Es war beschlossene Sache und der Feind schien sehr, sehr nahe zu sein, so wie Kaspian es bereits andeutete. Jetzt blieb nur noch zu hoffen, dass hier nicht noch mehr untotes Gesindel in den uralten Gemäuern hauste, was ihnen den letzten Wegabschnitt erschweren würde! Sie waren bereit und sie kannten nun auch den Weg, ob sie ihrem Reiseführer allerdings vertrauen konnten, dessen waren sich Einige aus der Gruppe immer noch nicht sicher...
[1]Herr Martains Aufforderung folgend und seiner Waffe nach glitt Kaspian beinahe lautlos, und wie ein Schatten am Rest der Gefährten vorbei und schloss zu Tolkwy und Jask auf, die bereits im Vorraum warteten und sich dort leise flüsternd zu beratschlagen schienen. Doch als sich ihre Gefährten alle wieder bei den Beiden einfanden verstummten sie rasch und zogen ebenfalls ihre Waffen. Halas Martain war kampfesbereit und allen Anscheins nach würden sie nun erneut in den Tempelkomplex vordringen: Tiefer und tiefer in die Dunkelheit, dem Feind entgegen...
Erneut ertönte das missklingende Knarzen der metallischen Angeln in ihren Ohren, als sie die Tür zur Brücke aufdrückten: Ihr magisches Licht erhellte die riesige Säulenhalle nur sehr spärlich in den Höhen und zeigte kaum den steinernen Boden weit unter ihren Füßen. Zuunterst waren noch immer die Leichen und Knochen verstreut, mit denen sie es vorhin noch zu tun gehabt hatten. Dieser Ort war zum Glück kein gandenlos verwirrendes Labyrinth, sondern noch halbwegs übersichtlich. Sie schritten, alle Kaspian nach, die steinerne Brücke entlang...
Auf der gegenüberliegenden Seite angekommen öffneten sie eine zweite Türe und schritten in einen ähnlichen Gang, in dem sie zuvor nach der Quelle der Geräusche und dem Schatten, Kaspian, gesucht hatten: Dieses Mal war das Knirschen und Knarzen wesentlich lauter, aber gleichsam erschien ihnen auch diese Tür leichtgängig, dafür das sie wohl Jahrhunderte nicht genutzt worden war. Es war erst vor Kurzem jemand da gewesen, ob es Kaspian war, oder Ieana? Sie waren auf jedem Fall auf einem Weg, der sie einer Entscheidung näher bringen würde...
Plötzlich allerdings schreckte Kaspian auf, blieb unvermittelt stehen - Halas Martain lief beinahe auf ihn auf und der zuvor Geflohene mahnte zur Vorsicht und ruhte. Er starrte wie gebannt auf den Boden vor sich. Ein feiner Haarriss zog sich vor seinen Füßen durch den steinernen Boden, und auch an den Wänden waren leichte Einkerbungen zu sehen: Eine Falle - vermutlich eine steinerne Grube oder dergleichen!
"Seid wachsam - eine Fallgrube! Ich werde sie auslösen! Dann werden wir sie überwinden können..."Und fürwahr gelang es Kaspian die Fall mechanisch auszulösen und so konnte die Gefährten hinab in einen schwindelnden Schlund aus Stein blicken auf dessen Boden ein verrottendes Skelett lag - dieser Jemand lag hier auf jeden Fall schon länger: Doch er hatte die Falle allen Anscheins nach nicht entdeckt! So gelang es ihnen allen also glücklicherweise die Grube zu überspringen, was nicht weiter schwierig war, knappe drei Meter konnte jeder von ihnen zurücklegen - selbst Simue, körperlich eher schwach gestellt, hatte keine größeren Probleme bei ihren männlichen Begleitern mitzuhalten!
Kaspian hatte die Wahrheit gesprochen - er führte sie und er schützte sie - die Falle war rechtzeitig entdeckt und Schlimmeres so verhindert worden! Sie folgtem dem Gang um eine Biegung und gelangtenerneut vor eine rot schimmernde Bronzetür: Auch diese betastete Kaspian sorgsam und öffnete sie dann mit dem schon gewohnten Quietschen! Ihr kühles, magisches Licht fiel in eine kleine Kammer und Kaspian trat zur Seite, sodass auch der Rest der Gefährten einen Blick in die Kammer werfen konnte...
Sie hatten eine Art Schrein entdeckt: Ein ovales Becken, gefüllt mit etwas, das wie sanft gekräuseltes Blut aussah, bildete das Zentrum des achteckigen Raumes - die Luft war erfüllt von einem metallischen Geruch, der ihre Vermutungen bestärkte. Vier runde Säulen hielten die reichhaltig mit Kreuzstützen und Fugen dekorierte Decke. An den Wänden waren ebenso Einkerbungen vorgenommen worden. Dort sammelten sich ungefähr zehn, gut einen halben Meter durchmessenden, Löcher auf Brusthöhe vor ihnen...
Am gegenüberliegenden Raum lag erneut eine Doppeltüre aus dem rot schimmernden Bronzematerial...