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Autor Thema: Kapitel 2: Morgensonne  (Gelesen 135075 mal)

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Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #855 am: 29.08.2010, 17:32:56 »
Milan grinste, als der Haushofmeister ebenso nervös zu sein schien wie er. Er legte Karol eine Hand auf die Schulter. "Ich danke dir." Dann wandte er sich zu Eretria: "Dann sollten wir meine Mutter nicht länger warten lassen. Es sei denn, du möchtest noch einen kurzen Moment durchatmen." Er selbst wollte zu seiner Mutter. Er war nicht weniger aufgeregt als Eretria, aber er musste einfach sehen, wie es ihr ging und erfahren, was mit seinem Vater passiert war. Und natürlich wollte er seiner Mutter auch endlich einmal eine gute Nachricht überbringen.
Wenn der Glaube vorhanden ist, kann man selbst einen Heringskopf anbeten.

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #856 am: 29.08.2010, 18:07:54 »
Karol führte die beiden durch den Flur zu einer weiteren Treppe, hinauf in das obere Stockwerk. Hier war der Boden ebenfalls mit rotem Teppich ausgelegt, die Einrichtung aber insgesamt etwas wärmer und gemütlicher gehalten als in den unteren Stockwerken. Statt in einen weiteren Flur führte die Treppe in eine Art Empfangsraum - der Warteraum für private Gäste. "Man sollte Gäste im eigenen Haus stets einen Moment warten lassen", hatte sein Vater ihm gepredigt, "das lehrt Respekt und Achtung vor dem Eigentum und der Privatsphäre."

Vom Empfangsraum führten drei Türen in verschiedene Richtungen - die Räumlichkeiten von Milans Eltern, Milans eigene Räume und die Gästezimmer, die für immerhin vier bis fünf Gäste reichten.
Karol führte die beiden nach links zu den Räumen von Milans Eltern. Ein kurzer Flur, ausgestattet mit offensichtlich wertvollen Bildern - alleine die goldenen Rahmen kosteten vermutlich ein kleines Vermögen -, führte zu weiteren Räumen, darunter der private Wohnraum, in dem Milans Mutter ihre "Gäste" empfangen würde.

Karol blieb vor der Tür stehen, und klopfte sanft an - ungewöhnlich sanft, wie Milan bemerkte. "Herein", hörte Milan die Stimme seiner Mutter. Der Haushofmeister öffnete leicht die Tür. "Euer Sohn in Begleitung der Geweihten Eretria", erklärte er.

Dann trat er einen Schritt zurück und gab den Weg in den Raum frei.

Milans Mutter saß auf ihrem Lieblingssofa, einem mit blumenbesticktem Stoff bezogenen Zweiersofa, das vor einem antiken Tee-Tisch stand. Wie Milan es gewohnt war, stand tatsächlich eine Kanne mit Tee auf dem Tisch. Ein großes Sofa stand links davon, ein passender Sessel rechts. Die Sonne erhellte den Raum durch die große Fensterfront hinter all dem, und kunstvolle Landschaftsbilder gaben dem Raum den letzten Schliff.

Alles war, wie Milan es erwartet hätte. Nur dass seine Mutter in einem seidenen Morgenmantel dort saß, bleich und mit tiefen Augenringen, war etwas, das er noch nie gesehen hatte. Seine Mutter hätte Gäste niemals im Morgenmantel empfangen, nicht einmal, wenn ihr eigener Sohn dieser Gast war.

"Milan, mein Schatz", sagte sie, und streckte ihre Hand zu ihrem Sohn aus. Etwas, das den jungen Mann weiter beunruhigte, denn seine Mutter legte so viel Wert auf Etikette, dass sie es sich niemals hätte nehmen lassen, für ihr Gäste aufzustehen. "Du bist wieder da. Komm zu mir und lass dich umarmen. Und stell mir die junge Dame in deiner Begleitung vor."

Sie lächelte Eretria an, überließ aber Milan die Vorstellung der beiden Frauen.
« Letzte Änderung: 29.08.2010, 18:10:21 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #857 am: 29.08.2010, 19:54:38 »
Milan war den ganzen Weg über sehr ruhig. Doch als er seine Mutter in diesem Zustand sah, war es beinahe, als würde er in sich zusammen fallen. Das hatte er verursacht? Sie sah unglaublich schlecht aus und dass sie allen Anstand vergaß, ließ ihn kurz zurück zucken, als sie die Hand nach ihm ausstreckte. Dann aber löste er sich von Eretria und ergriff die Hand seiner Mutter, bevor er sich neben sie setzte und sie fest in den Arm schloss. "Ach Mutter", sagte er so leise, dass nur sie es hören konnte. "Was ist bloß passiert?" Dann hielt er sie lange fest, bevor er sie ansah und versuchte zu lächeln. "Mutter, das ist Eretria, sie ist meine Verlobte und eine Geweihte von Mutter Sonne und den zwei Monden." Dann wandte er sich Eretria zu. "Bitte, komm her, Liebling, du musst nicht so da stehen bleiben. Das ist meine Mutter Yanira."
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #858 am: 29.08.2010, 20:31:35 »
Überrascht sah Milans Mutter ihren Sohn einen Moment lang an, dann wanderte ihr Blick zu Eretria. Sie sah die junge Frau von oben bis unten an, dann lächelte sie. "Deine Verlobte? Deshalb bist du also gegangen?"

Nun hielt sie auch Eretria ihre Hand hin. "Komm zu mir, Mädchen."

Obwohl ihre Augen auf einmal leuchteten, war ihre Stimme schwach. "Sie ist wunderschön", sagte sie, an Milan gewandt. "Oh nein, und dein Vater ist nicht da. Solche Neuigkeiten, und dein Vater ist nicht da."

Ihre Reaktion war herzlich, und es war offensichtlich, dass sie sich für Milan und Eretria freute. Nur Milan fiel auf, dass es nicht die Reaktion war, die er von ihr erwartet hätte. Die Frau, die er kannte, wäre ihnen beiden um den Hals gefallen und hätte sie mit so vielen Fragen gelöchert, dass sie gar nicht dazu gekommen wären, auch nur eine dieser Fragen zu beantworten.
« Letzte Änderung: 29.08.2010, 20:32:41 von Sternenblut »
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Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #859 am: 29.08.2010, 20:51:43 »
Eretria folgte Karol mit gemischten Gefühlen. Zum einen war sie selber aufgewühlt durch Milans Bitte seine Frau zu werden, zum anderen schlug ihr Herz bis zum Hals, weil sie jetzt zumindest Milans Mutter begegnete. Sie stellte fest, dass sie Angst hatte und zwar mehr Angst als in der Gasse in Himmelstor, wo der Trupp Schläger ihnen nach dem Leben trachtete. So folgte sie zögerlich durch die weiteren Räume in dem Haus der Tirkessons bis sie schließlich vor dem Gemach der Hausherrin standen und dann von Milans Mutter hereingebeten wurden.
Als Milan dann zu seiner Mutter eilte, beobachtete sie die Situation mit besorgtem Blick. Es passte nicht zu dem Bild, welches Milan von seinen Eltern malte, was sie hier sah. Mit Besorgnis schaute sie auf Milans Mutter und erst einen Augenblick später korrigierte sie sich innerlich. Dies war ihre Schwiegermutter. Sie gehörte zur Familie,
Als Milan sie rief, kam sie näher. Sie kam nicht umhin jedenfalls kurz auch den gesundheitlichen Zustand ihrer zukünftigen Schwiegermutter zu begutachten.[1] Die Frau hatte sich natürlich Sorgen gemacht. Als sie nun die Hand nach ihr ausstreckte, lächelte die Geweihte. Dann kniete sie sich vor ihrer Schwiegermutter hin und ergriff mit beiden Händen die dargebotene Hand. Sie schaute Milans Mutter mit aufrichtiger Freude an und diesmal störte es sie nicht, dass sie wieder Tränen in den Augen hatte.
"Verzeiht, dass wir euch so viel Kummer gemacht haben, doch manchmal blendet jemanden Mutter Sonnes Licht so sehr, dass man vergisst den Blick einmal abzuwenden. Ich entschuldige mich für unser Verhalten, aber Milan ließ mir keine Wahl und euer Sohn kann sehr überzeugend sein." Eretria wurde bei diesen Worten tatsächlich rot, hoffte aber, dass Milan ihr verzieh. Sie hatte nicht wirklich gelogen, aber sicherlich auch nicht ihre Worte so gemeint, wie es Milans Mutter getan hatte.
 1. Heilkunde = 16

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #860 am: 29.08.2010, 21:16:48 »
Milans Mutter lächelte bei Eretrias Worten. "Ich kann mir vorstellen, dass dein Licht ihn geblendet hat." Dann sah sie zu Milan. "Sie ist eine echte Schönheit."

Dann schüttelte sie ihren Kopf. "Die Sache mit Magda tut mir so leid, mein Schatz", erklärte sie. "Es war falsch, und ich wusste das. Aber dein Vater war davon überzeugt, dass es das Richtige für dich ist, und... ich habe ihn doch immer in allem unterstützt. Wenn ich gewusst hätte, dass es da schon jemanden gibt... ach Milan, es tut mir so leid."

Tränen liefen über ihre Wangen, und sie hielt die Hände der beiden jungen Menschen sehr fest. "Ich freue mich so, dass ihr euch gefunden habt."

Auf einmal ließ sie die beiden los, beugte sich dann zu Eretria, und zog Milan mit sich, um ihren Sohn und ihre Schwiegertochter gleichzeitig zu umarmen.
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Calfay Rin

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #861 am: 29.08.2010, 21:24:54 »
Rotwein. Wahrscheinlich ein teurer Jahrgang einer teuren Sorte, wenn sie den restlichen Luxus in diesem Haus bedachte. Bevor jemand ihr zuvorkommen konnte schüttete Rin sich ein wenig davon ein und probierte davon. Sie konnte sich vorstellen dass Lémar und Tasha beide gute Trinker waren. Wer wusste wie lange der Wein unter diesen Umständen halten würde?

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #862 am: 29.08.2010, 21:31:09 »
Tatsächlich griff Lémar sofort nach zwei Gläsern und füllte sie ebenfalls mit Rotwein. Eines davon reichte er an Tasha weiter.

Calfay hatte gelegentlich gute Weine bei Elgon Lichtsucher probieren dürfen, doch der Tropfen, den sie nun trank, war eindeutig der beste Rotwein, den sie je getrunken hatte.

Lémar hielt ihr das Glas hin, um mit ihr anzustoßen. "Was gibt es besseres, als einen hervorragenden Wein mit einer wunderschönen Frau zu genießen?"
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Calfay Rin

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #863 am: 29.08.2010, 21:58:31 »
Rin hob ebenfalls ihr Glas, um vorsichtig anzustossen. Pling.
"Zu wissen dass man danach auch noch Essen bekommt." bemerkte sie glücklich und nahm noch einen Schluck dieses edlen Weins. Dann schob sie den Krug Arue hin. "Der Wein ist wirklich gut. Du solltest auch etwas nehmen."
Vielleicht würde die schweigsame Schneiderin ins Reden kommen, wenn sie etwas getrunken hatte.

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #864 am: 29.08.2010, 23:10:29 »
"Und was für ein Essen!" meinte Lémar begeistert. "Im Hause Tirkesson gibt es eine bessere Küche als in den besten Restaurants der Stadt. Finde ich jedenfalls."

Während er das sagte, füllte er ein weiteres Glas mit Rotwein und stellte es vor Arue hin. Dann wandte er sich wieder an Calfay. "Vielleicht mit einer Ausnahme. Es gibt hier in der Nähe ein kleines Gasthaus, unglaublich gemütlich eingerichtet, mit Bücherregalen an den Wänden... Bücher aus der ganzen Welt. Und auch, wenn dort jemand wie Milans Vater nie auch nur einen Schritt hineinsetzen würde, der Koch macht das beste Omelette, das man sich nur vorstellen kann."
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Calfay Rin

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« Antwort #865 am: 30.08.2010, 08:42:23 »
Bücher!! Sofort beschloss Rin diesem Gasthaus einen Besuch abzustatten. "Ist es erlaubt..." nein, das wäre zu gut um wahr zu sein. "...die Bücher zu lesen?!"
Gespannt blickte sie Lémar an.

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #866 am: 30.08.2010, 09:33:12 »
"Ja, natürlich", erklärte Lémar, "allerdings nur vor dem Essen... damit sie nicht verdreckt werden. Wir können gern später mal vorbei schauen."

Tasha beobachtete ihren Bruder, verdrehte ihre Augen und schüttelte dabei leicht ihren Kopf.
« Letzte Änderung: 30.08.2010, 09:53:30 von Sternenblut »
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Lucanor

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #867 am: 30.08.2010, 10:42:36 »
"Wenn dieser Gazriel wirklich so ist wie es Lémar beschrieben hat, dann kann er mir vielleicht helfen. Aber warum sollte er das tun?" Eine scheinbar endlos lange Zeit verharrte sie in ihren Gedanken. Erst als das Dienstmädchen in den Raum trat konnte sie sich wieder ins jetzt zurückrufen.
Eine Weile schaute sie auf den vor ihr stehenden Wein, einen solch edlen hat sie noch nie getrunken und die Tatsache das er aus ihrer alten Heimat stammte rief unweigerlich unschöne Erinnerungen hervor, die die Schneiderin so gut es ging verdrängte. "Vielen Dank." Entgegnete sie wohl etwas spät zu Lémar. Sie hob das Glas und trank einen kleinen Schluck. "Ja, wirklich gut."

Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #868 am: 30.08.2010, 23:20:13 »
"Schon gut, Mutter. Bitte, beruhige dich. Über unsere Verlobung und Magda können wir später reden. Bitte, erzähl mir, was mit Vater geschehen ist." Milan half seiner Mutter, sich wieder richtig auf das Sofa zu setzen. Er strich ihre Haare glatt, sah kurz sanft zu Eretria und versuchte, seine Mutter weiter zu beruhigen. "Hör mal, Mutter, Eretria und ich haben uns erst nach meinem Weggang kennen gelernt. Ich bin weggegangen, weil ich keine Verbindung zu Magda eingehen wollte. Das war sehr egoistisch, auch wenn ich mittlerweile glaube, das es das einzig Richtige war." Wieder sah er lächelnd zu Eretria. "Trotzdem scheint nach meinem Fortgang vieles aus dem Ruder gelaufen zu sein. Mit wem hat sich Vater eingelassen und was ist dann passiert?" Milan hielt die Hand seiner Mutter und hoffte, sie sei stark genug, um ihm alles zu erzählen.
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Sternenblut

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« Antwort #869 am: 31.08.2010, 09:32:59 »
Einen Moment lang sah Milans Mutter ihrem Sohn direkt in die Augen, dann ließ sie ihren Blick zu Boden gleiten. Milan spürte, wie ihre Hand leicht zu zittern begann, und sie seufzte tief. "Es war... einen Tag, bevor dein Vater mit dir über Magda gesprochen hat. Ein Fremder hatte um einen Termin bei deinem Vater gebeten. Es ging um ein Geschäft, dass er ihm vorschlagen wollte."

Sie sah wieder auf, vermied es jedoch, Eretria oder Milan direkt anzusehen. "Dein Vater hat ihn am späten Abend eingeladen. Er war... unheimlich. Ganz in schwarz gekleidet, mit einem langen Mantel, den er achtlos über den Boden streichen ließ... und er war ganz bleich und hatte eine lange Narbe an seinem Hals. Und die Augen... ich habe ihn empfangen, weil dein Vater noch beschäftigt war, aber ich wünschte, ich wäre ihm nie begegnet. Er hat mir Angst gemacht."

Ihre Hand zitterte noch etwas stärker, als sie von dem Mann berichtete. "Dein Vater hat keine zehn Minuten mit ihm gesprochen, dann hat er ihn des Hauses verwiesen. Er hat ihm wohl ein Geschäft mit Waffen vorgeschlagen... irgendetwas mit einer Goblin-Stadt im hohen Norden, und der Mann wollte für Abnehmer hier in der Nähe sorgen. Dein Vater hat den ganzen Abend über ihn geschimpft, weil er sich auf keine Geschäfte einlassen wollte, die anderen schaden. Du weißt, wie er ist... er scheint manchmal sehr hart, aber im Grunde hat er ein viel zu gutes Herz."

"Dann bist du... abgereist, und wir dachten, dir wäre etwas passiert. Wir haben die Stadtwache informiert und nach dir suchen lassen, bis einer der Torwächter meinte, dass er dich beim Verlassen der Stadt gesehen hat. Einen Abend lang hat dein Vater in seinem Büro gesessen und kein Wort gesprochen. Und dann..."

Sie atmete einige Male tief durch, und kämpfte offenbar mit den Tränen. "Er kam zu mir. Ich habe gemerkt, dass er wütend war, aber er sprach ganz ruhig... zu ruhig. Er meinte, wenigstens einer in diesem Hause müsse den Blick für das Wesentliche bewahren, und er könne nicht zulassen, dass ihm das Geschäft seines Lebens entgeht. Er hat diesen Fremden noch einmal eingeladen, und am nächsten Morgen ist er abgereist, Richtung Norden."

Ihre Hände zitterten nun so stark, dass es unübersehbar war. Mit Tränen in den Augen sah sie ihren Sohn nun endlich wieder an. "Milan, ich habe ihn noch nie so erlebt. Es war... unheimlich."
« Letzte Änderung: 31.08.2010, 09:34:22 von Sternenblut »
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