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Autor Thema: Casus Belli  (Gelesen 85559 mal)

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Conrad Rosenstock

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Casus Belli
« Antwort #315 am: 23.05.2013, 20:05:25 »
Für Conrad war diese Kutschfahrt etwas faszinierendes. Magie schien etwas unheimlich mächtiges. Fast fand es Conrad etwas schade, dass er keine beherrschte, aber dafür hatte er eben andere Qualitäten. Der Geschichtsstudent sah sich in diplomatischer Mission und diese ganze Situation übte einen unglaublichen Reiz auf ihn aus.

Was Conrad etwas überraschte, als sie sich dem Gut näherten, war die preußische Uniform von Carl. Also nicht, dass er überhaupt eine trug, sondern jetzt zu genau diesem Zeitpunkt. Preußen könnte, von dem was Conrad so ahnte, schon längst beim Herzog gewesen sein. Was aber derzeit genau vorging, konnte Conrad beim momentanen Informationsstand noch nicht wissen. Carl und er hatten sich womöglich viel zu erzählen. Aber erst einmal ging die diplomatische Mission hier vor Ort vor. Carl würde sicherlich mit ihnen in Kontakt treten, wenn er es für notwendig erachten würde. So ein Mann war er durchaus.

Aber zunächst lauschte Conrad den Worten von Samuel. Der Student hatte lang genug Zeit, um sich auf alle möglichen Eventualitäten vorzubereiten und letztendlich antwortete er auf Samuels Aussagen hin: "Ich werde als erstes mit dem Herzog reden. Immerhin habe ich sein Leben gerettet und ich werde versuchen das Gespräch sehr vorsichtig in unsere gewünschte Richtung zu lenken. Besonders interessiert mich, was in der Zeit unserer Abwesenheit alles passiert ist. Das könnte sehr wichtig sein, dass zuerst in Erfahrung zu bringen." Wenn nichts weiter besonderes geschah oder er aufgehalten werden würde, würde Conrad die Herrn weiter ins Innere des Anwesens führen. Natürlich mit der entsprechenden Höflichkeit und mit Anstand. Dies war bei einem Herzog schließlich einzuhalten.
« Letzte Änderung: 23.05.2013, 20:06:25 von Conrad Rosenstock »

Alfred Nobel

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Casus Belli
« Antwort #316 am: 23.05.2013, 23:54:40 »
"Dass Sie uns vorstellen, Herr Rosenstock, halte ich durchaus für angemessen," antwortete Alfred Conrad, während er die preußische Uniform ablegte, Emil bedeutete, das es ihm nach zu tun, und schließlich seine eigene Weste und Fliege zurechtrückte. In seiner linken Hand seine Reisetasche und den Gehstock um den Unterarm gehängt wirkte Alfred Nobel geschäftig, doch der Mangel an frischer Kleidung und die Ereignisse der letzten Tage ließen den Unternehmer zerzaust und erschöpft wirken. Misstrauisch blickte der Schwede in Richtung der Zelte weit vor dem Vorhof des Schlosses. Er wurde das Gefühl nicht los, das Gesicht des Retters seines Bruders erkannt zu haben.

"Doch ich denke, sprach Alfred in Antwort auf Samuels Bitte weiter, ohne den Blick von den beiden Personen in der Ferne abzuwenden, "Herzog Friedrich erwartet bereits, dass sich das Paket bei uns befindet - sofern ich Herrn Rosenstocks Bericht richtig verstanden habe.[1]"

"Doch wir werden sehen. Wir wollen!", bedeutete Alfred nun auch zum Betreten des Schlosses mit einer bittenden Geste.

"Herr Rosenstock," wandte sich Alfred jedoch noch ein letztes Mal an Conrad, ehe die Männer sich in das Innere begaben, "wo sagten Sie, ist Herr von Lüttjenburg verblieben? Wir sollten ihn hier in Emkendorf begegnen, wenn mich nicht alles täuscht, nicht wahr?"
 1. Hier erwähnt Conrad, dass der Herzog bereit ist, den Nobels Amnestie für den Vertrag zu gewähren.
But I have learned to study Nature’s book
And comprehend its pages, and extract
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Menthir

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Casus Belli
« Antwort #317 am: 24.05.2013, 00:52:50 »
7. Dezember 1863 - Am Morgen des Krieges? - 18:14 Uhr - Gut Emkendorf

Stiehle kratzte sich den Bart und blickte mit leicht zusammengekniffenen Augen der Kutsche hinterher, kräuselte leicht die Lippen und berührte sie dann mit seinen Schneidezähnen. Er wirkte wieder deutlich nervöser, denn er spürte, dass Gefahr in der Luft lag, aber scheinbar gefiel ihm diese Entwicklung, zumindest für den Moment. "Was auch immer unsere Feinde für uns geplant haben, Herr Leutnant. Das Auftauchen dieser Kutsche ändert es. Ob es nun echte Preußen sind oder die Männer, die in dieser ganzen Chose auf die ein oder andere Art verwickelt sind, unsere Chancen hier mit heiler Haut herauszukommen sind gerade rapide gestiegen. Manchmal muss einem das Unvorhergesehene eben genauso verlässliches Werkzeug sein, wie der eigene Plan." Stiehle duckte sich während seiner Worte und deutete seinen Männern an, ihm das gleichzutun. Jetzt hatten sie wahrscheinlich sogar die Chance ungesehen aus ihrem Versteck zu kommen, sollten sie entdeckt worden sein. Kämpfe gegen unsichtbare Gegner, so denn Le Tortionnaire noch immer auf der Lauer lag, waren immer schrecklich. Darauf konnte man keinen Rekruten vorbereiten; selbst Soldaten, die in einigen Feuergefechten gekämpft und sie überlebt hatten, ob verwundet oder nicht, gewöhnten sich nie an diesen besonderen Druck, den feindlichen Schützen nicht sehen zu können. Hier gab es immerhin keine Coehoorn-Mörser[1], und die Pioniere hatten keine Gräben ausgehoben, um sich einigermaßen dagegen zu schützen. Hier gab es nur Bäume, Schnee und einige offene Flächen, welche im Sommer Garten- und Parkanlagen waren, die zum Flanieren einladen sollten. Jetzt lud wahrscheinlich nur Le Tortionnaire dazu ein, sie zu betreten und dort zu sterben. "Haltet euch an den Bäumen!", gab Stiehle den kurzen Befehl, den er eigentlich hätte gar nicht nennen brauchen. Unter Druck musste man aber deutliche Worte sagen, man wollte sie hören, wenn das Herz bis zum Halse schlug und man seinen Puls sogar im kleinen Zeh spürte. Das war soldatisches Training und die Gewohnheit im notwendigen Moment zu springen, zu handeln statt ausführlich zu reflektieren. Reflektieren war etwas für den Strategietisch, aber nicht für den Feldeinsatz unter Beschuss. Stiehle wusste das, Lütjenburg wusste das. Ins Dickicht gedrückt tasteten sie sich vorsichtig vor. Die Tiefe und Beschaffenheit des Schnees testen, um nicht unglücklich zu stolpern. Stiehle zitterte leicht, als er die Hand an den Revolver legte und deutete an, dass er vorlaufen würde, Carl ihm folgen würde, dann Wittmaack und Kienast zum Schluss.

Der Schnee war alles andere als pudrig. Entweder konnten Stiehle und seine Männer aufgrund der dauernden Kälte nicht mehr die feinen Unterschiede in den Temperaturschwankungen wahrnehmen, sodass der Schnee angetaut und wieder gefroren war, oder es war eben sehr feuchter Schnee, der die ganze Zeit gefallen war. Jetzt, da es beinahe sternenklar war, fror es wieder und die Schneedecke verharschte. Die leichte Kruste brach sich unter jedem Schritt und ließ den Schnee noch stärker knirschen. Stiehle hielt immer wieder inne, obwohl er wusste, dass einem die eigenen Schritte immer lauter vorkamen als sie von außen zu hören waren. Er atmete durch und beruhigte sich dadurch, dass er auf Carls Frage im Flüsterton antwortete. "Sie fragten, wann es mit den Bundestruppen losgehen könnte? Ich denke, dass die ersten Truppen zu Beginn des neuen Jahres für einen Einsatz bereit wären. Ja, Teile sind es schon. Sie sind in Bereitschaft, aber noch nicht auf dem Weg, falls der Herzog mit sich reden ließe. Von unserer Antwort hängt dies auch ein wenig ab. Je nachdem, ob wir hier wegkommen oder nicht, können sie also noch diesen Monat in Einsatz gehen." Die Frage nach der Gründen der Ehrlosigkeit beantwortete der Major nicht mehr, aber er ging auch nicht weiter auf seine Gedanken ein, diesen Ort zu verlassen. Stattdessen nickte er Carl nur zu, bereit diese Männer zu warnen, wie der Leutnant dies vorsah. Vorsichtig tastete er sich vor und wurde dann langsam schneller als er sich an den harschen Schnee gewöhnt hatte. Schnell und behände arbeitete sich die Gruppe in die Richtung der Kutsche vor.

Die falschen preußischen Soldaten hatten sich derweil wieder umgezogen und waren im Inbegriff das Gutshaus zu betreten. Mommsen setzte seine Brille wieder auf und zeigte eine fröstelnde Geste. "Ja, wir sollten in der Tat in ein warmes Heim gehen. Aber eigentlich schade um die falsche preußische Uniform. Ich verstehe schon, dass der Preuß' mit seiner Uniform hat. Wenn sie jetzt noch für mich geschneidert gewesen wäre, wie Offiziersuniformen es ja stets sind, hätte ich mich darin fast so breit wie Gustav Karsten gewähnt." Obwohl Mommsen keine Miene in Richtung Freundlichkeit verzog, schien er dies mit dem stoischen Humor seiner nordfriesischen Heimat versehen zu haben, da er ein sonderbares Grummeln von sich gab, welches sich fast als Lachen identifizieren ließ. Die Anspannung war also auch bei dem Historiker groß. Er nickte Samuel ob dessen Bemerkung nur zu, und schien die Erkenntnis zu teilen, sich erst einmal dezent zu geben.
Mommsen und Emil Nobel waren schon auf den ersten Stufen zur Tür, Conrad hatte gerade die Kutschentür geschlossen, als Alfred noch einen Blick in die Richtung des Zeltes warf. Schwarze Schatten bewegten sich an den Birken und Eichen entlang. Kamen sie in ihre Richtung? Alfred hielt kurz inne, während er im Hintergrund hörte, wie Theodor Mommsen, der stoisch-strenge Mann aus Garding, den stilisierten Türklopfer in Schlegelform nutzte, um formell um Einlass zu bitten. Ein dreimaliges Klopfen, welches Alfred glaubte mit seinem Herzen zu erspüren. Als wäre es im Rhythmus seines aufgeregten Herzens gewesen. Emil blickte kurz zu seinem Bruder. Alfred sah die Sorgen im Gesicht seines kleinen Bruders. Würden sie hier wirklich Amnestie erfahren? Würde diese Erpressungssache endlich ein Ende finden und die beiden Nobels könnten sich wieder ihren Leben und ihren Ideen widmen, und ihre ganze Familie aus der Schusslinie habgieriger Söldner bringen? Emil war seine Sorge anzusehen. Er drehte seinen Kopf zu Tür und wartete. Alfred blickte zurück zu den Schatten, aber sie waren verschwunden.

"Jetzt!", gab Stiehle die Weisung aus und geduckt liefen sie so schnell sie konnten aus dem Schutz der kahlen Büsche und entblätterten Bäume in den pfeifenden Wind. Zwei Strecken hatten sie zu überwinden. Einmal eine Strecke von etwa sechzig Meter bis zu einem der Hauswirtschaftsgebäude des Gutes und dann noch einmal einhundert Meter über ganz offene Fläche bis zur Kutsche. Sie hatten nicht mehr viel Zeit. Carl sah, dass die Gruppe um Conrad Rosenstock, seinen Kommilitonen[2], schon in das Gutshaus aufbrechen wollten. Jetzt hieß es die Beine in die Hand nehmen. Carl sah, dass Alfred, der unter einem Laterne stand und schwach ausgeleuchtet wurde, in ihre Richtung schaute. Carl nahm er wohl nur als Schatten wahr. Jedes Handzeichen war verschwendet und über den Platz rufen war töricht, wenn tatsächlich eine Gefahr bestand. Alfred drehte sich kurz um, sie sprinteten los und erreichten wenige Sekunden später bereits das Hauswirtschaftsgebäude. Stiehle atmete schwer von der Anstregung, aber die anderen auch. Für einen Diener der Bürokratie war er recht fit. Den Schweiß von der Stirn wischend lugte er um die Ecke. Ein sehr schmaler Mann mit langen Haaren klopfte bereits an der Tür. "Doppeltes Tempo!" Kienast stöhnte, sagte aber nichts. Stiehle sprintete los.

Mommsen klopfte nochmal an die Tür. Wieder eine Dreierreihe. Alfred spürte es wieder in seinem ganzen Körper. Die Schatten mussten irgendwo in der Nacht verschwunden sein, im Mondlicht unter einer erleuchteten Laterne, ließ sich nicht so viel der Umwelt wahrnehmen. Es war Zeit, dass sie zu den Verhandlungen kamen. Alle hatten sich jetzt bei der Tür gesammelt.

Der Vorplatz war unter Schnee verborgenes flaches Gras, von Stiehle wusste wie ein typischer Park aufgebaut ist. Jetzt konnte er die schweren Lederstiefel tief in den Boden stemmen und seine ganze Beinmuskulatur nutzen, um schnell über den Platz zu laufen. Sie mussten die Kutsche erreichen und dann konnten sie mit den Männer sprechen. Stiehle flog geradezu durch den verharschten Schnee, die Gefahr des Ausrutschens missachtend. Von Lütjenburg, Wittmaack und Kienast folgenden kurz darauf. Sie hatten es fast geschafft.

Ein dumpfes Geräusch in der Ferne[3]. Irgendwas Klopfendes, Schlagendes, was an das Geräusch erinnerte, welches ein Ledergürtel machte, wenn ein strenger Vater die Züchtigung seines Balges ankündigte. Irgendetwas fiel. Alfred Nobel, Samuel Weißdorn und Conrad Rosenstock drehten sich um, sie sahen, dass vier Männer auf sie zugerannt kamen. Sie waren in der Mitte des Hofes. Keine fünfzig Meter entfernt. Einer von ihnen lief jetzt außer Reihe, wurde abrupt langsamer. Hielt er sich den Hals? Vor einer Laterne kam er ins Stolpern, Blut lief aus dem, was sein Hals mal gewesen war. Er bewegte den Mund, als wollte er etwas rufen oder sagen. Dann brach er zusammen. Die drei Männer davor rannten einfach weiter, wie von einer Hornisse gestochen. Wieder dieses Geräusch. Der letzte der drei Männer brach im Laufen zusammen und rutsche im Schnee noch einen Meter nach vorne, dort blieb er reglos liegen. "RUNTER!", brüllte Stiehle jetzt, nahe der Kutsche und warf sich zu Boden und rollte sich unter die Kutsche. "VERDAMMT, RUNTER!"

Mommsen wurde bleich. Er sah, dass der dritte Mann, ohne zu wissen, dass er Wittmaack hieß, röchelte, hustete, zitterte, schwächer werdend. Er sah den anderen Mann mit offenen Hals an der Laterne lehnen. Mommsen erbrach sich über das Treppengeländer. Emil prügelte jetzt an den Türklopfer, versuchte wie wild die Tür zu öffnen. Doch sie war verschlossen. Er klopfte noch heftiger. "ÖFFNEN SIE! ÖFFNEN SIE! HILFE! ÖFFNEN SIE!"

Le Tortionnaire war zurück.
 1. Ein häufig genutzter Belagerungsmörser nach Plänen des Niederländers Menno van Coehoorn.
 2. Kommilitone bedeutet Kampfgefährte oder Kamerad. Immer wieder spannend, was für eine Sprache wir modernen Studenten eigentlich nutzen, ohne dass die meisten sich dieser Feinheiten gewahr sind.
 3. Das Geräusch als Hörprobe
« Letzte Änderung: 24.05.2013, 00:54:26 von Menthir »
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Carl von Lütjenburg

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Casus Belli
« Antwort #318 am: 24.05.2013, 11:42:07 »
Das Warten war nun endgültig vorüber. Wenn Carl sich nicht um die Gefahr, der sie sich nun auslieferten, und der Dringlichkeit ihres Handels bewusst gewesen wäre, so hätte er sich wohl gefreut. Hinter von Stiehle spurtete er durch den abendlichen Schnee und bemühte sich dabei bloß nicht ins Straucheln zu kommen. Lagen Schützen da draußen auf der Lauer, die nur darauf warteten die Preußen ins Ziel zu nehmen? Carl verwarf diesen Gedanken - wenn dem so wäre, würde er es sicher bald erfahren.

Von Stiehles Worte bestärkten seinen Willen diese Nacht durchzustehen und zu überleben. Wenn sie hier erfolgreich wären und es schnell zurück schaffen konnten um Meldung zu machen, würden die deutschen Chancen sicher besser stehen, mit jedem Tage, den dieser Krieg nun früher ausbrechen würde. Carl nickte dem Major entschlossen zu und schon liefen sie weiter, bis sie am Hauswirtschaftsgebäude eintrafen. Von hier war es nun das schwerste Stück, wenn gleich es sich von nun an besser Laufen lassen würde. Doch ohne Deckung servierten sie sich quasi selbst auf dem Silberteller. Kurz blickte er umher, ob man den Platz nicht doch umgehen könnte, doch drängte die Zeit zu sehr, als das ein weiträumiges Umlaufen zu einer echten Option werden könnte. Also mussten sie es wagen.

Den ersten Schuss hatte Carl fast nicht wahrgenommen, so sehr hämmerte sein Puls in den Ohren, er fühlte ihn vielmehr. Beinahe meinte er das Glas zersplittern zu hören, wie damals als es seinen Freund Karl Schreiber erwischt hatte und später beinahe ihn selbst, doch was er wirklich hörte war das Schlurfen von Schuhen, als würde jemand die Füße beim Gehen nicht richtig hochnehmen. Kienast war getroffen. Stiehle konnte er noch vor sich sehen und Wittmaack war genau hinter ihm.

Carl rechnete mit einem zweiten Schuss und wollte sich gerade darauf konzentrieren um die Position des Schützen zu erlauschen, als dieser zweite Schuss schon gefallen war[1]. Übelkeit drohte ihn zu übermannen, als er das Geräusch vernahm, das die Kugel verursachte als sie in Wittmaacks Körper einschlug. Doch Carl zwang sich dazu die letzten Meter zu nehmen und ließ sich neben von Stiehle fallen, die Deckung der Kutsche nutzend.

Leise fluchend  bleib er zunächst flach liegen und gestattete sich einige Sekunden, um wieder zu Atem zu kommen. Dann versuchte er zunächst in Richtung der Tür zu schauen. Bevor es ihn und von Stiehle auch noch erwischen würde, musste er Conrad und Alfred über den Herzog in Kenntnis setzen. "CONRAD!" rief er laut "DIE SÖLDNER GEHÖREN ZUM HERZOG! ER HAT UNS BETROGEN! BLEIBT IN DECKUNG!"

Das musste zunächst reichen, er konnte nicht so viel schreien, brauchte seinen Atem für das was er als nächstes vor hatte. Er riss seinen Revolver aus dem Halfter, linste kurz in die Trommel und ließ sie dann mit einer Bewegung aus dem Handgelenk wieder zuschnappen. Er hielt von Stiehle den Griff der Waffe hin. "Geben Sie mir Feuerschutz, Major! Ich hole Wittmaack!" Carl wartete, dass von Stiehle die Waffe genommen hatte und bereit war. Dann richtete er sich in die Hocke auf, als wäre er ein Sprinter. Und tatsächlich wartete er nur auf von Stiehles Startschuss. Sein erstes Ziel war Wittmaack, der näher an der Kutsche lag, doch wenn dieser schon tot sein sollte würde er Kienast holen. Dieser elende Franzose hatte schon genug Deutsche auf dem Gewissen... Zornig rannte er los, als er den ersten Schuss hörte.
 1. Perception 13, ich gehe davon aus, dass das für nichts gut ist und habe es entsprechend gleich im Text eingebunden
« Letzte Änderung: 24.05.2013, 11:53:18 von Carl von Lütjenburg »

Samuel Weissdorn

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Casus Belli
« Antwort #319 am: 24.05.2013, 22:13:10 »
Samuel sah erschrocken, wie die Männer zu Boden gingen, nachdem die Schüsse zu hören waren. Schnell ging er hinter der Kutsche in Deckung. "Ich hasse es, wenn ich Recht behalte", ging es ihm durch den Kopf. Hätten sie sich doch nur mehr Zeit genommen, mehr Informationen eingeholt. Es war ein Schachspiel, und jetzt gerade war ihr König bedroht.

Seine Augen suchten die Umgebung ab. Bedachte man die Bewegung der Männer, als sie getroffen worden waren, mussten die Schüsse aus Richtung der Scheune kommen... und tatsächlich meinte er, dort eine Bewegung zu entdecken. Der Gegner, offensichtlich ein Scharfschütze, war zu weit entfernt, um ihn mit dem Revolver oder irgendeiner anderen Waffe auszuschalten. Somit reduzierten sich die Variablen, und rasend schnell fügte Samuel aus den ihm zur Verfügung stehenden Elementen diejenigen ein, die ihm voraussichtlich das zufriedenstellendste Ergebnis brachten.

"ER IST UNS IN DIE FALLE GEGANGEN, ZÜNDET DEN SPRENGSATZ! JAGT DIE GANZE SCHEUNE IN DIE LUFT UND DIESEN MISTKERL GLEICH MIT!"

So laut er nur konnte, schrie er über den Platz. Der Schütze würde ihn hören, da gab es keinen Zweifel. Blieb nur die Frage, ob er ihm den Bluff abnehmen würde.[1] Denn wenn ja, würde der Mann so schnell er konnte flüchten, und sie würden wertvolle Zeit gewinnen und wären erst einmal aus der Schusslinie.

Noch während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, nestelte er an seinem Rucksack und holte dort eine Stange hervor, die wie eine Art Feuerwerkskörper aussah. Schnell zündete er den Rauchstab und warf ihn ein Stück weit hinter die Kutsche. Der Rauch würde sich ausbreiten und so die Sichtlinie zwischen ihnen und dem Schützen vernebeln.[2]
 1. Bluff: 37
 2. Sollte das parallel zum Bluff nicht möglich sein, setze ich einen Hero Point für eine zusätzliche Aktion ein.
« Letzte Änderung: 24.05.2013, 22:13:58 von Samuel Weissdorn »

Alfred Nobel

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Casus Belli
« Antwort #320 am: 25.05.2013, 16:32:35 »
Mit entsetztem Blick und kreidebleichem Gesicht war Alfred in den letzten Momenten zu kaum mehr in der Lage, als mit beiden Händen seine Tasche vor seine Brust zu pressen und die gefallenen Soldaten anzustarren. Die weit aufgerissenen Augen des Schweden fokussierten den blutenden Mann an der Laterne, unfähig, auf die umgebenden Rufe zu reagieren. Erst als die Schüsse aus den Revolvern des preußisches Majors fielen, wurde Alfred klar, dass er sich nicht geirrt hatte: Es war tatsächlich Leutnant von Lütjenburg, dem sie in Emkendorf trafen. Doch die Umstände erlaubten ganz offensichtlich keine angenehme Begegnung.

"Es... - Es kommt von der Scheune!," brachte Alfred schließlich stammelnd hervor, bevor ihm klar werden konnte, dass Samuel den Schützen schon längst entdeckt hatte. Bei jedem Schuss der Revolver zuckte Alfred zusammen, und als der Rauchstab Samuels wenige Meter vor ihren Füßen mit einem hellen Zischen zündete, blieb ihm der Atem stocken. Es dauerte einen Augenblick, bis Alfred die Absicht des Kieler Dozenten nachvollziehen konnte.

Keuchend presste der Chemiker sich an die Tür zum Herrenhaus neben seinen Bruder und rutschte unsanft in die Knie. Mit fahler Stimme raunte Alfred Emil zu. "Brich es auf, Emil!," keuchte die sonst so ruhige Stimme des Schweden heiser, "Brich das Schloss auf!" Fieberhaft machte sich der Chemiker an den Verschlüssen seiner Tasche zu schaffen, doch seine zitternden Finger schienen stur ihren Dienst verweigern zu wollen. Erst nach unerträglichen langen Momenten schnappten die Scharniere des Lederkoffers auf. Der Schweiß von Alfreds Stirn verfing sich bereits in dessen Augenbrauen. Unvorsichtig griff der Schwede zwischen die Reagenzien und Glasbehälter, um die Werkzeugmappe an seinen Bruder zu reichen. Das klirrende Glas klang schauderhaft, als Alfred die Mappe aus seiner Tasche zog, und Alfreds Augen wurden groß, als er sah, was ihm seine Nachlässigkeit einbrachte: Eine der Phiolen war aus ihrem Fach gerutscht und kippte über den Rand des Koffers.

Alfred presste nur einen erstickten Ton hervor, während er hektisch versuchte, nach dem fallenden Behälter zu greifen. Doch in der einen Hand die Werkzeugmappe und im anderen Arm die Reisetasche gelang es ihm nur, das unscheinbare verkorkte Gläschen mit einer ungeschickten Bewegung von sich zu schlagen. Panisch riss Alfred mit geschlossenen Augen den Koffer vor sein Haupt  und wandte sein Gesicht ab, wohl wissend, dass die Geste absolut nutzlos ob der gleich folgenden Katastrophe sein würde. In hohem Bogen sprang die Phiole einige Meter durch die Luft und landete unsanft zwischen Kutsche und Türschwelle.

Das Glas mit der farblosen Flüssigkeit am Boden zersprang sofort. Einen Sekundenbruchteil dauerte es, bis die Lösung in bösartiger blauer Lumineszenz mit der Luft reagierte. In ohrenbetäubendem Knallen explodierte das Reagenz, und dichter, schwarzer Rauch begann sich zu bilden, nicht ungleich dem Rauchstab, den Samuel hervorgebracht hatte. Ungläubig öffnete Alfred wieder seine Augen. Die Phiole war weit genug geflogen, um niemanden zu verletzen. Der Rauch verschleierte die Türschwelle und verschluckte Kieler und Nobels in einer undurchsichten Wolke.[1]

"Himmel, Oh Himmel...!," stammelte Alfred nur, während er zitternd die Werkzeugmappe an Emil reichte und zu Boden rutschte. Tief atmete Alfred Nobel ein, ehe er wieder in die Tasche griff, um die Schatulle hervorzuziehen. Noch immer zitterten seine Hände, als er die Laborbrille hervorbrachte und sie über sein verschwitztes Haupt zog. Schmatzend schnappten die Okulare über die Augen des Chemikers. Zurrend passten sich die Blenden den schwachen Lichtverhältnissen in der Rauchwolke an. Obwohl Alfreds Puls noch immer Trommelwirbel schlug, verflog das heftige Zittern seiner Hände mit einem Mal. Die Finger des Chemikers fanden ganz plötzliche Ruhe.
 1. Rauchbombe: 24 Feuerschaden, 11 Spritzerschaden (Radius 1,5 m); zusätzlich: Nebelwolke, Durchmesser 7,5 m für 54 Sekunden (9 Runden)
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 - A Riddle, 1851

Conrad Rosenstock

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Casus Belli
« Antwort #321 am: 25.05.2013, 17:11:52 »
Conrad wollte schon auch etwas brüllen, aber die Ereignisse überschlugen sich etwas. Er war schockiert darüber, dass die Söldner nur ein Trick des Herzogs angeblich waren. War der Herzog wirklich so ein großer Schuft? Dann musste man ihm die Herrschaft wirklich verweigern, denn er würde bei solch einer Tat kein Mann von Ehre sein, den man die Führung eines ganzen Landes anvertrauen konnte. 

Aber viel weitere Gedanken konnte sich Conrad gar nicht machen. Der Student hatte durchaus Mitleid mit dem fremden Preußen. Würde er diesen Schuss irgendwie mit viel Glück überleben? Es war ganz sicher der Schütze, der Karl Schreiber getötet hat, hat auch diesen Soldaten verwundet, wenn nicht sogar mittlerweile schon getötet hat. Hoffentlich konnte Carl etwas für ihn tun, auch wenn er keine Heilmagie beherrschte, soweit Conrad wusste.

Conrad wollte erst Zielscheibe für den fremden Schützen spielen, um Carl mehr Zeit zu verschaffen, aber momentan musste er beim Bluff von Samuel Weissdorn mitspielen. Der Nebel kam Conrad ganz recht. Als er noch keinen Streit mit seinen Vater hatte, beschäftigte sich Conrad mit verschiedensten Waffentypen. Trotz Nebel würde er sein Gewehr fast automatisch nachladen können. Die Zeit verstrich allerdings quälend langsam. Sich wieder mit seinem Vater zu vertragen, hätte wohl in dieser Situation den Vorteil für Conrad gehabt, dass er eine noch bessere Schusswaffe gehabt hätte; diese hier hatte schon einige Zeit auf dem Buckel. Trotzdem war es dann irgendwann soweit und die Waffe war schussbereit. Bald würde Conrad auch zum anvisieren übergehen. Aber zuvor würde der gefährliche Fremde wohl seinerseits noch handeln können.  Würde der Schütze wegen den Worten von Herrn Weissdorn einfach panisch aus der Scheune springen? Conrad glaubte ja lediglich, dass die Lüge ihnen nur einige Sekunden an Zeit verschaffen würde. Aber er war gespannt, was als nächstes passieren würde. 

Menthir

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Casus Belli
« Antwort #322 am: 27.05.2013, 16:23:12 »
7. Dezember 1863 - Am Morgen des Krieges? - 18:16 Uhr - Gut Emkendorf

Mit einem zweiten Revolver bewaffnet, krabbelte Stiehle hinter eines der schattenhaften Räder der magischen Kutsche, richtet sie sich soweit auf, wie es ihm nötig war, um beide Revolver zu bedienen und schoss in die Richtung der Scheune. Scheinbar war der Schütze dort lokalisiert wurden. Stiehle war nicht wahnsinnig genug auf die offene Fläche zu rennen, um Deckung in Form von Schüssen zu geben. Das wäre törricht gewesen und wahrscheinlich konnte er Carl gar nicht ausreichend mit den Revolvern schützen, dennoch hielt er Carl von Lütjenburg nicht auf, als dieser versuchte Wittmaack in Sicherheit zu bringen. Quälend langsame Sekunden, sie vergingen nur zäh. Gustav von Stiehle spürte, wie sein Finger den Druckpunkt des Abzuges suchte, aus reiner Gewohnheit. Ihm war klar, dass es gar nicht um das genaue Zielen ging. Er konnte seinen Feind von hier aus nicht einmal sehen. Die anderen hatten vielleicht den Feuerstoß des Schusses gesehen oder den noch leicht glühenden Lauf der Waffe oder eine Reflektion durch den Schnee, einen Schatten. Stiehle sah ihn nicht. Er zog den Abzug durch, spürte den Rückstoß seines Revolers in der rechten Hand, spürte wie ihm die Sicherheit und Kraft in der Schusshand fehlte, wenn er die Unterstützung der zweiten Hand nicht zum stabilsieren hatte. Er schmerzte furchtbar, als der schießende Revolver sein Handgelenk hochdrückte, doch im selben Moment hatte er bereits den Abzug des Revolvers in seiner linken Hand betätigt. Die Waffe zog nach oben und er verlor sie fast aus dem Griff. Stiehle duckte sich wieder weg und zog die beiden Hähne[1] zurück.

Samuels Worte ertönten lautstark in der Nacht, sein letztes Wort wurde bereits von der explodierenden Reagenz Nobels verschluckt, aus der Reagenz und aus dem Rauchstab Samuels stieg nun fester Nebel auf und würde es für den Scharfschützen die nächsten Sekunden unmöglich machen, seine gefährlichen Schüsse auf die Gruppe gezielt abzugeben. Der Lärm legte sich, es ertönte kein Schuss mehr, nur das Stöhnen des schwer verwundeten Wittmaacks. Carl nahm ihn unter den Schultern und zog ihn mit aller Kraft, so schnell er auf dem glatten, harschen Schnee konnte, hinter die Kutsche. Wittmaack zitterte, die beiden zogen eine kräftige Blutspur hinter sich her. Der Wahlpreuße setzte Wittmaack ab und blickt auf ihn. Er holte nur schnappend nach Luft, mit kurzen, flachen Atemzügen. Er blickte Carl mit glasigem Blick an, als wollte er etwas sagen. Carl sah, dass er sich den Torso hielt auf Höhe des Solarplexus. Seine Hände waren voller Blut, aber auch unter Wittmaack bildete sich eine Lache. Er hustete Blut. Die Kugel musste ihn von hinten erwischt und seinen Körper durchschlagen haben, das konnte Carl sagen.  Dass er Blut hustete, sprach für innere Verletzungen. Es sah nicht gut für Wittmaack aus.

Emil holte ein kleines Mäppchen mit Werkzeugen heraus. "Aufbrechen!", wiederholte er nur die Anweisung seines Bruders, schnappte sich einen Haken[2] und prüfte das Schloss auf Stifte und Verschlussmechanismus. Emil war schweißnass, von kalkiger Gesichtsfarbe. Er fummelte mit dem filigranen Werkzeug in dem Schloss rum, welches schön verziert war, aber wohl nicht besonders einbruchsicher, denn Emil zog den Haken wieder raus, nahm einen einfachen Dietrich[3] hervor und drehte das Schloss mit einem siegreichen einfach von innen auf. "Herrenhäuser, die nur mit Buntbartschlössern[4] verschlossen sind. Wenn ich das als Jugendlicher gewusst..."
Ein weiteres dieser Geräusche peitschenden Leders, ein weiterer Schuss, unterbrach Emil Nobel in seinen Worten und vor Schreck ließ er das Werkzeug fallen mit aufgesperrtem Mund. Er sackte in sich zusammen...

Fassungslos starrte Emil noch immer auf die Tür, nur wenige Zentimeter von seinen Händen entfernt war das Geschoss knapp über dem frisch geöffneten Schloss eingeschlagen, hatte das Holz splittern und den Türbeschlag brechen lassen. Ein Teil des Metalls war herausgebrochen und hatte Emil leicht in die Hand geschnitten. Keine tiefe körperliche Wunde, doch Emil saß nun apathisch da, in sich zusammengesunken und blickte auf das wenige Blut, welches aus dem Schnitt lief. Da die Gruppe recht nah beinander stand, hatte der Schütze wohl einfach einen Schuss gewagt. Es war schwer zu sagen, wie der Schütze auf die Worte Samuels reagierte, da nun eine Nebelwand beide Seiten trennte. Oder gab es noch mehr potenzielle Angreifer? Einer der näher war? Vielleicht waren die Gefangenen, die beiden Schotten, der Haldane und der Munro wieder freigelassen wurden, wenn der Herzog eigentlich die Söldner für seine Zwecke nutzte?

Mommsen machte die Tür auf und versuchte Emil hinter sich herzuziehen. "Raus aus dem Schussfeld!", forderte er nun mit nach Erbrochenem riechendem Atem, zog Emil auf die Beine und schob sich hinter die Tür. Von Stiehle rollte jetzt aus dem Schutz der Kutsche und packte Wittmack an den Beinen, Carl bedeutend, die Arme des schwer verwundeten Preußen zu nehmen. Wortlos verstanden sie sich, sie hoben den Mann an und rannten hinter den anderen im geordneten Rückzug in die großen Vorraum des großen Herrenhauses. Carl konnte sich noch lebhaft daran erinnern, wie Stiehle vor Stunden noch relativ entspannt an der Wand stand und eine Zigarette anbot. Jetzt waren beide klamm vom feuchten Schnee, hatten durch den verwundeten Wittmaack Blut an ihrer Kleidung. Sie setzten Wittmaack auf dem Teppichboden ab. Von Stiehle kniete sich über Wittmaack. Wut, Ärger und Trauer waren in den Augen des Majors zu lesen. "Wittmaack! Wittmaack!", rief er und schüttelte den Soldaten, der langsam wegzudämmern schien. "Es ist wird alles warm.", stammelte der schwer Verwundete langsam und geistesabwesend. "Halten Sie durch, Wittmaack. Das ist ein Befehl, Sie Kerl!"

Emil Nobel und Mommsen verließen den direkten Bereich der Tür, nachdem Emil sie wieder zuschlug. Die Vorhalle war karg eingerichtet, wenige Holzmöbel standen hier, ein großer Teppich lag im Vorzimmer, kaum Bilder, nur die Wände und Decken waren mit Stuck[5] verziert. Es war still im Haus, als hätte keiner die Anwesenheit mitbekommen wollen. So schien es zumindest für einen Moment, ehe aus einer großen Doppeltür Licht drang, sie sich öffnete und ein junger Mann durch die Tür schritt. Eisblaue Augen, lange, leicht wellige, blonde Haare und der Gang eines Reiters. Er hatte ein sehr junges Gesicht und kämpfte mit einem verschmitzenden Lächeln. Carl hatte diesen jungen Mann bereits gesehen. Es war Thoralf. Er trug noch immer die Kleidung eines holsteinischen Soldaten. Sein Lächeln verschwand, als er den schwer verletzten Preußen am Boden liegen und verbluten sah. Kurz wirkte er bestürzt, ehe er dreiste Worte fand. "«Dunner'slach»: Säh de Jäger! «De Rehbuck steit je brilljant inn't Füür"» Dor secht de Drieber: «Scheet man noch mal, he hett dat villicht nich hört[6]»! "
Obzwar seine Art des Plattdeutschsprechens dem Norddeutschen verriet, dass er aus dem Hamburger Raum stammen könnte, waren seine Worte sicherlich geschmacklos. Seine Bestürzung über die Verletzung jedoch schien echt, denn erklärte er seine Worte. "Der Herzog hat Sie des Hauses verweisen, Major von Stiehle, Oberleutnant von Lütjenburg. Ich sehe die Notwendigkeit der Hilfe bei diesem armen Soldaten, doch frage ich mich, was sie spät am Abend noch immer auf Gut Emkendorf machen? Sie hätten längst in Neumünster[7] oder gar mit viel Glück gar in Segeberg[8] sein können. Ich werde Ihnen Hilfe holen. Warten Sie hier."
Schnell drehte sich der Mann wieder um und verschwand hinter der Doppeltür, die weiter ins das Gebäude führte und ließ die Männer dort zurück. Von Stiehle riss derweil eine schwere Gardine vom Fenster, um mit dem Stoff die Wunden Wittmacks zuzudrücken.

Es war eine merkwürdige Situation. Hatte niemand im Gut etwas von dem Lärm vor der Tür mitbekommen? Von den Schreien, den Rufen? Von der Explosion der Reagenz? Es war schwer zu sagen. Vielleicht hatten die vielen Gestalten, die sie an den Fenstern gesehen hatten, auch Angst und der Herzog hatte sich schon längst wieder in seinen klirrend kalten Schutzraum zurückgezogen? Andererseits hatten Carl und Conrad auch beim letzten Male die Männer draußen nicht sterben gehört, nur Karl und den zweiten Haldanesöldner. Mommsen hatte sich auf den Boden gesetzt und hielt sich den Bauch. Es ging ihm noch immer schlecht. Emil sprach schließlich aus, was jeder denken mochte. "Ein bescheidener Beginn für eine Verhandlung..."
 1. Die Revolver zu dieser Zeit sind Hahnspanner-Waffen, also Single-Action-Waffen.
 2. Haken (Lockpicking)
 3. Dietrich (Werkzeug)
 4. Buntbartschloss
 5. Stuck
 6. Übersetzung für jene, die sich nicht sofort mit dem Niederdeutschen anfreunden können: "Donnerschlag"! Sagte der Jäger. "Der Rehbock steht ja brillant im Feuer"! Da sagt der Treiber: "Schieß noch mal, er hat es vielleicht nicht gehört"!
 7. Neumünster
 8. Segeberg
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Conrad Rosenstock

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Casus Belli
« Antwort #323 am: 31.05.2013, 17:02:10 »
Conrad zog sich auch mit den anderen zurück. Einiges an Adrenalin durchfloß immer noch seinen Körper; mit dem Gewehr zielte Conrad auf den Eingangsbereich. Er rechnete mit allem im Moment. Die Worte Carls, dass der Herzog ein falsches Spiel mit ihnen trieb, schockierte Conrad immer noch. Würden sie hier wieder lebend von Gut Emkendorf wegkommen? Wenn man sich den Herzog und den Braunschweiger hier vor Ort zu Feinden machen würde, hatte man es wahrhaft mit mächtigen Feinden zu tun. Möglicherweise erklärte sich so Conrads leichter Anflug von Ungläubigkeit, der sich Carl noch zeigen würde.

Am Rande bekam Conrad die Szenarie mit dem blonden, jungen Mann mit. Trotz aller Konzentration auf den Eingangsbereich horchte Conrad auf, als er beläufig mitbekam, dass Carl, obwohl er zuvor scheinbar das Leben des Herzogs gerettet hat, des Hauses verwiesen wurde. Vielleicht hatte er wirklich nur scheinbar das Leben des Herzogs gerettet? Als der Reiter endlich wieder weg war, sagte Conrad an Carl gerichtet: "Was sagst du da Carl: Der Herzog hat uns betrogen? Es hat uns gegenüber nur ein falsches Schauspiel abgezogen? Die Söldner gehören in Wirklichkeit zu ihm? Hast du dafür Beweise? Wenn du recht hast, sitzen wir nämlich ziemlich in der Scheiße. Übrigens hat Emil diese rothaarige Attentäterin beschossen, die auch beim Kampf gegen diese Schotten dabei war. Sie hat sich geschickt im Nebel angeschlichen und ist dann auch wieder in ihm verschwunden. Es war pures Glück, dass ich sie gerade so noch wahrnehmen konnte, als sie ihren Schuss abgab. Aber am gefährlichsten ist wohl dieser Scharfschütze. Schade, dass sich dieser Feigling nicht in den Nahkampf wagt, bei einer ehrenhaften Auseinandersetzung im Nahkampf hätte ich wahrlich bessere Chancen ihn zu besiegen. So viele Feuergefechte habe ich nämlich noch nicht hinter mir." 

Carl von Lütjenburg

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Casus Belli
« Antwort #324 am: 31.05.2013, 18:20:49 »
Carl war immer noch außer Atem, als er Wittmaack mit von Stiehles Hilfe in das Haus geschleppt hatte. Tief durch schnaufend sah er den verletzten Sergeanten an und er begriff nun erst wie schlecht es um den Mann stand. Inständig hoffte er, dass es noch nicht zu spät war und in seiner Sorge vergaß sich über das ungebührliche Verhalten des jungen Mannes, den er als Thoralf kennengelernt hatte, zu ärgern. Er nickte lediglich einmal vor sich hin, als dieser meinte, er würde Hilfe holen. Einen Augenblick lang überlegte er, ob der Mann eine Gefahr für sie war, doch schien es Carl, dass seine Bestürzung aufrichtig gewesen war. Außerdem gab es im Augenblick ohnehin nicht viele Möglichkeiten für sie.

Als Thoralf verschwunden war, wandte Carl sich Conrad zu, doch dieser ergriff das Wort zuerst. Dennoch ließ er es sich nehmen, seine Freude zu bekunden, bevor er auf die Fragen seines Kommilitonen antwortete "Conrad! Du glaubst nicht wie sehr es mich freut, einen weiteren Freund hier zu wissen. Das sind Major von Stiehle und Sergeant Wittmaack, wir waren eigentlich drei Mann mehr..." Carl schwieg unwillkürlich, es war immer noch ungewohnt für ihn den Verlust von Mitstreitern zu akzeptieren. Doch schnell mühte er sich wieder seinen gewohnten entschlossenen Ausdruck anzunehmen. "Mein Freund, du hast immerhin ein Gewehr dabei, während meines wohlbehalten aber nutzlos in Kiel liegt. Wir haben nur Revolver und Säbel, damit ist diesem Franzosen nicht ohne Weiteres beizukommen. Aber wenn wir eine Chance bekommen, dann werden wir ihn uns greifen!"

Carl sah nun die anderen Anwesenden an und staunte nicht schlecht, als er Professor Himly, den er als Chemiestudent kannte, erblickte[1]. "Die Herren Nobel. Es freut mich Sie beide wohlauf zu sehen. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, dass ich Sie hinter Schloss und Riegel gebracht habe, doch wie es scheint, war mein Misstrauen gegenüber dem Braunschweiger nicht ungerechtfertigt.

Conrad, ich möchte gerne alles was ich weiß mit dir und den Herren Nobel teilen, doch zunächst muss ich dich bitten mir deine Begleiter vorzustellen. Von denen kenne ich nämlich lediglich Herrn Professor Himly."

 1. Bin ich mal von ausgegangen, wenn nicht bitte heraus editieren.

Samuel Weissdorn

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Casus Belli
« Antwort #325 am: 02.06.2013, 23:22:20 »
Als der Hausangestellte den Raum betrat, glitt Samuels Hand sofort zu seinem Revolver. Doch zog er ihn zunächst noch nicht, sondern beobachtete den Fremden nur. Hilfe war notwendig, dennoch hatte er ein wenig ein schlechtes Gefühl bei dem Mann. So ging er zu ihm und hielt ihn noch kurz am Oberarm fest, bevor dieser den Raum verließ.

"Das Überleben dieses Mannes ist entscheidend, nicht nur für uns, sondern auch für den Herzog. Halten Sie sich nicht mit irgendwelchen Formalien auf, holen Sie auf dem schnellsten Weg Hilfe und kehren Sie ebenso auf dem schnellsten Weg wieder zurück. Er verblutet, und es ist höchste Eile geboten. Verstanden, Mann?"[1]

Dann ließ er ihn los - aber nicht, ohne noch nachzusetzen: "Wenn er draufgeht, mache ich Sie persönlich verantwortlich." Im nächsten Moment bewegte sich Samuels Hand - so blitzschnell, dass der Mann der Bewegung kaum folgen konnte. Der Revolver flog aus dem Holster in seine Hand und berührte für den Bruchteil einer Sekunde den Hals des Hausangestellten. Fast im gleichen Moment war die Waffe wieder an Ort und Stelle.[2] "Verstanden?"

 1. Bluff: 33, mit Convincing Lie
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Casus Belli
« Antwort #326 am: 03.06.2013, 01:07:58 »
7. Dezember 1863 - Am Morgen des Krieges? - 18:17 Uhr - Gut Emkendorf

Der o-beinige Reiter ließ Samuels Verhalten über sich ergehen, aber seine Augenbrauen zuckten wild. Seine Mimik ließ sich wie eine Tageszeitung lesen, auf der große Schlagzeilen voller Empörung standen. Das Anpacken schien dem Mann wenig auszumachen, aber die Wortwahl ließ ihn das Gesicht immer mehr verziehen und als Samuel dann auch noch den Revolver nutzte und damit eine offene Drohung aussprach, meißelte der Grimm dem Gesicht gänzlich unbekannte Falten ins Antlitz. Als Samuel ihm dann die entscheidene Frage stellte, ein Fanal als Despektierlichkeit in den Augen des stolzen Reiters, rückte dieser lediglich seine Uniform wieder zurecht und ging forschen Schrittes zu der Tür. Der Blick des Mannes hatte eine gewisse Kälte gewonnen und es schien, als würde er mit seinen Worten ringen.

Die Tür öffnete sich und der blondhaarige, junge Mann zog sie sich in den Rücken, blickte auf Samuel und dessen Revolver, ohne auch nur ein Wort zu sagen; doch dieser Blick. Er verhieß nichts Gutes. Samuel konnte sich sicher sein, dass der blonde Mann mit den eisblauen Augen ihm künftig nur noch mit Antipathie begegnen würde. Er wischte sich über die Stelle, an welcher der kalte Revolver seinen Hals auf Höhe der Halsschlagader berührt hatte. Er zog die Tür hinter sich ins Schloss und man hörte seine schnellen Schritte kurz über den Flur hallen.

Theodor Mommsen näherte sich derweil dem am Boden liegenden Wittmaack. Emils Worte, dass dies kein idealer Beginn für eine Verhandlung war, schienen gerade neue Bestätigung gefunden zu haben. Mommsen blickte nochmal kurz zur Tür und reagierte auf Carl von Lütjenburg. "Wir können für uns selbst sprechen. Ich bin Professor Theodor Mommsen." Er grüßte mit einem kurzen, direkten und für seine gebrechliche Gestalt sehr festen Händedruck. Carl Himly jedoch grüßte nur aus der Entfernung und betrachtete sich das Loch in der Tür aus ausreichend großer Entfernung. Er rieb sich noch immer die Finger, da er die ganze Fahrt nach Emkendorf im Freien verbracht hatte und zudem die Zügel in der Hand hielt. Er pustete sich warme Luft in den Hohlraum, den er mit seinen Händen bildete. Er enthielt sich momentan der Worte, zu sehr war er dafür unter Wind und durchgefroren. Stattdessen äußerte sich Theodor Mommsen wieder. "Keine Sorge, Herr Rosenstock. Solange wir uns nicht an Fenstern aufhalten, dürften wir von diesem Attentäter Luft haben.", er wandte sich jedoch unverzüglich dem Leutnant zu. "Aber was sagen Sie da? Der Herzog hat wen betrogen? Und in welcher Hinsicht? Und was meinen Sie damit, dass die Söldner eigentlich ihm dienen? Erklären Sie das bitte!"
Himly näherte sich aufgrund der Worte, blickte derweil mit halb nachsichtigen, halb sorgenden Blick auf Samuel und näherte sich ihm dann schließlich doch und legte ihm die Hand auf die Schulter. "Herr Weissdorn, ich war damals auch so nervös, als wir '48 in Stellung lagen und beschossen wurden. Ich habe mich beinahe eingenässt, vielleicht habe ich das sogar auch. Ich lag lange dort. Es ist nur eine flüchtige Erinnerung und doch nichts, an das man sich je gewöhnen kann." Samuel spürte, dass die Hände Himlys zitterten und völlig durchgefroren waren. Er konnte jedoch nicht sagen, ob sie nur wegen der Kälte so zitterten, oder weil Himly auch von Furcht geplagt war. "Atmen Sie tief durch. Wir schaffen das schon, ohne jedem den Tod durch Sprengung oder dem Revolver anzudrohen. Wir sind aus Vernunftgründen hier. Vergessen Sie das nicht, Herr Weißdorn." Er drückte Samuel aufmunternd die Schulter und beugte sich zu Major Stiehle runter, der inzwischen damit beschäftigt war, seinen getroffenen Kameraden zu wärmen, in dem er ihn seine eigene Dienstmantel umgeworfen hatte. Er hatte den stöhnenden, langsam wegdämmernden Wittmaack auf die Seite gelegt. Er versuchte mit der Dienstmantel auf beiden Seiten des Torsos die durchgehende Wunde zuzudrücken. Obwohl Himly fror, zog er auch seinen dunklen Mantel aus, und übernahm den Rücken Wittmaacks, während von Stiehle dem Getroffnen Mut zusprach, der nur noch schwach flüsterte. "Ich komme nach Hause..."
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Alfred Nobel

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Casus Belli
« Antwort #327 am: 03.06.2013, 19:16:10 »
"Äußerst bescheiden," pflichtete Alfred seinem Bruder mit einem kargen Raunen bei. Beide Nobels saßen nebeneinander an die Wand lehnend auf dem Boden der Vorhalle. Wären die Augen des alteren Bruders nicht durch die dicken Gläser der Brille veschleiert, so wäre der Unmut und das Entsetzen in seinen Augen deutlich erkennbar. Noch immer klammerte Alfred seine Reisetasche an sich, als er gebannt auf den blutenden Soldaten und den bellenden Major starrte. Noch nie hatte Alfred in seinem Leben so viel Blut gesehen.

Obwohl die Tür verschlossen und die Männer aus der Schusslinie waren, traute sich Alfred nicht, aufzustehen, als er auf Händen und Beinen krabbelnd sich in Richtung des verletzten Mannes bewegte. Die offenen Verschlüsse seiner Tasche klackerten metallisch, als er sie hinter sich her zog.

"Ich bin kein Arzt," bedeutete Alfred mit einer strengen Mimik dem preußischen Major, als er neben ihm Platz fand und die Inhalte seiner Tasche preis gab, "aber das könnte ihm helfen."

Schnell und gezielt zog Alfred ein kleines Reagenz aus einem der Fächer seiner Tasche hervor. Das fingerdicke Glas war gefüllt mit einer farblosen, öligen Substanz und zog Schlieren, als Alfred es schüttelte und dem Major überreichte.[1] "Verabreichen Sie es ihm," wies er ihn an, "es wird die Blutung stoppen."

Trotz dem aufkommenden Übelkeit traute sich Alfred erstmals, den getroffenen Soldaten näher anzusehen. Die Kugel hatte ihn im Rücken getroffen und durchdrungen, immerhin befand sie sich nicht als Fremdkörper in seiner Brust. Doch der Schuss traf so nahe am Herzen des Mannes, dass die Blutung von einer Hauptschlagader kommen könnte. Mit trockenem Hals versuchte Alfred zu schlucken, als er wieder seinen Blick abwandte und in seine Tasche griff, doch seine nächsten Worte blieben ihm im Hals stecken.

"Geben Sie es ihm!", krächzte Alfred nur noch mal, als er als nächstes gleich mehrere Fläschchen und Kolben aus ihren Fächern hervorbrachte, die deutlich größer und weitaus mehr gefüllt waren als die dünne Phiole. Mit hochkonzentriertem Blick und schweißgebadet öffnete der Chemiker vorsichtig die Pfropfen und begann, die Inhalte mit improvisierten Methoden in eine kleine Schale zu mischen.[2]
 1. 1 Extrakt (Vorbereitet): Cure Light Wounds; Geheilte TP: 9
 2. 1 Extrakt (Brauen): Cure Serious Wounds; Dauer: 1 min. Sofern in der Zwischenzeit keine Hilfe eintrifft, wird Alfred Stiehle auch das zweite Extrakt geben.
But I have learned to study Nature’s book
And comprehend its pages, and extract
From their deep love a solace for my grief.

 - A Riddle, 1851

Conrad Rosenstock

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Casus Belli
« Antwort #328 am: 04.06.2013, 23:16:54 »
"Herr Professor Mommsen hat schon recht, die werten Herrschaften können sich schon selbst entsprechend vorstellen, wenn sie nicht gerade jemanden mit einer Waffe drohen. Und auch mich freut es Carl wieder einen Kameraden wie dich an meiner Seite zu wissen. Auch wenn Herr Weissdorn sich vielleicht nicht von seiner besten Seite gegenüber dem Reiter gezeigt hat, lege ich ansonsten meine Hand für alle Personen, die bei uns sind ins Feuer. Man kann ihnen vertrauen. Warum wurdest du Carl und der Herr Major des Hauses verwiesen? Ich bin ziemlich überrascht, dass dich tatsächlich der Herzog des Hauses verwiesen hat."

Conrad hatte einen freundlichen Empfang für Carl übrig. Er vertraute ihm eigentlich. Ein Teil seiner inneren Ungläubigkeit kam nur davon, dass er eine scheinbar unbequeme Wahrheit nicht gerne akzeptierte. Innerlich war er deswegen hin- und hergerissen. Mittlerweile entspannte sich Conrad allerdings auch wieder etwas auf die Worte von Herrn Mommsen hin, denn er hatte eigentlich recht. Der Student blickte etwas zur Seite und hoffte, dass Alfred Nobels Behandlung des Soldaten mit Tränken ihm auch wirklich helfen würden. Conrad machte sich so seine Gedanken sollte er den Soldaten, den Samuel kurzzeitig bedroht hat, einholen oder sollte er es lieber lassen? Er setzte sich auf jeden Fall noch nicht in Bewegung. Er sprach nur Samuel Weissdorn noch an: "Herr Weissdorn lassen Sie bitte in Zukunft solche gefährlichen Bedrohungen mit ihrer Waffe bei Personen, die uns gegenüber nicht feindlich gesonnen sind, was auch immer der Grund letztlich für ihre Aktion war. Sie könnten uns bei zukünftigen Verhandlungen eher hinderlich statt nützlich sein. Ein Teil von mir hofft ja immer noch auf ein Missverständnis, obwohl ich Carl eigentlich ansonsten vertraue."

Samuel Weissdorn

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Casus Belli
« Antwort #329 am: 07.06.2013, 00:15:41 »
Samuel wirkte stark, bis der Mann den Raum verlassen hatte. Dann sackte er zusammen, und ließ sich an der Wand nieder. "Wenn das, was er sagt", er sah dabei zu Carl, "richtig ist, dann bringt er vielleicht keine Hilfe, sondern weitere Mörder."

Dann sah er zu dem Soldaten, der sterbend auf dem Boden lag. Es war offensichtlich, dass ihm der Anblick schwer zu schaffen machte. Samuel war bleich geworden, und seine Hände zitterten leicht. Worauf nur hatte er sich hier eingelassen? War er eigentlich verrückt, sich in ein Abenteuer aus politischen Intrigen und mordenden Attentätern zu stürzen?

Als Alfred dem Soldaten das Mittel verabreichte, und dieser sich scheinbar stabilisierte, beruhigte sich auch Samuel etwas. Dennoch schien es dem sonst so gefassten Dozenten nicht besonders gut zu gehen. "Bitte entschuldigen Sie. Ich glaube, ich hatte mich nicht ganz im Griff."

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