Allein saß Silivros in seinem Zimmer. Gerade noch eben hatte er den Geldverleiher Assat verabschiedet. Was für ein Mann. Genau wegen solcher Leute konnte Silivrios den Goldspires in Athalka nicht ausstehen. Die Priester dort liebten diese erfolgreichen Herren und um weniger wohlhabenden scherten sie sich selten. Nun gut, Assat war wieder abgereist und er hatte sich von Silivros freundlich getrennt. Vielleicht würde sich dieses zufällige Treffen und die kurze Zusammenarbeit noch auszahlen. Wer sollte das schon wissen.
Nun stand Silivros aber vor einem anderen Problem. Der Stadthalter hatte seine Versuche um eine Audienz abgelehnt. Selbst nachdem er von Assat vorgestellt wurde oder vielleicht genau deswegen. Irgendwie verlief dieser Tage nichts so wie es sollte. Das gefiel Silivrios nicht. Da klopfte es an der Tür und der Halbelf wurde aus seinen Gedanken gerissen. Nach einem unfreundlichen
„Ja!“ öffnete der junge Kai die Tür. Vorsichtig begab er sich zu Silivros an das Fenster des Zimmers. Er wagte es kaum aufzuschauen und benahm sich möglichst vorsichtig. Mit zitternder doch deutlich aufgeregter Stimme berichtete der Jung seinem Herrn
„Em em em Meister, ich ich habe gerade...“ Silivros trat näher an den Jungen heran, der sofort zurück springen wollte. Doch da hatte der Halbelf schon seine Schulter gepackt.
„Stottere nicht wie ein Idiot. Außer du willst mir etwas unwichtiges berichten. Wenn ja bist du wirklich einer.“ Der Junge schluckte. Mit seinen braunen Augen blickte er Silivros an. Nervös kaute er auf der Unterlippe bevor er weiter sprach.
„Herr, ich habe den Stadthalter gesehen. Er er hat die Stadt verlassen, kurz nachdem Assat die Stadt verlassen hatte. Ein paar Wachen, einer hieß Edwin glaube ich, hatten über die Abreise geredet. Er er ist in den Wald und will zu den Elfen. Die Wachen meinten etwas von letzter Hilfe oder so. Ist das eine gute Nachricht? Hab ich es gut gemacht Herr?“ Der Junge blickte ängstlich und doch auch erwartungsvoll zu Silivros auf. Dieser brauchte jedoch einen Moment um das gerade gehörte zu verarbeiten. Langsam hob Silivros die Hand von der Schulter des Jungen. Als er dann die Hand auf den Kopf von Kai legte, zuckte der Junge wieder, doch als dieser merkte das Silivros seinen Kopf streichelte, leuchteten seine Augen regelrecht auf.
„Ja das hast du gut gemacht mein Kleiner. Nimm dir etwas Obst von meinem Teller und verschwinde.“ Kai nickte wild und eilte an Silivros Nachttisch. Er nahm sich eine Weinrebe und ein paar Äpfeln, dann danke er seinem Herrn und verschwand wieder.
Tatsächlich war diese Information wirklich wichtig. Doch war sie nicht gerade eine Gute. Wenn es der alte Fürst schaffte die Elfen zu überzeugen Brost zu helfen, dann würde es Silivros schwer haben seine Pläne durchzusetzen. Denn Brost war neben Imnescar einer der wichtigsten Angelpunkte in seinem Plan. Wieder am Fenster stehend, blickte Silivros hinaus. Es gab nun einiges zu erledigen.
Einige Tage nachdem der Stadthalter Brost verlassen hatte, erreichte ein Reiter in grauer Lederüstung, mit grüner Gugel Imnescar. Nicht nur sein Pferd sah vollkommen erschöpft aus. Er selbst schien auch viel von sich gefordert zu haben. Doch anstelle ein Wirtshaus aufzusuchen führte er sein Pferd direkt zum Anwesen des Anführers von Imnescar. Der Anführer, ein braungebrannter Mann mittleren Alters, verabschiedete gerade einige Gesandte der Karawanengilde, als der Reiter ankam. Fragend blickte er zum Mann und wollte schon die Wachen rufen, doch als der Mann ein Sigel aus zwei Ringen vor zeigte, bot er ihm an in das Haus zu kommen und ließ sein Pferd versorgen.
„Seit ihr nicht einer der Diener von Herrn Silivros?“ fragte der Anführer, nachdem er sich so bald wie möglich zum nicht nur nach menschlichen Schweiß stinkenden Mann gesellt hatte.
„Ja Herr Geras. Mein Name ist Duran. Em, mein Herr schickt mich mit einer Bitte her.“ Duran wischte sich über die Stirn. Er war vollkommen erschöpft. Seitdem er Brost verlassen hatte, hatte er nur zum Wasser trinken und Wasser lassen angehalten. Am liebsten wäre er sofort in ein Bett gefallen, doch zuerst mußte er Silivros Auftrag erledigen.
„Ihr seit erschöpft, doch sagt was der gute Silivrios möchte. So es in meiner Macht steht werde ich mein möglichstes tun. Da nach könnt ihr ein Bad nehmen und euch ausruhen.“ Duran nickte.
„Gut Herr, danke Herr.“ sagte er knapp. Wirklich viel reden wollte er nicht, denn das reden war nicht so seine Sache.
„Mein Herr, em wie sagte er? Er bitte im Namen der Nebelwanderer um Korn für das Volk von Brost.“ Duran nahm einen kleinen Beutel unter seiner ledernen Rüstung hervor.
„Das soll ich euch geben.“ sprach er und reichte Geras den klammen Beutel. Dieser, der einiges gewohnt war und eher zu den moderaten Adligen gehörte, nahm den Beutel entgegen und blickte hinein.
„Ein paar Goldmünzen und Rubine. Mh, ich Verstehe. Gut ich werde den Wunsch deines Herrn erfüllen.“ Wieder nickte Duran
„Es gäbe da noch etwas. Ich soll meinem Herrn Bescheid geben, ob ihr ihm helft oder nicht. Daher brauche ich Morgen ein gutes Pferd. Macht ihr das auch?“ Geras lächelte freundlich.
„Guter Duran, ruht euch aus. Ich werde sofort einen Boten los senden der Silivros informiert, dass wir Proviant schicken und in vier Tagen, bei ihnen sind.“[1]Ungeduldig wartete Silivros am Stadttor von Brost. Der Tag neigte sich seinem Ende zu und von den Waren aus Imnescar war noch nichts zu sehen. In der Zwischenzeit hatte er es geschafft die Halbelfen der Stadt und einige andere davon zu überzeugen, dass ein Herbstfest abgehalten werden sollte. Es sollte ein Zeichen der Dankbarkeit aber auch der Stärke Brost sein. Etwas was allen Bewohnern der Stadt Mut geben sollte. Dafür hatte er neben den Sachen aus Imnescar noch Wein, Bier und Fleisch von den wenigen Händlern aufgekauft. Zusammen würden die Sachen Brost sicher helfen und den Bewohnern Mut geben. Doch das wichtigste waren noch immer die Sachen aus Imnescar. Als er es nicht mehr aushalten konnte, ließ er sich ein Pferd geben und Ritt zusammen mit Assain los.
Nach einigen Stunden drang Kampflärm an die beiden Reiter. Als sie die Quelle des Lärms erreicht hatten, mußten sie sehen wie Duran und einige wenige Wachen aus Imnescar von Goblins angegriffen wurden. Sofort stürmten Silivrios und seine weibliche Wache in das Kampfgetümmel. Kurz da nach war der letzte Goblin tot. Silivrios hatte es vermieden seine Magie zu benutzen, doch reichten die Hufe seines Pferdes für diese kleinen Goblins aus. Duran und die anderen Wachen waren vollkommen erledigt und hatten einige Wunden. Schnell wurden diese Wunden versorgt und es konnte weiter gehen. Leider hatten die Goblins einige Säcke an Getreide erbeuten können bevor Silivros eingetroffen war, doch das Wichtigste war, dass der größte Teil kurz vor Mitternacht in Brost ankam.
[2] Doch stand das Herbstfest auf der Kippe. Einige Bürger von Brost wollten es nicht feiern, im Angesicht der Überfalls der Goblins. Nur durch Silivros Worte und die Tatsache, dass schon alles vorbereitet war, wurde das Fest am nächsten Tag doch abgehalten.
Auch am Abend des Herbstfestes hatte Edwin wieder eine Zusatzschicht übernommen. Für ihn war es wichtiger seine Familie durch zu bringen, als zu Feiern wie die Anderen. Leider hatte sich der Mensch, der um die 25 Sommer gesehen hatte, in den letzten Tagen ziemlich verausgabt. Und dies sah man ihm an. Denn unter seinen Augen zeigten sich tief schwarze Augenringe ab.
Wenigstens war es heute am Festabend einfacher diesen Silivrios zu beobachten. Edwin brauchte sich nicht wirklich verstecken, dies hätte auch nicht viel gebracht. Denn überall waren Menschen und Halbelfen und sogar ein paar Elfen aus dem Wald. Die Elfen waren einen Tag vor dem Getreide angekommen und wohl auf den Befehl von Firefox hier her gereist. Er und einige Wachen interpretierten die Anwesenheit der Elfen als gutes Zeichen. Der alte Fürst hatte es wohl geschafft. Jedoch waren es nur Vermutungen und die Pessimistischen glaubten eher es seinen Spione.
Aber diese Elfen waren ja nicht sein Ziel. Soweit er es beurteilen konnte, hatte sich Silivros in der Abwesenheit von Hasamud weitere Freunde in der Stadt gemacht. Wäre nicht die Sache mit den Goblinangriff gewesen, wären es heute Abend noch mehr. Besonders dieser Duran hätte einiges dazu beigetragen. Wie Edwin diesen Waldläufer beneidete. Er hatte zwar nicht so gute Rüstungen wie die Wachen des Geldverleihers aber dafür sahen ihn viele wie einen Held an. In Gedanken dachte Edwin darüber nach wie es sei Duran zu sein. Welche Abenteuer und Schätze er wohl finden würde. So war es nicht verwunderlich, dass er ziemlich erschrocken war, als Duran vor ihm Stand. Der Waldläufer hatte einen Verband am Kopf und am rechten Oberarm, was vom Kampf gegen die Goblins zeugte.
„Hey du, das ist ein Festtag. Nichts zum Trübsal blasen oder was immer du Grad machst. Nimm das.“ sagte Duran und drückte dem immer noch verdattert drein blickenden Edwin einen großen Krug mit Bier in die Hand.
„Komm, auf das Fest. Auf den Tag. Auf Brost!“ Edwin blickte von Duran zum Krug und zurück. Was sollte er machen? Er war im Dienst und doch konnte er es nicht sagen ohne sich als Spion zu verraten.
„Em danke.“ sagte er und nahm einen möglichst kleinen Schluck Bier. Danach wollte er den Krug zurück reichen doch Duran klopfte ihn wie einen Freund auf die Schulter.
„Wie ein Weib. Das kannst doch besser.“ dann leuchtet der Platz hinter Duran auf. Flammen loderten in den Nachthimmel. Duran und Edwin sahen in die Richtung der Flammen.
„Oh, die Strohpuppen brennen schon.“ Nun nahm Edwin doch einen tiefen Schluck aus dem Krug. Seine Schicht war fast zu Ende, das zeigten ihm die Flammen. Das verbrennen von Strohpuppen war der Höhepunkt vieler Herbstfeste und gleichzeitig auch das Ende für die meisten Besucher. Also, so dachte Edwin, könnte er nun doch etwas feiern.
Nach dem kräftigen Schluck lachte Duran auf. Zusammen leerten die beiden Männer den großen Krug mehrmals. Edwin nutzte die Chance und fragte Duran nach Abenteuern, Reichtümern und anderen Dingen aus und dieser beantwortet seine Fragen freigiebig. Doch irgendwann stieg Edwin das Bier zum Kopf.
„Eyjeje, das hört sich alles so gut an. Wie ich dich beneide. Du bist frei und kannst deine Familie versorgen. Hast überhaupt ein Weib? Sicher hast eines, die Mädels fliegen doch auf dich.“ deutlich hörte man Edwin den Alkohol an. Auch konnte er nicht mehr gerade laufen. So mußte ihn Duran stützen.
„Sobald ich mehr Geld hab verschwinde ich aus diesem Kaff. Ich will ein gutes Leben für meine Frau und nicht das sie hier an Hunger stirbt oder von Orgs gefressen wird.“ „Du bist ein guter Mann. Vielleicht kann ich bei Silivros ein gutes Wort für dich einlegen.“ erwiderte Duran mit deutlich klarerer Stimme.
„Ja mach das. Dein Herr ist zwar ein halbes Spitzohr aber wenigstens...“ da rempelten die Beide jemanden an. Bestimmt war es ein anderer besoffener, so pöbelte Edwin gleich unfreundlich los.
„Volldepp, pass auf wo du langläufst oder ich...“ Er stockte in seinen Worten als er sah wen er angerempelt hatte. Es war einer der Elfen aus dem Wald. Angewidert und sichtlich unerfreut sah er zu Edwin und Duran.
„Wie meintet ihr? Ein Halbelf ist nicht so wie was und was mögt ihr mit mir tun?“ fragte der Elf kühl und mit einer gewissen Stränge in der Stimme. Schließlich war er als Bruder von Firefox mehr Hochachtung gewohnt.
„Ehhh.“ stammelte Edwin als Duran lallend antwortet.
„Wieeen Spitzohr.“ Duran lachte auf.
„Ein Spitzohr das zu wenig gesoffen hat.“ Zuerst nickte Edwin in seinem Suff, dann schüttelte er den Kopf und zur Körnung des ganzen wurde ihm sogar davon noch übel. Als er sich schnell umdrehen wollte, hielt ihn Duran fest.
„Was is...“ konnte Duran noch sagen da kam der Stadtwache schon der Mageninhalt aus dem Mund geschossen. Der Elf weitete die Augen und versuchte auszuweichen. Doch zu spät. Edwin erwischte ihn. Bleich stand der Mensch vor dem Elfen. Dieser griff nach seinem Schwert. Und holte aus. Das wars also dachte Edwin.
„Haltet ein.“ rief eine helle Stimme. Es war Silivros der zu ihnen gelaufen kam
„Werter Linrusc, haltet ein.“ und tatsächlich hielt der Elf ein.
„Es sind Menschen bitte entschuldigt es. Sie haben lange, zu lange gefeiert. Bitte verzeiht ihnen. Sie werden gestraft, das verspreche ich doch vergeißt bitte kein Blut am heutigen Festtag.“ Silivros stellte sich dicht neben Duran und Edwin und sah Linrusc eindringlich an. Dieser verzog das Gesicht.
„Gut, ihr habt recht. Ich werde meine edle Klinge nicht mit dem Blut dieser dreckigen Menschen tränken. Sie sind ihrer nicht würdig. Doch hat es Konsequenzen. Ich und meine Männer verlassen Brost. Sofort!“ Silivros verneigte sich.
„Habt vielen Dank. Bitte entschuldigt vielmals.“ Der Elf schnauft hochnäsig und wendete sich ab. Kurz darauf hatte er mit den anderen Elfen die Stadt verlassen.
[3] Tief atmete Silivros aus. Er befahl Duran Edwin nach Hause zu bringen und sich dann bei ihm zu melden. Die ganze Zeit stammelte die arme Wache etwas von
„Was habe ich getan.“ und bei seiner Frau angekommen, viel er in einen tiefen rastlosen Schlaf. Wie befohlen meldete sich Duran danach bei Silivros. Dieser saß auf seinem Bett und erwartete den Waldläufer. Das Gespräch viel aber sehr kurz aus. Duran verbeugte sich vor Silivros und der Halbelf sagte nur.
„Gut gemacht. Gehe dich ausnüchtern.“ Duran nickte und verließ das Zimmer.