen zu wissen, wer ihr einst wart. Sie nannte euch nicht Tochter der Sonne und der zwei Monde, sondern Tochter der Sonne. War die Frau der Vergangenheit eine reine Sonnenpriesterin? Dann solltet ihr darüber nachdenken, ob diese Frau ein kleines Mädchen kannte, das einen Grund hatte, sie zu hassen. Vielleicht findet ihr heraus, wer dieses Mädchen war, bevor sie untot wurde. Falls sie es nicht damals schon war."
Nachdem sie geendet hatte, trat Gamael erneut einen Schritt auf Eretria zu. "Noch etwas. Ihr sagtet, ihr habt ein Wesen besiegt, das sich Träumer nannte? Ich nehme an, das war mehr als ein reiner Rufname und sagt etwas über die Natur des Wesens aus, richtig? Ein Wesen, das mystische Kräfte hatte, die mit Träumen zu tun hatten? Wenn ich richtig rate, könnte es sein, dass euer Kontakt mit dem Wesen, vielleicht sogar die Tatsache, dass ihr es getötet hat, die Ursache dafür ist, dass ihr von euren vergangenen Leben träumt."
Er zögerte, und sah sich dann unsicher in der Runde um. "Es sei denn natürlich, diese Erinnerungen waren bereits vorher da."