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Autor Thema: Kapitel 2: Morgensonne  (Gelesen 131837 mal)

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Calfay Rin

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1440 am: 17.02.2011, 18:59:09 »
Rin dachte über Arues Worte nach. Acqueas war kein normaler Mensch, genauso wenig wie der Attentäter. Was konnte man gegen solche Personen tun? Vermutlich konnten sie gegen Acqueas überhaupt nichts tun, solange sie keine Beweise für seine Aktivitäten hatten. Falls er ein Untoter war wie das Mädchen, konnte man vielleicht ein paar Priester zu ihm schicken, die ihm auf den Zahn fühlten und ihn vertreiben konnten. Dazu bräuchten sie jedoch Beweise, sicher hatten die Priesterschaften der Feste Besseres zu tun als jedem beliebigen Verdacht nachzugehen.
Was sie gegen den Attentäter tun konnten sagte Eretrias Weissagung recht genau, nur würde das bis zur Nacht warten müssen, wenn sie wirklich "im Traum zu ihm sprechen" wollte. Ausserdem müsste jemand wach bleiben und sie beschützen, falls der Mörder tatsächlich zu ihr kam.
"Eretria." unterbrach sie das Gespräch über den Händler und wandte sich der genannten zu "Wie stellst du dir das vor, ein Traumgespräch mit dem Mörder zu führen? Wenn es das einzige ist was wir tun können sollten wir Vorbereitungen treffen und es dann diese Nacht versuchen." Die Forscherin dachte an das Gespräch mit Ajur zurück. "Vielleicht sollten wir in Betracht ziehen eine von Ajurs Drogen zu kaufen. Sie hatte doch etwas das Träume intensiviert, wenn ich mich richtig erinnere. So eingesetzt wäre es das Geld wert." Rin betrachtete ihre Freundin nachdenklich. Wollte sie es versuchen? Dann sollten sie es mit ganzem Herzen tun. Der Mann war gefährlich, das durften sie nicht vergessen.

Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1441 am: 17.02.2011, 19:30:46 »
Eretria schaute Mika irritiert hinterher als diese meinte nun unbedingt etwas unter zwei Augen besprechen zu müssen. Aber sie beschloß sich nicht mehr über die Bardin aufzuregen. Sie hatte es aufgegeben, verstehen zu wollen, was die Bardin antrieb. Die Frau war ihr ein komplettes Rätsel.
Als Arue dann ihre Theorie über Acqueas äußerte, war das Interesse der Geweihten geweckt. "Arues Idee würde zumindest Sinn machen. Uns hatte der Paladin in Himmelstor gesagt, dass man aber sehr gut erkennen könnte, dass das Mädchen widernatürlich ist. Diesen Hinweis haben wir noch nicht bei Acqueas. Trotzdem gebe ich dir recht Arue. Das wäre tatsächlich ... erschreckend." Die Geweihte blickte zu Moandor. Irgendwie hoffte sie, dass der Mann etwas über die Verbindung erzählen würde von der er ja angefangen hatte. Auch diese Person verstand die Geweihte nicht wirklich.
Dann fragte Calfay etwas, was sie nicht wirklich beantworten konnte. Sie zuckte hilflos mit den Achseln. "Ich weiß es einfach nicht, Calfay. Ich hatte einfach gedacht, dass wir eher in dieser Traumwelt eine Chance haben, statt in dem Ort selbst. Denn wie es scheint, können wir den Mann nur mit Glück finden, weil uns einfach die Hinweise fehlen und auch die Stadtwache ihn nicht finden konnte bisher. Aber ich habe keine Vorstellung wie so etwas geschehen kann und ob überhaupt. Das hört sich so phantastisch an." Die Frau sank in sich zusammen, doch dann schaute sie auf einmal wieder auf, weil ihr die letzten Worte Calfays einfielen. "Wer ist diese Ajur? Von was für Mitteln sprichst du?"
« Letzte Änderung: 18.02.2011, 18:45:34 von Eretria »

Calfay Rin

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1442 am: 17.02.2011, 22:29:19 »
Erst als Eretria es erwähnte fiel Rin ein dass sie ihr noch nichts vom Ausflug zu Ajur erzählt hatten. "Sie ist eine Bekannte von Milan, die in der Straße der Dana ihr arkanes Laboratorium betreibt. Sie hat den Zauber von Mika genommen und uns eine Menge erzählt. Unter anderem bot sie uns einige Mittel an, mit denen man 'mehr über sich selbst erfahren kann'. Da sie alle sehr teuer waren haben wir keine mitgenommen, aber wenn wir unser Geld zusammenlegten könnten wir es uns leisten. Eines der Mittel soll bewirken dass man tiefer schläft als gewöhnlich und länger träumt." Diese Zusammenfassung liess einiges aus, aber es war besser beim Thema zu bleiben. "Wie es funktionieren soll weiss ich auch nicht. Aber wenn es nun stimmt dass die Person aus deinen Träumen mit dem Attentäter bekannt war und er ihr die Treue geschworen hat, dann ist es gut möglich dass du von ihm träumst. Allerdings, wie du den Traum so lenkst dass du wirklich mit ihm sprichst und ihn herlocken kannst, oder ihm sagen er soll aufhören, oder... was immer du machen willst. Das wissen wir nicht. Wie du sagtest, ist das einzige was wir tun können es zu probieren." "Es könnte sein," dachte sie "dass es jemanden gibt der darüber bescheid weiss. Ajur, oder Priester eines bestimmten Glaubens. Wenn wir es denn versuchen."
Richtig sicher war sie sich noch nicht. Solange Eretria nicht an die Möglichkeit glaubte würde es wohl nicht funktionieren. Genauso wenig wie ihre priesterliche Magie ohne den Glauben an Mutter Sonne und die zwei Monde funktionierte.

Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1443 am: 18.02.2011, 00:51:17 »
"Ich wäre eigentlich gern wie Shemiya." Sagte Mika und dachte nicht daran, dass Lémar gar nicht wissen konnte, wie ihr Traum-Ich hieß. "Und ich muss zugeben, dass ich nicht wie Aliya würde sein wollen. Aber nur weil wir uns, für einen guten Zweck, in die Rolle unserer Traumgestalten versetzen, werde wir nicht unser Selbst verlieren. Auch Eretria wird Eretria bleiben, selbst wenn sie mal fünf Minuten mal Aliya miemt. Es wäre doch nur Schauspiel.
Und sollte Eretria dabei ernsthaft irgendwas passieren, wir wären in ihrer Nähe und würden uns um sie kümmern. Vor allem Milan würde sich um sie kümmern. Also gibt es keinen Grund davor Angst zu haben. Wir würden alles tun, um unsere Eretria zurückzubekommen. Dafür würde ich dann sogar unseren Auftrag hinten anstellen."
Legte Mika ihren Standpunkt zu den ihrer Meinung nach unbegründeten Ängsten von Eretria dar und führte weiter aus. "Eretria müsste sich mehr davor fürchten, dass Milan oder ich in die Rollen unserer Seelenlieder verfallen, wie es dem Kanalreiniger passiert ist, denn in den Träumen haben wir einen Mordanschlag auf Aliya geplant und umgesetzt.
Ich frage mich nur gerade, welche Rolle der Attentäter hat, denn dem bin ich in meinen Träumen noch nicht begegnet?! Er hat uns gar nicht davon abhalten können den Angriff auf Aliya durchzuführen. Hmmm?"
Kurz verfiel Mika ins schweigen und schien der letzten Frage nachzuhängen.
Irgendwann ganz unvermittelt begann die Bardin wieder zu sprechen und klagte dann wieder ihr Leid, dass sie mit dem Rest der Gruppe hatte: "Übrigens bin ich nicht von unserer Aufgabe überfordert und das ganz einfach deshalb, weil ich unsere eigentlich Aufgabe über alles andere stelle und nicht noch zwanzig Baustellen eröffne, die ich sowieso nicht beenden kann. Was mich überfordert ist die Tatsache, dass die anderen jedes Problem, dass ihnen vor die Füße fällt, ganz dringend lösen müssen, ob sie eine Chance haben oder nicht. Und ihre Chancen sinken, je mehr Problemen sie sich zuwenden. Aber das will keiner verstehen, selbst wenn ich es ruhig erkläre. Denn ich erzähle ja nur Schwachsinn. Ich habe ja keine Ahnung.
Weißt du, was ich mir wünschen würde, wenn mir die anderen einmal richtig zuhören würde und auch mal darüber nachdenken würden, was ich ihnen sage. Aber selbst das ist zuviel verlangt."

Nach einer kurzen Pause, begann Mika dann wieder zu sprechen, denn offenbar bewegte die junge Frau eine ganze Menge im Moment: "Davon abgesehen glaube ich nicht, dass der Plan von Eretria mit dem Traum funktionieren kann. Ich denke, dass wir von Sachen träumen, die weit in der Vergangenheit liegen. Wir träumen Geschichten, auf die wir keinen Einfluss nehmen können. Dementsprechend wird Eretria auf diese Weise den Attentäter nicht erreichen. Egal, wo sie träumt. Und sie wird auch außerhalb der Großen Fest träumen, denn wir tragen diese Träume schon seit Wochen mit uns herum und alle paar Tage kommen neue Teile der Geschichte hinzu, ohen, dass wir irgendwas steuern können. Würden wir etwas darin steuern können, dann würden sich unsere Träume nämlich beginnen zu unterscheiden. Aber es passt bisher alles perfekt zusammen, was Eretria, Milan und ich träumen.
Da fällt mir gerade ein: Weißt du, als wir hierher gereist sind, waren wir den sogenannten Rittern der Morgensonne begegnet. Diese hatten eine Karawane überfallen und alle Menschen ermordet und sich daraufhin bei einem alten Turm verschanzt. Ich war dumm genug, um mich bis zu dem Turm vorzuwagen, um zu schauen, ob dort jemand sich aufhält. Ich hätte es fast mit dem Leben bezahlt. Daraus hatte Waldemar nichts gelernt gehabt und musste auch zum Turm rennen und hat es auch fast nicht überlebt. Um den halbtoten Waldemar zu befreien, war Eretria, Calfay und Milan dem Anführer der Morgensonne entgegengezogen. Eigentlich war das blanker Selbstmord. Sie hätten gar keine Chance gehabt, aber sie haben überlebt. Weißt du, was sie gerettet hat? Es waren die Träume, die Einfluss auf das Hier und Jetzt genommen haben. Weil der Anführer nämlich meinte in Eretria diese Aliya erkannt zu haben, die er einst geliebt hat und meint e noch immer zu lieben, hat er sie mit Waldemar ziehen lassen. Deshalb glaube ich, dass Eretria, wenn sie Aliya spielt, Einfluss auf den Attentäter nehmen kann."


Während Mika sprach, genoss sie die Nähe von Lémar zusehens, denn nachdem der junge Mann seinen Arm um ihre Schultern gelegt hatte, legte sie irgendwann ihren Kopf auf seine Schultern. Auch unternahm die junge Bardin wenig später das Wagnis ihre Hand sanft auf den Rücken von Lémar zu legen.
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1444 am: 18.02.2011, 03:50:50 »
Lémar ließ Mika reden, ohne sie zu unterbrechen. Auch nachdem sie geendet hatte, schwieg er eine Weile.

"Ich verstehe dich schon", erklärte Lémar. "In all deinen Ausführungen sehe ich nur ein einziges Problem."

In seiner Stimme lag kein Vorwurf, und er lächelte Mika weiterhin an. "Du siehst die Dinge die ganze Zeit über aus deiner Perspektive. Es gibt deine Meinung, deine Überzeugung, deine Sichtweise. Du redest zwar durchaus über andere Meinungen, aber du kannst dich nicht wirklich in sie hinein versetzen. Du erklärst, dass Eretria ja gar keine Angst zu haben bräuchte, und lieferst rationale Argumente. Aber erstens zeigen diese Argumente nur deine Sichtweise, und du ziehst gar nicht in Betracht, dass du vielleicht auch daneben liegen könntest - mit allen Auswirkungen, die das hätte. Und zweitens, und das ist vielleicht noch viel wichtiger, du fühlst dich nicht in Eretria ein."

Er sah Mika tief in die Augen, und wandte sich ihr noch etwas mehr zu. Wieder tippte er ihr leicht gegen die Stirn. "Mit deinem Kopf versetzt du dich in Eretrias Lage. Aber nicht mit deinem Herzen. Das ist ungefähr so, als würdest du die Noten eines Liedes lesen, und anschließend behaupten, dass du das Lied vollkommen verstanden hast, ohne es je gesungen zu haben."

Lémar schien fertig mit seinen Ausführungen, doch gerade, als Mika wieder etwas entgegnen wollte, setzte er noch einmal an. "Außerdem glaube ich, dass du falsch liegst mit deiner Einschätzung. Eretria hat einen Zauber durchgeführt. Die göttlichen Mächte ihres Glaubens haben ihr eine Antwort gegeben, die, wenn ich es nicht ganz falsch verstehe, relativ klar sagen, dass die Sache mit den Träumen funktionieren wird. Und bei allem Respekt, der Einschätzung einer göttlichen Macht messe ich erstmal ein wenig mehr Bedeutung bei als deiner, solange ich keinen guten Grund habe, es anders zu sehen."

Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden, und er wirkte nun sehr ernst. "Und um ehrlich zu sein, diese ganze Sache macht mir auch Angst. Obwohl ich glaube, dass das mit den Träumen funktionieren würde, hätte ich auch Angst davor, dass Eretria etwas zustößt. Dass sie sich verliert. Diese Dinge sind so... fremdartig, so außergewöhnlich, dass ich mir nicht anmaße, einzuschätzen, was passieren wird. Ich glaube, einfach wegen dem, was der Erkenntniszauber gebracht hat, dass das mit den Träumen der beste Weg ist. Und gleichzeitig habe ich wahnsinnig Schiss um Eretria, und davor, was es mit Milan machen würde, wenn ihr etwas geschieht. Vielleicht sogar etwas, was einfach nicht mehr rückgängig zu machen ist."

Dann schien ihm plötzlich etwas einzufallen. "Nach allem, was ich aufgeschnappt habe, schien eure Gruppe als Ganzes durchaus etwas über den Attentäter zu wissen. Vielleicht hat einer von den anderen von ihm geträumt? Ich glaube, dass es sinnvoll wäre, wenn ihr alle eure Träume zusammentragen würdet. Damit jeder von euch ein vollständiges Bild hat und sich dieses Puzzle besser zusammenfügt."
« Letzte Änderung: 18.02.2011, 03:58:10 von Sternenblut »
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1445 am: 18.02.2011, 04:01:51 »
Tasha sah unsicher zwischen Eretria und Calfay hin und her. Als die junge Schreiberin vorschlug, das mit den Träumen auszuprobieren, suchte Tasha den Blick Milans, und schüttelte dabei leicht den Kopf. Dann sah sie wieder zu Eretria. "Du solltest auf jeden Fall nichts tun, was sich für dich nicht richtig anfühlt, Eretria. Niemand will, dass dir etwas zustößt, ganz egal, was die Geister deines Glaubens dir auch gesagt haben mögen."
« Letzte Änderung: 18.02.2011, 04:02:10 von Sternenblut »
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Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1446 am: 18.02.2011, 10:07:23 »
"Ich gestehe, dass ich nicht sehe, wo diese Prophezeiung davon gesprochen hat, dass es in den Träumen funktioniert. Es gab eine fragwürdige Stelle, wenn ich es recht in Erinnerung habe, aber die kann auch so gedeutet werden, dass wir den Kanalreiniger, wenn er er selbst ist, nie finden und erreichen werden, aber wenn er der Attentäter ist. Aber gut, du siehst es so." Sagte Mika und schaute zu Lémar auf, obwohl das recht anstrengend war, ohne den Kopf von der Schulter des jungen Mannes zu heben, zu ihm zu schauen.
"Aber weißt du was schön ist und was der ganz große Unterschied zwischen dir und den anderen ist? Du glaubst offenbar, dass der Plan Eretrias funktionieren kann, aber du sagst es mir ohne das ich das Gefühl bekomme, dass ich mir jedes einzelne Wort hätte sparen können. Das ist schön, das habe ich bei allen anderen aber nicht, vor allem nicht bei Eretria." Der beste Beweis für die letzten Worte der Bardin war die Tatsache, dass die junge Frau ganz ruhig blieb bei der Diskussion mit Lémar.
"Was übrigens das Wissen über die Träume betrifft. Nachdem ich heute Nacht wieder geträumt hatte, war ich auch guter Hoffnung, dass die anderen neue Träume hatten. Als ich aber alle, außer Eretria, nach neuen Träumen befragt habe, haben sie nichts gesagt. Eigentlich fehlt mir nur in Bezug auf Eretria der neuste Stand, der Rest hat von keinem Attentäter geträumt. Davon abgesehen, dass die Träume von Calfay, Waldemar und Beldin bisher nicht zu den Träumen von Milan, Eretria und mir gepasst haben." Erläutert Mika ihren Kenntnisstand, bei dem sie die fehlende Antwort auf ihre Frage als ein Nein wertet.
"Aber um nochmal auf die Prophezeihung zurückzukommen. War nicht am Anfang etwas gesagt worden, von einem ersten Leben. Wenn das wirklich das erste Leben von Eretria ist, was sich in ihren Träumen zeigt, dann glaube ich noch weniger, dass ihr Plan funktioniert und sich etwas an den Geschichten ändern lässt. Das wäre für mich aber kein Grund, über diesen Weg einmal nachzudenken. Wobei ich mich frage, ob Eretria nicht damit die Vergangenheit ändern würde, wenn es ihr tatsächlich gelingen würde die Träume zu ändern."
Dann löste sich die Bardin auf einmal von der Seite von Lémar auf sehr komplizierte Art und Weise. Mika wollte Lémar gegenüberstehen, aber nicht seine Hand auf ihrer Schulter missen, die ihr ein großes Gefühl von Nähe gab, deshalb bemühte sich darum, dass der Arm, sollte ihn Lémar weitgehend an Ort und Stelle lassen, nicht herunterfällt. Ihre eigene Hand konnte sie derweil besser kontrollieren, diese rutschte nur vom Rücken, an die Seite des jungen Mannes.
"Guck mal, sagte Mika und schaute ihrem Gegenüber in die Augen, "wir Zwei können uns problemlos unterhalten. Warum geht das mit den anderen nicht. Warum kann mir Eretria ihre Bedenken nicht in einem normalen Tonfall sagen. Mir fällt das auch nicht gerade immer leicht, aber ich versuche es. Ich versuche mir auf die Zunge zu beißen und erst zu denken, bevor ich etwas sage, damit nicht wieder ein neuer Streit entsteht. Sowas würde auch mal helfen. Wenn ich zum wiederholten Male stumpfsinnigen Starrsinn präsentieren würde, dann hätte ich Verständnis für ihre Reaktion, aber wenigstens am Anfang könnte man sich doch bemühen." Brachte Mika einen sehr tief liegenden Wunsch zum Ausdruck.

Darauf, dass Mika nicht auf das Herz von Eretria eingehen würde, darauf nahm die Bardin keinen Bezug. Ob sie die Pille geschluckt hat oder das Thema absichtlich oder unabsichtlich fallen gelassen hat, konnte Lémar nicht wissen.
« Letzte Änderung: 18.02.2011, 10:07:42 von Mika »
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Sternenblut

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« Antwort #1447 am: 18.02.2011, 14:07:59 »
"Um erstmal auf diese Traum-Sache zu kommen", fing Lémar an, "die genauen Worte waren: 'Du fragst nach einem Leben, wo zwei sind.' Wenn man das jetzt mal wörtlich nimmt, spricht die Prophezeiung von zwei Leben, die jetzt, also ganz aktuell, nebeneinander existieren. So, als würden zwei Persönlichkeiten in einem Körper feststecken. Und den Rest des Gedichts kann man durchaus auch so deuten. Aber ich will nicht ausschließen, dass meine Interpretation falsch ist."

"Auf jeden Fall spricht die Weissagung davon, dass Eretria den Attentäter erreichen kann - aber nur in seiner eigenen Welt. Rymual, das ist unser Kontaktmann bei der Wache, war der Ansicht, dass der Attentäter in einer Art... Traumzustand ist. So ähnlich wie ein Schlafwandler. Einige der Zeugenbefragungen deuteten wohl auch darauf hin. Das macht es zumindest wahrscheinlich, dass 'seine' Welt die des Traums ist."

Er zuckte etwas hilflos mit den Schultern. "Dagegen spricht, zugegeben, dass dieser Prophet, von dem Eretria erzählt hat, offenbar voll und ganz bei Bewusstsein war. Aber vielleicht... ist das auch nur sowas wie die nächste Stufe. Ich weiß es nicht, das ist alles so kompliziert, dass ich nur eines mit Sicherheit sagen kann - dass ich zu wenig von alledem verstehe, um irgendeine Möglichkeit ganz auszuschließen."

Dann wanderte sein Blick wieder in Richtung des Hauses. "Was die anderen angeht... nun ja, das ist das, was ich vorhin meinte. Du musst lernen, dich mehr in sie hinein zu denken und zu fühlen. Lerne, ihre Sprache zu sprechen. Das kann dir sowieso nur gut tun, wenn du als Bardin Erfolg haben willst. Aber erwarte nicht, dass von jetzt auf gleich die großen Erfolge da sind. Sowas braucht Zeit. Wichtig ist, nicht los zu lassen."
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Mika

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« Antwort #1448 am: 18.02.2011, 17:13:40 »
"Dass Eretria nur mit dem Attentäter sprechen kann, wenn er träumt der Attentäter zu sein, kann aber auch heißen, dass Eretria ihn nur dann als Aliya ansprechen kann, im Hier und Jetzt. Deshalb wäre ich dafür, dass wir keine Idee von vornherein ausschließen, wenn wir den restlichen heutigen Tag und die Nacht dazu nutzen wollen, den Attentäter zu fasse." Meinte Mika, die immerwieder zeigen konnte, dass ihre Idee durchaus ihre Existenzberechtigung hatte. "Davon abgesehen sollte sich Eretria mit dem Gedanken mal Aliya zu spielen einfach deshalb anfreunden, falls der Typ heute Nacht meint einen zweiten Versuch zu starten, um Milan den Tod zu bringen.
Hast du vielleicht eine Idee, wie ich ihr das klar machen kann, ohne dass sie gleich wieder einen Anfall bekommt? Denn ich habe das vorhin in einem vollkommen wertfreien Ton gesagt, so dass meiner Meinung nach nicht der geringste Grund bestand zu meckern. Davon abgesehen, dass ich keine Möglichkeit hatte, mich in dem Moment hineinzudenken, wenn sie hoch geht, bevor ich eine Chance hatte sie bis auf´s Blut zu reizen. Das Problem, das ich nämlich jetzt habe, ist, dass Eretria wahrscheinlich sofort sauer auf mich sein wird, wenn ich meine Gedanke äußere, weil ich abgrundtief böse bin und das Thema nicht ruhen lassen."

Kurz schwieg die Bardin, dann sagte sie: "Im Moment bin ich mir nicht mal sicher, dass ich meinen öffnen kann, ohne mir neue Schelte einzufangen, egal was ich sage. Selbst wenn es eine Entschuldigung wäre, zu der ich offengestanden im Moment ihr gegenüber nicht fähig wäre."
Hoffnungsvoll schaute Mika Lémar an, der sich wie Tarak mehr Zeit und Muße für sie genommen hatte, als einer ihrer Gefährten.
Doch bevor Lémar etwas sagen konnte, beugte sich Mika nach vorn, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte dem jungen Mann einen Kuss auf die Wange: "Danke für deine Geduld und dein Verständnis." Das Lächeln von Mika wirkte zwar ein wenig gequält, als sie Lémar anschaute, doch lag das nicht an ihm, sondern an dem wenig erbaulichen Thema, welches sie in den letzten Minuten beschäftigt hatte und noch beschäftigte.
« Letzte Änderung: 18.02.2011, 17:18:16 von Mika »
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Sternenblut

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« Antwort #1449 am: 18.02.2011, 17:46:22 »
"Gern geschehen", antwortete Lémar mit einem Lächeln. "Was Eretria angeht... es gibt zwei Wege. Entweder, du wartest den richtigen Zeitpunkt ab, wobei der vielleicht noch lange auf sich warten lässt. Oder... du überlegst dir, wer als Botschafter in Frage kommen würde. Und bevor du auf dumme Gedanken kommst, ich würde gerne in der neutralen Position bleiben. Alleine schon, um im schlimmsten Fall Streitereien schlichten zu können."

Der junge Mann sah Mika noch einen Moment an, nickte ihr dann aufmunternd zu, und machte sich wieder auf den Weg zurück zu den anderen.
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Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1450 am: 18.02.2011, 18:57:59 »
Eretria wirkte nicht wirklich überzeugt. "Ich weiß nicht, ob wir alle unser Geld ausgeben sollten, wenn wir gar nicht wissen, ob dies etwas bringt. Ich fürchte einfach, wir würden nur Geld ausgeben und ich weiß dann eigentlich nicht, was es uns hilft." Die Geweihte wirkte frustriert und auch sehr zögerlich.
"Wenn offensichtlich so viele Personen unter diesen Erscheinungen leiden - wir treffen ja sehr viele davon - muss es doch auch mehr Leute geben, die sich mit so etwas beschäftigen. Ich meine mehr Leute als dieser Gazriel. Ich habe den Eindruck, ich müsste eine Hohe Messe für Mutter Sonne halten, ohne je ein Wort über die Liturgie gelesen zu haben." Der Blick der jungen Frau wechselte zwischen Tasha und Milan. Sie waren von hier. Wer sonst sollte ihnen helfen, wenn nicht die Ortskundigen?

Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1451 am: 19.02.2011, 00:44:40 »
"Lustig." Sagte Mika voller Ironie und grinste dann. "Warten brauche ich nicht, denn ehe sich Eretria beruhigt hat, sind wir längst hier weg und jetzt muss ich nur noch herausfinden, wer sonst infrage kommen könnte, wenn du dich zierst."
Dann schwieg Mika auf einmal und wirkte sehr ernst, als sie mit Lémar langsam zurück zum Hauseingang ging. Wenige Sekunden später sagte sie dann: Wobei? Arue könnte mir vielleicht helfen. Ich habe keine Ahnung, wie diese Frau das macht, aber alles was sie sagt hat Hand und Fuss. Ich denke, dass sie es den anderen verkaufen könnte, sollte sie mein Idee verstehen. Und Arue ist eine Frau die viel denkt und sich für meine Idee auch Zeit nehmen würde.
Ansonsten käme nur Milan in Frage, aber der entwickelt sich langsam auch zu einer launenhaften Diva. Früher hat er immer zugehört, inzwischen ist es bei ihm leider auch formabhängig. Tut mir leid, ich weiß, dass er dein Freund ist."

Als die beiden kurz davor waren wieder ins Haus einzutreten sagte Mika nochmal: "Nochmal danke. Das hat mir wirklich gut getan mit dir zu reden. Danke." Spätestens nachdem die Bardin zum zweiten Mal ihren Dank ausgesprochen hatte, musste Lémar klar geworden sein, dass dieses Gespräch für Mika sehr wichtig war - schließlich war Lémar kein dummer Junge.
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Rex Macallan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1452 am: 19.02.2011, 02:04:45 »
Moandor saß die ganze Zeit teilnahmslos in seinem Sessel als sich die beiden Frauen stritten. Er war zwar zwar zum Großen teil Mikas Meinung, vor allem was den Teil mit der Fokussierung auf Acqueas und das Mädchen anging. Auch empfand er Eretrias Argumentation und Verhalten als irrational, aber was ging es ihn denn schon an? Er kannte diese Leute seit einigen wenigen Stunden und wusste noch immer nicht so recht, was er von ihnen halten sollte.
Als Mika den Raum verließ hatte er es sich etwas bequemer gemacht, ein Bein lässig über die Armlehne geworfen und lag nun mehr als dass er saß und sah versonnen zur Decke.
Seine neuen Freunde hatten definitiv eine Vorliebe dafür sich gegenseitig im Weg zu stehen und Belanglosigkeiten bis in die Unendlichkeit auszudiskutieren. Freilich traf das nicht auf jeden Einzelnen per se zu, doch neben Arue gab es niemanden, der mal versuchte ein wenig Struktur zu schaffen. Er selbst hatte auch hier dort versucht ein wenig moderierend zu wirken, doch entweder musste er bei diesen Leuten ein wenig bestimmter sein - und er schlug nicht gerne mit Fäusten auf Tische - oder sie akzeptierten ihn noch nicht ganz als Mitglied ihres illustren Debattierklubs. Es war sicherlich eine Kombination aus beiden Faktoren und gerade der letzte Punkt traf in hohem Maße zu, aber Moandor hatte auch keine große Lust diesen Zustand so schnell wie möglich zu ändern. Aus gutem Grund.

Die Hälfte der Probleme seiner Freunde waren nicht seine eigenen. Attentäter, Traumgestalten und Ehekrisen. Dinge die Moandor nichts angingen und von denen er auch nicht allzu viel verstand. Sicherlich schien es da gewisse Beziehungen zu diesem Gazriel zu geben, der an Moandors beinahe-Verhaftung am Morgen schuld trug, doch merkwürdiger Weise verspürte der junge Agent keine große Motivation diesem Gazriel nachzuspüren. Er wusste ja nichtmal ob es Absicht war, dass genau er angegriffen wurde und nicht irgendwer sonst.
Von all den Dingen die Moandor nichts angingen, war es einzig Milans verschwundener Vater, die ihn ein wenig betroffen machte. Er kannte natürlich nicht die Geschichten seiner neuen verbündeten, doch vielleicht war er hier der einzige, der wusste was es hieß, wenn der eigene Vater nicht mehr da war...
Glücklicher Weise war das Schicksal von Milans Vater direkt mit Acqueas und somit auch mit dem Mädchen verknüpft, vielleicht würde es die Möglichkeit geben mehrere Fliegen mit einer Klapp -
Moandor bemerkte wie Eretria ihn direkt ansah und lies seine Überlegungen auf sich beruhen. Den Blick der geweihten misinterpretierend setzte er sich wieder vernünftig in den Sessel und fragte sich, warum er immer an Menschen geriet, die nicht wussten wie man entspannt in einem Sessel zu sitzen hatte.

Einen Moment sammelte er den bisherigen Gesprächsverlauf zusammen, dem er nebenbei gefolgt war und klinkte sich dann wieder in die Konversation ein:

"Also ich finde deine Gedanken sehr plausibel Arue, aber vielleicht sollten wir trotzdessen darauf achten uns nicht zu früh auf diese Theorie zu versteifen. Wir können davon ausgehen, dass Acqueas ein fähiger Magiewirker ist, auch wenn er nicht alle Zauber in seinem Raum selbst gewirkt haben muss. Dass er ähnliche Verhaltensweisen wie das Mädchen aufzeigt heißt aber noch nicht, dass auch er Untod ist. Wer weiß, wenn er sich nekromantischer Magie bedient, wie sehr diese Kraft ihn den Untoten gleich machen kann, ohne dass er selbst zu einem von ihnen wird?"

Er wartete nicht wirklich ob es Einwände gab sondern setzte nach einer kurzen Pause wieder an:

"Was unsere Tagesplanung angeht, werde ich mich bald für eine gewisse Zeit verabschieden müssen. Ich sehe noch immer aus wie dem Schlachter mit knapper Not entkommenes Vieh und außerdem muss ich mir eine Bleibe für die kommende Nacht suchen. Dann werde ich mal nachschauen, ob ich irgendwo ein paar Pferde für uns auftreiben kann und meine Bleibe bei der Stadtwache verkünden. Ich werde mich dann auch gleichmal erkundigen, ob ich die Stadt morgen überhaupt schon verlassen kann.
Am Abend habe ich dann eine Verabredung mit Lémar. Ich muss mich schließlich für seine Freundlichkeit am heutigen Morgen bedanken, immerhin war er der einzige, der mich nicht wie einen Strauchdieb und Halsabschneider behandelt hatte"
in Moandors Stimme lag keine Spur eines Vorwurfs, es war ein schlichtes Fakt "Da ich aber sehe, dass die Stimmung hier gerade zu danach schreit, zumindest mal einen Abend die Gedanken ruhen zu lassen, sei jeder hier dazu aufgefordert mit uns zu kommen. Ihr wäret selbstverständliche meine Gäste."

Moandor merkte erst in diesem Augenblick wie gerne er einfach einen unbeschwerten Abend in einer Schenke verbringen würde. Bier, Gesang und Sorglosigkeit. Gestern war noch alles in bester Ordnung, warum sollte es das nicht zumindest heute Abend auch noch einmal sein?

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1453 am: 19.02.2011, 10:02:31 »
Als Moandor sein Angebot aussprach, erschien sofort ein breites Lächeln auf Tashas Gesicht. "Ich bin dabei", erklärte sie, ohne zu zögern.
« Letzte Änderung: 19.02.2011, 10:02:38 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Rex Macallan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1454 am: 19.02.2011, 23:51:18 »
Moandor hatte bis zu diesem Zeitpunkt Taschas Anwesenheit noch gar nicht wirklich wahrgenommen. Er lies seinen Blick ungeniert von oben nach unten über den Körper der jungen Frau schweifen und wieder zurück, legte den Kopf etwas schief.

"Bitte gerne junge Frau... Tascha, nicht wahr?" er machte eine vage Bewegung mit seiner rechten Hand, während er das offensichtliche erriet. "Moandor aus Nachtsang,... von Beruf..." er machte eine Pause und setzte ein breites Grinsen auf "...gemeingefährlicher Bandit und unschuldig Verurteilter, freischaffender Weise versteht sich."

Moandor deutete eine würdevolle Verbeugung an, doch da er schon wieder mit der für ihn typischen Art in seinem Sessel lag und Tascha dabei verschwörerisch zuzwinkerte, war dies wohl eher ein Spaß als aufrichtige Etikette.

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